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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0073

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Bifgeint vaglıc ılt Atrsnahme der Sonuec uud Feiertage
. Samßag2 mit. UnterbalinngSbeilage. Yrei8 vierteljährlih
M 120 Done Zrägerlohn u Woßanifhlag. Beſtellungen
de dea Ynftankalier ı Set ber Gyrhebitionm Rwingerfirake 7



füt Stadt an



Tand.



85., Werfheimue,







— ——






Berantmortlider Nedalieur
Yuling Yeder in Heidelberg.

%1





— —


Drue, Herlag a Frpebition vrn Geur. guber

in Seibelberg, Zipiugerüraße 7,





28. Salıe.





— — — — — —
Ver -yeutigen Munmer liegt Yır 4 der wochenet
lnge bet. ;

— —— — — — — —





Beſtellungen
auf den „Pfälzer Boten werden fortwährend bei
faͤmmtlichen Poſtanſtallen, bei unſeren Trägerinnen
ſowie in unferer Expedition Heidelberg, Zwinger-
ſtratze 7, entgegengenommen.
Verlag des „FPfälzer Bote.“





Volitiſce Wochenüberlicht.

® Seidelberg, 21. Januar.

Die ganze Woche: Militärvorlage ! Und was
die Hauptjache iſt: das Centrum ift für dieſelbe
nicht zu baben Abg. Lieber hat es rund heraus
erklart und auch diejenigen Centrumsabgeordueten,
welche man als naͤchgiebig in der gegneriſchen Preſſe
zu verſchreien beliebt, der ſogen conjervative Flügel
wird feſt bleiben Einig ift das Centrum, einig wird
es bleiben

Im Reichstag iſt man nach Erledigung der
Nothſtandsdebatte der Sozialdemokraten zur erſten
Leſung der Branntweinſteuervorlage übergegangen.
Man ſieht die Steuerſchraube faͤngt an, ſich auf „gei-
ſtigem! Gebiete zu bewegen.

„Und es klagten die Herren vom Spiritus

Daß ein Geiſt fogar diejesmal biuten muß.“ }

Warum? das entyülte uns Schatzſekretär von
Maltzahn: Der Zweck auch dieſes Geſetzes iſt in
erſter Linie ein finanzieler.“ — Dieſe Unart bemer-
fen wir ſchon lange Zeit mit großem Mißtrauen an
allen Steuergeſetzen. Daß aud) die Erhöhung der
Braͤnntweinſteuer „Ddie Mttel für die neue Militar-
vorlage“ liefern ſoll, macht ſie uns nicht ſympathi-






“abwenden, denn noch iſt die Militär⸗Vorlage nicht
durch die Mareuge der Kommiſſion hindurch u. am
Cap des Parlaments gibt es zur Zeit ſchlimmes
Fahrwafſer.
Mier in die — Militärkommiſſion Damit iſt Raum
geſchaffen worden für die Gewerbe-Anträge des
Centrums und der Konſervativen, denen wir viel
Gluück im Kampfe wünſchen.











In Baden wird luſtig weiter gekulturkämpft.
Aber auch der Humor kommt dabei nicht zu kurz,
leider iſt es ein ernſter Humor. Der Erzabt von
Beuron hat ſich eines Vergehens
welches bei uns ihm 14 Tage Haft einbringen würde.
Der hochw. Herr hat aber das Glüct gehabt, gerade
als er das Ver-

