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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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Erfgeint cäglıd uut Hugnohme der Sontt= un0 Feiertage
Samftags mit Unterhaltungsbeiläge. Preis vierteljährlich
. . 1.20 obue Zrägerlohn n. Voſtauſſchlag Beſtellungen
bei den Poftanfialien u bei der Expedition Zwingerfiraße 7




ſür Siadt




Auzeige-Blatt für die Amtsbezirke Heidelberg,
Zadenburg, Weinheim, Schwegingen, Philippsburg,
Wieslogh, Bruchjal, Bretten, Ne frgemünd, Musbach
Hoerbadg Buchen, Waldirn,&.-B. 8h., Werkheinuse,









Berantwortlider RNedakteur ;



„Geidelberg, Dienllag, den 3, Zanuar 163

— von Gebr. Yuber 9
in Heidelberg, Zwingerſtraße 7. . il.







Juliuz Yeder in Heidelberg.
auf das I. Ouartal

L Abonnements 1893 werden von

allen Poſtanſtalten und der Expedition noch ſtets an-
genommen und die bereits erſchienenen Nummern auf
Wunſch naͤchgeliefert

* —




Welle um Welle — ſchlägt aus ihm an den Strand
unferer Erde; und jede Welle, jedes Jahr. e& wirft
uns der Dinge mancherlei zum Ufer. Sehen wir,
freundl. Leſer, heute zu, was die Fluth uns zu
Füßen warf. Brauchbar gute Fiſche, glitzernde
Mufcheln, welche nur den farbenprächtigen Schein
ohue Nußen aufweiſen, liegen da bunt durcheinguder
nebſt vielem Schlamm und giftigem wie gefährlichem
Gethier Doch beginnen wir unſere Leſe die alles
zu umfaſſen nicht vermag, und welche nur in kleiner
Sammlung ein Bild deſſen bieten will was der
Vellenſchlaͤg des letzten Jahres an den Strand des
politiſchen Lebens warf.

Das erfte, was uns in die Hände fällt, iſt ern
Krebs, ein durchaus den Appetit reizendes Thier-
chen, wir meinen den von 3 dlütziſchen Volks-
ſchulgeſetzentwurf. Allerdigs iſt der Schritt des
Ktebſes ruͤckwärts und der paßt wenig zu unſerer
Zeit, die ſtandig vorwärts kommandirt. Was iſt das
tichtige: Vorwärts oder Rückwärts? Geht man dem
leeren Wortklang nach, ſo ſollte wohl das erſtere




rechte Weg, derzum Beſten führt. ..
Daß aber zur Zeit, wo wir eine ſtreng chriſtliche
Schule, wie ſie der Entwurf anbahnt, eine beſſere


uͤberhaupt hatten, wie heute, wo wir in der maſſen-
haften Verbreitung der gottloſen Sozialdemokratie
eine Furcht der Kulturkampfsſchule einernten, das
wird jeder, der an der chriſtlichen Staatsidee über-
haupt feſthält, uns zugeben müſſen.

Der Schritt nach den alten Verhältniſſen wäre
deshalb gewiß nur freudig zu begruͤßen geweſen, wie
es das geſammie chriſtliche Deutſchland denn auch
gethan hat. Aber der Entwurf kam in Folge der
warktſchteieriſchen liberalen und freimaureriſchen Agi-
tation nicht vor wärts, er offenbarte ſeine
wahre Krebznatur und gingrückwaͤrts bis er
nachdem Graf v. Zedlitz als Miniſter abgedankt,


und von Caprivi die Würde als preußiſcher
Miniſterpräſident an Graf Eulenburg abgetreten
bei den alten Alten vergraben war, wo ſo manche


der Katholiken, ruht. Der Umſtand, daß wir uns
vei dem bedeutfawſten politiſchen
Sreignifjfje in unſerm Vaterlande befinden, wird
es wohl verzeihen laſſen, wenn wir etwas länger
bei dieſem, das ganze katholiſche Leben tief ergreifen-
den Gegenſtand, verweilen.

