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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0931

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——














4* ragtig wit Audnadme
m“mßagß mig Unterbaltungsbeilage,

S den


8**

für Stadt



Kngeiges Siatt für bie Amt&bezirie Heidelberg
Kabenburg, Meinbeim, Samegingen, Phwippsburg,
Wieslo, Bınfal, Dreiten, Nefargemühnd, Mosbac
Lrechech Önchen Walbkın,Z.-Bi . ‘8h., Werkheimse,
















Verantwortlicher Redakteur:

8* SIulius Feder in Heidelberg.

|

Selelberg, Möttwod, den

Deue Berlag a Erpedikion von Gebr. Huber
® Sebdaberg, Ztwingerüreake 7,

28. Sabeg.













Beſtellungen
ä „Pfälzer Boten“ werden fortwährend bei
—4— Poſtanſtalten, bei unſeren Traͤgerinnen
1 in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
@Be 7, entgegengenommen.
Verlag des „Ffälzer Rote.“

Ü \ * 5

Auf den




it Enthüllung des Hofer-Denkmales-

mit pät, ſehr fpät, zumal für eine Zeit, in der man
* entmälern ſehr freigebig iſt und ſogar Revolu-
M e Mmitrdig erachtet, in Erz und Stein zu ver-
; 9eN, ift einem nationalen Helden und großen Pa-
2 der jein Leben ließ für Kaiſer und Baterland


4—



aller
Wunent ge

Woceioſſen und der Chrung für den gtoßen

— eas Hofer, der Held von Paſſeier, der
n rene, für Kirche und Vaterland begeiſterte Volks-

60 Landesvertheidiger, hätte es verdient, daß

Zeiten prangen wird,


ſind über die Löſung dieſer ehrenvollen Aufgabe die
Stimmen ſehr getheilt, aber dieſe Erwägungen drängen
ſich zurück gegenüber der Thatſache, daß Tirol nun-
mehr die Dankesſchuld gegen ſeinen größten Helden
und leuchtendes Vorbild wahrer Vaterlaudsliebe und
Kaiſertreue abgetragen hat, und ein weithin ſichtbares
Denkmal ſeines edlen Sohnes beſitzt. Wir begreifen
den Zubel, der die Theilnehmer der Enthuͤllaugsfeier
beſeelte, und wir nehmen innigen Antheil an der
gerechten Freude Tirols über dieſes durch die Gegen-
wart des Monarchen verſchönerte Jubelfeſt, das ſich

ging mit aller Conſequenz und Geradheit ſeinen Weg.
Wäre Andreas Hofer aus dem weichen Holze geſchnißzt
wie ſo manche andere Politiker und jogenannte Voͤlls-
vertreter, es wäre niemalS zu einer Erhebung des
Volkes gekommen, Bayern und Franzojen daͤticn
ſchalten und walten können wie ſie wollten, und Tirol
würde das Joch der Fremdherrſchaft nicht abgeſchuͤtelt



den nationalen Helden geſtallet hat. Gewiß hat
manches Herz höher geſchlagen, als die Hülle vom
Denkmale fiel und die Geftalt des ſchlichten Sand-



ein ganzer Mann und ein Charakter in jeder Be-
ziehung, der ſich nicht locken ließ durch Gold!u. Gunſt,
dem die Freiheit des Vaterlandes höher ſtand als
Judaslohn und der das einmal Begonnene auch mit
aller Conſequenz durchführte, mochte es ihm auch
Können wir



Tirols hochhielt und mit ſeinem Blute die Treue
gegen Kaiſer und Reich beſiegelte. Es traͤten die
alten Eriunerungen vor das geiſtige Auge und mit
berechtigtem Stolze blickten die Tiroler Schützen zum
Standbilde ihres einſtigen Führers im heißen Kampfe
um des Landes Freiheit empor. Gar mancher aber



elein an einer hiſibriſch bedeutſamen Stätte
npfens und Ringens für die Unabhaͤngig-
nt geſetzt worden wäre. Nun iſt es
IM geichehen, 83 Fahre-nach feinem Tode,
8 September d. F iſt das Denkmal am Berge
en

Ieftä Dr in feierlicher Weiſe in Gegenwart Sr. Ma-

8 CS Raijer8 und zahlreicher Repräfentanten des
* &r Volfes zur Enthühung gelangt. Wohl hat
8 Monument vom fünftlerijchen. und aͤfthetiſchen
iufin“bpunfte manche Anfechtung erlitten, die Auf-
— des Künſtlers gefaͤllt nicht Jedermann. Die
b uglität Andreas Hofers ift nicht {o wiederge-
%atetn')!me ſie ſein ſollte, man glaubt eher in der
* “ |Gen Koloffalfigur einen Brigantenchef zu er-
mm‘?“‚ der mit theaͤttaliſcher Attitude daz Banner
ä emäf‚ As den frommen, chriſtlich ergebenen, bei
Öliege Deldenfinne doch ftetz einfad) und IOhlicht ges
fgn en Voitemann. Es iſt auch vielfach darüber