außerhalb, nämlih in Sigmaringen. Dort traute
der höchw. Abt den Thronfolger von Rumänien mit
einer engliſchen Prinzefſin. Fernex hielt der Ordens-
geiſtliche in Anweſenheit unſeres Kaiſers nach der
Trauung eine längere Rede. Dafür hätte der Aht
wie geſaͤgt in unſerm Muſterländchen 14 Tage Haft
erhalten. Se Majeſtät aber richtete eine lange,
huldvolle Anſprache an den Mißachter der badiſchen
Geſetze, trant auf ſein Wohl und zeichnete ihn durch
eine hohe Ordensverleihung aus. — Wir können
eben noch nicht aus dem April 1872, in den die
liberalen Edelbürger uns ſchickten, hinaus kommen.
In Oeſterreich Ungarn iſt Miniſter Taaffe noch
immer bemüht ein Kartell ins Leben zu rufen. Er-
folg hat er davan noch nicht gehabt! Könute der
Herr Miniſterpräſident nicht eine Militärvorlage im
deutſchen Stil einbringen? Wir Deutſchen wären
ſehr dankbar, wenn un& dadurch etwas weniger zu
rüſten übrig bliebe. — Ungarns Miniſterium mit
errn Weckerle an der Spize macht noch immer
— auf dem Wege zum Bruch mit dem
Kaiſer. Man kann eben ein hervorragender Frei-
maurer ſein, ohne gerade hervorragendes Talent zum



rechligter Freude erfüllen wird. In dem am ge-
nanuten Taͤge abgehaltenen geheimen Conſiſtorium
empfingen der hochw. Herr Erzbiſchof Philippus von


Kopp die hohe Würde des Kaͤrdinalats. Bemerkens-


Auſprache an die nunmehrigen Inhaber des kirch-
lichen Purpurs in Bezug auf ſein Biſchofsjubiläum
ihm bis zum Biſchofsjubiläum das

das wird einen heilſamen Gedenken auf Alle machen
weil man das ihm trotz hohen Alters verliehene Leben
als Unterpfand des göttlichen Schutzes für die Kirche
beſonders in unheilvoller Zeit anſehen müſſe. —
Möge der Allmächiige — das bitten wir aufrichtig


und mit uns Millionen Katholiken — dem Stellver-
treter ſeines Sohnes auf Erden noch lange, lange
Jahre verleihen, zum Heil der kath. Kirche.

In Belgien will die Verfaſſungsreform auch
heute noch keine feſte Geſtalt annehmen! Die Freunde
des allgemeinen Stimmrechtes ruhen und
raſten nicht, ſeiſes, indem ſie in ſozialiſtiſchen Ver-
fammlungen mit Revolution drohen, oder wie es in
Aloſt die Radikalen machten, daß ſie ein Referendum
veranſtalteten. 3000 von 4500 grokjährigen Bürgern
ſtimmten für das allgemeine Stimmrecht. Die belgiſche
Verfaſſungsreform muß in der That außerordentlich
gut werden, denn Lange genug dauert ſie ſchon.

Daß Fraukreich mit ſeinen Panamamännern noch
immer nicht fertig iſt, kann man ſich leicht erklären.
Nun wird man dem Allerwelts Corneltus Herz
etwas näher rücken. Seine Auslieferung von England
iſt ſchon beantragt. Inzwiſchen gibt man unverdroſſen
dem Herrn Carnot gute Rathſchläge, wie er am
beſten ab danken kann. Dazwiſchen ſchießt der
Anti⸗Semitismus üppig ins Kraut, und alle Welt hat
den Kopf verloren. Der hl. Vater ſandte wiederum
in der kritiſchſten Zeit ein Schreiben an die franz.
Katholiken, in welchem er ermahnt, einmal zur Repu-
blik übergetreten, nun auch das Wohl des Landes
aufrichtig mit wahren zu helfen. — Zum Dank wird
wohl naͤchſtens ein kleiner Kulturkampf losgehen.

Amerika hat ein Seitenſtück zu dem wackern
Lord Mayor von London. Bei dem Wahlen zum
Kongreß wählte man zwei katholiſche Mänuer.
Einer derſelben, Weadrok, gab vor der Wahl
in den Zeitungen folgende Erklärung ab: „Ja wohl,
ich bin Katholit und ſchicke meine Kiuder in katholiſche
Schulen. Ich werde meine Kinder in katholiſche
Schulen ſchicken, einerlei, ob ich in den Kongreß ge-
wählt werde oder nicht.“ Das iſt, was man ſagt,
Farbe bekannt, und der Mann wurde allein nicht
aufgegeſſen“, ſondern, wie geſagt, in den Kongreß
gewaͤhlt.

