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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0759

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Edingel

eiſen.
OII-













erſcheint tAglıd mit Ansnahme-ber Sonne und Feiertage
Samßags mit Unterhaltungsbeilage. Prei® vierlehaͤhrlich
3E 1.20 ohne Trägerlohn ı. Boßanfidhlag. Beßelungen
dei ben Pofanftalten ı, bei der Grxpebition %mmgerflmfie W






unzetgerBlatt für bie Mmtsbezirle Heibelberg,
Rabenburg, Weinheint, SoHwegingen, Philippsbutg,
Wiesloch, Bruchfal, Bretten, NeTargemünd, Mosbad
Mberbad Buchen, Wakdürn, &.1 - ‘85., Wertheimae,









gü. 133 &. B.: Karl Huber in Heidelberg.

Verantwortlicher Redakteur:



Drud/ Varlag ı, Erhebition von Gebr, guber
in Deidelberg, Zwingerſtratze?














38 Sabrg.





Beſtellungen

ſowie in unſerer Expedition Heivelberg, Zwinger-
tratze 7, entgegengenommen.



— — — — — — — —
Der heutigen Nummer liest ur. 33 der wocheneet

lage bet.

— — — — — —

— ” n ’
* Sparfafjenbücher fit Sinder.

Man ſchreibt uns:

Guͤte Eltern ſind ſtets für die Zukunft ihrer
Kinder beſorgt und ſie bemühen ſich daher auch nach
Kräften, ihre Lieblinge nicht nur etwas lernen zu
laſſen, damit ſie ſpäter mittelſt der ermorbenen Kennt-
nijje und der ſich augeeigueten Fertigkeiten ihr Brod
verdienen koͤnnen ſondern ſie ſind auch darauf be-
dacht, den Kindern, wenn nicht viel, ſo doch etwas
Vernibgen zu erwerben. Leider muß indeſſen bei
vielen Eltern, welche dem Arbeiter=, kleinen Hand-
werfer: und Gewerbetreibendenſtande angehören, der
Wille die Thaͤt erſetzen; ſie erübrigen von ihrem
Sinfommen nicht ſo viet, um etwas für die Kinder
zurücklegen zu fönnen. Allein dieſe Unmöglichkeit iſt,
genau betrachtet, doch in den meiſten Faͤllen in das



7* 7






vorhanden it., Darauf hinzuweiſen halten wir für
angezeigt. Das Einfommen einer Familie wird ſelten
jo gering ſein, daß nicht einiges Wenige ſich bei einer
gut und Hug geführten Haushaltung doch immerhin
erübrigen. und. für die Kinder anlegen ließe
diejem Zwecke möchten wir Sparlaͤſſeubücher für
Kinder empfehlen.
kleinen Handmwerker: und Gemwerbetreibendenfamilien
Srundjag mwürde, für jedes Kind gleich bei ſeiner Ge-
burt eine‘ Sparbüchje anzulegen, in die jeden Zag
einige Pfennige, oder jede Woche ein yaar Grofchen
gegeben würden, dann würde allmählich eine huͤbſche
Man erkennt dies am Beſten,
wenn man ſich vergegenwärtigt, daß, wenn man täg-






lich nur einen einzigen Pfennig pro Kind zurücklegt,
hierdurch in der Woche ſchon 7 Pfennize, im Jahre


werden. Wenn aber ſchon durch die Erſparniß von
einem einzigen Pfennig pro Tag im Laufe der Jahre
eine ſolchẽ Sumnie zuͤſammen 31“ bringen iſt, dann
liegt es auf der Hand, daß auch der Arme wenig-


zu thun vermag, und wenn man auch von Seiten der

Arbeitern 2c. gegenüber





einen eruſtlichen Verſuch, für ihte Kinder zu ſparen,
zu machen. Iſt erſt der Grundſten ein Sparkaſſen-
buch über einen kleinen Betrag vorhanden, dann wird
die Luſt und Liebe, mehr zu erübrigen, ſchon von
felbſt kommen und die Kinder werden, wenn ſie heran-
gewachijen, auch ihrerſeits bemüht ſein, ihr kleines
Eigenthum zu vermehren.

