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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0743

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Elcheint tägliq mit Ansnahme. der Gonzes unbd Feiertage
Samftags mit Unterhaltungsbeilage, Preis vierteljährlih
3l 1.20 obne Zrägerlobn ı. Boßoufidhlag. Befelungen
bei den Boftanfalten . bei ber Erpebition Zwingerfiraße 7,

6



für Blallt — —



Knzeige-Glatt fir bie Mıntsbezirke Heidelberg,
£abenburg, Weinheim, Schwebingen, Vhilippabura,
Mieslodh, Gruchfal, Bretten, Nedargemünn, Mosbach
Ederdach Buchen/ Walldärn,T.-Br. : H,, Wertheimse,



























. 10 ] anl Seidelberg, Dienliag, den 6 Yuguft 1808 ——⏑⏑ Ouber JO —









Beſtellungen
auf den Pfälzer Boten werden fortwährend bei
ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen


ſtraße 7, entgegengenommen.
Verlag des „Pfälzer Bote.°

* liuei über den Militarismus

ertönen jetzt ſelbſt von -nationalliberaler
Seite! Febt nachdem die „braven? Nationalliberalen
dem Militarismus Alles, was er zur Zeit verlangte,
hedingungslos bewilligtund zugleich die
Grundlage zu weiteren Forderungen gegeben
haben, — jetzt beginnt den Leulen das Gewiſſen zu
ſchlagen Soicher Reueanfall und politiſcher, Treppeu-
witz kommt freilich zu ſpät, aber für uns iſt es ja
immerhin eine amufante Abwechſelung, die Beſchwerden
der böſen „Demokraten“ in dem „würdigen? Berliner
Organ der Nationalliberalen zu lejen, Da iſt Alles
recht hübſch zuſammengeſtellt: die Unfehlbarkeit, welche
die „militäriſchen Autoritäten beanſpruchen; — die
ſteten militäriſchen Schauſtellungen; — das Aufgebot
militäriſchen Gepränges bei dazu nicht geeigneten
Gelegenheiten, wie bei der Einweihung von Kirchen;








— Die Abweiſung der VWünſche des Reichstags be-
treffs der Mandver; — die Verſagung der Keform
des Militärfirafprozeffes und der Sicherung
des Publikums gegen die Wachtpoftengewehre ; —
ein Auftreten von Heeresangehörigen, das die Anſicht
bekundet, das Heer ſei um ſeiner felbſt willen da und
ſtehe über dem Nährſtand; — die Neigung im Be-
amtenthum, namentlich dem jüngeren, ſich
auß erhalb des Volkes oder über dasſelbe zu
ſtellen; — die Unteroffiziermanieren ſo vieler aus den


— ddie Bevorzugung der Militäruniformen
ſeitens bürgerlicher Beamten bei eivilen Feſten, —
Alles das wird da in dem nationalliberalen Blatte
hübſch ſummirt. Auch auf die „thörichte ſoziale
Ueberhebung“, über welche jetzt in Württemberg ge-


Militarismus hin und ſtellt auf Grund des langen



{

Sündenregiſters fejt, „Daß in weiten Kreiſen der Be-
völkerung eine tiefgehende Berſtimmung
beſteht, und daß thHatjäcdhlich im Militarismus
ein Geiſt iſt, gegen welchen ſich in erſter Linie ſelbſt
bei vielen unſerer politiſchen Freunde — eine gewiſſe
paſſive (!) Oppoſition entwickelt hat.“

Der Ausdruck „paſſibe Oppoſition“ iſt unüber-
trefflich. Ja, es gibt noch naͤtibnalliberale Staats-
bürger, die ein Gefühl für die unwürdige
Rolle haben, die der mühſelige und beladene
Nährſtand gegenüber dem üppigen Zehr-
ſt and ſpielt. Aber es bleibt bei der Fauſt in der
Taſche. Deun in der „Oppofition“ bringen es dieſe
Mannesſeelen nicht weiter als zur Pa ſſ ivität,
zum Du lden, das ſich höchſtens dann, wenn der


