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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0385

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Erjhernt eaglıq nt Angnagme der Gonle und %—e_zsrm'ge
Samftags mit Unterhaltungsbeilage, Breis vrerteljährlich
B 120 obne Krägerfohn n, Boflanffhlag. Beitelungen
S5et den Poftanftalten u bei der Wyrbebition Bwingerfiraße 7,

ſür Stadt




Augetge-Blatt für bie Amtsbezirle Heiwdelbeiy,
S Kabenburg, Weinbeim, Scohwebingen, BOHWippsbarza,
®ie8lodh, Bruchfal, Breiten, Ne fargemünd, Mosbacı
Woerbad Buchen Walldiun,T.-Bı °&h., Werkbeimse,





1 Berantwortliher Medaktenr :
2 gulius Jeder in Heidelberg.

| — Seidelberg, Donnerfia







’ Beſtellungen


fammtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen


ſtraße 7, entgegengenommen.





* Ir. Nijnuke über das Genteum-

Die liberalen Blätter laben ſich an einem Artikel
der Hiſtoriſch⸗politiſchen Blätter? aus der Feder


mania, der ſich mit der Zukunjt der bisherigen Par-
teien beſchäftigt. Der ehemals von den Liberalen ſo
glühend gehaßte Majunke iſt in ihrer Achtung be-
deutend geſtiegen, jeitdem er ſich in den Gedanken
eingelebt hat, der Culturkampf jei zu Ende, das Cen-
trum habe ſeine Aufgabe gelöfl, werde anseinander-
fallen und ſich in einzelne Intereſſengruppen auf-
föjen. Freilich würden die anderen Parteien noch
vor den Centrum vom gleichen Schickſale er-
reicht. Der Aufſatz kommt der liberalelt Prefſe um
j gelegener, ais ohnehin das Thema vom Zerfall
des Ecntrums anläßlich der Militaͤrvorlage auf der
Tagesorduung ſteht! Für uns bieten die Ausführ-
ängen Majunkes nichts Neues Sie gehen von dem
Grundirrthum aus, als ſei der ECulturkampf zu Ende,
während doch die kath. Kirche noch eine Reihe von
Forderungen hat, wir erinnern nur an die Schul-
frage, das Fefuitengefetz uſw, deten erfolg-
reiche Vertretung nur einer ſtarken, in ſich gefeſtigten
und einigen Fraktion moglich iſt! Wir fennen
die Wajuntke' ſchen Darlegungen ſchon auswendig;
Majunke rechnet, daß das Sentrum ſich nach poli-
tiſchen Geſichtspuntten Oemokratiſch, liberal, kouͤfer-
vativ) auflöſe und anderwaͤrts Auſchluͤß ſuche! Da-
mit iſt er auf dem Holzweg. Das Centrum iſt keine
ausſchließlich confeſſionelle Bartei. € hat ein be-
ſtimmtes politiſches und volkswirthſchaft-
liches Programm,
dings im letzten Grunde aus religibſen Principien
herleiten laſſen und mit ihnen im Einklang ſtehen,
was im Uebrigen aber für ſich allein ſchon hinreichen
würde, den Fortbeſtand des Centrums zu ſichern, da





Bruc, Serlag u. Expedition von Gebr. Huber
in Heidelberg, Zwingerſtraße



2





Umgekehrt dürfte woyl das eher richtige fein, daß die
/ nationalliberale, alſo diejenige Partei, die ſo
recht eigentlich vom Culturkampflebte, in
demſelben Grade donihrer Machtſtell-
ung zurwachſenden Bedeutungslufjigkeit
herabgeſunteniſt, je mehr die Regier-
ung vom offenen u. verſteckten Kampfe

hat ) Eine Partei, die von 160 Mann auf einige


eigenen Zerfall Betrachtungen anzuftellen.