Die marokkaniſche und die ägyptiſche Frage,
die wieder in Fluß kömmen, wollen mır uns für
nächſtens aufheben.

Deutſches Reich.

Berlin, 20. Jan. Im „Kaijerhofe“ begingen
am Dienſtag die Ceutrumsfraftionen des Land- und
Reichstags den Geburtstags Ludwrg Windthorſts
und den Abſchluß des 80. Lebensjahres ſeitens des
Landgerichtsraths a. D. Menken zu Köln, welcher

ſeit 1873° für den Wahlbezirk Kochem⸗Mayen dem













— ——⏑





Die feindlichen Brüsder.
17) Roman von H. v. Nemagen,
Nachdruck verb.)

Sein 2005 war traurigex geworden, als je. Die Geſell-
ſchaff hatte ſich anı FJuße des Gebirges befunden und
beſchloſſen, da ein heißer Tag gewefen, im Freien zu über-
nadhten ; am nächſten Tage wollte man, wie der Führer
fagte, die Berge überſchreiten um in den ſchleſiſchen Laͤnd-
dern daͤs Gluͤck zu verfuchen.

Florian hatte ſich gleich den Uebrigen in das Gras
gelegt und die Erſchoͤpfung ſeine Augen geſchloſſen Als er
au& Jfeinem Schlafe erwachte, hatte die Sonne bereits am
Himmel geftanden ; noch hatte er zu träumen geglaubt
Hatte ſich verwundert ſeinẽ Augen gerieben, war erſchreckt,
aufge{[prungen — aber e& war Wirklichkeit, man haͤtte ihn
verlafjen, von dem Wagen und ſeinen Genofjen war weit
und breit Richts zu jehen. Er war in manchem Lande ne- .
wefen, er hatte viele Städte und Dörfer durchwandert,


wie damals, al3 er ohne Führer, ohne Kameraden ſeinen
Weg durch diejelde zu nehmen gezwungen war Er vermiß-
te mit Thränen in den Wugen den geräumigen Wagen,
der ſo waͤnches Jahr feine Herberge geweſen und ihn gegen
Sturm und Wetter gefjhüßt; er jehnte jeine Beiniger
zurlick/ die ihm dach wenigitens das trolene Brod, gereicht ;
er gedachte mit Schmerz der Hunde und AWifen, die lange
— ſeiner Arbeit und Yual geweſen waͤren.
Jaͤmmernd lief er fort. Wohin? CSr wußte es im


bande über das Gebirge hatte ziehen wollen Er eilte den
Weg war {teil ; die Sonne ftie%bßf;er
und hoͤher Er eilte jammernd, keuchend weiter AIS die
Sonne im Mittag {tand, hatte er den Kamm des Gebirges
erreicht/ dort raftete er eine Stunde, dann ging es thal-
waͤrts Der Weg war meniger heſchwerlich aber Länger.
Schon nahte der Abend, und noch fonute er nichts don
weuſchlichen Wohnungen jehen, vor Hunger und Mudiakelt
glaubte er ſterben zu muͤſſen Da endlich jah er Rauch

— “

auffteigen, ſeine letzten Kräfte zujammenrtajffend, {Olepte
er ſich bis an die Schwelle des Häuschens, aus welchen
der Rauch aufftieg; ſie zu überſchreiten vermochte er nicht
mebhr ; zum Tode ermattet brach er nun vor ihr zujammen.