Worten Luft macht. Soeben haben ſie die Zahl der
Landeskinder, die unter der mititäriſchen Straͤfprozeß-
ordnung ſtehen, um 70, 000 vermehrt und die Heran-
ziehung von mehr als 10,000 neuen Militäran:
wärter n ermöglicht; aber ſie haben nicht gewagt,
vor der Bewilligung ernſte Reformwünſche auszu-
ſprechen, von „Bedingungen“ gar nicht zu reden!
Die Beſchränkung der militäriſchen Schauſpielereien
wäre auch eine berechtigte „Kompenfation“ geweſen,
denn die kürzere Dienſtzeit fordert die Konzentration
aller Kraft und Zeit auf die methodiſche Ausbildung;
aber ſo etwas erwähnt man höchſtens in einem
verſpäteten Zeitungsartikel, der nicht ſonderlich „ver-


Ja, ſagt der Nationalliberale mit der nachträglichen
Feder⸗ Tapferfeit“, wir durften ja vorher nicht
lo8legen, um nicht die Annghme der Vorlage zu ge-
fährden!! Eine hohle Ausreden Wenn Ddie
Nationalliberalen von vorn herein erklärt hätten, ſie
fönnten die Heeresvergrößerung nur im Falle gewiſſer
Reformen bewilligen, ſo wäre die Regierung vielleicht
zu Zugeſtändniſſen veranlaßt worden, die noch manche
ſchwankende Stimme auf die Vewilligungsſeite gezogen
hätten. Wir ſagen „Vielleicht“, weil die Wirkuͤng nur
in dem zweifelhaͤften Fall eingetreten wäre, daß die
Regierung an die Feftigkeit der Nationalliberalen ge-
glaubt hätte. Eine entſchloffene und wider:
ſtand zfähige Partei hätte in der Stellung, die
die den Nationalliberalen zugefallen war, Bedeutendes
erreichen fönnen.

Das Centrum u. die freiſinnige Volks-
partei Ionnten leider dieſe Art von Reformer-


ihnen nicht geſtattete, auch bei der größten fonftigen



Nachgiebigkeit der Regierung die übermäßigen un-
ſchädlichen Mehrfordelungen zu bewilligen. Wer
von dieſer Seite ein Wort gegen den „Militarismus“
ſagte, wurde ſofort als Demokrat, Partikulariſt, als
Koͤnigsfeind und Landesverräther verſchrieen und abd
gefangelt !! Wenn nun die Nationallib:ralen nicht
Rückgrat genug hatten, um ihre „paffive Oppofition“
im guͤnſtigen Moment aktiv werden zu laͤffen ſo
hätten fie ſich wenigſtens an dieſer abſcheulichen Hetze
gegen die folgerichtigen Geguer des Militarismus nicht
zu betheiligen brauchen. Aber das haben fie mit
einem Eifer und Behagen gethan, dem man nichtden
mindeften Zweifel an den ailein feligmachenden f
Militarismus anmerkte. ;

Nach dieſen Erfahrungen fällt e& uns nicht ein,
auf eine künftige Hülfe der Nationalliberalen gegen
den Militarismus zu rechnen. Auf den effektyollen
Heitungsartifel folgt vielleicht noch eine „volfsthüm-
liche! Rede, wenn fie gerade Nichts ſchaͤden! kann;
aber im entſcheidenden Augenblick wird es bhei Der
Paſſipitaͤt bleiben. Denn wo bliehen ſonſt die
nafionaltiberalen Mandate? Wir haben
e8 ja ſoeben geſehen, daß dieſe „Herrliche“ Partei
lich nicht anders zu behaͤupten vermag, als dadurch
daß ſie dem „theoretifjch“ bekampften Militarismus
und dem Agrarierthum ſich in die offenen Arme
wirft, um die Unterſtützung des Regierungs-
einftuſſes und der „Konfervativen“ Bei: und
Mitlaufer ſich zu verdienen. Darum wird e8 für
die Bekämpfung des Militarismus am vortheilhafteſten
ſein, wenn die nationalliberalen Schilfirohre aus
dem Rarlament ganz verſchwind en undfich
nur in der Pref{je an der, NReformarheit“ hetheiligen
fönnen. Vielleicht kommen dann die ſchätzbaren
Kritiker des Militarismus etwas früher an — „ſo
lange e8 noch Tag ift.“ Der jetzige Artikel klingt wie
eine Marſeillaiſe im Munde von entwaffneten G e
fangenen.



