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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0611

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Brfheint Fäglie& meit Ausnoymeber Sonze und Keiertage
— wlit —— — Yreis vierteljährlig
Bl 120 obune Krögeringn u Woftanfihlag. Beftelungen
5i hem Voftanfialten ı. bei der Erpebitton Bwingerüraße 7.





unzeige-Slatt ür bie Ami£bezirie Heidelberg,
— Weinheim, SoHwebingen, PhilippSdurg,
wiezloch Bruchſal, Breiten, Ne Xargemüänd, Mosbach
Eberbach. Buchen Walbdürn,Z.-Bı ı °&Eh., Wertheiwoe.





















Drae, Varlag . Expedition von Gebr. huber }
i zZwingerſtraße 2 2 dihts.









Ein neues Quartal

ſteht vor der Thüre. Wir bitten unſere Abonnenten,
uns treu zu bleiben zu wollen und immer neue Freunde
zu erwerben. Wir leben in einer politiſch hoͤchwich-
ligen Zeit Die Verhandlungen des neuen Reichs-
tag8 {tehen bevor und werden bedeutungsvolle Ent-
Geiduͤnzen briugen. Außerdem werden in den näch-
ſten Moͤnaten die badiſchen Landtagswahlen, ſtatt
jinden, deren große Wichtigkeit für die Intereſſen der
fath. Rirche in Baden ja Jedermann bekannt iſt. Zeit
zum Leſen läßt ſich bei gutem Willen und richnger
Eintheilung ſchon herausſchlagen. Anzeigen haben
bei der groͤßen Verbreitung unſeres Blattes ſtets ſehr
guten Erfolg





Des 2* — und Paul wegen er-
ſcheint morgen kein Pfälzer Bote. Die nächſte
Nummer wird Freitag Mittag ausgegeben.





S-t in großer Webelitand,
der ſich im ſozialen und politiſchen Leben der Gegen-
wart ſehr bemerkbar macht, und wenn auch nicht ge-
rade die unmittelbare Urſache vieler Mißverhältniſſe
bildet, ſo doch wenigſtens deren Beſeitigung Eehr er-
ſchwert, iſt die Thatſache, daß ſich ein großer Prozent-
ſatz der Staatsbürger um die allgememen ſozialen
Zuͤſtände und die politiſchen Vorgänge im Vaterlande
jo gut wie gar nicht künimert Dieſe Leute, die -ab-
jolut nicht von der Wahrheit des Wortes: „Der
Menſch iſt als Theil der Allgemeinheit verpflichtet,
fär das Wohl der Allgemeinheit nach beſtem Können
zu wirfen“ durchdrungen ſind, laſſen, wie man zu
ſagen pflegt, Goites Waſſer über Gottes Land laufen;
e3 i{t ihnen gleichgültig, wie es um die Vertretung
der öffentlichen Intereffen im Lande beſtellt iſt, ob
zweckmaßige oder zweckloſe oder die Allgemeinheit
ſchädigende Geſetze zu Gunſten oder im Sinne einer
Mehrheit entgegen den Forderungen der Gerechtigkeit
erlaſſen merden, ſie gehen ruhig ihres Weges und
Larliren höchſtens den „deutjhen Michel“, der mit
Zipfelmüge und Pfeife hinter dem Bierkruge ſißt, die
lieben Muͤmenſchen „durchhechelt“ Karten ſpielt und
wenns hoch kommt, über ſchlechtes Straßenpflaſter u.

unzureichende Beleuchtung raiſonnirt und
Witze“ macht. Sich mit jozialen und politiſchen
Tagesfragen zu beſchaͤftigen, fallt den würdigen Spieß- |
bürzern nicht ein, deun — Politif verdirbt den Cha-
rafter, und ſie wollen ihren „Charakter“ n beſonders
ihre „Ruhe“ unter allen Umſtänden — konſerviren.
Sie halten wohl Zeitungen, aber ſie leſen nur die
Anzeigen, die provinziellen und vermiſchten Nachrichten
auch wohl das Feuilleton, wenn e& „recht ſpannend“
iſt, aber die polktiſchen Leitartikel „können ihnen ge-
ſtohlen werden.!

