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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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Yr 23 — — M:, | Geelberg, Sonntag, den 5. ovember 1898. —⏑⏑ nrg











Im Monat November tritt ſowohl der
deutfche NeichStag ais auch der badiſche Laudtag
zuſamien und ftehen äußerſt intereſſante Verhaͤnd-
lungen in beiden geſetzgebenden Körperſchaften in
Ansficht. Wir empfehlen deshalb, unjeren „Pfälzer
%pten", der über Alles pünktlich Bericht erftatten
Wwird, für die beiden Monate November
üund Dezember zu beſtellen.





Kulitilde Wochenüberlicht.

O Heidelberg, 4. November

Den Landtagswahlen in Baden ſind diejenigen
In Preußen gefolgt. Waͤhrend die badiſche Zwei-
augenmehrheil in eine trübe Sechsaugenminderheit
Umpurzelte, waren die Herren Nationalliberalen in
Preußen überauz Hoffnungsfreudig und ſehr rührig.
Die Edelften und Beſten der Natlon hatten ſich nach
Und nach daran gewöhnt, in Bezug auf ihre politiſche
Machtfteilung, ihken Sinfluß in der Waͤhlerſchaft, fich
an das Liedlein zu halten:
„Still ruht der See, die Vöglein ſchlafen.“

Da kam denn die prächtige „Reform? des preu-
fiſchen Wahlgejeßes. Faft hätten die böſen Ültra-
moutanen eine kleine, ganz kieine Verbeſſerung, eine

bringen, völlig gejcheitert: ſelbſt das neue „DVEr-
beſſerte“ Wahlgeſetz in Preußen war nicht im ſtande,
die alte nationalliberale Herrlichkeit wieder aufleben
zu laſſen. Eine ganze Reihe der glänzenſten Wahl-
ſiege des Centrums liegen bereits vor, und es iſt ſo
gut wie ſicher, daß unſer alter Beſitzſtand gewahrt
bleibt. So ganz ohne Urſache iſt dieſe Erſcheinung
nicht Der Schluß iſt wohl gerechtfertigt, daß eine
Partei die nun ſchon ſo oft todtgeſagt wurde, ſo oft
aus den denkbar kritiſchen Situationen einiger und
geſtärkter als vorher hervorgangen iſt, doch wohl
exiſtenzfähig und lebensberechtigt iſt.

Den Liberalen in Preußen wie in Baden wird
nun angeſichts der Treue und der Opferwilligkeit der


dieſe Wähler doch wohl etwas mehr als Stimmvieh“
ſind. In der letzten Zeit hat man im Reich und in
den Staaten den katholiſchen Wähler ſehr oft auf
die Opferwilligkeit der Sozialdemokraten hingewieſen.
Wir kalkulieren, es iſt nicht nöthig; unſere braven
Centrumsleute brauchen kein Beiſpiel, ſie ſtehen an
opferwilligem Muthe, an Neberzeugungstreue ke inem
nach; möchten nur alle, die katholiſch heißen, auch


Und nun noch die Beantwortung einer Frage,



dum Vorſchein, wie die Liberalen e& „beinahe“ ge-
pünſcht hatten. Daher die „Hoffnungsfreuͤdigkeit“
el den jetzigen preußiſchen Landtagswahlen.


Inderswo — ſoweit die Reſultate bekannt ſind, hat
das Centrum mahrhaft glänzende Siege erfochten.
Auch diesmal, ſo oft es ſchon prophezeit wurde, iſt
er Centrumsthurm nicht geborſten und ſeine Gegner
Werden nun doch wohl endhich einſehen, daß der
entrumsthurm platterdings nicht „umzubringen“ iſt,
Weder von den rothen noch von den nationalliberalen
Feerſchegren. Die letzteren werden auch ganz beſon-
ders einſehen, daß ihr Siechthum nicht mehr aufzu-
alten iſt. Trotz den günſtigſten Umſtänden, trotz
den krampfhafteſten Anſtrengungen ſind ihre Verſuche,

Was iſt ein Nationalliberaler? Hier die Ant-
wort:
Ein toleranter, weiſer reicher Patriot,
Barone von Geburt, vom Geldſack und vom Schlot
Ihm iſt des Königs Wille abſolut,
Das 4* wenn dieſer Wille ſeinen Willen
thut.
Als Patriot er jeden um zehn Meilen ſchlägt,
Das hHeißt, wennis brave Bılt am Schluß die
Koſten trägt.
Im Glauben iſt er tolerant, nur Rom das macht
ihm Qual;
Er ſelber glaubt am liebſten daun an die Moral.
Doch die Moral von der „Moral“ hat endlich den
Verlauf.
Er ſtellt ſich ſelber als den liebſten Herrgott auf.“
Und nun wollen wir uns den andern innerpoli-
tiſchen Dingen zuwenden, die zumeiſt unter dem Ein-
druck der kommenden parlamentariſchen Zeit ſtehen.
Die Herren Finanzminiſter ſind wieder auseinauder
gegangen und zwar ohne jeden Verdacht, daß ſie in
fröhlicher Wein-Laune geweſen ſeien, denn gerade
der Wein hat ihnen, vhne daß ſie ihn getrunken