Deutſches Reich.

* Berlin, 6. Aug. Auf der Miniſterkonferenz
in Frankfurt a. M, werden, wie nunmehr aus
einer in der „Nordd. Allg Ztg.“ veröffentlichten Liſte
hervorgeht, ſammtliche Bündesftaaten durch die Leiter
ihrer Finanzen vertreten fein. Die Konferenz wird
nicht auseinandergehen, ohne ſich über die fogenannte
Reichsſteuerreform und über die dem Reichs-
tage vorzuſchlagenden neuen Steuern grundfäßlich
geeinigt zu haben. . Die Ausarbeitung des ganzen



— —











Treuer Liebe gohu.
Roman von U Roſen.
Nachdruck verb.)

Doch Gottfried iſt Staub und Aſche und ich bin ein
Wahnjinniger, e8 zu bezweifeln, wie ich es in meinen dü-
iteren Stunden zuweilen thue. Wenn er nicht geftorben
wäre wenn die Beweiſe jeines Todes geſchickt gefälicht
worden wären, um uns Alle zu betrügen, fönnte ich ihn
mit eigenen Händen ermürgen. AWber mein Arawohn ift
ſndiſch! Hälte Gottfried während Dden leßten 18 Sahren
gelebt, in welchen wir ihn todt glaubten, ſo würde er die
Thatſache jeiner fortdauernden Erijtenz, Beatrice, die er {o
kidenſchaftlich liebte mitgetheilt haben. Iſt eS möglich,
daß dies gefchah 7“ fragte er ſich mit boshaft aufleuchten-
den Augen. „Sollte das Beatricenz unbegreifliche Che-
ſcheu erflären? Sollte darin das Geheimniß ihres Lebens
verborgen ſein? , } }

„ Er brütete über dieſe Fragen, bis er die ganzeEnergie
ſeines Geiſtes wiedergewonnen hatte. ;

. Sein Geſicht glühte, fjeine Augen ſchoͤſſen Blitze und
jein Hirn arbeitete an der Loͤſung des Räthjels, von dem
19 viel für ihm abhing. } .

Ein ſolcher Blan märe nicht unmöglich geweſen?,
jagte er fich. „©ottiried fannte des Onfkel2 rachſüchtigen
Sinn, AWie leicht märe eS ihHm aeworden, Ddie beglaubigte
Lachricht von ſeinem Tode zu verbreiten, während er ſich
irgendwo verborgen und in Sicherheit aufhält, bis er er-
fährt, der Marauis von Tremor jei zu jeinen Vätern ver-
jammelt. _ Ia, ja, er mag uns alle auf Ddie Kiftigjte Weife
getäufcht Haben. Während ich, fremde Welttheile durch-
Wandernd, mich auf feſtem Boden fühlte, den Nebenbuhler
nicht mehr fürchtete, und einer glänzenden Zukunft ent-
gegenharrte, lachte Gottfried in ſeinem friedlichen Schlupf-
winfel darüber. IH muß mir auch in Ddiejfer. Ungelegen-
Heit meine Gewißheit noch verſchaffen Villeicht iit der-
Jenige Detektive, den ich wit der Üeberwachung Beatricens
??aufiragte‚ in der Lage, mir auchH hierin behilflich zu
en

Was beunruhigt ſie ſo jehr, und gibt Ihnen ein ſo

Jiniteres Ausfehen anädiger Herr? fragte Negun, das
Schweigen brechend in vertraulichem Ton. ;

„Störe mich nicht,“ rief Lord Ormond ungeduldig.
„Ich habe nachzuidenken!

‚ „Ueber das blauäugige ſpaniſche Mädchen im Schloß,
die Vorleſerin Lord Trewors die junge Dame mit vden
Augen des armen Gottfried Tremor ?”

