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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0983

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— 58i denm Bofanfialten w bei der Gyhebilion ZwingerficaGe *





xazetseeBtatt für die Amtsbezirke Heibelberg,
Zubenöutg, Weinbein, Scohwebingen, DhWippSiutg,
eloch Bruchfal, Bretien, Ne Xargemünd, Mogboch
@berbadı Burchen Wallbärn, Z.-Bı : ‘8h., Werkheimse,

















4 39 Verantwortlicher Redattenr:
SIulius Secker in Heidelberg.







1

Dıydl, Barlag u. Srpebition von Sebr. Yuber
in Buibelberg, AiwingerüraBe 7,



A. Sabzg.














Seſtellungen

zuf den „Bfälzer Boten“ werden fortwährend bei
fämmtlichen Boftanftalten, bei unſeren Trägerinnen
ſowie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
traßze 7, entgegengenommen.

Verlag des „Pfälzer Bote.°°






4 — Tabaliteuerpläne

Von gut unterrichteter Seite wird der Berl. Volksztg.
aus Baden vom 12. d. Mts. geſchrieben:

„Daß die Noth erfinderiſch macht, ſcheint auch
dann Geltung zu haben, wenn man die Noth ſelbſt
heraufbeſchwoͤren hat. Es iſt Leinesweg3 unwahr-
iheinlich, wenn man ſich erzählt in füddeutſchen
Regieruligstreiſen beſchäftige man ſich mit dem Bor-
ſchlag einer Reichserbſchaftsſteuer an Stelle
der Tabak- und der Weinſteuer, die wenig Ausſicht
auf Annahme haben und die in Gegenden mit Tabak-
induſtrie und Weiubau ganz beſonders unpopulär
ſein müſſen. Gerade in Baden, wo man in gonver-
nementalen Kreiſen alle Mienen ſprengen ließ, um die
Militaͤrvorlage durchzubringen, und dabei verhieß,
daß nur die Reichen die neuen Laſten tragen ſollten,
befürchtet man ſichtlich für die bevorſtehende Land


die Srregung, welche die geplanten Labak- und Wein-
ſteuern erzeugten, und nationalliberae Heißiporne,
die bei der Reichstagswahl mit aller Kraft für die
Militärvorlage arbeiteten, haͤben ſich nicht geſcheut,
ihrem Numuth in Verſaminlungen draftiſchen Ausdruck
zu verleihen. Während nun die beredten national-
überalen Abgeordneten, die dem „Bunde der Land-
wirthe“ angehören, ſich in Bauernverſamnilungen in
Schweigen hüllen und dem agrariſchen Scipio Afri-
kanus das Wort ließen, damit er den Tabakhauern
zeige, wie für ſie bei der neuen Steuer Vortheil ein-
zuheimſen fei, blieben die nationalliberalen „Sachver-
jtändigen“ au3 der Tabakindu ftrie den Berjamm-
ſungen ihrer Parteigenoſſen ganz fern. Es ſcheint
jedoch von diefer Seite hiater den Couliffen gearbeitet
zu werden, um die Partei nicht blo3zuftellen und doch
das drohende Unheil abzuwenden oder abzuſchwaͤchen.




ſtiſche Dr. Alexander Meyer (in der „Nation“) würde
ja den Raucher gern preisgeben und ihn für feinen
Rauͤchgenuß höhere Steuer zahlen laſſen. Beide ſind
der Anficht, daß eine Steuer auf den Konſum mit
Schonung der Produktion ſchon gut zu heißen ſei.


Schaden haben wuͤrden, erklärt Seipio den Schaden
für belanglos und vorübergehend.



überzeugen und ſie wollen den Vorſchlag machen, die

wälzen.
Ihr Vorſchlag — der bisher noch geheim
ventilitt wird — geht dahin, daß man die Steuer

nicht dem Fabrikanten auferlege, ſondern dem
Häudler, der die Tabakfabrilate an den Kon ſu-


händler ſoll ſie zahlen, menn er die Fabrikate
in fjeinen Laden nimmt, und auch ihm ſoll
der Staat Steuerkredit gewähren. Es würde
dadurch keine Stelle gezwungen werden, größere


Gefchäft zu ſtecken. Der Konſument hätte die
Steuͤer bereits bezahlt, ehe ſie in die Reichskaſſe
flöſſe.

Der Plan macht den intereſſirten Exrfindern alle
Ehre. Sie wälzen dadurch eine Laſt, den Aufwand
erheblich größeren Betriebzkapitals,


der Minderverbrauch ihnen bringt, nicht beſeitigt
wird, und es wäre möglich, daß man den Herren im



hHändler Steuerkredit zu gewähren, einen
Haken hätte. Kauti on vow den kleinen Leuten zu
derlangen, geht nicht an, da dieſe mit ganz minimalen
Betriebskaͤpitalien arbeiten und den Plan, den ganzen
Steuerbetrag den kleinen Leuten auf ihr ehrliches
Geſicht ſo lange zu borgen, bis ſie ihre Waaren ab-
* haͤben, wird wohl kein Reichsſchatzmeiſter gut-
heißen.

