Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0979

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext


X

Arjceint cagliq wl Audnahme br Gonns und Keiertage
Bamftag® mit UnterhaltungSbeilang, Breits$ vieriehaͤhrlich
8R 1.20 n6ne Krägerivhn ı. Baflaufidhlag. Beflelungen
Aet Den Boftanflalten z Bet ber Urpebition Smingerfiraße 7










AnzetgesBlatt ür bie Amtabezirle Geidelberg,
Tahenburg, Weinheim, Echwexingen Philippaburg,
WBiesinh, Brucfal, Breiten, Ne fargemünd, Mosbach
Kberbag Brchen, Maldäirn,Z.-Bı 8h,, Werfbeintse,



















%emnttfigrtfic{)er Redatteur:

| Sulinz Fecker in Heidelberg.





| Drack Borlag , Erpedition von Gebr. Yuber
m Dedelberg, Zwiugerſtratze 7,








20. Jobrg.






Knumtlichen Poſtauſtalten, bei unſeren Trägerinnen

Pwie in unſerer Erpedition Heideiberg, Zwinger-

traße 7, entgegeugenommen. |
Verlag des „Pfälzer Bote.°





Bürger zweiter Klaſſe.
Ueber dieſe Frage, die ja auch vom Pfälzer Boten
Hon häufig beſprochen worden iſt, bringt die Deutſche
— in Bonn folgenden ſehr beachtenswerthen
rtikel:


theil weder anderen, noch ſich ſelbſt beweiſen. Und


Die Jeſuiten haben offen in Deutſchland gewirkt.
Sie predigten vor aller Ohren und ſie wirkten vor
Sie hätten waͤhrhaft mit vollem Rechte
mit den Worten des Heilandes ſprechen dürfen: „Wir
haben öffentlich geredet. Fraget die, welche uns ge-
hört Haben.“



den Händen der Regierung
von


worden. Man hat es nicht gewagt. ſie ordnungs-
gemäß anzuklagen, aber man hat ſie ohne Anklaͤge
verurtheilt und ohne Urtheil aus dem Vaterlande



en über die höchſt „ungerechte“ Forderung der
Latholiten nach Palilat, heuͤs mit heller Wuth, theils


laugẽn der Katholiken abfertigen, und es ſcheint, daß
Man ſich auf der ganzen Linie zu einem einheitlichen

argehen gegen die Forderung nach Parität organiſirt
hat. Aus allen Kräften bemüht man ſich, den
hatholiken beizubringen, daß gar keine Imparität be-
Itebe, daß thatſächlich in Preußen die Religionen und
arteien gleich behandelt würden. Man ſucht die
Tderungen der Katholiken als längſt erfüllt darzu-
tellen. Man verwundert ſich aufs Höchſte, daß die
Katholiken über Zuͤruͤckfehung Hagen, man nennt die-
Jenigen, welche für die Gleichberechtigung ihre Stimme

Iſt das Parität, iſt das Gleichberechtigung?

Die in Preußen geduldeten Ordensleute müſſen
jedesmal, wenn ſie eine Niederlaſſung gründen wollen,
gehorſamſt um Erlaubniß fragen und erhalten in den
ſeltenſten Fällen dieſe Erlaubniß, ſo daß jedesmal,
wenn dieſe Erlaubniß gegeben wird, die Nachricht


Preſſe durcheilt.
geheimen Freimaurerei, wenn ſie hier und dort eine


Wenn die Sozialdemokratie
ſchickt, um das arme Volk zu bethüren und zu ver-
führen, um es aufzureizen gegen alle geſellſchaftliche
Ordnung, ſo hat man nichts dagegen einzuwenden.
Kommt eber ein echter deutſcher Mann, der zufallig
ein Jeſuit oder Redemptoriſt iſt, und will dem Volke
die Ordnung predigen will ihm ſeine Pflicht gegen
die Autorität einſchärfen, dann wird das verboten,
ne respublica aliquid detrimenti capiat, der Staat
könnte ſonſt umfallen.

Iſt das Parität, iſt das Gleichberechtigung?

Und nun noch ein wichtiges Wort an die Leſer.
Wer hat den Staat dahin zebracht, wer hat die
Regierung ſozuſagen dazu gezwungen, eine ſolche
haarſträubende Imparität einzuführen, einen ſolch
himmelſchreienden Unterſchied zu machen zwiſchen Ka-
tholiken, welche treue Staatsbürger ſind, deren Leben

ihre Emiſſäre aus-




vor aller Welt an den Werken der Barmherzigkeit
zum Segen des Volkes und zum Nutzen des Staates.
Die Freimaurerei aber arbeitet an Werken, die zum

den Umſturz predigen?! Wer ſollte das anders ſein,
als gerade Diejenigen, welche jetzt in den gegenwärti-
gen Verhältniſſen ein ſolches Verhalten auf Mord u.
Tod vertheidigen. In der That, der Nationallibera-
lismus kämpft mit den Waffen der Heuchelei pro
domo, wenn er jetzt behauptet, eine Imparität finde
nicht ſtatt, eine Imparität, die er ſelbſt geſchaffen hat.
Der Nationalliberalismus, der falſche liberale Geiſt,
der nur gegen ſich ſelbſt liberal iſt und gegen alle
anderen Thrann, der auch den Proteſtantismus zum