Du ſahſt Sie alfo“, forſchte Lord Ormond auffahrend,
„Und guch Du hemerkteſt die Nehnlichteit ?“ \

„Sie drängte ſich mir anf“, erflärte der Diener. „Die
Augen ſind von denſelben dunklen, immer wechſeluden
Hlau, ebenjo voll Licht und Schatten, und pon demielden
Lbensfrohen Ausdruck wie die jeinen. Wenn Gottfried
Frewor der Bater Jeiner Tochter gewejen wäre, {o_ hätte
ſie ſolche Augen haben müffen, wie dieje Fremde. Sie hat
ſogar Treworſche Büge.“

Ja/ija, das fiel mir auch auf,“ rief hierauf Herr
4 erregt. Was kann das zu bedeuten haben,

egun?“

„ mE3 bedeutet, Mylord, daß Sie auf Ihrer Hut
jein, daß Sie wachſam ſein müffen“, entgegnete der Ram-
merdiener. „Sie hat vielleidht, ihr ſelbſt unbekannt,
Treworſches Blut in ihren Adern, Es ijt far, Ddaß jie
jene Augen nicht von Gottfried Trewor erbte, dennoch
müſſen Sie, wenn Sie auf meınen Rath hören, der Ver-
%;angenbeit und den Verhältniffen des Mädchens nach-
püren
‚ . mSa, DaS werde ih“, verſicherte Lord Ormond wieder
in Schweigen verſinkend

Die Jeltjamiten Befürchtungen durchwogten ſeine ſchuld-
beladene Seele. *

Er ſchien ſich auch in einem heängſtigendem Traum zu
hefinden in dem die ſchreckensvollſten Bilder. an ihm vor-



mwann immer größere Gemwalt über ihn, obwohl er ſich un
auSgejeßt wiederholte, die Sache wäre zwar möglich aber
nicht waͤhrſcheinlich,

}
|
{


nahm Reijende auf und ſetzle wieder ab, aber die Abage-

ichloffenheit Lord Ormonds und feines Diener8 wurde
nicht geſtört.

Gegen Abend erreichten ſie London. Die Schatten
der Dämmerung breitelen ſich über die feuchten, {Olüpfrt-
gen Straßen und das Licht der Gasflammen flacferte unität
durch die neblige Atmojphäre.

@ fl%t? Miethswagen brachte Herrn und Diener in ihren
aſthof.

Da ihre Ankunit angemeldet war, fanden Sie nun
auch ihre Zimmer Durchwärmt und erleuchtet, und Lord
Ormond koͤnnte ungefäumt feine Toileite zu dem Ball be-
ginnen.

Er widmete ſich nun dieſer Aufgabe mit vollſter Hin-

gabe.
* war er nicht damit zu Ende, als es an der Thür

pochte

Au Ormonds unwirſches Herein erſchien Walter Born
4 4 der mit lebhafter Freude wilfommen geheißen

urde.

„Nun, Herr Born, bringen Sie wohl Neuigkeiten ?”
jragte der Lord, guf einen Sejjel ‚Ddeutend. „Haben Sie
e;&t;?ä entdedt? Sie ließen mich bisher ohne alle Nach-
richt
Ich haͤtte Ihnen leider nichts mitzutheilen, gnädiger
Herr entgegnete der Detektive mit jchlecht verhehltent
MNerger. „AUm Dienſtag trugen Sie mir das Geſchäft auf
und heute ijt Donneritag. In der Zwijchenzeit hHabe ich
den Berrilfihen Palajt ununterbrochen überwacht. Geltern
wurden die Borhänge im Bowdoir Ladiy Beatricenz auf-
gezogen, ſonſt aber war kein Zeichen von der AUnwejenheit
des gnädigen Frauleins zu bemerken. Sin oder zwei Mal
glaubte ich eine Rammerfran qm Fenſtex bemerkt zu hHaben,
letzten Abend fah die Dame ſelbft auf die Straße Hinunter
und fuhr eine Stunde päter mit ihrem VBater zu einem
Ball oder einer Gefellichaft.“

Sortſehung folgt.)


 
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