| Jahren in ſeiner „Geſchichte
‘ (1886, 2. Aufl. 1887) ganz diefelbe Auffaſſung, daß
nämlich die Centrume frattion „lediglich aus einer Bez
: wegung kirchucher Naiur helvorgegaͤngen jet und
daß „alle Anſtrengungen zur Erzielung politiſcher
Emigkeit vergebens“ feien, ſo lange fein religiöſes
Motiv vorliege Wir brauchen kaum ausdrücklich zu
betonen, daß dieſe Anſchauung in ihrer jetzigen er-
neuten Bekundung eben ſo wenig wie früher auf eine
Zuſtimmung in weitern Kreiſen der Centrums partei
zu rechnen hat. Das Centrum iſt nie eine con-
feifionele Frattion gewejen. Wenn auch die
kirchenpolitiſche Lage, die ſo lange im Vordergrunde
ſtand, jetzt mehr zurücgetreten iſt, ſo hat deswegen
das Centrum doch noch in keiner Weiſe ſeine Aufgaͤhe


halt der Fraktion die unumgängliche Vorausſetzung
für die DZurchführung einer von Hriſtli-
chen Grundſätzen getragenen Sozial-


Andeutung der „VBoff. Ztg.“ ſei hier noch daray er
innert, daß vor nunmehr zwei Jahren, als das ka-
tholiſche Deutſchland trauernd an der Bahre Windt-
horſts ftand, der Fürftbifhof v. Breslau, der
jeßige Cardinal Ropp, in feiner ergreifenden
Trauerrede die Worte {prach: Wir werden die
Einigkeit unter einander Hüten, als ein
koſtbares Vermächtniß, das Windthorſt uns hinter-
laſſen hat“ — die Einigkeit, „das Balladium Dder
Stärfe,

*) Im Jahre 1871 waren e8 120 nationalliberale
Abgeordnete, 1874 152, 1877 127, 1878 98, 1881 47, 1884
50, 1887 96 und 1890 41. S

Das Centrum hat im deutſchen Neichstage im
Jahre 1871 an Bahl 63 Mbgeordnete, 1874 91, 1877 92,
1878 94, 1881 97, 1884 100, 1887 94, 1890 111.









A Dentſcher Lilgerzug nach Rom,
Zum Maipilgerzus find wider alles Erwarten
über 450 Anmeldungen eingelanfen; es ſteht zu er-
warten, daß aus Poſen ſich noch 40—50 Pilger an-
ſchließen. Da in den Audienzen vom 14, 17. und
18. über 300 Deutſche anweſend waren, wird daher
die Repräſentation des latholiſchen Deutſchland auch
dei dem jetzigen Bapprjubiläum eine durchaus impo-
nirende ſein.
Am 20. cr. ſind die Anmeldungen für den Mai-
pilgerzug geſchloffen worden; die Fahrpreisermaßig-
ungen, welche von München ab bis Yla und durch
ganz Italien in Ausſicht geſtellt waren, ſind durch
die Theilnahme der großen Zahl von angemeldeten
Pilgern geſichert. Anmeldungen koͤnnen von jetzt am
nicht mehr augenommen werden, inſoweit ſie nicht
vorläufig Dbei der Centralſtelle vorgemerkt worden
ſind. Namentlich iſt es gänzlich ausgeſchloſſen, daß
etwa in München am 1, Mai noch Pilger angenommen
werden können.

Deutſches Reich.

Berlin, 25. April. Das Tageblatt berichtet
aus Rom, daß der Pap ſt unverhohlen ſeine Be-
friedigung bei der Verabſchiedung Kaiſer Wilhelm’s
zur Schau getcagen habe. Der Papſt blieb am
Fenſter ſtehen, bis der Wagen des Kaiſers ſeinen
Blicken entſchwunden war. Der Kaiſer blieb in der
preußifchen Botſchaft im Geſplaͤch mit v. Bülow, v.
Marſchall und Kiderlen-Waͤchter his 7 Uor Abends
und fuhr dann erſt nach dem Quirinal zurück.