Freilich das Geſetz iſt gefallen und der Liberalis-
mu3 hat mitiels ſeiner geſchickt inſeenirten ſogen.
Volksbewegung und vorzüglich mittels ſeiner Ver-
bindungen in hohen und höchſten Kreiſen es zu Wege


zurücgezogen wurde. Es war ein Sieg, gewiß
aber ein ſoͤlcher, von dem im Alterthume der g egem
die RNömer (Römlinge nennt man uns auch
heite) der KönigPHyrrusS ſagen mußte; N o H
in ſolcher Sieqg und wir ſind verloren-
Allerdings fo müßten ſich alle Einſichtigen ſagen:
Noch ein ſolcher Sieg und der Staat wird der zu-
gleich gegen alles Chriſtliche anſtuͤrmenden Rovolution
des liberaliſirenden Geiſtes erliegen.

Wir Katholiken Deutſchlands haben
wiederum aus der Sache viel lernen können, vor
Allem nämlich, daß wir im Kampfe für das Chri-


allerdings rühmenswerthen Ausnahmen auf proteſtan-
tiſch conſervativer Seite abgerechnet. Wir haben
feruer gelernt, daß in den höch ſtenmaßgebenden
Kreijen noch immer eine Stimmung herrſcht, welche

was, wie beim Zedlitz ſchen
444 die äußerſte Nothdurft verlangen
muß. ;


warf der Auzgang dieſer fundamentalen Angelegenheit
ſeine Schatten. Es war nach dem gewaltthätigen







Der friſche Hauch, den Caprivi
freien Auftraͤen verſpüren ließ, hatte viel Segel mit
froher Hoffnung geſpannt. ;

Betrachten wir heute bei Begiun des Jahres die


Möchte man auch noch gern die Regierung des jetzigen








ſelbſt ohne die im letzten
Quartai e ingebrachte ungeheure Militär-
vorlage:

Was zu dieſem Gefühle des Mißtrauens auı
meiſten beitkägt, daͤs iſt die allgemeine bekannte That-
ſache daß Graf Caprivi, nachdem er, leider
ohne Erfolg, ſo mannhaft für das Volkſchulgeſetz ein-
getreten, nurmit WidermwillenimAmte ver»


niſſen abhängt, wann er zurücktritt Wer nach
ihin kommt, was wir von dem „kommenden Mann
zu erwarten haben, das wiſſen wir nicht Es gilt
für Katholiken jedenfalls auf der ſtrengen
Wacht unſerer Rechte zu bleiben SCayprivi,
mögen wir in einzelnen Puͤnkten auch ſelbſt mit iYm
nicht vollig übereinftimmen, wir d adgehen geftürzt
von dem freimaureriſchen Liberalismus,“
weilerzuſchriſlich! Daraus erkenne man
die Zukunft, ſie liegt darin Marer, als in den
verzuͤckerten Redensarten, die man ins Volk wirft, um
deniſelben die kommenden Dinge mundgerecht 3R
maͤchen Wir glauben, um uns ganz Har auszudruͤcken,
nichi, daß, wenn wir nochmals die Feder zur Jahres-
rundſchau in Bewegung ſetzen, Graf Caprivi noch
deutſcher Reichskanzier ſein wird und gleich hier
moͤchten wir deßhalb, obwohl wir über das Vergangene
ſchreiben, für die Zukunft den Ruf nach feljen-
feſter Cinigung der Katboliken Deutſch
iands ergehen laſſen. Wenn uns nicht alles trügt,
ſo haben wir ſie für die Zukun fi ganz befonder®
nothwendig, denm beſſer wird e8 nicht!

Es war eine bewegte Zeit vom Anfang bis zum
Schluß des Jahres; und wie nun einmal der Katho-
liſismus der erſte Poſten im politiſchen Leben ift, ſo
koͤnute es nicht fehlen, daß es hier ganz beſonderz
lebhaft zuging/ Der ſelige Win dthoſt, hat mit
jeinem kaͤth· Volksverein, den wir deſſen at .

den mehr Glück gehabt, als Caprivi wit ſeiner neuen
Heeresvorlage. Während dort in den zahlreichen
Berſainnilungen die Katboliken zu Tauſenden hin-




gentheil,.. iLberall. . mo nur eine Anſammlung des
Joͤlles zeſchieht, da heißt es gleich gegen Die
newen Militärforderungen.











