Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0859

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


6*

Pilsen-
of.

zigunh
eit˖

00
erſchaft
rn

ioͤn
ije.
flilll,
oo

id vor

nniſche
ITl

äumen
ıB

rion
lager







; Stfheint is glig meit Mußnahmg ver Gonns und Keiertage
amftags mit Unterbaltungsbeiiage, Breis vierteljährlich
Mt, 1,20 obne Zrägerlobn n Boßauffhlag. Beßellungen



für Stadt and



* * öeige-Blatt Mr bie Amtsbezirie Heidelberg,
Sabenburg, MWeinhein, Schmwebingen, Philippabura,

Wiehloh, Bruchfal, Bretten, NeXkargemünd, MoSbhad

































— — bei her Sxbedition Kmingerfrae 7 — — Werkheimse,
E8 ! Berantwortliger Medottenr: | Seidelberg, Mitlwodh, den 13. September 1898. | DE aieh E Erl vn Sehr uber| IO yg
* - — A



Beſtellungen

den,Pfaͤtzer Boten“ werden fortwährend bei

Nmtlichecl Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen

Pvie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
aße 7, entgegengenommen.
Verlag des „FPfälzer Bote.°

\

“ Rede des Keichstagsabg Gr öb er über-
die Hebung des Mittelſtandes.

Gehalten auf der 2. öffentlichen Generalverſammlung in
Würzburg
€ hat eine Zeit gegeben, in welcher man ſich
f den Kathofifenverjammlungen entſchuldigen zu
4 geglaubt hat, wenn man über die religioͤſe
e der wirthſchaͤftlichen Fragen ſprach. Man :
laubte auf die liberale Gaͤffenweis heit Rückſicht
Nehmen: zu müſſen, die ſich in den Sätzen ausſpricht:
Mmit Siel}ginn baut man keine Eiſenbahnen, und das
iſt nicht katholiſch. Heute hat die Ent-
re der Zeit manchem die Äugen geöffnet und
5 den Zufammenhang gezeigt zwiſchen den wirth-
Jaftlichen Fragen und Religion und Sittlichkeit.
“ue wird dieſen Zuſammenhaͤng Niemand meht im
Aſte beftreiten, der nicht das Dafjein eine8 yerfön-
\%en Gottes leugnet. Aber dieſe Gottesleugner
Lben heute wenigfiens das ſchon zu, daß die wirth-
uichen Fragen beherrſcht werden von den religibs-
Üttlichen Auffoffungen. Broudhon drüct das in dem
08 au8: e8i{t auffallend, daß im Hintergrund aller
4 wirthſchaftlichen Fragen immer die Theologie
ee Yırffallend ifl nur, Ddaß dies dem geiftreichen
Anne aufgefallen iſt. Geiterkeit ) Es iſt kein
** daß ein Vater Kolping es war, der den
xſten Verſuch zu einer Reorganiſation des Hand-
WErl anternommen Hat; es ift fein Zufall, wenı auch
* der Klerus wieder an der Spige der Beweguug -
lht und der Ordenstleru8 voranmafchirt (Bravo!),
% OÖrdensmänner, die alten mie die jungen, die
Sminifaner, wie die Jeſuiien — wenn ich die Letz-
en hervorhebe, ſo geſchieht es mit befonderer Freude,
el ſie unſerm Herzen am nächſten ſtehen als Brüder,
16 um ihres Glauben3 willen verbannt find und
— grollend ihrem — den Rücken





