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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0429

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5 Ne ckarg-











Srfgheint täglig mit Ausnahme der Gonne und Feiertage
Samftags mit Unterhaltungsbeilage. Prei 8 bierteljährlid
a 1.20- ohne Frägerlohn-u. Brflauffdhlag. Beßeluungen
bei ben Boftanfialten u bei der Gxpebition Bwingerfiraße 7,

für Stadt




nzeige-Blatt Mr bie Anıtsbezirke Heidelberg,
Ladenburg, Weinheim, Sdwetingen, Philippsburg,
Wiekloch, Bruchlal, Bretten, Ne Iargemänd, MoZbacd
Werbach, Buchen Waldärn,X.-Bı °8h., Wertkheimue,











Berantwortliher, Redaktentr :
Sulinz YJeder in Heidelberg.

/

Seidelberg, Mittwoc, den 10. Miai 1898.

D u Bexlag ı. Expedition von Gehr Yuber
in Heidelberg, Zwingerfüraße 7,



28. Sarg









K
Beſtellungen

auf den, Pfälzer Boten werden fortwährend bei
ſammtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
fowie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
tratze 7, entgegengenommen.

Verlag des „Pfälzer Bote.°°



— Die Börfenfteuer vom fozialen

Standpunkte,
== geidelberg, 9. Mai.
Man ſchreibt uns:

Laffale hatte die Börſe als „die reinſte Erſcheiu-
ung des Ausbeutungs prozeſſes der heutigen Zeit“ he-
zeichnet. Für unſere liheralen Wirthſchaftspolitiker
iſt dagegen die Börſe nichts anderes als der groß-
artige unentbehrlihe Centralpunkt, in dem allex Ge-
jchäftsverfehr zuſanimenfließt und von dem alle ſe-
gensreichen Uůternehmungen ihren Ausgang nehmen.
Die Auzwüchſe der Börſe ſind für dieſe Art Boli-
tiker nicht vorhanden, oder doch nur eine unvermeid-
liche Erjcheinung. Der konſervative Politiker da-
gegen läßt der Börſe, was der Börſe ift; er über-
ſieht aber nicht, daß ihre Auswüchſe ſo großen Scha-
den aurichten, daß deren geſetzliche Belämpfung für
uns eine der erſten Aufgaben ſein muß, wenn wir
den ſozialen Geſundungoͤprozeß ernſtlich durchführen
wollen. S3 genügt der Hiniveis auf die unbeſtreit-


ſchäft in Lebenzmitteln faſt alles veriheuert, was wir
genießen. Um die ‘ Schäden, welche die Börſe an-
richtel, zu illuſtriren, dürfen wir nur an die Erfahr:
ungen des Jaͤhres 1892 erinnern, an die Prozeſſe
Poͤlte, Lövy 2c., die betrügeriſchen Manipulationen
der bekanuten verkrachten berliner Bankgeſchafte; viele
leine Leute haben dort ihre ſchwer
Spargroſchen verloren und ſind heute Angehörige
der großen Armee der gäuzlich Mittelloſen, der aus
dem Mittelſtande ins Pereotetartat jinuntergeſtoßenen
Exiſtenzen. Welche Unſummen haben wir in Deutſch-
land in den letzten 5 Jahren durch erotiſche Werthe
derloren! Die großen Bankgeſchäfte gewinnen Mil-
lionen bei dieſen Emiſſioustransaftiouen; die nen
Ingeführten Werthe gehen eine Zeit lang in die
Leee. die Haute Finance macht Kurstreiberei und


empfiehlt ſie dem Privatkapital als bejte . ſicherſte

Anlage, „Publikus! kauft, Die Werthe ſind „Aabge-

faden“, die Boͤrſe hat ihre Millionen eingeſteckt und

überlätzt das angelockte Publilum ſeinem Schickſale.
Wer nimmt ſich heute um die Beſitzer von portugie-
ſiſchen und argentiniſchen Werthen an? Von 1886
bis 1890 find 610 Mill. M. portugieſiſche Papiere
emittirt woͤrden; gut die Hälfte hat der deutſche
Raͤrtt aber nicht die Haute Finance, ſondern das
Sparpublikum aufgenommen. An Diejen Werthen
find durchaus über 50 Proz., ja ſogar 70 n. 80 Prz
perloren worden. Die Eijenbahnobligationen 1889 :
Enuffibnspreis 94, jetziger Kurs 32, Berluft 62;
3 Broz. Emiſſtonspreis 86, heutiger Kurs 22, Ver-

Euͤtwerthung von portugieſiſchen und argentiniſchen
Papierer in Deutſchland eine halbe Milliarde M.
eingebüßt wurde. Wer hat dieſes Geld verlbren?
Nur mittlere Kapitaliſten.