Die feimölkichen Brüser:

2 Roman von D. vMNeEMAGEN. - ..
(Nachdruk verb.)
2
Die Jagd. ; ,

SJn dem Ehrenhofe des Schlofies Hohenau herrichte
froͤhilches Leben. Edle Gaͤfte waren, von Nah und dern
erfchienen : geftern hatten ſie in iuſtiger Tafelrunde bei-
jammen ‚gejeffen: und den fenrigen Ungarwein, \ Ddex: in
mächtigen Faͤffern in den Kelern.: des Schloſſes lagerte,
aus {ilbernen. Pokglen getrunken ; hHeute ſollte eS. hinaus-


zu jagen. !

Die Herren hatten bunte“ nialexiſche Grupnen, ge
bildet ; ihr. reicher Waffenſchmuck funkelte in den Strahlen
der Morgenjonne. Lachend, und ſcherzeid befprachen e
die Ausjichten des SFagdiageß; Hın und wieder mwarfen |ie
auch einen ungeduldigen Blik‘ nach der Freitreppe des
Schlofle&, als erwarteten ſie noch ver|pätete Zagdgenofen.
Die Meute. „ Ichien: die: Ungeduld der Hexren zu theilen;
mit (autem ©

des Hofes.


Abſt unverLwandt hingen ſeine Blide anıder Freitrehpe.
Er war ein hochgewachfener, vitterlidh ſchoner Mann, der
Sraf Waldemar von Hıhenau. Sr {tand in der vollen
Blüthe und Kraft des männlichen Alters; JMlank an Ge-
jtalt und doch feſt und ſtark an Bruſt und Gliedern ſchien
er eb n{o Dazw gefchaffen. die eherne Rültung, wie des
lederne Jagdioller und das jeidene Prachtgemand zu tragen
Sein edel gefOnittenes Gejicht zeinte EntfAlojfenheit und
Energie, aus ſeinen blauen Augen fhrach die Güte eines
warmen, tfrenen Herzens. Betr Lebzeiten ſeines Vaters
Hatte Funfer Waldemar in mancher Schlacht fein autes
Schwert für Kaiſer und Reich gejhwungen, und die Feinde
Hatten feinen ratchen MuthH und Ddie Kraft ſeines Aymes
fürchten, die Freunde ihn achten gelernt; mit dem Tode







des alten Grafen waren ihm, dem Erftgeborenen, die aus-
gedehnten - Belißungen, rteiche Fruchtecſide Wälder,
weithin die Abhänge des Gebirge3 bededend und bis zu
jeinem Kamme aufſteigend, itattfidée Schlöfler und mit

er Reichsagrafen. von
Hohenau zugefallen. Aber wie er früher bet jeinen
Kreunden uͤnd den Dienſtleutex ſeines offenen, leutſeligen
IWejenZ wegen den einfadhen Namen „Junfer Waldemar“
gefithrt, Jo hieß er jeßt nus. „Oraf Waldemar” ; er wußte
es und freute fih dariiber, hatten ja auch Die neUEN
Miürden und. Nechte jein Herz,jeinen Sinn jein Auftreten
nicht. geändert.

