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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0791

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Srfcheint taglic meit Mıtznahme der Gonns und Feiertage
Samftags mit Unterhaltungsbeilage. Prei® vierteljährlid
B, 1.20 ohne Erägerlohn ı. Boßanffdlag. Beſtellungen
Sei den Boftanflalten ı. bei ber Erpebition Zwingerfiraße 7.



für Stadt



Ynzeiger-Blatt ür bie Amtebezirte Heidelberg,
Kadenburg, Weinheim, Echwetzingen Philippsburg,
Wietloch Bruchſal/ Breiten, NeIoargemünd, Mosbadh
Werbah Buchen Waldürn,Z.-Bi 8H., Wertheinmde,























Verantwortlicher Redakteur :
SJulius Feder in Heidelberg.




n n —
Druc Verlag u Expedition von Gebr. Huber| 90
in Beidelberg, Kwingerſtrabe? 4 Jihri.









&. 191.







_ Beſtellungen

auf den „Pfälzer Boten werden fortwährend bei
ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
ſowie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
traße?, entgegengenommen.

Verlag des „Pfälzer Bote.°°

$ Die Oriltlihen Lirkel füt ſtziale Studien
in Ftunkreich

Unter dem Titel: Cercles chretiens d’etudes
Sociales haben ſich neueſtens in Frankreich Vereinig:
ungen gebildet, welche man nach ihrem Namen für
gelehrte Geſellſchaften halten ſollte, welche aber in
Wirklichkeit Arbeiterveretnigungen ſind.
Sozialiſtiſche Arbeiter, welche der radicalen Lehren
und Umſturzbeſtrebungen überdrüſſig geworden waren,
faßten nach Erſcheinen der päpſtlichen Eneyklika über
die Arbeiterfrage den Entſchluß, dieſe Frage auch
einmal vom chriſtlichen Standpunkte aus zu ſtudiren.
Der gewaltige Eindruck, welchen die Encyklika in der
ganzen Welt hervorrief, ließ ſie ahnen, daß in dieſem
Schriftſtücke doch wohl eben ſo viel ſoziale Weis-
heit liege, wie in ſozialiſtiſchen Broſchüren. Aus
dieſem Beſtreben gingen zuͤnächſt in Yreim® unter An-
regung des geiſtlichen Leiters der in Frankreich weit
verbreiteten Erzbruderſchaft unſerer lieben Frau für
Fabrikarbeiter und Handwerker die Hriftlihen
Cirtel ftr feziate Studien hervor 68
ſind Vereiligngen von Arbeitern, welche nur wirk-
liche Arbeiter als Mitglieder aufnehmen, wenn ſie
guch andere Perſonen, Geiſtliche und Arbeitgeber, als
berathende Mitglieder zulaſſen. Unter ſich berathen
in dieſen Cirkeln die Arbeiter ihre eigenſten Intereſſen,
beſonders die praktiſchen Arbeiterfragen. Einen ſtän-
digen Vorſitzenden haben ſie nicht, ſöndern nur einen
Sekretär zut Beſorgung der laufenden Geſchäfte Der
Vorſitzende wird in jeder Sitzung zur Leitung der
Vexhaͤndlungen gewählt. Die chriſtlichen Cirfel für
ſoziale Studien ſtehen, wie ihr Name beſagt, auf
voſitiv chriſtlichem, wenn auch nicht gerade auf kon-
feſſionellem Standpunkte. Sie laſſen daher auch
alle Arbeiter zu, welche Eigenthum, Familie und Au-
torität prinzipiell anerkennen, welches auch ſonſt ihr






religiöſer oder politiſcher Standpunkt ſein mag. Nur
die radicalen Sozialiſten ſind davon ausgeſchloſſen.
Die Cirkel haben bereits eine ziemliche Verbreitung
gefunden. Zu Reims beſtehen deren ſchon Drei, zu