* DBerlin, 25. April G verlautet, die Ein-
führung des Dowerſchen kugelſi cheren Stofs
fes in der deutſchen Armee ſei von der Regierung
abgelehnt worden, weil die Koſten zu bedeutend ſeien
und auch die Herſtellung einer die Gewebe durchdrin-
genden Kugel möglich ſei.





Keichstag.
Berlin, 25. März.

.. m HeidsStag begründete Abg. Ahlwardt
teinen AUntrag auf Üeberweifung jeines Aftenmateriat3 an


laſtet {jei. (Bennigjen. Bewegung.) Redner bezichtigte‘.


D e Alten ammten von einem
Beamiten der rumäniichen Eijenbahn-Gejelljchaft, Redner
ging dann ausführlich auf die rumäniſche Eifenbahngrün-
dung ein, und wiederholte dabei die befannten Befehnldig-



Die feinslichen Brüser.
94) Roman von H. v. Kemagen.
Nachdruck verb.)
„Und wird Sie weiterführen, bis Sie Ales gefunden
2* wovon Haß und Bosheit Sie für mmer irennen
ollten.“
.. Uxrjel eilte wieder hinaus; es wurde ihr wieder naß
den Augen und fie hatie e& gar nicht gern, wenn man
e Weinen ſah. ; .
‚... Die Gräfin nahm Florian an der Hand und führte
gfiqtan das Bett, in welches fie ihr Kind {anft zurucgelegt
atte.
_ „Dein Brüderchen, Korian,“ ſagte fie und ſchloß den
Enaben in ihre Arme und fißte ihn. Willſt Du e8?
Zilit Du mein Sohn ſein?“
Frau Gräfin !” , ; ;
illſt Du mein Sohn nicht ſein, Florian!“
.. uMiutter !” ftammelte der Knabe und erhob ſchuchtern
lein Auge zu ihr — meine Mutter !“ jauchzte er unDd legte
ſeine Arme um ihren Hals. : .
Die Sonne war höher geftiegen ; ein leuchtender Strahl
Mel durch das Heine Feniter und traf die Beiden, die,
SeS das andere umfehlungen hHaltend, vor dem Bette des
Idlummernden Kindes ftanden. Urfel fam in die Stube
SUtÜC; Ddie Beiden hHörten e3 nicht. Leije dedkte ſit ein
Weißes Tuch über den Tiſch und ftellte das Jaubere Linden-
breitchen darauf, heſchwert mit Schüffeln {rifdher, warmer
Cl und feitgebacenenm Broh und goldgelbem Honig.
inen Augenblid wartete ſic noͤch; dann frat ſie zur Gräfin
und berührte ihre Schulter. ; } )
„..„©nädige Gräfin, denken Sie an ſich, — Gie be-
der Stärkung! Es i{ nicht viel, was ich biete,

‚u Das_ Befte, urſel, was ich mir wügſchen fann,“. fiel
19% Hildegard Lüchelnd in’3 Wort; „wo Mild und Honig
da iſt noch immer! das gelobte Land! O, e8 iſt





Dann. nahm-fie- am Tiſche Blas, und Urfel und Slorian
jebfen ſich zu ihr. S€3 Ichieckie der Oräfin vortrefflich;
Urfel hattẽ ihre herzliche Freude daran und nöthigte wieder
und wieder und erzählte Dabei von ihren Ziegen _ und
Bienenftöcen hinter dem Häuschen und daß man {olche
Milch und ſolchen Honig nur im Gebirge haben fönne wo
die würzigen, Heilfamen Kräuter zınd Blumen wüchjen.

Sebt aber, gute Urjel,“ {agte endlich Die Oräfin,
„jeßt ijt eS_genug, mer Lanr ich nicht — ſo ſprach Brüder-
On zum Schweiterchen und Schweiterchen zum Brüderchen-
als ſie mitjammen in den. Wald gegangen waren unD die
DBeeren mit volen Händen eingeftopft Hatten, fo_ ſage auch
i ! Habt Dank, Urjel . — Shr habt mich mit Speife unDd
Trank erquict, da ıch Ddüritete und Hungerte ! darauf iſt
Gottes Lohn verheißen und ich werde es Euch ninmer
vergeffen.“ !