Jedenfalls iſt auch zu dieſem neuen Vorſchlag, der
wohl geheim gehalten werden ſollte, bis der Reichs-
tag beim Berathen der Steuerporlage iſt, Stellung


werden ſich dieſe neue ihnen zugedachte Beläſtigung
und Belaſtung genau anſehen.







Deutſches Reich.

* Berlin, 17. Okt. Der Kaiſer kehrt morgen von
Hubertusſtock zuruͤck und reift dirckt nach Bremen zur
oͤnthülung des Kaiſer · Wilhelm⸗ Denkmals. — Der
Reichskauzler iſt geſteru aus Karlsbad znrückgekehrt.

Maria⸗Laach, 15. Okt. Heute um 5 Uhr
fand, laut,M. Vzig.“, die durch päpſtliches Breve
ſchon vor längerer Zeit geſtattete Wiederexichtung der
Ablei Maria-Laach ftatt. Der hochw Herr Erzabt



Die Einführung fand im Kapitelſaale
ſtatt. Naͤch Annahme der Mozzetta und des Kreuzes
wurde Abt Willibrod in die Kirche begleitet. Dort
angekommen ſtimmten die Mönche das Te Deum an,
wotauf der geſammte Convent dem neuen Abte
huldigte-

Grottkau (in Schleſien) 17. Olt. Einer der


Entſchiedenheit für das Centrum eintraten, iſt jeßt
dafür „gemaßregelt“ worden. Der Hochw. Herr Erz-
prieſter © ein, fürſtbiſchöfl. Commiſſar wurde wegen
feiner energiſchen Stellungnahme gegen v. Schalſcha
feines Amies als Militärſeelforger entbunden.
Müuchen, 17. Okt. Die Freiſprechung des
Lieutenants Hofmeiſter ruft in allen Kreiſen lebhafte
Befriedigung hervor. Er war bekauntlich angeklagt,
er ſolle Soldaten gegenüher, die er auf ſeinem Zimmer
bewirthet hat, als Sozialiſten ſich bekanut, das Krieg-
führen zwiſchen Deutſchland und Frankteich als ein
Unding erklärt, den rieſigen Unterſchied zwiſchen Stein-
reich und Betielarm als Ungerechtigkeit verurtheilt,
abfällige Bemerkungen über das viele Kirchenlaufen
geinacht und einige ſozialdemokratiſche Zeitungsblatter

einem Unteroffizier zum Leſen gegeben haben Hof-
meiſter ſoll dies alles in dem Bewußtſein gethan
haben, für die Sozialdemokratie zu arbeiten. Zur

genntniß der Mililärbehörden brachte dies der Wald-
hüter Schuppert, deſſen Sohn bei Hofmeiſtex Bedjen-
ier war. Der alte Schuppert wunderte ſich über
freimüthige Aeußerungen ſeines in Urlaub hefindlichen
Sohnes, forſchtẽ dieſen aus, meldete dies dem Forſt-
meiſter Völker und dieſer denunzirte den Lieutenant
als den Urheber der ſchrecklichen Schandthaten bei
den Militärbehörden. So wurde dem Offizier die
gute Behandlung gelohnt, welche er dem Soldaten
Schuppert, der bei ihm Bedienter war, hatte zu Theil
werden laſſen! Ueber Schuppert war Hauptzeuge
gegen Hofmeiſter der Unteroffizier Koch. Dieſer ſagte





* Treuer Siebe Sohn.
Roman von Roſen.
achdruck verb.)

Ormonds drohende Geftalt ſtand vor ihr. Mit einem
halberſtickten Schrei ſprana ſie envor

„Seben Sie {ich,“ gebot er ihr.Ich habe mit Ihnen
zu jprechen.“ .

Giralda gehorchte. {

„Seit: wir uns zulegt Jahen, habe ich Ihre Eltern in
BirkenhHain befucht und weiß nun, Ddaß Sie wirklih Ddie
Sroßnichte des Marauiz find, den Sie ſo geſchickt zu um-
garnen verjtanden.” . —

Giralda antwortete nicht, ſondern bebte in ſteigendem
Entſehen vor ihrem Bedränger zurüd.

„ „Sie find von meinem Bejuche bei Ihren Eltern be-
reits unterrichtet,“ rief Ormond. „Sagte Lord Eros
venor Ihnen auch, daß ich mich Ihres Bruders Egon be-
mächtigte ?”

®Giraldas bleiches Geſicht und ihre thränenüber-


hätten.