gekehrt haben, ſondern vom Auslande her ſich bethei-
ſigen an dem großen Geiſteskampfe, der auf maͤrkiſchem
Sande ſeine Entſcheidung finden wird. Eebhafter
Beifall) Es iſt aber nicht zu verwundern, wenn der
Klerus an der Spitze der ſozialen Bewegung ſteht,
da ihm vom hl. Vater ein ſo glänzendes Beiſpiel ge-
geben wird, daß von Theologen ſolche Fragen be-
handelt werden. Wir freuen uns, wenn wir in jeder
Frage ein paar bombenfeſte Kleriker an unſerer Seite
haben. Gravo h
So iſt von theologiſcher Seite in letzter Zeit be-
ſonders eine Frage, die der korporativen Or-
ganiſation der Berufsſtände, behandelt
worden und darüber iſt im Anſchluß an dın Antrag
Lo6 im Abgeordnetenhauſe gewaltiges Gezeter in den
liberalen Zeitungen ent ſtanden. Dieſe Forderung iſt
aber doch weder neu noch wird ſie nur von kathol.
Auch die eonſervativen Parteipolitiker
machen ſie geltend. Ich verſtehe das Gezeter aber,
denn dieſe Or ganiſation iſt unvereinbar
mit dem Liberalismus; wird ſie durchgeführt,
ſo iſt ſeine Herrſchaft auf wirthſchaftlichem Gebiete
gebrochen. Hinc illae lacrimae, daher die Krokodils-
thränen der „Köln. Ztg.“ und anderer Reptilien.
Geiterkeit und Zuſiimmung) Der Liberalismus geht
daͤvon aus, daß der allgemeine Wohlſtand am beſten


Als dieſe Ideen auftauchten, kounte man
ſich von dem trügeriſchen Schreien des Wortes Frei-
heit täuſchen laſſen. Jetzt aber, wo wir die Foͤlgen
kennen, ſollte man nicht mit einem ſolchen Prinzip
gegen uns in’3 Feld rücken! Wohin hat es geführt?
BZu einem Kampfe aller gegen alle, zu dem Siege der



Haben die Arbeiter einen durch die Organiſation ge»
ſicherten Boden, dann wird ſich ihnen der Werth der
Arbeit im wahren Lichte zeigen der im heutigen, von
der bloßen Erwerbsſucht geleiteten Leben verloren
ging. Der Arbeiter wird dann ſehen, daß er ein
nützliches Mitglied der Geſellſchaft iſt. Das iſt für


in palitiſcher Beziehung von höchſter Bedeutung.
Wir denken uns diefe Organifation als her ıu f3-
Qrganiſation aller Berufs-
genoſſen, ſie muß obligatoriſch ſein und
oͤffentlich rechtlichen, nicht b'oß privatrecht«
Fragt man: Auf
welchem Wege ſoll das geſchehen? €3 muß vor allen
Dingen an die Organiſation des Berufsffandes der
Landwirthſchaft gedacht werden. Unfere Freunde
im preußiſchen Abgeordnetenhauſe zeigten den richtigen
Weg, denn der Bauernſtand iſt die Grundlage aller
Stände. (Brapoh Seine Organiſation iſt aͤuch die
Vorausſetzung der ſtaͤndigen Srganiſation überhaupt.



den Ehrlichen. Die Reichen ſind reicher, die Armen

Eebhafte Zuſtimmung) Da

Ein ſolches Mittel iſt die korporative Organijation.
Sie würde den wirthſchaftlich Schwachen ſtärken im
Kampfe gegen den Ueberlegenen, ſie würde einen
lebenskräftigen Mittelſtand ſchaffen und erhalten, ſie
würde der Arbeit wieder ihr Recht und ihrer Ehre
geben. Es muß dem Arbeiter, dem kleinen Gewerbe-
treibenden, dem Bauern wieder zum Bewußtſein ge-
bracht werden, daß er nicht bloß arbeitet, um Geld
zu verdienen, ſondern daß er eine gemeinnützige Arbeit
für die Geſellſchaft verrichtet, die Anerkennung bean-
ſpruchen fanız, Mir iſt ein Schuhmaͤcher und
Schneider, der gute Arbeit liefert, lieber, als ein
Miniſter, der ſchlechte Geſetze vorlegt. GBravoh