Ruhe und
tören.
Wir möchten heute nur einen Punkt berühren,
Dielleicht ſind die nat lib. Blätter ſo gütig, uns Antivort
zu ertheilen. \
Die Ziele und Zwecke des Freimaurerordens
dürften heutzutage doch auch den Nichteingeweihten
Mehr oder minder bekannt ſein. An ihre ſogenannten
ohlthätigkeitszwecke glaubt doch Niemand mehr;
enn wozu ſonſt dieſe ängſtliche Geheimnißkrämerei,
Wozu diefe ganze complizirte Organiſaiion? Es wird
doch nicht blo3 Kindijche Spielerei fein. Wir und
aRII‘Iionen mit uns ſind überzeugt davon, daß die
Feiinulerci die gefaͤhrlichſte Umſturzpartei iſt. Das
ſſt jedenfalls ſicher: die Regierung kann das Gegen-

Glückſeligkeit verfunfenen“ kathol. Volkes


Iſt das Parität, iſt das Gleichberechtigung?

ihn, welcher das doppelte Maͤaß geſchaffen hat, mit
dem der Staat heute ſeine Bürger mißt. Und nun
poſaunt er in die Welt hinaus, dieſes doppelte Maß



ihre Gemeinſchaft auf, wen ſie wollen, und wer ſelbſt

auzufragen, ob ſie ein neues Mitglied oder


zulaſſen dürfen.
Engel des Schlachtfeldes die
Armuth, die Erzieherinnen unſerer Kinder, ſie ſtehen




geborenen Menſchen zu erlauben oder zu verbieten,
dem Drange ſeines Herzens zu folgen.

O über dieſen Heuchler von Staat, der die Frei-
maurer ungehindert wühlen läßt, vor
Jungfrauen aber ein geheimes Grauen empfindet.

Iſt das Parität, iſt das Gleichberechtigung?


/

Pfui der Heuchelei!

Aber vielleicht ſind die Nationalliberalen, Frei-
maurer und die ſozialdemokratiſchen Umſturzmaͤnner
beſſere Bürger, geſundere Stützen des Staates als
die Ordenoͤleute und müſſen deshalb bevorzugt
werden.

Daß Gott erbarm!

Wer nur ein klein wenig unſere gegenwärtige
ſoziale Gährung kennt, der weiß genau, daͤß gerade
die Männer von „Bildung und Beſitz in der Freis

gährſtoff bilden, der die Gemüther aufregt, daß die
ſozialdemokratiſchen Umſturzmäuner es find, welche
dieſen Gährſtoff nur zu geſchickt zu benützen wiſſen,
5 die Auflehnung gegen alles beſtehende Recht zuͤ
lehren.





Treuer Siebe Sohn.

Roman von U. Roſen.
Gachdruck verb.)

36. Kapitel.

Die beiden Freier.

®italda ſtand an dem eiſernen Gitter, das den Schloß-
Garten umfriedigte und blicte unruhig auf die Straße.
„ole hatte von Grosvenor ſeit jeiner Abreiſe nichts gehört

die Beſorgniß um ſeine Sicherheit geſellte ſich zum

ummer um ihre Eltern O
x O BPaul”, murmelte fie, „Wenn ich Dich in unſeren
Amilienjammer hineingezogen und den Hakß unjeres deindes
g‘äräe,flälf Zich herabbefhworen Hätte, würde ıch mir nimmer
ihen.“ .
i Das Klirren von Pferdehufen auf dem ſteinigen Wege
lıg an IOr Sor *
Hi ®iralda sffnete die Gitterthür und trat einige Schritte
mauz auf die Straße’ ;
i Es ijt Baul“, früſterte ſie ſtrahlend vor Freude. „Es
gewiß mein theurer Baul.“

Erröthend und verwirtt eilte ſie Lord Grosvenor ent-
fl‚etgen‚ der von jeinem Pferde ſpringend, beide Hände des
ternden MädchenZ ergriff. SFhren Kopf an ſeine Bruſt
4* lauſchte fie den fuͤßen Liebesworten, die er ihr

nte.