4* m erflärten Confeſſionsloſen die Aufgabe
— zu modellieren, und e8



ſchen einſt und jetzt und wünfchen, daß der Geiſt
kerniger Entſchiedenheit Andreas Hofers auch ſeine
Epigone erfülle, und wahrlich dieſer Wunſch haͤt ſeine
guten Gründe. *
Andreas Hofer war ein Mann von echter Alt-
tiroler⸗Art, kindlich fromm und gläubig, ſeiner Kirche


des Roſenkranzes und fehlte nicht am Tiſch des Herrn
aber er hat nicht bloß gebetet, ſondern auch, wenn
es galt, das Schwert zu ziehen für das Vaterland
und ſeinen Kaiſer, mit Muth und Energie gekämpft.
Er war kein Freund der Bücklinge, er anticham-
brierte nicht in den Vorzimmern der Excellenzen und
Miniſter, er war kein Streber und Haſcher nach der
Gunſt der Hohen und nach äußeren Ehren, ſondern
er war und blieb ein eſchter Volksmann im
Kampfe wie nach dem Siege, an dem ſich gar manche
unſerer heutigen ſogenannten Volksveriretef und Re-
präſentanten der öffentlichen Meinung ein Beiſpiel
uehmen könnten. Lindreas Hofer waͤr auch kein



gegen die fremden Bedrücker in dieſer oder jener




heldenmüthige, Vertheidiger der Volksrechte hoffen?

Das Bergland Tirol birgt noch viele brave Söhne
in ſich, die den Geiſt der Entſchiedenheit und Unab-
hängigkeit bewahrten und die Hofer'ſchen Traditionen
hochhalten. Dieſe Männer haben auf politiſchem
Lebiete ernſt und hart gefämpft, ſie geben Teine
Principien preis und weichen dein Liberalismus nicht
num einen Zoll Welche ſchwere Kaͤmpfe hat Tirol
um die chriſtliche Schule gekämpft, welch' zäher Wider-
ſtand wurde gegen Inſtitutiouen des Liberalismus
geleiftet. . Aber es hat guch ſehr weiche Politiker im
Lande gegeben, das Hoftheologenthum iſt nicht aus-
geftorben, der Hauch des Taaffeanismus hat lah-
mend auf die katholiſche Thatkraft gewirtt und die
einſt berühmte Tiroler Entſchiedenheit hat bedenklich
nachgelaſſen. Möchte heute Andreas Hoͤfer aus feiner
Eruft aufftehen und auf ſein Land heruiederblicken
e3 würde ihm viel, viel nicht gefallen. Die Tiroler
Eigenart beginnt zu ſchwinden der Liberalismus hat
zerſetzend gewirkt, die Sozialdemokratie niſtet fich in
dem einſt durch und durch ſchwarzgelben und {tocka
katholiſchen Lande ein und die berufenen Vertheidiger
der alten Tiroler Traduionen ſind vielfach mätt und
läſſig geyorden ſie blicken mehr nach oben als nach
unten, ihr Rückgrat iſt biegjam geworden und es gilt
ihnen die Gunſt der Machlhaber mehr als die Brin-
zipien, denen Tirol feine einſtige Kraͤft und Blüthe
zu verdanken hat. Da möchte man wünſchen e8
fäme ein Andreas Hofer wieder mit ſeiner Ehrlichkeit,
ſchlichten Geradheit und Prinzipientreue, ein Mann,
der den offenen Kampf mit dem Gegner nicht fürchtet
und der jein Herzblut dahingibt für ſeines Voͤltes
Wohl. Der Vunſch wird nicht leicht ſich realifieren,
aber im Angeſichte ſeines Denkmaͤles follte man









Treuer Liebe John.
Roman von Rofen
(Nachdrud verb.)

Hottfried €3 war das Schickfal oder
die Giralda nach Schloß Trewor führte,
wird anch unſer Kind ferner leiten und
Wiederherſtellung des
ſind nun laͤnge genug
endlich zeigt fich feſtes

nächften Morgen wurden dann die Briefe an
geſchrieben und der Juchtenlederkoffer an ſie ad-

x HC 1

or
4 Sorjehung
en or N0 Tie zum Werkzeug der
* nnne machen. Wir
Xand« “ tiefen Waffer gewatet,

4
Biralda
SE LE

— Tage veraingen in Birkenhain in ruhiger Hei-

Schon DE — *
Tmmenjege og "ierie. „der ” Dritte Awend dee krtberen Bu

Branı > Seuer prafjelte Iuftig im Kamin, die Lampen
— Mufif und Leichtes Geplauder Beiügelten die
Die ;

Un Dorhänge waren nicht zugezogen. Der Schatten

fürbf,be‘f Abarichtoffenheit, in dem das LCandhaus Iag und

ſolch! 4* Lauſcher faſt unzugänglich machte, ließ eine
überflüſſig erſcheinen!

und iraulich e hier ijf”, fagte die

Blic. — on einem Schauer durchriefelt, mit {chmerzlichem

als ße„"-u“b dennoch iit mir hHeute 10 nderbar zu Muthe,

Iehen icte Hc Unheil vor. Sollte Giralda etwas ge-
©M ſein?“ ;

Un * bift nervös erwiderte der Gatte zärtlich. Aber

u„fiä‚[}u@gägb„sgeiorgmg ift anitecend. Auch ıc fühle mich
* 74

lebeetreens Ropf an ſein Herz bettend, blickte er ihr

8 in die {trahlenden Augen.

ien Moment jtand Ormond dicht unter dem

e yorn 4 Deobachtete dann Die verjammelte Familie,

m%e m @Cf)[age geiroffen, taumelte er zurüd. Die Frau

© wahnfinnig. geliebt, die er falt und Herzlo3 ge-



glaubt, lehnte hingebend und zaͤrtlich am Halſe ihres
atten.