Grundlage aller Stände iſt, zeigt das Sprichwort:
Hat der Bauer Geld, hat's die ganze Welt.“ Der
Bauer iſt auch der eigeniliche Abnehmer für die
Induſtrie, denn der Export bleibt immer etwas
Unſicheres. Und ferner: Wo der Grundbeſitz
wirklich frei iſt. Da ſehen wir eine ganz andere
Selbſtſtändigkeit der Geſinnung und ſeibſtftändiges
wirtbſchaftliches Leben, als wo Abhängigkeit vom
Arbeitgeber herrſcht Ueberhaupt wmuß ein Voͤlt
möglichſt wirthſchaftlich unabhängig ſein, um auch
politiſch frei zu ſein. Der Bauernſtand iſt auch darum
ſo wichtig. weil er nach der ganzeu Lage der Dinge
das natürliche konſervative Eiement der Geſellſchaft



ungen von vorn herein abgeneigt, nicht leicht zu er-


Die Bauern liefern den anderen Ständen den kräf-
tigen. Nachwuchs, er liefert der Kirche die beſten
Rrieſter, dem Staate die beſten Soldaten. Auch


vernachläſſigt iſt, wenn auch in letzter Zeit hier und
da einzelne ſchwache Anfänge zur Beſſerung gemacht
wurden; aber im Großen und Ganzen brauchen wir
dringend ein richtiges Agrarrecht. Gravoͤh

Die Organiſation des Bauernitandes wird die der
anderen Staͤnde durchaus nicht verzögern; denn iſt
jener organiſirt, dann iſt die Organiſaͤtion der ande-









63 5
Treuer Fiebe Fohn.
Roman von Roſen.
* GQaͤchdruck verb.)


— Herr Marquis hat auch ſchon unſer Gold und
Feerecſchur das im der Bank von London aufbewahrt
4* Wwieder zurücverlangt,“ plauderte Fra Pump
Hier Pr 2ir werden aljo wieder Feite und GejeNichaften
* haben AWber gnadiges Hräulein”, ſchloß ſie in letjerem
Mr Sie werden doch iroßdem nicht vergeffen, was Sie

Haben * Herrn Gottfried Trewor zu thun verſprochen

Nein Frau Pump“, erwiderte hierauf Giralda, „das
8 ich gewiß nicht, ich will nunmehr alles verſuchen,
—2— des alten Herrn für jeinen: armen Neffen zu ge-

&x , 2
gelffei hebe das Bild des Unglkücklichen in Ihrem gimmer

1, damit Sie e3 beltändig an Ihr Verjurechen
Heimmie SO mwürde zufrieden fterben, wenn ich das Ge-
Bern B jenes Mordverjuches aufgeflärt und den jungen
ibten? mf Srau und Kindern in diefem alten Schloffe,
mit 0 e Otmäßigen Eigenthum, ſehen fönnte. Sie haben
lnen‚%mfiefefl„@d;mlerigfeiten zu fämpfen, als Sie denken,
Sräul Sie für den Verfolgten handeln wollen, gnädiges
54 Lord Ormond Haßt jeinen Vetter. Ach und
men 5 iit ſchlecht und ſahfüchtis wie Wenige. Neh-

e Iich vor ihm in Ycht.“

Wort ‘waldas Toilette war beendigt. Mit einem gütigen
in bugne"flbiü)tgbete fie fich bei der Haushälterin, um ſich
&, Speifezimmer zu begeben. ;
30 befinde mich in der mir gebührenden Stellung“,

Ha
féä‘geße Ne, „und in dem Schlofije meiner AhHnen. Lord
en e?f ahnt nicht, wie berechtigt ich bin, ihn Onkel ; zu

ſe „r liebt mich und überhäuft mich mit Beweiſen
aber in der Stunde, in welcher er meine
Geicpu ! eEntdeckte, würde er mich wie Das verächtlichfte
mütbenp@ Don Jeiner Schwelle treiben. O dieſe Entdeckung
„Bapa mna und Tod und bringen“, rief fie JMaudernd
4 Weiß im Augenblict bereits wo ich weile. Er zittert

und fürchtet für midh. Mein Gott, wenn mir mein Vor-
haben mißlingt.”

Sie offnete die Thür des Salons und ſtand dem
alten Marquis gegenüber

— —

23. Kapitel.
Ormonds Entdeckung.

Zwei Tage nach ihrer Rückehr von London faß Gi-
ralda in der Vertiefung des großen Bogenfenfters in threm
Himmer, mit einem Briefe an ihre Mutter beſchäftiat! der
ſii 5 ihr von Beatriee bezeichnete Adreſſe geſchickt werden
ollte.