Im Jahre 1881 hat man die Börſe durch eine
Reichaſtempel⸗ Abgabe für Werthpapiere, Schlußnoten
2c, von !/ı0 reſp 2/ıo vum Tauſend belaſtet, welche
Steuer von Jaͤhr zu Jaht höhere Beträge liefert u.
für das Etaͤtsjahr 1889/90 34 Mill. M. ergeben
haͤt. Dieſe Abgabe, welche lächerlich gering iſt/ wenn
man bedenft, welche Abgaben der Bauer zu zahlen hat,
wenn er ein Gruudſtück kauft (in Batern 2 Proz. !)
und welche Summen als mühelojer Gewinn im
Boͤrſengeſchäft eingeftet werden — im, Prozeß Polte
fonftatirte der Bücherreviſor Bierftaedt, daß Polkels
Buͤcher für ein Jahr 389,000 M. Reingewinn aUS-
wieſen — wurde |. 3. von der liberalen Preſſe und
den Börfenmännern als Vernichtung alles Handels
und Wandels angeſchwärzt. Die Einnahmen aus
der Börfenftempelabgabe, foͤlglich auch die Börfen-
geſchaͤfte, haben ſich ſeit ihrer Erſchließung im Jaͤhre
1881 berfuͤnffacht! Auf das Wehegeſchrei dieſer
Leute darf man alſo nicht gehen. .

Die dem ReichHStage jebl. vorgelegte
Börfenjteuer verdoppelt die biSherige Ab-
gabe. Für uns iſt das Geſetz weit wichtiger
wegen feiner ſozialen Bedeutung denn als neue Ein-
nahmequelle. Es iſt ein ſoziales Schu Ggefeß wie
jedes andere, und wir hätten nur den Wunſch, es
wäre eine dreimal ſo höhe Belaſtung beantragt. Es
wuͤrden alsdann viele von der Spielmuth, die jährlich
tauſende Exiſtenzen vernichtet, abgehalten. . Bedauer-
lich iſt, daß man nicht, wie in Frankreich, auf fremde





Anleihen einen höberen Emiſſionsſtempel legen will,



Hätten wir dieſe Abgabe, ſo würden wir beſſer



gegen die großen Ausraubungen durch exotiſche Werthe
zeſchützt jein. Abg. Gamß hat den ſehr, richtigen
Bedauten ausgeſprochen, man möge die einheimiſchen
Staatspapiere ſteuerfrei laſſen; die franzöſiſche Rente


Kurs.

Jedenfalls iſt mit einer derartig niedrigen Boͤrſen-
ſteuer unſer Kampf gegen die Auswüchſe der Börſe
noch nicht zu Ende. Daͤs Differenzgeſchäft in Lebens-
mitiel und das Depoſitenweſen ſind Dinge, deren Re-
gelung zu den wichtigſten Aufgaben der Soʒialpolitik
gehören.

Wenn bei der neuen Boͤrſenſteuervorlage die lib.
Abgeordneten gegen dieſelbe ſprechen, ſo iſt das natur-
emäß. Wenn aber eine Partei, welche ſich den
Maſſen als die erſte Stürmerin gegen die ebermacht
des Großkapitals hinſtellt, gegen dieſe Stener iſt
welche dem Großkapitale etwas die Fittige beſchnei-
det, ſo iſt uns das unerflärlich. Abg. Singer hat im
Namen der fozialdemokratiſchen Partei erklärt, daß
diefe gegen die Bötſenſteuer ſtimmen werde. Die
eine Einrichtung des heutigen
Bourgebisſtaates und ſtehe und falle mit ihm, ergo
laſſe man der Boͤrſe ihre Zerſtörungsfreiheit. Mit
andern Worten heißt das: Wir woͤllen der Börſe
nichts, weil wir ſie in ihrer Arbeit, die ſie für un&
befbrgt, nicht ftören wollen. Dann iſt eben auch das
ganze ſozialiſtiſche Programm ein großex Schwindel
Wozu daͤnn überhaupt Forderungen auf Grund der
heuligen Geſellſchaftsordnung ſtellen 3 B, die dFor
derung der progreſſiven Einkommenſteuer? Sind nicht
die Sieuern die ureigenſte Einrichtung des Bourgeois-
ſtaates? Trotzdem iſt die progreſfive Stener ein
Krogrammpunkt der ſozialdemokraͤtiſchen Bartei, Alſe
— warum gerade, wo es ſich um die Börſe handelt,
dieſe Inkonjequenz? Mancheſtermänner und rathe
Kaͤpitaliſtenfreſſer in inniger Umarmung! Die So-
zialiften. ſcheinen für die Börſe eine gewiſſe Vorliebe
zu haben! ;



Deutſches Reich.