kannten ſich nicht darüber einig werden, daß liebliche
Rebenmaß, den Spender der Poeſie, in die Steuer-
preſſe zu ſpannen. Herr Miquel geht nun umher u.
ſucht wie ein nichtbruͤllender Sömwe, wo ſich etwas zu
verſteuern fände. Man ſollte meinen, er brauche
nicht in die Ferne zu ſchweifen, denn das wirklich

Steuergute liegt ſehr nah. Da iſt die Börſenſteuer,
von der man nichts mehr Hört;-eine Champaͤguer-
ſteuer; eine Jagdhundeſteuer empfahl un ein
Jäger; Luxuspferde und Bediente und noch vieles
andere, waͤre jehr wohl ſteuerfähig. Auch eine


gen in Aktiengeſellſchaften umgewandelt werden, uſw.
Aber Herr Miquel hat ſich nün einmal den Tabak
in den Kopf geſetzt, und da müſſen wir nun hoffen,
ſehr ernſtlich hoffen, daß der Reichstag dem Herrn
Reichsſteuerreformminiſter den Tabak wieder aus dem
Kopf hinausbugſiert. In Baden ſtehen über 20,000
Eriſtenzen vor dem unabänderlichen Ruin, wenn es
nicht gelingen ſollte, Herrn Miquel vom Tabak ab
und auf die „ſtarken Schultern“ zu bringen. Auch
wird man den Herrn über Soll und Haben unſeres
öffentlichen Lebens einmal fragen müſſen, was er denn
mit all’ den vielen Millionen, welche mehHhr als die
Koſten der Militärvorlage aufgebracht werden, anfan-
gen will Es ſoll z. B. die Tabakfabrikatſteuer allein
108 Millionen Mark abwerfen. Wir wollen nicht
hoffen, daß Herr Miquel noch heute den Grundſatz
vertritt, den er 1850 in einem Brieflein an den Kom-
muniſten Marr nach London ſchrieb: „Sovieler-
ringen als möglich, das iſt mein Wahlſpruch!
Man ſieht, ſchon daͤmals hatte der Herr ſehr finautz-
miniſterliche, Tugenden“. Das Brieflein iſt übrigens
nicht gerade geeignet geweſen, öffentlich auspoſaunt zu
werden; aber was machen ſich die Sozialdemokraten
daraus. Auf dem Parteitage zu Köln wurde dieſer Brief,
den der jetzige Finanzminiſter in ſeiner Studienzeit,
nach LESſchrieb, unbarmherzig verleſen. Es war auch
nöthig/ daß etwas /Senſationelles!, etwas „pikantes“
geboten wurde, denn der ganze Parteitag litt nicht
an Ueberladung von herdorragenden Fdeen. Herr
Bebel, der Erfinder des „Mauſerns“ —- nicht des
Mauſergewehres — hatte nämlich eine beſondere Freude
daran, Herrn Miquel nachzuweiſen, daß derſelbe in
ſeiner Jugend — Sozialdemokratgeweſen ſei,
ſich alſo ſehr ſtark umgewandelt habe. Herr Bebel
kennt ja das Mauſern aus Erfahrung; er hat's nur
in umgekehtter Weiſe gemacht. Wenn man annimmt,
daß er in ſeiner Jugend Patriot war, und das wird







107

Ech einmal Leben in den abgeftorbenen Körper zu hätten — viele Lopfſchmerzen gemacht Die Herren der Fall geweſen ſein, weil er ſpäter zum,Libera-
Treuer iebe Lohn. geliebt, den er noch immer wie einen Vater liebte u. ver— Ormond vermochte ein Gefühl der Enttäuſchung nicht

Roman von U. Roſen.
Gaͤchdruck verb.)
Ein holder Zauber umſpann die beiden vielgeprüften
Liebenden