So wenig Werth wir nun auch auf ſogenanntes
„politiſches Kannegießern“ Hinter'm Bierkurge legen,
jo ſehr müſfen wir es andererſeits bedauern, daß das
Iniereſſe für die die Allgemeinheit betreffenden Fragen
bei manchen Staatsbürgern ein ſo außerordenttich
geringes iſt. Das iſt ein Uebelſtand, der ſchr ver-

bringen zu müſſen glauben. Es unterliegt keinem
Zweifel, daß Vieles anders und beſſer in unjerem
Vaͤterlande wäre, wenn ſich Alle bewüßt wären, daß
e& eine heilige Pflicht des Staatsbürgerz ift, den
Vorgängen im ſozialen und politiſchen Leben die
größimoͤglichſte Aufmerkſamkeit zu fchenfen und nach
beſten Kräften mit für das Wohl der Allgemeinheit
zu wirken. Ja dieſer Beziehung iſt aber vieles faul.
Die Selbſtfucht, die im Laufe der Zeit recht bedenk-
liche Fortfchritte gemacht hat, hält Manche, namentlich

Staͤudesgenoſſen, wenn es ſich um Verbeſſerung der
ſozialen Lage derſelben handelt, anzuſchließen u. ſolche
wirkfam zu unterſtützen. Dieſer Erſcheinung begeguen
wir ganz beſonders auch im Handwerkerſtande und im
Stande der Gewerbetreibenden, und gerade ſie trägt
die Schuld daran, daß es aͤn der zur Erreichung
großer Ziele ſo nothwendigen Einigkeit mangelt und

opferbereiten Männer nicht mit größerem Erfolge ge-
frönt werden. Die Egoiſten wollen für ihre Standes-
genoſſen und Mitbürger keine „Kaſtanien aus dem
Feuer holen“, wie ſie ſagen, und deßhalh halten ſie
ſich von allen Vereinigungen fern, deren Beſtrehungen
fozialer oder politiſcher Natur find. Für alle er-
denklichen Vereine und Klubs, welche dem Sport
oder dem Vergnügen dienen, können ſie ſich erwärmen,
begeiſtern, können ſie Zeit und Geld opfern, aber für
Standes- und ſtaatsbuͤrgerliche Intereſſen haben ſie
keinen Sinn, keine Zeit und kein Geld.

Die Selbſtſucht iſt das Bleigewicht, welches den







ftandes überhaupt hemmt, ja theilweiſe ſogar un-
möglich macht Das ſchöne Wort: „Alle für Einen
und Einer für Alle!“ iſt vielen zur inhaltloſen Phraſe
geworden, und ſo lange in dieſer Beziehung keine
zründliche Beſſerung eintritt durch das Inſichgehen
weiter Kreiſe und das Sichtbewußtwerden der Pflicht,
die der Einzelne gegenüber dem Stande, welchem er
angehört und der Allgemeinheit gegenüber hat, iſt an
eine gute und gedeihliche ſoziale Entwickelung, wie ſie
die Zeitverhältuͤiſſe veriangen, nicht zu denken. Wir
möchlen daher eindringlich betont wiſſen, daß ein
jeder Staatsbürger ſei er, wer immer er ſei, die


gänge wohl zu kümmern und nach ſeinem beften Können

für die Wohlfahct der Allgememheit in leiblicher und

zeiſtiger Beziehung zu wirfen, Wer das nicht thut,
der macht ſich einer groben Pflichtverletzung ſchuldig

und ladet eine ſchwere Verantwortung — beſonders

in ſolch ernſten Zeiten, wie die unſeren es leider

ſind — auf fih. Vor allem muß in dem Hand-

werker⸗ und im Mittelſtande überhaupt der ſogen.

Korpsgeiſt, das Gefühl der Solidarität, der Zuſammen-
gehörigfeit wieder mehr Platz greifen und die Einzelnen

zu gemeinſamem Wirken anſpornen. Das Gefühl der
Sondarität iſt es, was wir in unſerer Zeit dringend noth-
wendig haben, u. wir würden uns aufrichtig freuen, wenn
dieſe Zeilen eiwas dazu beitrügen, daß die Gleichgültigen

eingedenk würden der Wahrheit, daß jeder Menſch als

Theil der Allgemeinheit (moralijch wenigſtend ver-

pflichtet iſt, für das Wohl der Allgemeinheit nach

beſten Kräften zu wirken und, wenn es erforderlich.
auch perſoͤnlichẽ Opfer zu bringen, und ſie demgemäß
handelten.!

die Brunnencataltrophe in Schneidemühl.