* Berlin, 8. Mai. Die Socialiſten arbeiten
bereits emſig für die Neuwahlen und vertheilen unter
der Hand Flugblätter geheimnißvall; ſie hoffen, ihre
Candidaten in allen 6 Berliner Wahlkreiſen durchzu-
brinigen. Am Donnerſtag finden zahlreiche Berjamm-
Yungen ſtatt. Die Anarchiften haben angehlich be-
ſchioſſen, ſämmtliche Wahlverſammlungen zu ſtöxen 1,
wenn möglich zu ſprengen. Geſtern fanden bexeits







Die feindslichen Brüder.

Koman von G. v. Nemagen.
Gaͤchdruck verb.)

Ein Stündchen halt ich’3 wohl noch ans,“ erwiderte
%%elryrp die gute Alte; willſ's Gott, woch ein ganzes

r!

„Und noch länser, gute, brave Urjel!“ ſagte Kramſta
und drückte ihr die welle Hand

Es waͤr ein frohlicher/ Jonnenheller Morgen.
.. „So. 4a0l e8 fich alfo wirklich erfüllen, Urfel ?“ ſagte
Jübelnd, und unter Thränen zugleich, die Gräfin, .. „n
Werde meinen Bater wiederjehen, ſchueller Hiederfehen, als
i ermarten durfte? O Urfjel, wie lann ich Euch je danken!
mfän'gpt mit, laßt die Berge und Euer Häuschen, bleibt bei

Sagt e8, doch wahr, Urfel!. Danın hHätte ih guch
Meinen Waldemar wieder, mein Kind fjeinen Vater und
ann — Urjel, beforgt Euch für Eure Kräuter eine Nach-
— .und danın müßt ‘ Fyr auch auf3 Schlog,
ann laß ich Euch nicht mehr alein ia den Bergen, Ihr
müßt mit !“
9i „Danın mag e8 fein, gnädige Zrau,“ _ entgegnefe die
Ulte, mit ihrer Rührung ringend; „ich helfe Ihnen‘ dann
SOr herziges Bitblein pilegenm und Sie haben eine treue
erjon - mehr um Jich. Zetzt aber — ich habe eine Bitte,
gnädige Frau !“
%i „So jprecht je aus Urfel! Nur wünfche ih, Eure
— in die Zukunit, die Gegenwrt iſt ſo ſehr

104)

„ Die alte Frau ſtreifte die Frau, mit einem eigenthüm-
— dann 30g ſie ein ledernes Beutelchen aus der

_„Nehmen Sie es auf die Reife, gnädige grau!

„Urfel,“ rief die Oraftn und trat einen Schritt zurück,
was thuſt Du Urjel!“ 4 u : ;
i „D, zürnen Sie der Dienerin nicht, anädige Jrau, die
Wrer Herrin {olches anzubieten wagte ! Bei Gott es war
nicht bas gemeint.“ *

“ „Bürnen, Urjel? Ich Euch zürnen? Mir ſelbſt! mir

die ich ſo undankbar war, eine

allein könnte ich zürnen, ( e
diẽ jo reich an treuer Liebe

— arni zu nennen,
1 4

So weiſen Sie meine Gabe nicht zürüd? D, wie
alüclich machen Sie mich, wie danke ich Ihnen!“

- SOr dankt Euch auchH noch jelber * Out,: daß Ihr_e8
£hut — ich annn eS nicht, das Herz iſt mir zu vOll! Da
nehmt mein Kind und geht laß mich einen Augenblick
4 ich bedarf der Sammlung, ehe ich Euch folgen
ann.“