ähuliche Verbindungen. Um dem Werke weitere Ver-
breitung zu geben und ſeine Beſtrebungen zu verall-
gememern, haͤben die reimſer Eirkel zu Pfingſten dieſes
Zaͤhres einen Bezirkskongreß in Reims veranſtaltet
zur Berathung der Arbeiterlage und der praktiſchen
Arbeiterfragen, zu welchem alle Arbeiter u. Arbeiter-


von Reims, durch vorherige Ueberſendung des aus-
führlichen Prgrammes eingeladen wurden. Der
Bezirkskongreß zu welchem ebenfalls nur wirkliche
Arbeiter als aftive Mitglieder mit entſcheidender
Stimme zugelaſſen wurden, war zahlreich beſucht und
hat einen ſehr guten Verlauf genommen. Auch viele
hervorragende Geiſtliche und Laien haben als Ehren-
mitglieder theilgenommen. Ehrenpräſident war der
um das Zuſtandekommen des Kongreſſes beſonders
verdiente Großinduſtrielle Leon Harmel aus Bal-des
Bois.

}



Sektionsſitzungen zuͤgetheilt wurden, während die



Es wurden Beſchlüſſe ge-

Soͤnntagsruͤhe, die ſtädtiſchen Abgaben und indirekten


über Gewerkvereine, Konſumvereine, Hülfskaſſen u.
ſ. w. Der ſoeben im Verlage von Dubois Popli-
mont zu Reims erſchienene ausführliche Bericht über
den Kongreß zeigt, daß die Arbeiter mit ebenſo viel
Verſtändniß als Maßhaltung die verſchieden Arbeiter-
fragen beſprochen hHaben; und laͤßt e& wünſchens-
werth erſcheinen, daß auch anderwärts das Beiſpiel
dieſer franzöſiſchen Arbeiter Nachahmung finde ; denn
nur dann kann man hoffen, über die radical-ſoziali-
ſtiſche Bewegung Herr zu werden, wenn es gelingt,
ihr eine mächtige chriſtlich⸗konſervative Arbeiterbewegung
entgegenzuſtellen.



Deutſches Reich.

* Berlin, 21. Aug In der letzten Sitzung des
Bundesrathes iſt beſchloſſen worden, auch die finläu-
diſchen Einfuhrartikel mit einem Zollzuſchlag von 50
Prozent zu belegen. Der Beſchluß des Bundesrathes

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}

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liegt augenblicklich dem Kaiſer zur Genehmigung vor
an deren Ertheilung nicht gezweifelt wird. Bezüglich
des Einfuhrverbots gegen ruſſiſches Hen und Stroh
wird nachdrücklich betont, daß die Waßregel nicht zu
den Retorſionsmaßregeln gehört, die anläßlich der
ruſſiſchen Zollerhoͤhungen ergriffen wurden, ſondern
daß es ſich hier lediglich um die Abwehr der Cholera-
gefahr handelt. — Der „Reichsanzeiger veröffentlicht


ſidenten, worin Vorſchläge für Organiſation des
Handwerks ſowie Vorſchläge für Regelung des Lehr-
lingsweſens im Handwerk zur gutachtlichen Aeußer-
mitgetheilt werden. Zugleich werden die Vorſchläge
nebſt den Erläuterungen veröffentlicht. — Die Poſt!
erfährt, die Konferenz zur Berathung der in Frank-
furt vereinbarten Steuervorſchläge werde vornehmlich
aus den Bundesſtaaten beſchickt werden, in deren Ge-
biet Tabak⸗ und Weinbau vorkommt. — Gegenüber
anderweiten Meldungen der Blätter wird der „Nordd
Allg 3tg.“ von der Sanitätskommiſſion des Polizei-
prafidiums mitgetheilt, daß außer den am 15 Aug.
vom „Reichsanz.“ gemeldeten Cholerafällen in Berlin
bis heute Mittag halb 12 Uhr keine Meldung über
neuere Erkrankungen u. Todesfälle infolge von Cholera
Die Choleraſtation in Moabit iſt
wieder eingerichtet.