Gine ſchöne, leider bisher nur vereinzelt eingeführte
Eintichtung fiud deshalb die B fennig]parkafjfen.


lauft dafür eine „Sparmarle“, die man auf dazu
ausgegebene Karie Hebt und wenn die Karxte
30 Sparmarken gefüllt iſt, dann bringt man dieſe


über zwei Mark, die nun verzinslich angelegt ſind
Uns haben Arbeiter verſichert ſie könnten dieſe Sin»
richtung nicht genug Loben, denn ſeit dieſelhe exiſtire,
häiten fie manchen Groſchen, der ſonſt doͤch drauf-
gegangen! waͤre, in Sparmarken für ihre Kinder an-
zelegt und allmählich ein hübſches Sümmchen zu-
ſaminengebracht; die Kinder ſelbſt aber, ſeien auch

auftretende ſchwärzliche Muͤtterkorn? und bringen
e8 in Heinen Säckchen den Droguiſten, die dasſelbe
für Arzneizwecke zu guten Preiſen faufen, und die
Landleuͤte derwenden den Erlös vielfach zur Erwerb-
ung von Sparkaſfenbüchern für ihre Kinder. Dies
ı{t ſehr lobenswerth und wir meinen. daß ein ſolches
Beiſpiel auch in unſerer Gegend nachgeahmt werden,
d. h. daß man ſich in den Arbeiter-, kleinen Hand-
werfer- und Gemerbetreibendenkreijen beſtreben ſollte
von dem Einkommen wöchentlich eine Kleinigkeit für
die Kindec zu erübrigen und von Zeit zu Zeit beider
Sparkaſſe rentbar anzulegen.

Deutſches Reich.

* Berlin, 9. Aug. Seine Majeſtät der Kaiſer
hat heute Früh Helgoland verlaffen und wird morgen
Nachmittaq im weſtlichen Theile der Oftfee eintreffen,




Kiel aͤus faͤhrt morgen das auf der Germaniawerft
neuerbaute Panzerſchiff „WörthH“ dem Kaiſer entgegen.
Der Kaiſer wird ſich an Bord des Schiffes begeben
und an der Probefahrt theilnehmen.

* Berlin, 10. Aug. Das kaiſerliche Geſundheits-



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Es dürfte foͤnach wohl - zwechnrüßig. erſchemen, bie


Rinder der wenig oder niht Bemittelten zu empfehlen
und zwar um ſo mehr, als dadurch ‚auch der Sinn
für Sparſamkeit, der heutzutage bei den „geringen“
Qeuten durchweg nicht mehr beſonders groß I,
hei den Kindern geweckt, genährt und geftärkt
mwürde.

Bum Schluſſe unſerer Anregun g möchten wir
noch auf ein ſchönes, nachahmenswerthes Beiſpiel des
Beſtrebens von Eltern, für ihre Kinder etwaz zu er-
ſparen, hinweiſen. Im ſächſiſchen Vogtlande ſammeln
jeit vorigem. Jahre die Landleute das im Getreide


Berlin vorgekommenen Cholerafall amtlich nichts be-
kannt ſei.

Berlin, 10. Aug. Eine von etwa 1000 Ver-
ſonen beſuchte Verſammlung der Anarchiſten und Un-
abhängigen proteſtirte gegen die Ausſchließung von
dem Zuͤricher Kongreß und beſtritt diejem in einer
ſchließiich angenommenen Reſolution das Recht, ſich
internationalen. Arbeiterkongreß zu nennen; denn er
habe die Arbeiteroxganiſationen ausgeſtoßen, die nicht


auch die Herrſchaft eitler Demagogen bekämpfen. Ein
Brief Landauers ſchildert die deutſchen Delegirten in

würden. Boch aus; Fraukfurt und ShHippel
ſpielten eine beſonders £ratrige Rolle. Die Gewalt-
thaͤlen ſeien im Auftrage Singers verübt worden.
Bebel habe geäußert, e& ſei doch nöthigenfalls für
handfefte Leute geforgt. Sogar an die Züricher
Polizei, den Gendſſen Polizeidirektor Bogeljänger,
Delegirte ſich gewendet. Rufe:
Qumpe! Gemeinbeit h In der Debatte, die Häufig
durch den Lärm der anweſenden Sozialdemokraten
unterbrochen murde, fielen heftige Augriffe gegen die
unduldj.men, kleinbürgerlichen Sozialdemokraten, deren
Delegirte abhäugig jeien von den Führern, um ihre


















* Treuer Liebe Fohn.