Wenige Schritte von dem Grafen Waldemar enffernt
{tanden.jeine- beiden Brüder ; - feiner von. Beiden.machte


Menzel, überragte ihn an Größe — er wax faſt ein Rieje
an Leibeslänge und Stärke, aber es fehlte ihnı die Anmuth
1und. dası Chenmaaß des Bruders und ſein Antlitz verrieth
eine von-Leidenfhaften bewegte unDd erregte Seele ; auch
er {ah vonc Beit:zu Beit nach der Lreppe, undı jedesmal
ſchoß daͤnn au3. jeinen Augen‘ ein Strahl wilden Hafles,
* un die feſt geſchloſſenen Lippen Grimm und Ver-
aͤchtung

Michael, der jüngite der drei Brüder mar {Ohwädlich
faſt gebrechlidh; er hätte Zheilnahme und Mitleid ‚erweden
fönnen, wehn nicht der böfe, Iauernde Bli fjeines Uuges
jedes {ynpathijche Gefühl zurüdgebrängt, menn nitt jeine
gleißnerijdhe Sreundlichteit abgeſtoßen hätte. Er gehörte
zu jenen Menijchen, die man zwar nicht fürchtet, weil ſie
zu oHumächtig ſind/ um Surcht erregen z fönnen,., weldhe

‚ man aber meidet, weil man fein Berirauen zu ihnen fafjen

fann,.zu jenen Menihen, die unfähig Jind, Telbit Siwas
zu vollführen, ſich aber nicht {Meuem, Mitwijier unDd Ge-
noffen von Thaten ‚zu werden, welche das Licht der Sonne
flieben, . Jobald es gelinat. ihre Selbitlucht in Zlammen
zu jeben. und der Entflammten Befriedigung in Ausſicht
zu {tellen; einmal in ©arne des Berführers, fünnen Ne
e3 nicht mehr zerreißen ſie hefißen keine ſittliche Kraft,
fie haben kein Gewiſſen.

— Mlöglih ging‘ ein beifälliges Gemurmel durch die
Reihen, und Gruppen der Fäger und Ales neigte ſich tief,
vor den drei Damen, weldhe auf der Freitreppe erfchienen


erjte derfelben zählte kaum 'fiebzehn Jahre.' - Zart “ und
fein gebaut; war jie von einer fajt wunderbaren Schönheit
der glänzende, Blick ihres Auges, das Lacheln ibrer Lippen
der frijhe Duftige Hauch, der -auf ihrer Stirn . und ihren
Wangen lag, — — das Alles Bichien ein @Oruk, ein herz-
(iches Williommen für den jungen Morgen, für die Lom-
mende: Luft des Tages, für das ganze Leben, für die ganze
Welt zu ſein

Und warum ſollte ſie nicht.glüclih in ihHrer tiefften
Seele, nicht rohlich aus vollem Herzen Jein?. Führte fie
nicht einern {tolzen Namen, bejaß He nicht fürftlichen Neich-
thum, befaß fie nicht Zugend und Schönheit und — was
ibr:mehr. galt,als Alles — war fie nicht die Gemahlin
MWaldemars von Hohenau, des tapferſten Ritters, Des beſten
Mannes, befaß jie, nicht ſeine ganze, reiche Liebe?

Ihr zux Seite ging mwürdevoll und in Koftbarenı
Schmude die Gräfin von Hochkird, deren Oemahl joeben
zu Wenzel und Michael gelreten war Die dritte Jägertn
Mar ein junges blühendes Maädchen. Die Locken waltei
ibr. in olonder-Sülle um Hals und Schultern, „auS ihren
{achenden Auae iprühte Irifger, fröhlicher —— ;
das zierliche FJagdgewehr, welches ſie trus, entſprach ihrer
Heinen, feinen Hand. ß

Gtaf Waldemar war den Damen bis an die Öranit-
ſtufen der Treppe entaegenaeeilt ‚er xreichte jeiner Frau
die Hand, geleitete {ie .an den Hereitftenden, prächtig . ge-
zäumten „BZelter und hHob Kie in den Sattel. Wenzel leiſtete


af3 ein firblea, Faum“ merklidhes NMiden als Dank - Dafür

zu erhaltem und Michael wollte d eben; Der jungen und

anmuthigen. Hedvig von Braunfels nähern, als ſich dieſe

ralch und lebhaft zur Seite wendete, um ſch enihren

Rater auf ihr alänzend ſchwarzes Ungarnpferd helfen 3zu

laſſen! *
Fortſetzung folgt.)


 
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