Und jener Mann, war er denn wirklich Gottfried
Trewor?

„Hann die Zeit den lachenden Knaben,
ihmächtige Geſtalt, das goldige Haar und das milchweiße
Leſicht ſo merkmürdig umgewandelt Haben ?“ {ragte {ich
Ormond. „Nein, diefer Atattliche, Jonnengebräunte, {chmwarz-
bärtige Mannn iſt mein Vetter nicht. Wie Beatrice ihn
fiebt,. wie zärtlich ſie ihn anblidt. Ich wollte, ich fönnte
Jeine Stimme hören. Der ältere Anabe i{t Beatricens
Cbherbild. Wenn der ſchwarzhaatige Graf wirklich Gott-
jried ılt, J0 iit jener [hwarzäugige Anabe Dder fünftige
Marquis von Frewor. Der fNeine mit den blauen Augen
ſieht aus, wie Gottfried als Knabe ausgefehen.“

Der Lauſcher drückte dann ſein Geficht dicht an die
Scheiben.

die zarte

Beatrice blickte nuch dem Fenſter ſprang auf u. ſtieß
einen gellenden Schrei aus.
„Sie hat mich bemerkt,“ murmelte Ormond „Setzt

darf ich nicht mehr zögern. Ich muß ihn faffen, ehe er
Zeit gewinnt, zu entſchlüpfen?

Er lief an die Eingangsthür und zog heftig an der
Glocke.

Varie FIleck öffnete vorfichtig, aber er ſchoh ſie mit
Hewalt zur Seite und ftürmte mit der Gewalt eines
Wirbelwindes in das Wohnzimmer.

30, Rapitel,
EinFreundin der Noth,


Boot Giralda’s Gefängnik immer näher. Er {hrach nicht,
er Jah nur mit fdharfem Blif zu ihr Hinauf, um ſich zu
vergewifjern, daß jeine Bewegungen nicht von feindlichen


unter, Endlich vernahm ſie ein leiſes kratzendes Geräufch,
als ob_das Boot den Felſen berührt hHätte.

‚ „Sr ijt gelandet!” murmelte fie. „Ach, iſt das nicht
jein Schritt? DOder ſind es nur die Welien, die an dem
Felſen brehen? MNein, nein, er iſt e8! Sr il e8 !”

Sie lauſchte noch angelirengter. Die Schritte tönten
beutlicher zu i9r hinauf.. Der junge Mann mußte den
Hipfel des Felſens ſchon erreicht hHaben. Wieder winkte
Siralda durdH vas Gitter, um ihn zu ihrem Feniter hin-
zuleiten, Eine kurze ©tille folate. (ine Leiter, die Lord
®rosvenor im Sarten gefunden hHatte, wurde vorfichtig an
die Wauer gelehnt. Das Herz der armen Giralda drohte


Das Helicht ihHres Retters vom Morgen zeigte ſich vor
dem vergitterten Fenfter. „®iralda,“ flüſterte er. „SFräu-
lein Arevalo !” 7

Siralda reckte ihm lachend und weinend beide Hände
durch das Oitter entgegen. „SKa, ih bin es, Mylord,
ſchluchzte jie. Retten Sie mich, v, retten Sie nrich.“

„Sie find von dieſem AMugenbli an in Sicherheit,
gnädiges Sräunlein,” jagie er mit einer Zärtlıchfeit, Ddie
ein heißes Erröthen auf Giraldas Wangen rief und ihr
Herz mit einem ihr ganz neuen jeltjamen Glückogefuht
Ddurchbebte, „Sind Sie hier eine Gefangene?“

‚.08a ja Diylord. Meine Thüre ift verſchloſſen und
die Fenſtern find vergittert, Ddie Leute im Haufe meine

Heinde.“
„ „SOre Feinde! Wie iſt e8 möglih, daß ein Weſe
} Feinde befibt,“ waͤr Grosvenors leidenſchaftlichn
Autwort.


„3O_jah dieſe Menſchen heut Abend zum erſten Male
Kennen Sie Lord Ormond, den Neffen des Marquis von


Dem Namen nach.“

„Sr bat mich am Nachmittag ſeine Frau zu werden,
ich wies ihn zurück und am AWbend ließ?? mich über-
fallen und hierherbringen, wo ich ſo lange als eine Ge-
444 feſtaehalten werden foll, vis ich meinen Satihluß ”
ändere.

Kortſegung folgt.)


 
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