Roman von U. Roſen. ;

ä ; Nachdruck verb.)
— , a, das denke ih aucdh“, tröftete ſich Beatrice. „Das
gind fann unmöglich dorthin gegangen jein, Mein armer
Liebling“, ſeufzte fie, Die ‚Beitungsblätrer fallen laſſend/ zu
diejer Stunde weint fie {ich vielleicht, von Heimtveh frank,
in den. Schlaf, dennoch ‚ent/hloffen, fich ihren LebenSunter-
Halt jelbjt verdienend, mährend ich, ihre Mutter,. juwelen-
gejchmüct durch den Balljaal ranjche. O e iſt hart! Ich
jagte meinen ®indern mit Recht, deß ich eine Schaufpie-
lerin bin, nur i{t die Bühne, auf der ich {piele, größer, als
gte en%egn Bretter eines. Theaters. Wanr geht der nächſte
ug. ab?”

‘„Unt drei Uhr Morgens, gnädige Frau“, erwiederte
Marie? }

„Und ietzt iſt Mitternacht“, erflärte Seatrice auf ihre
uhr jehend. Die Gejellidhaft wird im Begrıff jein, 110
— zu begeben, und man wird mich vermiffen. d
muß hinunter, wenn au mein Herz darüber brechen ſollte.
Meine Abwejenheit wırd Bapa ränfen und- Ormond arg-
wöhntich.maden. AUm meines Gatten willen muß ich hin-
untergehen! HC

— „Sie jehen bleich aus wie der Tod“, rief Magdu, _ein
Leinentajchentuch mit Kölnijhem Waͤſſer befeuchteud und
Beatriceus Wangen reibend. ı .

„Das hilit nicht3,“. wehrte Beatrice ab. A mein
} „ n Leg’ meine Berkleid-
}fmhg zurecht, ıd werde mit Marie nach dem Birkenhain
ahren.

O gnädige Irau“, ſagte Magda bittend, „Sie werden
den gnädigen Hern und fich jelbit verderben, _ wenn Sie
nach BirfenhHain gehen. SFener Polizijt 0Dder Detektive, —
i weiß, Daß er {o_ettwas ijt, obwohl er ſchlichtbürgerliche
trägt, umfreijt und beobachtet noch immer unſer
Haus.“

Ich werde ihn irrezuleiten verliehen”, entgegnete Be-
atrice nachı furzem Bedenten. „Nicht als alte Frau, jon-
dern al3 Ballgaft, in meinen Opernmantel gehüllt, werde

ich fortgehen, Marie,/ Du thäteſt beſſer Dich zeitig zu ent-
jernen, und Dich auf Umwegen nach dem Bahnhof zu be-
geben... Berfuche nicht, mid) abzureden. Ih muß uUnter
allen Umijtänden zu den Meinigen, Wenn meine Anwejen-
Heit zu Hauje jemals nothwendig war iſt eS gegenwärtig
der Sal. Ich muß mıt meinem Gatten berathen, was wir
zu fhun haben, ohne jein Wiſen Darf ich Nichls beginnen.
in faljcher Schritt jebt würde ihn und mich vernichten.
O SGiralda, Du ahnlt nicht, wie viel Rummer und Leid
Deine aroßmüthige Ablicht über unz gebracht hat. Noch
ein Wort, Marie, beftelle einen Wagen für mich, ‚Dder um
dreiviertel auf Drei hier Halten joll. Bedeute dem Kutjdher
nach Lady Bier zu rufen. .. Sine Dame diejes Namens iſt
nicht anwmefend. ch werde den Wagen beſteigen und mit
ihm na dem Bahnhof fahren.” \