Kreuznach, 21. Aug. Mit Verwunderung —
ſo wird der „Trierer Landeszeitung! von hier ge-
ſchrieben — haben wir erſehen, welche Freiheit und
welches weite Entgegenkommen die evangeliſchen Geiſt-
liſchen in den kaͤtholiſchen klöſterlichen Kranken-
anſtalten Triers finden, um die Kranken ihrer
Confeſſion zu beſuchen und ihnen geiſtliche Belehrung
und Troſt im Leiden zu bringen. Dieſelben haben
nicht nur jeder Zeit Zutritt, ſondern dürfen ungehindert
ſogar religiöſe Andachten halten. Wie ſehr ſticht
dieſe Freiheit ab gegen das Verfahren im hieſigen
Diakoniſſenſtift, wo bisher manche kaͤtholiſche Kranke,
insbeſondere auch katholiſche Knaben, zur Heilung in
Da ift es den
katholiſchen Geiſtlichen nicht geſtattet
worden, denſelben die ſo nothwendige Belehrung
zu ertheilen, geſchweige denn Andachten mit ihnen zu
halten. Ja, dieſe Kranken wurden in die proteſtan-
tiſchen Andachtsübungen geführt, wobei eine Diakoniſſin
vorbetete. Da ſieht man den Unterſchied von
evangeliſcher Praxis
in Kraͤnkenanſtalten Hoffentlich wird es nun anders,
nachdem die Franziskanerbrüder eine ſchöne Kranken-
anſtalt hier errichtet haben.






















* Treuer Liebe Lohn.
Roman von U. Roſen.
Gachdruck verb.)

Wie überraſcht wird ſie jein, mich zu ſehen! Wie
roh/ wenn ich ihr fage, was der gütige Marquis mır
verfprochen hat Ich bin beinabe zu allicklih! Ah, und
‚i werde auch heute die ſchone Gräfin Beatrice Berril
jeben, von der ich in jüngijter Zeit fo viel hHörte. Sie foll
die Braut des armen Goͤttfried Trewor geweſen ſein und
Jeßt mir deſſen erbitterſten Feinde, jenem widerwärtigen
Lord Eduard Ormond, verlobt jein. Ich möchte auch
nur miffen, ob ſie wirklich ſo herzlos ijt, wie maͤnche
5 jagen, und ob ſie ebenſo ſchoͤn ijt, wie meine liebe
Mama.“

Sie hatte wiedex ihr ſchwarzes Seidenkleid angelegt
und ein ſchmales weißes Band duͤrch ihre dunklen Locken
44 und zu einer kunſtvollen Schleife zuſammenge-

nden.
In dieſem beſcheidenen und reinlichen Anzug kehrte ſie
4 den Salon zurüc, in welchem Lord Trewoͤr ſie erwar-
2
Mit leiſe geröfheten Wangen, ihre großen ſonnigen
Augen weit geöffnet, ein Lächeln um ihre purpurnen Lip-
wen, eine Welt unfchuldiger Schelmerei in ihren Blicken
Näherte ſie ſich dem Marquis, der das anmulhige junge
Lſchöpf mit einer ihn ſelbſt in Erſtaunen ſetzenden Zärt-
lichtel betrachtete

„Wie ſeltſam ich mich zu Dir bingezogen fühle, Lind
agte er, ſich aus jeinem Seſſel erhebend, und ſeine Hand
auf ihren Kopf legend. „SIch empfinde für Dih, was ich
einit ür Gottfrieds Kinder empfinden zu könien hoffte,
@}1 erſcheinſt mir heute merfwürdig bekannt und vertraut
Sivalda und Deine Nehnlichkeit mit den Trewors fällt
Mir in diejer Minute noch mehr auf, als jeither. Wäre
£$ möglidh, Kind, daß wir von demſelben Blute und viel-
leicht entfernt verwandt find? Deine Mutter i{it eine Eng-
länderin Ich muß mit ihr über einen Gegenſtand ſprech-
en. (3 mürde mir große Freude machen zu finden, daß

e3 die Bande des Blutes ſind/ die mich ſo unwiderſtehlich
zu Dir ziehen, meine Tochter \

Ich wünſchte e& wäre jo0”, entgegnete dann Giralda
ernit, unbewußt die Wärme des kindlichen Gefühles ver-
;c%bfinb‚ das fie bereits an den einſamen alten Edelmann
eijelte. ;

Lord Trewor ging lächelnd zu einem Sopha, auf
?e{? * Backet Iag, welches er dann haſtig auseinander-
altete.