8 Die drbhnenden Schläge der Vorzimmeruhr ſcheuchten
eatrice aus ihrem @lücdstraum auf..
‚.„Du mußt gehen, Gottfried”, ſeufzte ſie. „CE3 iſt für
Dih gefährlich, länger hier zu bleiben, während der
und jener Detektive in Haufe find. Wie jeltfam
A5 Mwir jeßt in demfelben alten Mufjikzimmer nebenein-
ANderfiken, in weldem Du mir vor ſo vielen Fahren Deine
Siebe geftandejt. Neije heute Abend noch nach dem Adler-
8 Goͤilfried. Ich ziltre für Dich, wenn Du in London
Der, Abſchied war ſchmerzlich aber kurz
f Laugfan und gemefjenen Schrittes ſchpankte der Pro-
* auf ſeinen Stock geſtützt in das Vorzimmer In
xſelben Augenblik . oifnete ſich die Thuͤr des Salonz
und fächelnd 1unDd fich tief Verneigend, von dem Grafen
‘“‘;‘ämßärb Trewor begleitet, erſchien nun Born auf der
elle.

guckratriee begriff die ernſthafte Lage auf den erſten

„Sie dürfen feſt auf mich rechnen, Herr Profefjor“,
lügte fie Xeije, doch {o, Ddaß das jharfe Dhr Borns Keines
Wrer Worte verlor, „id werde meinen ganzen Einfluß
Ur Sie einfeben.“

Der Profeſſor murmelte ſeinen Dant.
die Oruppe an der. Thür des Salons zoͤgerte bis
Mit einer

Fuichuldigune tral der Deteklive zur Seite, J0 daß der


Der Marquis betrachtete den Mußttehrer abne jeden


Öränen auf, al3 er dann das edle, kummerdurchfurchte
Seficht des Greiies jah, der ihn einjt mwie ein Vater

ehrte

€ war das erſte Begegnen zwiſchen Oheim und
Neffe, ſeit der Stunde, die ſie vor 18 Jahren entzweite
und auseinanderriß.

Seufzend verließ Gottfried das Haus Eine Minute
ſpäter folate ihm der Detektive.

E Kapitel.
Ereilt!

Lachdem Frau Pump einen 10 unpoͤflichen Abſchied
von Ormiond genommen hatte! war dieſer zum Bahnhof
geritten, um dort ſeine Foͤrſchungen nach Glralda fortzu-
ſetzen. Vom Stationschef erfuhr er, daß der letzte Zug
vor einer Stunde abgegangen war Aus ZJurcht, ſeine
Beute könnte ihm aufs Nene entſchlüpft jein, blieb ihm
das Herz beinahe ftehen. Durch geſchickte Kreuz- und
Querfragen gewann er die Beruhiqung, dah keine Dame,
auf welche die Beſchreibuns Giraldas paßte, mit dem
Zuge abgereiſt war.

Vor Befriedigung glühend, galloppirte er in das
Städtchen zurücd, Kberzeugt, er werde das Mädchen in dem
einzigen Gaͤſthaus des Doͤrfes finden. Sin breites Schild,
auf dem eine goldene Harfe gemalt war, lud zur Einkehr


ein.


bietiger Berneigung. . .
Ormond glitt aus dem Sattel, übergab einem herbei-


fundigungen einzuziehen
kleinen Knaben begleitet iſt bei Ihnen,
fragte er.

Der Wirth verneinte.

zu verbergen. *

Sie kam geſtern Abend in Geſellſchaft einer älteren

Dienerin hHierher“, xief Lord Ormond ärgexlich. „Daß ſie
den Ort nicht wieder verlaſſen hHaben Kfann, iſt ſicher
Siebt es vielleicht noch ein zweites Wirthshaus hier,
Herr Wirth?
Nein gnädiger Herr? Außer einer Fuhrmannskneipe
iſt die goldene Harfe das einzige Wirthshaus Daltons,
* ſteigen Frenide zuweilen auch in einem Privatauartier
4 —

„So mas die junge Dame, die ich ſuche, eine Privat-


fenert Nachfrage Halten. Sind meine Diener denen ich be-
7* * hier zu erwarten, noch nicht angekommen, mein
reund?“

Lord Ormonds Kammerdiener
Wirth. 2— S :
„So führen Sie mich in mein Zimmer und ſchicken
Sie mir meinen Diener.

Der Wirth, ſtolz auf die Ehre, einen ſo vornehmen
Mann zu beherbergen, geleitete den Fremden in das heſte
Zimmer des Haufes. Kaum hatte Ormond ſich ermiüdet
auf das Sopha geworfen, als der Kammerdiener Wig er-

ien.
„Ah— Sie ſind es,“ rief Ormond erſtaunt. „Wo iſt

iſt hier”, Inirte der


Ich weiß nicht. Wir waxen geltern Abend als Sie
die junge Dame wieder unter Ihre Obhut nehmen wollten
zujammen in der Nähe des Schloßparkes, Nach ihrer
144 und Euer Gnaden Unterredung mit dem Herrn

larquis ſchickten Sie Perkins in der einen, mich 4 *
währen
©ie einen dritten Weg einſchlugen und und uns befahlen,
Sie, im Falle unjere Anſtrenaungen fehlſchlügen, hier zu

Gortſetzung folgt.


 
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