Ihre lange [himmernde Schleppe aufnehmend, verließ
ſie ihre Gemächer auf demſelben Wege, auf dem ſie ge-
kommen _ War. — } ;

WMuf der Teraſſe vor dem Wintergarten war Niemand
zu jehen und unbemerft näherte ſie ſich dem SCingange zu
dem Blumenpalait. Lord Ormond ſtaid auf den Nar
moritufen, einen Strauß von wunderbarer Schönheit | in
der Hand. Prufend jhaute:er. Beatrice, die in {tolzer
Haltung näher kam, in das bleiche Gejicht, ihre Augen be-
gegneten Dden jeinigen. Er war betroffen, e ſo {trahlend,


zu ſehen.


Sie Sterndeuter ?“

„Sch- wartete nur auf Ihre Rückfehr,” erwiderte Or-
mond mit höflicher Berneigung. „®xraf Berril war hier,
Sie zu juchen. Darf ich Sie zur Tafel geleiten, meine
®näbige ?” '

Beatrice legte ihren Urım in den ſeinigen.

„Sch wurde zu einer unglüclihen Frgu gerufen, Die
des Trojtes und des gulpruchs bedurfte“, Jagte ſie Beſten
Dank für. Ihre Freundlichteit! hier auf mich zu warten.
Setzt aber mollen wir eilen, den anderen Herrichaften in
den Syeijejanl nahzukommen. *. ; ;

Ich jehe, Sie haͤben ihr Bouquet verloren, Beatrice“

bemerkte Ormond. „Wollen Sie nicht das meinige nehmen?
Wir find beinahe verlobt, Beatrice, geſtaͤtten Sie Diejen
Blumen in meinem Namen in der Spraͤche der Liebe 3zu
Ihnen zu fprechen.” ;

— Beatrice wagte nicht feine Gabe zurüczuweijen, aber
ihre Wangen erglühten in Zorn über die Demüthigung,
feine Huldigungen. anzuhören. Stumm ſchritt ſie an ſeiner
Seite weiter, . ü

„Darf ich Sie um den erſten Tanz bitten ?” fragte
Ormond ; *

. SO werde heute nicht tanzen. Als Wirthin muß i
mich zunächſt meinen Gäſten widmen, unDd dafür ſorgen-
daß alle junge Mädchen, die an dieſem AWbend nun zum
%ritgn Male einen größeren Ball mitmachen, auch Zänzer

nDden.“

In diefem Augenblick erſpähte Graf Berril, bleich vor
unterdrückter Erregung über das ſonderbare Berichwinden
jeiner Tochter von dem Schauplaͤtz der Feſtkichkeit, Bea-
trice und ihren Verehrer {

— GEine Centnerlait fiel von feinem Herzen. Sr hatte
irgend eine arauenvolle Entwickelung des Geheimnijfes, das
ſeine Tochter umgab, befürchtet, ' DDr einer neuen Unvor-
Xichtigfeit gezittert. Sein Geſtcht hellte ſich auf und freude-
ſtrahlend reichte er einer verwittweten Herzogin den Arm

Die meilten Gälte Yatten die Abweſenheit Beatricens
hemerft und ihre Rückehr an der Seite Ormonds veran-
{aßte jofort allerlei Vermuthungen. Man ſprach von einemt
töte a töte mit Ormond, der die erjte Gelegenheit nach
feiner Anfunft in der Heimath dazu benußte, ſeine Wer-
buna zu erneuern, wußten doch alle Welt, daß er dit
Grafentochter von jeher geliebt hätte.

Ormond3 Miene und Haltuma, Die eine ftille Genug-
thuung verriethen, mußten die Meinung erweden, Beatrice
habe ihn zu den kühnſten Hoffnungen ermuthigt, während
dieſe ihn
haͤndelte

mit der gewohnten kalten Gleichaittigkeit be-

Fortſetung ſolgt)


 
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