„Du lieber Gott, ich habe jo wenig mitzutheilen“ feufzte
jie. „Ioch habe ich für die Loſung meiner Aufgabe
das Geringſte zu thun vermocht.“

Das laute Geraſſel von Rädern auf dem kiesbeſtreuten
Wege, der zum Schloßportal führte, erweckte ihre Auf-
merfjamfeit. Hinansjehend erblidte ſie einen mit Roffern.
bedeckten Wagen und wenige Minuten Jpäter pochte es an
ihre Thür und zwei mit ſchwerem Gepäd beladene Diener
traten bei ihr ein, und luden ihre Bürde in der Mitte
des Zimmers ab. Gleichzeitig überreichte die Kammerzofe
* jungen Gebieterin einen Brief von Hern Lord

rewor }

Siralda erbrach das Schreiben Heftig und unruhig.
Ihre Bejorgnik ſchwand ſchon nach dem Leſen Dder erſten
Worte. Der Maraguis benachrichtigte ſie nur, Ddaß der
Inhalt der Koffer ein Geſchenk des Oheims an ſeine Nichte

©
„Darf ich mit dem Auspacken beginnen?“ fragte die

e.

Giralda willigte ein.

Alles was zu der Toilette einer vornehmen Dame ge-
hört Iag bald auf Seſſeln und Divan vor des Mädchens
bewundernden Blicken ausgebreitet. }

Wieder erjchien ein Diener mit einem Käſichen von
ruſſiſchem Leder! Giralda erfannte es ſofort als ihr Ei-
genthum.

„Dieſer Koffer kam mit den übrigen“, ſagte der Mann
„aber der Schlüſſel fehlt, ſoll ich ihn mit. einem Haken
DEn E ,

Nein ich danke. Das Käſtchen kann einſtweilen noch
ſo ſtehen bleiben.“

„ Der Diener entfexnte ſich und die Zofe ordnete die
prächtigen Gewänder die feine Waſche die duftigen Syiben
und hunderte pon Kleinigkeiten in Schränke und Komrwo-
den. Erſt nachdem auch die Zofe gegangen war 1nd e
die Thür ſorgfältig hinter . ihr geſchloſſen hHatte, näbherte
ſich Giralda dem Zuchtenkäſtchen.

Von Hayfe“, murmelte Jie, einen Schlüffel von dem
itählernen Ringe löſend, den ſie von Birkenhain in ihrer
Taſche behalten hatte. „Mama ijft in Dder Zwijchenzeit
dort geweijen. Schiden Sie mir Botſchaften, Briefe ?“

Sie ſchlus den Deckel zurück und nahm die Wäſchen
Kleidungsitüde, mit welchen das Käſichen angefüllt war,
heraus freute ſich/ ihr zierliches Handarbeitskoͤrbchen und
ihre Schreibmappe zu erblicken hHätte aber laut aufjubeln
als ſie am Boden ein Paͤcketchen mit Briefen he-
merkte

. Hunächit las fie die Briefe von Vater und Mutter. ,
Die Eltern machten ihrer Tochter keinen Vorvwurf, fie
ermahnten und ermuthigten ſie nur. Der Graf erläu-
terte nun jenes Ereigniß, das die Schmach Gottfried
Trewors zur Folge gehabt hatte und drückte zum Schluß
die Hoffmung aus, daß der ſchmählich betrogene und ver-
ſtoßene Erbe des Marguis durch fie in ſein Recht wieder
emgbeleßt und die Achtung ſeines Onkels wiedergewinnen
werde.

®iraldas Thränen benegten die Blaͤtter die in ihrer
Hand zitterten. Auch die Briefe der Brüder, die nicht .
mwußten, wo die Schweſter weilte, las ſie mit tiefer Rühr-
ung. Die Zuſchriften ihrer theuren Angehörigen ſorgfältig
in dem alten Verſteck verbergend und das Kaͤſtchen wieder
verſchließend, bemühte ſie ſich die Spuren ihrer Thränen
von den gerötheten Wangen zu entfernen.

Fortſetzuns fDigt.)


 
Annotationen