Schon ſeit mehreren Wochen wird das Publikum
durch immer alarmierender lautende Nachrichten aus
Schueidemühl in Aufregung erhalten. Bei Bohrung
indes artefiſchen Srunnens, ſo hieß es, ſei
eine ſtarke Quelle zu Tage getreten, welche allen Ver-
ſuchen, dieſelbe zu ſtopfen, widerſtand. In Folge der
ChHoloragefahr im vorigen Sommex lenkte ſich
die Aufmerkfanikeit auf den Brunnen. Das Waſſer
wurde unterſucht und den ſanitären Anforderungen
nicht entſprechend gefunden. Der Magiſtrat ordnete
daher an, daß man tiefer bohre Der Brunnen-
macher Huth begann diefe Bohrungen Ende vorigen















Treuer Liebe Sohn.

Roman von U Rojen.
achdruck verb.)

Ich tadle Dig nicht, meine Tochter daß Du ihm
eine (iebevolle ESrinnerung bewahrit, deun Dir {tand er
näher als irgend JZemanden er war Dein Bräutigam und
Du Kebtejt ihn, aber da er ſich Deiner unwürdig erwies,
jollte Dein Kummer ſich zu dem SGefithl des Bedauerns
jür jeine Schwäche und Thorheit herabſlimmen. Nicht alle
jungen Leute find leichtjinnig wie er. Du warit fait noch
ein Rind, als er verfdhwand. Gib endlih den Kultus mit
dem Andenken des Verſtorbenen auf, Beatrice.“

Ich bin nicht romantiſch, Papa, bemerkte Beatrice
iroden. „Du jagit, nicht alle Jungen Leute ſind wie Gott-
fried, unt meinit damit, daß Sdnard Ormond von. den
Fehlern und Schwächen jeines VetterS nichts beliße. Ia,
i weiß e8, Lord Ormond ift nicht jchwach, aber. e il
‚nicht die Stärke allein, die ich an einem Manne liebe und
ihäße. Die Wahrheit iſt! daͤß meine Freiheit mir höher
iteht als Mlles. Ich bin nicht zur Liebe gefhaffen, mir
genüngt e3, bewundert und verehrt zu werden, denn ich habe
kein Herz zu verfchenfen.“

„Sie ſprach müde und mit Anſtrengung.
dunklen Augen brütete eine ſeltſame Traurigkeit.

„Weßhaͤlb mußt Du die langgenahrte Hoffnung, Lord

Ormond meinen Sohu nennen zu dürfen,tänfchen, Beatrice?”
fragte ihr VBater voll Bitterkert. : .
_ „Er ilt der beftändigite Deiner Freier und i (käße
ihn. Höher als alle übrigen. Hait Du gar teine Liebe für
mich, Teine Rückficht auf die Wünicdhe Deines alten Baters 2
Denke an Dich felbſt, mein Kind! Was würde die Gefell-
{chaft jagen, wenn {ie müßtr, Daß Du Dem eigenen Vater
ein unergründetes Geheimnitz bijit? Ich habe einen ſelt-
Jamen Argwohn, Beatrice —“

„Einen Axgwohn, . Bapa? Einen Argwohn, der ſich
gegen mich richtet?“ rief Beatrice erregt.

In ihren

%fiigä)rtlt' halb erfchroden ſtarrte ſie dem Grafen 1’8
eficht.
Ich liebe das Wort Argwohn in VBerbindung mit dem
Namen meiner Tochter nicht,“ entgegnete der Bater ver-
wirrt. „Allein, weldhes andere Vort wuͤrde meine Mein-
ung {o genau ausdrüden? Ich weiß nicht, was ich von
Dir denfen [oll, Beatrice. Du biit nicht, was Du ſcheinſt.
Iis Lord Ormond vor fünf Zaͤhren hier mwar, jagte er
mir, daß Du ein doppeltes Leben führteſt Seine Andent-
ungen find mir hundert Mal durch meine eigene Beobacht-
ungen beftätigt worden. Du biſt etwas ganz Anderes, als
wofür Du Dich ausgibſt.

Bealrice fuhr ant

SOr Blick fuchte die tänzelnden Flammen des Kamins
auf, al3 ob fie fürchtete, ihre Seele könnte ſich durch die
ihre Augen verrathen.

„ verftehe Dich nicht, Bapa,“. murmelte Ke.