Frau Gräfin, Sie werden meiner entbehren kennen!
Aber mwas ſollten . die Kräuter im Gebirae machen, wenn
die Kräuterurjel nicht mehr da wäre, und Ddie Kranken,
wenn {ie innen fein Zränflein mehr fochte? Und Sie
bleiben ja auch nicht in Prag, Sie Kommen ja wieder in’s
icbvte‘i}jci)e Land zurück in das Schloß, mein Herz ſagt es

x} ;

— Aramfta und die Seinen ervarteten Hildegard bereits
im Samilienzimmer ; wie eine andere rrat {teihnen entgegen.
Der hHerbe, bittere Zug des Leivenz war aus ihrem Gelichte
verfchwunden, ein leichter Schimmer von Glück und HOff-
mug daͤrubet ausgegoffen; ihr Auftreten war ſicherer und
jreier geworden ſie hatte wieder etwas von jener Anmuth,
welche einit Alle entzüct und bezaubert hHatte.

— „Die Rıhe hat Sie geftärkt?” Jagte Kramita und- bot
ihr grüßend Die Hand und: geleitete ‘ ſie ‚ an Dden
Tiſch auf dem das Frühltick ſervirt war .

— .98& fühle wieder Leben in mir — zum erſten Male
feit Langer. Zeit 1“ '

,D,“ Kel Anna, die älteſte Tochter des Kaufmanns
hitteüd ein, „fo bleiben Sie doch noch länger, bei unS, ſo
Cange menigitenS, bi3 Sie ſich ganz erholt hHaben ! .

„®anz, liebes Xräulein? Ob das je gelchehen wird,
das jteht bei Gott! UWber ich darf nicht jänmen, (ich‘ habe
auch noch einen Lieben Buer an defjen Herz e micd zieht,
einen VBater, der mich, ſein einziges Kind, .geltorben unDd
begraben wähnt! Wer brächte ihın beffer Die Kunde, Ddaß

i noc lebe;, als ich felbſt? Soll ich ſie ihm ſpäterbringen,
als ich kann?



Ich wollte keinen Raub an dem Glück des Wiederſehens
don Vater und Tochter begehen!”

Iber ich wußte es, ſagte Aramfta voll warmexr
Theilnahme, „und Ddarum mußte ih wohl den Wunich
unjerer 'guten Urjel erfüllen. Doch die Sonne ift ja kaum
aufgeaangen, und meine Braunen laufen ſchnell — ein
yaar Stunden werden Sie un noch gönnen, niüt wahr ?
Ich habe Jhre Reiſeroute ‚bereits feitgeltellt, des Nacht-
quarrier gewählt und Ihr Eintreffen in Prag auf morgen,
jo. um die Abenddämmerung berechnet. Wenn gleich Ihre
Kurcht niht unbearündet erſcheint Jo wäre der vorſpnne
den Sie haben, doch'zıt groß, al daß Ihnen eine wirkliche
Gefahr drohen Könnte.“

Wie jehr es Hildegard auch Drängte, fo viel AreunDd-
Kichkeit fonnte ſie nicht zurücweijen, fie blieb. ZUS aber
die ‚Beit um war da faßte ſie die Hände des alten Kramſta
und jeiner Tochter. 2 ;

„Der liebe Gott geleite fie, wie Sie mich geleiten,“
Jagte fie; „geht das aber in Erfüllung, was mein Herz
Hofit, fehre i einft dahin zurüc, von w ich jetzt geächtet
aund verjtoßen . fomme, . da walte herzliche und DauernDe
Gaͤſtfreundichaft zwijdhen Ihrem und meinenm Hanje!“

„Das gebe der Yimmel, daß ſich Ihr Hoffen erfüllt,”
ermiederte der Kaufmann und naͤhm ſein Sammetkäppchen

ab.

Und herzliche Freundſchaft — ‚die ſoll dann fein,”
fügte Anna warm hinzu; ich habe Sie von Herzen 4lieb
gewonnen.” }

R UnD: hr liebe aute Mutter Urſel lebt wohl —
ich bleibe Fure Schuldnerin, 10 lange ich Lebe.“
— Die Alte. nicte nur, Tagen Fonnte fie Nicht3; Ddann
fuhr fie‘ jich“ mit Der Schürze über die Augen und eilte,
den Kleinen im Arm, die Treppe hinab und der Einfahrt
zu, im welcher ein geſchloſſener Reijewagen hielt.

: .Sie öffnete den Schlag, „ Ihob die Gräfin mit Janiter
Gewalt hHınein und legte ihr das Kind in den Arm.

\ (Sortfekung folgt.)
|














































































 
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