.. Urfel wollte anfftehen, um den Tiſch abzuräumen ; aber
die Graͤfin Hielt fie zurüc,

„Dleibt nocdh eine Weile ſiben; ich will Kath mit

* halten, was ich nunmehr thun, wohinich mich wenden
ſö 44

‚. „ Bilegen Sie erſt der Ruhe Frau Sräfin,“ entgegnete
* Aite „wenn der Leib friſch iſt find auch dieGedanfken
arer !

„Hein Urfel, wenn ich Ruhe haben ſoll, muß ich zuerſt
Llarbeit haben. IH wil nadh Brag zu meinem VBater,
denn hier i{t meines Bleihenz nicht; ich muß ſo ſchnell
alS möylich fort, ‚Denn fjobald meine Flucht entdeckt iſt,
wird auch meine Berfolgung heginnen und jede Hütte/ jede
H5hle, jeves Gebüfch werden meine Berfolger durchitöbern
und durchipähen, um mi wieder in ihre Sewalt zu be-
fommen. Alio fort -— jeder Verzug brinat wieder neue
Gefahren?

5 müſſen Sie über das Gebirge, gnädige Frau
4 n “

Gräft Va
Werde ich ihn ſicher ziehen

„Und iſt der Weg lang?
vnnen?“

Venn Sie die große Straße gehen wollen, welche
über die Berge, Hinüberführt, {v . merden viele Stunden

vergehen, ehe Sie in das böhmiiche Land gelangen. Auch
treibt fich 'allerlei Bolfs aut Dderjelben umbher, und leicht
fönnte Ciner barunter jein, der Sie erkännte und die
Kunde von ihrer Aucht unten ins Dorf und die Verfolger
auf Shre Spur brächte. AÜber e8 gıbt geheime Vfade die
nur Derjenige Fennt, der täglich das Gebirg gurchſtreift:
lie ſind zmwar ſteil und heſchwerlich durch wilde Schluchten
Yin _ und an fchroffen Berglehnen, über Abarund N, in deren
Fiefe die Bergwaijler [chäumen und rauichen, aber ſie ſind
um möncdhe Stunde firzer und von all! den Leuten, die
4* „ im Thale wohnen, begeanet ung Niemand auf
ihnen, .

„ „Und Ihr kennt die Pfade Urſel? SG: wollt mich
dieſelben führen ?“

Ich fenne ſie alle, gnädige Hran ; auf den verborgend-
ſten gehe ich im Ddunfler Nacht f0 ficher, wie andere auf
der / großen Stiraße am hellen Taye, und wenn es Cuch
nicht an Muth und Kraͤft gebricht, {oll die Führerin Euch
nicht fehlen.“

_ „nr Muth_ wahrlich nicht. Urtet! Sollte mir aber
einimal die Rraft ausgehen — nun, $orian, Dder nich zu
Euch gebracht, wird auch meine Stüße und mein Geleit8-
mann über das Gebirge fein.“

„©o. wäre Das abgemacht, Frau Graͤfin ! Wenn Sie
44 12* drüben in Bohmen ſind, jo find fie noch nicht
in r a!

„ Air werden wandern, bis wir da ſind! Es wohnen
auch in Boͤhmen gute Menſchen, die uns den Weg weiſen
Und einen. Trunt r.ichen werden, wenn uns des Marſches
* und die Gluth der Sonne matt und durſtig gemacht

aben ”

„So _fein, ſo zart und joviel Anftrengung, ſoviel Ent-
behrung ?“ fragte Urjel und jah der Oräfin mit einem
Blick herzlicher Theilnahme in das bleiche Geſicht
‚. ,, Der Weg, den ich ziehe, führt in mein Batersaus und
ich trage mein Rind! 26a8 Konnte für eine Mutter zu
ſchwer ſein?“ ;

Fortſetzung folgt.)
















































 
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