„Sch will mich bemühen, mich Dir zu erflären,” ent-
gegnete der Oraf. . . n

„Du ſtehſt an der Spige meines Haushalts, empfängit
unfere Gälte, präftdirt unjeren Bällen und Gejfellichaften
und erfüllit alle‘ dieſe Pflichten mit Anmuth und Würde,
ich {elbit aber habe wenia von Dir. Tag für Zag, Abend
für Abend beliebt es ’ Dir, Dich geheimnißooll in Deinen
Gemächern einzujgließen, zu weldhen Du Niemanden Zu-
tritt geitattelt.. Keine Botichaft dringt dann zu Dir, tein
Qebenszeichen verirrt ſich dann hinaus zu ung, Eit ijt als
ob Deine WohHnung-ein @Grabgewölbe wäre. Wie oft habe
ich an Deine Chür geklopft, ohneeine Antwort zw erhakten.
Bei meinem leßten Sichtantall, ließ ich Dich ynfen, mein
Bujtand war bedenflih und dennocdh Famit Du ftundenlang
nicht zum VBorichein, ſchickteſt Du nicht einmal, Dich nach
meinem Befinden zı erkundigen. Wo iſt die Löſung dieſes
Geheimnifies, Beatrice 7“

Die Tochter dez Grafen verharrte
Schweigen wie eine Bildjäuke.

„ Habe verfucht, mir dieſe Frage ſelbſt zu beant-
worten,“ fuhr der Graf fort. A

„Wenn es für Dich eine Möglichkeit gäbe, Das Haus



Eine zornige Röthe färbte ihre Wangen und halb

ſo beitändig ohne mein Wiſſen zu verlaſſen, würde ich


glauben, daß Dy die Hälfte Deinex freien Zeit fern von
dem väterlihen Hauje verlebft. Ich habe bemerkt, daß
dieſes jeltjame- Abichließen aufunfjerenm Landſtte nicht Hatt-
findet. . Stellt die Gefellichaft zır hohe Anfprüche an Deine
Araft, oder vergeudeit Du die fehlenden Stunden in einem
Opiumraujh? Ich frage Dich wieder Beatrice, was Ee
deuten dieje Berioden des Schweigens und der Abgeſchie
denheit in Deinem Leben?“ ;

Beatrice erhob longſam den Kopf und wendete ihr
Geſicht dem Lichte zu. Auf ihren Wangen brannte ein
alühendes Koth. Ihre ſtrahlenden Augen Nammten Hie
Sonnen. Fhr ganzes Wefjen verrieth eine unterDrücte
einen Aufruhr ihrer in allen Tiefen erſchütterten

atur

Ich habe die keine Erflärung zu geben, Bahpa,“
fagte fie mit, Leidenjchaftlih bebender Stimme, Denke
von mir waͤs Du willit, argwöhne was Du maaſt ich habe
Dir nichts zu jagen. Glalibe mich dem Opiumrauſch dem
Hadichihträumen verfallen, aber vergiß nicht, daß ich Deine
Tochter und ebenfo {tolz bin, wie Du, daß ich lieber ſerben
würde als den erlauchten Namen der Berril’2 durch den
ſeifeften Hauch zu trüben. Das genüge Dir, Papa !”

Beatriee ſchien in dieſem Augenblid in der That die
Verkörperung des Kamilienjtolzes. Hoch aufgerichtet ſtand
jie in ihrer gebieterifchen Schönheit wie eine Göttin Da,
in.ihrer Seele und in ihrem verzen mar offenbar feine
Spur einer Schwäche vorhanden. Ihr Bater ſah jie al
ÜUND JEUMLE. ;

Sn diefem Augenblick theilte ſich die ſchwere Sammet-
yorticre abermals und Lord Eduard Ormond frat ın Das
Gemach.. In den. Augen des jungen Mannes glühte ein
unheimliches Fener unNd ein ſeltfamez Lächeln umſpielte
jeinen-von dem Ddichten Schnurrbart faſt ganz verſteckten
Maund. Ormond3 Wejen verrieth, daß er die Unterredung
%m%?cßen VBater und Tochter von Anfang bis Ende belauſcht

atle

Das Sprühen und Funkeln der grauen Augen Ertoſch
und das hüpfende Licht verſchwand, ehe er von dem Grafen



und Beatrice bemerkt wurde




























































































 
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