Aus dem geringen Umfange Deiner Reifetafche ſchloß
ich daß Deine Garderohe nicht ſehr vollſtändig ijt,“ ſagte
er gütig. ‘ „Al3 Dein Großpapa habe ich ZJUrjorge ge-
troffen, die quäkferartige Einfachheit Deiner Toilette durch
einige hellere Fargen zu yeben“.

Mit dieſen Worten warf er einen koſtharen ÖOpern-
mantel aus weißem, in bunter Seide geſticktem Kaſchmir
um ihre Schultern. . ı ;

„Während Du Dich ankleideteſt war ich ausgegangen,
Dir dieſe Umhülle zu kauſen. Und hier, dieſen Diaman-
kenſtern habe ich Dir als Schmuck für Dein Haar mitge-
bracht. Er paßt zu dem Medaillon, das Du aleichfalls in
diejem Kaͤſtchen findejt. Lady Beatrice Berril wird neu-
gierig jein, mer Du bift, und ich moͤchte! daß Du einen
günſfigen Eindruck auf fie einbrächtelt”. —— .

Giralda murmelte ihren Dank für die reichen, ſchim-


zu ſchätzen wußte.
*Baid alänzte der Stern in ihrem ſchwarzen Haar, das
Medaillon an ihrem Halſe.

und nach wenigen Minuten rollten ſie dann dem Thea-
er zu

„Die Vorſehung ſelbſt ſendete DichH mir, Siralda,“
Jagte der Marquis im Tone tiefiter Befriedigung. Wein
Leben hat jetzt neuen Keiz für mi gewonnen. Ih liebe
Dich/ wie ein eigenes Kind und ich weiß, Du vergilit dem
grinimigen alten Manne ſeine Liebe, In Dir ift kein


Woche würde ich me € |
geſbottet und mich einer wahren Zuneigung nidht mehr

Jähig gehalten haben, jetzt bin ich voll Ungeduld, Dich von
Deinen Eltern als meine Enkelin zu erbitten.“

„ 30 hoffe, mir werden hHeute Ahend Manıa jehen“,
rief ®iralda. „O Mylord, fie iHt Hön wie ein Traum
Uebend und zärtlich wie ein Engel! IH bin ſchon voll
%gebulb und Erregung, ihr endlich wieder ins Wuge zu

auen.“

Dieſer Ungeduld begann ſich eine ſeltſam bange Ahn-
ung zuzugefellen.

„Zie bleich Du geworden bift“, bemerkte Lord Trewor-
als Giralda an jeinem Arne zu der Loge emporſtieg
Muth mein Kind, Deine Rama wird Dir nicht grollen,
daß Du kamit. Ein alter Mann wie ich iſt ein geeigneter
Beſchützer für die Jugend, Denke nur an die frohe Veber-
rajchung, die ſie erwartet.“

®iralda hatte von ihrem Platz aus einen vortrefflichen
4 über das ganze Haus, ſowohl wie über die

ühne.
Der Marguis hatte ſich hierauf dicht neben ſie geſetzt
*444 — ſie auf Dieſes und Jenes aufmerkjam 3zu
machen

Giralda war verwirrt und überraſcht auch ein Nal
4 ſo große und glänzende Verſammlung um ſich zu
ehen.“

— „dene Loge uns gegenüber“, erflärte Lord Zrewor,
iſt die Königliche, die dicht daneben iſt die des Grafen
Dort drüben kannit Du den Grafen Nunſter den
ſehen Der Herr, der


Ungarns, Von unſeren Miniſtern und Staatsmännern
ſind noch wenige Hier. |
X * Vorhaͤng ging auf und der erſte Alt nahm ſeinen

nfang.
* blickte erſtaunt und ſchmerzerfüllt auf die
Bühne

** Mama iſt nicht da, Herr Mylord,“ flüſterte Gi-
ralda. }
Der Marquis überflog den THeaterzettel,
Fortſetzung folgt.)


 
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