© Fibglich kehrte ihre Beſoraniß mit voller Gewalt
leder zurüc.
„Warjt Du in BirkenhHain ?“ fragte ſie Und warnteſt

meinen — 5*
GrazSa. I traf WbendS in Birkenhain ein,“ erwiderte
WWSvenor. Auch Deine Mama. war dort. Wenige Mi-

vor mir Hatte Ormond ſich unter Orohungen von

hnen entfernt.“

@i „Mein Papa iſt alſo dennoch verloren?“ jeufzte dann
raͤldaͤ

Nein Geliebte. Wir handelten ſchnell, Dein Papa
hr in ſeinem Wagen bis zu einer Station mehrere

Meilen außerhalb Eures Dorfes und befindet ſich in die-
jem Augenblick mit Rupert wohlaebergen auf einem meiner
4 wo ihn ſelbſt der Detektide Ormonds nicht finden
wird

Giralda athmete freier auf.

Dem Himmel und Dir ſei Dank“, hauchte ſie. „Und
Mamig?

„< begleitete ſie Ddanıt bis nach London in das
Haus ihres Vaters zurüd. Ich geſtand ihr meine Liebe
fir Dich und fie geftattete mir, ihr beizujtehen. Im
** dieſer Woche wird ſie ſich auf das Land be-
geben.“ . .

i‚})lnb Egon? Du erwähnteſt ſeiner noch gar nicht,

aul?

„Sei muthig ®iralda,“ erwiderte dann Lord Gros-
venot zögernd. „Ormond entführte den Kleinen aus
Birkenhait.“ ; . }

Gitalda wiederholte dieſe Worte, als ob ſie den Sinn
nicht * faſſen vermöchte.

Armer Egon,“ ſeufzte ſie. Aber was will Ormond
mit Sem Rinde ?” 2

Er erkannte mit Schaudern, daß alle ſeine fein an-
geleaten verbrecheriſchen Unternehmungen ihn dennoch nicht
an das heißerſtrebte Ziel gebracht und die Exbſchaft, um
derentwillen er ſo Ihmeren Frevel beging, ihın ein für
allemal entrüct ijt. Seine einzige Hoffnung iſt jebt eine
reiche Frau, Ddie ‚er in Dir gefunden zu Haben glaubt.
Durh Deine Liehe zu Egon denkt er Dich zu zwingen,
ihn zu heirathen.”

„Und kaun er dem Kinde Böſes zufügen?“
Giralda. *

„Ex wird den Knaben gar nicht 10 lange in ſeiner
* behalten. Wir werden den Knaben bald wieder

aben.”
Pauls Zuverſicht beruhigte SGıraida. —

Aber meine arme Manıa wird ſich bitterlich über
das Berſchwinden des Kindes grämen. Sollte ich nicht
zu ihr eilen, um ſie zu tröſten?“ fragte das Mädchen

drinaͤend
Dein Platz an Deines Onkels Seite

fragte

iſt nun hier,



®iralda”, erklärte ihr Bräutigam. „Die Vorſehung ſelbſt
führte Dich zu ihm. Seit ich Deinen Vetter tenne, iſt es
mir unbegreiflich geworden, wie er trotz der ſcheinbar über-
— Beweiſe den Anſchuldigungen Ormonds Glauben
henite. Wie ſehr aber muß Dder alte Mann ſeinen
?}efien geliebt haben, um ihn ſo unverſoͤhnlich haſſen zu
Önnen.
„Mir iſt es zuweilen, als ob ſich unter dieſem Haß
noch die Siebe verberge. Wenn Du meinſt, mein Pla
ELi hier, jo will ich nicht weichen und den alten Mann,
den ich liebe/ nicht verlaſſen. Sr iſt ein guter Menich. O,
?gämöcf)te ich ihn nur mit meinem armen Papa 3zu ‚Ver-
öhnen?
324* wix das Beſte Dein Rapa und Rupert be-
für den Augenblick in Sicherheit und Knnen,
wenn es nothtwendig wird, in kürzeſter Friſt außer Landes
ſein Deine Mama kommt ſchon im Laufe dieſer Woche
nach Berxilheim und Du daxſſt taalich zu ihr hinüber-
reiten. Noch ein Wort Geliebte, ich glaube Ormond auf
dem Bahnbofe in einex Bermummung bemerkt zu haben.
Als er ſich beobachtet Jah, verſchwand er mir plötzlich
5 auf Deiner Hut. Er hat ſich er wieder etwas Böſes im
Sinn

Giralda verſprach Lord Grosvenor ſehr vorſichtig zu

ein.

Unter Küffen und Thränen verabſchiedete ſie ſich von
hrem Bräutigam.

Als das Klirren der Huſe ſeines Pferdes verklungen
geweſen war wendete ſie ſich dann in den Garten zurüc,
über den die Dämmerung ihre Schatten zu breiten be-
gann.

Auf einer Holzbank ſetzte ſie ſich nieder um von ihren
darüber nachzudenken, was die
nächſten Stunden ihnen bringen würden. Ein ſchwerer
Schritt ſcheuchte ſie auf.

EGortſetzung folgt.)


 
Annotationen