Daß Sie die Lage, in der ich mich befinde, begreifen
iſt natürlich. Der Marquiz mag iterben, und e erben
fein Geld, während Fhrem Bater der Titel und die Güter
g}llfaüen. Sehr gut ausgedacht. Aber ſa lanae CEgon dem

utterherzen feglen wird, i{t für die Freude kein Raum


© * Mylord“. unterbrach ihn Giralda, „wollen Sie
e *
„Sa und eine Gattin.. An dem Tage, an dem Sie
meine Hattin werden, wird Egon zu ſeiner Mutter zurück-
„MNber mein Gott, ich kann nicht“, rief Giralda, die
Hände ringend. 8
„Sie müfjen“, arollte Ormond Ich werde mich von
einem Maädchen nicht zu Orunde ridhten lafjen. IO bin
müde geheßt bin ein verzweifelter Menſch. In meinen
Ermwartungen auf die Srbichaft betrogen ein yfenniglofer
Menich, wil ich meine Kläne nicht wiederum kreuzen

4 Durh Sie will ich zu Reichthum und Anſehen
gelangen.

_ ®iralda dachte an ?tucfit_ aber ihre Glieder waren
wie gelähmt, ihre Gedanfen wie verwirrt.

„& hHabe diejes Mal meine Borfichtsmaßregeln beſſer
getroffen,“ fuhr Ormond fort. „Sie entfamen auS Der
SFeljenhütte, Sie werden ein zweites Mal mir nicht mehr
entrinnen. ©Geben‘ Sie mir JOr feierliches Beriprechen,
nicht zu entfiehen und ich werde Ihnen geftatten, in Das
HauZ zurückehren, weigern Sie fih und idh nehme Sie
jogleih mit mir. Ein Wagen wartet in der Nähe auf

Selbſt nicht unt die, welche mir die Theuerſten find,
zu retten, vermag ich in die Heirath zu willigen,“ xief ſie

ihre Stimme endlich wiederfindend. Gott habe Erbarmen
8 \ * da Sie mitleidslo3
ind

mit meiner armen berfolaten Familie,

Sie weigern ſich aljo ?” fraate Ormond. Ich warnte

* — Shr Schickfal fomme über Ihr eigenes

aupt.
Mit dem Ungeſtüm eines gereizten Tiger3 ſprang er
auf S®iralda.

Siralda ſtieß einen wilden Hilfeſchrei aus.

Sn demjelben Augenbli theilten ſich die Zweige Des
Gebuͤches und der Marquis von Trewor trat zwiſchen ſie
* * Verfolger, erſtaunt und voll Zorn auf Ormond

ickend.

— —

37. Kapitel.
Die Enthüllung.

Der erſte Gedanke Girgldas beim Erfdheinen Marquis
war an jeine Seite zu eilen und ihn um Schuß anzıt-
ilehen, aber der Rampf mit den Schrednijjen der letzten
Minuten hHatte {ie ſchwach und muthlos gemadht unDd. fie


miſchten Blick zu ihm gufblicken.
„Du hier ?“ rief Marguis Ormond zu „Und GHeim-
tich? Hat Dir Wig nicht gemeldet, daß ich Dir verboten


habe Dich jemals wieder auf meinen @rund und Boden
bliden zu lajjen? Entarterer Wicht ? Aie Durfteft Du
e3 wagen, diejem unſchuldigen Mädchey nach Deinen güngz
jten Schurfen{treihen aufs Neue gegenüber zu treten? IO
iofl%@ @éä) für diefe Gemeinheiten züchtigen, wie Du es
verdienſt

— Der alte Mann hHob feinen {chweren Stock empor_und
richtete feine herfuliihe Geſtalt zu ihrer vollen Höühe
auf, jeine dunklen Augen bligten unter den Weißen uUumd
bujdhigen Brauen hervoxr und jeder Zug jeines vOrs
ne%men ernites Gefichtsg drückte Berachtung für Ormond
aus.

Za ich erhielt Deine Botjhaft,“ antortete Ormond
Ich wunſchtẽ auch nicht bis zu Dir vorzudrinaen Onfel,
gfipärn nicht3 weiter, als eine Unterredung mit Deiner

ichte.“

„Und Du überfielſt ſie, als Du ſie allein und [Oußlos
wußteit,“ Höhnte der Marquis. „Ah, Du wollteft fie- emt-
jühren, Elender! Ia, das iſt e8, ir Schrei — INr 1ähm-
endes Entſeßen — ja, ich ſehe jeßt Alles klar Und ich lan
zu rechter Beit, fie aus den Klauen 3zu xetten Nimn·
DihH in Acht, Bube, oder ich taffe Dich wie einen Hun
hHinauspeitichen.“

Ormonds Geſicht wurde aſchfarhen.

„Hüten Sie fich, mir in diejer Weiſe zu drohen, alter
Mann und vergewijlern Sie ſich erft, ob i Ridt vor
ihrer Nichte jelbit aufgefordert worden bin, mi hier
einzufinden. Fräulein Arevalo wird es nicht wagen IM
feugnen, daß Sie mich zu dieſer Stunde bierher beſtellt

Aber ich wage es dennoch,“ rief Giralda entrüftet
aufipzingend. „Stie famen ohne , mein . Wifjen hierher,
boten mir Shre Handan, und daich e ausichlug, Droh-
ten Sie mir, mich wieder wegichleppen. Erfi als Sie
ſich mir näherten, um mi zu fangen, ſchrie ich in
meiner Herzensangſt um Hülfe.”

(Fortjegung folgt.)


 
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