Als er wieder zu ſich kam und die Augen aufichlug,
* er einen Knaben und ein Wädchen an jeiner Seite
tehen, die ihn mitleit3voll betrachteten. Er lächelte und
richete ſich auf. Der Habe eilte raſch in das Häuschen,
und kam im nächiten Augenblicke mit einer Frau an der


mächtigen Buben gefehen, da nahm ſie ihn auf ihre Arme,


Beit. Dann holte ſie eine Schuͤſſeh friſchen reines XWai-
ſers und 4 ihm das beftaubte Geſicht die Hünde, die
blutiaen Füße; um die Wunden, welche ihm die ſcharfen,


Den Knaben überkam ein wohlthuendes Gefiühl; er ſchloß
von Neuem die Mugen. Aber der Hunger ließ ihn nicht
ruhen; er machte die Augen wieder auf.
Mich hHungert jo jehr!“ HNüfterteser bittend
Der Knabe gab dem Bittenden ſein Butterbrod, das
Mädchen reichte iHm ein Tellerchen mit Kirſchen, die Frau


ſtigen, großen Zügen; er aß mit der Gier eines Haͤlbver-


hatte jeine Kunſtſtücke bejuhelt und beklaſcht, er jelbit war
immer leer ausgegangen. Das Herz ging ihm auf; e
war ihm, als wäre ein warmer, wärmender, belebender
Sonnenſtrahl in ſeine Bruſt gefallen.


„ich bdanke Euch !”
Dann erhob er ſich von dem Bette, reichte der Frau
und den Kindern die Hand.
‘ı „Qebt wohl !” :
%’‚brät;en eriticten ſeine Stimme. ;
„Wohin gehſt Du denn, armer Funge?“ fragie die

rar -
Ich weiß es nicht !“





„Haſt Dır denn keine Mutter ?“ fragte das Mädchen.
Was iſt das/ eine Nutter?
Das Mädchen ſah ihn verwundert an, lief zu der
Frau und barg das © ſicht in ihrer Schürze. Die Fran
hob das Lind in die Hoͤhe und kuͤßte es lächelnd
Mich hat niemals Jemand geküßt,“ ſagte Ilorias
indem er ſeine Zhränen 5urücfäubrängen verfuchte; ich
habe wohl keine Mutter aehabt Eine Mutter hat ihre
Kinder lieb — eine Mutter würde mich nicht verlafien,
wie es die Leute gethan/ hei denen ich gewejen, &, wie
war mir zu Muthe, als ich heute Morgen aufwachte und
alle fort maren und ich allein daſtand. Sie wollten übers
Bebirge, ich lief ihnen nach, ich lief und lief den ganzen
Tag, bergan und bergab, bis ich endlich nichtimehr konnte
* und vor Hunger und Wuͤdigkeit umfiel.”
! „Wer waren denn die Leute? fragie die Frau.
} „Zaichenjpieler, Gaukler, Seiltänzer !”
i Die Kinder hHorchten auf. Florian lächelte etwas
wehmitthig.
Ich bin auch ein Seiltänzer“, fuhr er fort. „So
langẽ ich gefund und kräftig war, * ich Geld verdienen
und man jtillte weniaſtens meinen Hunger; mnun big ich
aber jchwach und krank, und da hHaben ſie mich hei Seite
geworfen wie einen alten Lappen, der zu Nichts mehr
nütze iſt. Florian ſchluchzte laut auf. .
Armer armer FJunge”, 5 te die Frau und ſtreichelte
ihm die bleichen Wangen „ih behielte Dich gern hei mir,-
aber mein Mann iſt rauh und wild; ih weiß nicht, ! mas
er dazu fagen würde. wenn er Dich hier [ände. Doch
hHeute Ahend Ialfe ich Dih nicht mehr fort. Hier nebenan
‚ Ut der Biegenitall : er iſt groß und warm, und in der
Ece findeſt Du Stroh genug, um weichex darauf 3Uu
; %chtgc;f?en, alg draußen auf der harten, Kalten Erde. Sit dirs
recht?

O wie gut ſeid Jr !” entgegnete der Knabe und er-
griff die Hand der Frau. „Wenn Ihr doch auch meine
Mutter wäret !” * — 2
*E ſchnell hinein, denn ich höre meinen Mann

Gortſetuns folgt.)

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