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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0679

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Samftags mit Unterbaftungsbeilgge, Bıeis vierteljährlich
3, 1.20 obne Trägerlobu . VBoßanfiglag. Beßelungen
58 den Boflanftalten ı, bei der Gypebition Rwwingerfirabe 7











Anzeiger-Blatt är bie Ami$bezirke Heidelberg,
Zabenburg, Weinhein, Sowebingen, Philippeburs
BWiesloc, Bruchlal Bretten, Ne fargemünd, Mosbach



























Überbag Buchen Woldärn,T.-Bı °&5., Wertheimae,
3168 O en Seidelberg, Ianneritag, den 20. dil 1098 ⏑ ⏑—
— — —





— — — —
Beſtellungen
Au den „WPfälzer Boten“ werden fortwährend bei
_?ämmtlicben Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
Ewie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
raße 7, entgegengenommen.
Verlag des „Pfälzer Bote.“



— E

Sie Candwirthfehaft und das eingewerbe,

Ein Beitrag zur Löſung der ſozialen Frage.)

O Bom Neckar, 19. Juli.
Die letzten Reichstagswahlen haben abermals den
taurigen Beweis geliefert, daß die Sozialdemokratie
SM auf dem Lande immer mehr Anhänger findet.
Äber nicht immer ift es Dder Unglaube und Hang zum
8e‘df)tfirm‚ welcher die Leute dieſer Bartei zuführt,
Tondern oftmals eine ganz berechtigte Unzufrieden-
SI£ mit ihrer Lage. Dieſe Unzufriedenheit beſteht
Alptfächlich bei den kleinen Handwerfern ı.
auf teuten und die Urſache hiervon liegt, mit Be-
en müſſen wir dies Hervorheben, eider vielfach
M einem gewiſſen Schlendrian Dder Landwirthe.
” Da unſeres Wifſen dieſer wunde Punkt in dieſem






kehende Zeilen, die in beſter Meinung zum Woͤhte
© gefammten Bebölkerung geſchrieben {ind, mur wohl-
Wollende Beurtheilung finden,
.. Die Sandmirthe verkanfen in der Regel all
(Dre Beodukte, al8 :
üfter, Gemüſe, Handelsgewächſe uſw. nur gegen
Daar und nicht auf Borgfriſt. Ja, es kommi oftmals
j9gar vor, daß Landwirthe ſchon im Voraus ſich auf
n verkaufenden Produkte von den Handelsleuten
Heuen Borfchuß geben Kajjen. Hat 3. B der Land-
Ditth ein Stüc Wieh oder ein anderes Produkt ‚ver-
Auft unter der üblichen Bedingnik, dak die Zahlung

4 Her innerhalb acht Tagen zu leiſten ſei, 10

lich eingehalten wird,
kixres verabfolgt wird.
Iſt nun aber der Landwirth ehenſo beſtrebt, j e i-
e bei den GejhHäft8leuten eben:



würde derſelhe Landwirlh ſagen, wenn ein Geſchäfts-
mann, ein Baͤcker, Schneider, Schuhmacher, Schreiner,
Krämer, u. ſ. f., ich will nicht fagen, einen Vorſchuß
verlangen, ſondern acht Tage nach der Lieferung mit
einer Rechnung erſcheinen würde? Wahrlich, dieß
würde für den Geſchäftsmann ſchlimme Folgen
haben. Und doch braucht der kleine Geſchäftsmaͤnn
zum Lebeuzunterhalt und Geſchäftsbetrieb ſo gut ſein
Geld, wie der Landwirth.

Einige Beiſpiele mögen dieſen ungeſunden Miß-
ſtand noch näher beleuchten:

Ein braver Schuhmacher mit einer ſtarken Familie
| arbeitete in einem Doͤrfe meiſtens fuͤr die Landwirthe.
Bei Ablieferung von einem Paar Stiefeln erhielt er von
einem Bauern abſchläglich? M, die reſtlichen 10 M.
wurden in Raten von 1—2 M. bezahlt, ſo daß es eines
Zeitraums von 1'/2 Jahren bedurfte, bis das Gauze
geordnet war. Und doch lebt der Schuhmacher in
ärmlichen Verhältniſſen, während ſein Kunde ein rei.
cher Bauer iſt, der zahlen könnte, wenn er nur wollte.
Aehnlich und noch viel ſchlechter gings dem Schuh-
macher mit andern Kunden. Hatte er nun fein bis-
chen Geld und ſeinen Ledervoͤrrath in Fotm von
Schuhen und Stiefeln an ſeine Kunden vekabfolgt {o

mußte er ſich aufs Borgen verlegen, bis dies ſchließ-
lich auch nicht mehr ging. Er kouͤnte ſeinen Zaͤhi-
ungen nicht mehr nachkominen, mußte die Schuhmacherei
aufgeben und arbeitet jetzt in einem größeren Geſchaͤft
einer Stadt für 1 M. 20 Pfg. täglich, .. Das iſt
gewiß wenig für eine Familie! Hätte er dulch recht:
zeitige Zahlungen feine Schuhmaͤcherei fortbetreiben
können er hätte immerhin im Tag 3 M. verdient und
ſeine Familie ehrlich dürchgebracht *

Ein Wagner hatte ſein Geſchäft gründlich er-
lernt und lieferte vorzügliche Arbeit! Alles waͤr voll
Lob für den jungen fleißigen Mann. Aber er konnte
für ſeine Axbeit kein Geld bekommen, gab deshalb
4* 2 auf und arbeitet jetzt in einer Maſchiuen-
abrif. ;

Ein Schueider begann ſein Geſchäft unter den
günſtigſten Ausſichten. Allein die wenige Herren,
die bet ihm arbeiten ließen, konnten ihn doch nicht
ſo viel zu verdienen geben, als ihın durch die Bor-
gerei ſeier ſonſtigen Kunden entging. Er ward
leider genöthigt, ſein guterlerntes Geſchaͤft aufzugeben
und in einer Fabrik fich einen neuen Nahrungszweig
zu ſuchen.






nach Jahresfriſt noch nicht an's Zahlen und ruinir-
ten durch ihreu Leichtſinn den fleißigen Geſchäfts-
mann. ;

Ich kenne einen Metzger, der, wenn es gut
geht, bei der heurigen Kirchweih das Fleiſch bezaͤhlt
befommt, welches die Leute voriges Jahr bei ihm
geholt haben. An die Bezahlung des heurigen
eines Jahres nicht
zu denken. Wie lann ein ſolches Geſchäft ſich
lohnen?

So gibt es heutzutage eine Meuge von Gemeinden,
wo der Schmied Wagner, Schloffer, Schneider-
Schuhmacher, Baͤcker uſm das ganze Fahr hindurch
ſich abplagen muß und dennoͤch vor Jahresabſchluß
ſich mit keiner Rechnung bei den Kunden ſehen laſſen
darf. Ja, er bekommt ſelbſt beim Jahresabſchluß oft
noch kein Geld. Treibt ihn aber die Noth dazu, auf
Zahlung zu dringen, ſo haͤt er in den meiſten Fällen
Grobheiten, Entziehung der Kundſchaft und Herunter-
ſetzung ſeiner Leiſtungen zu gewaͤrligen

„Bei dieſem Kaufmann, heißt es, kaufe ich nie
mehr etwas, er wiegt zu kaapp, jeine Waarn ſind zu
ſchlecht und zu theuer. Bei dieſen Metzger hole ich
fein Loth Fleiſch mehr, er ſchlachtet Jauter elendes
Zeug, man bekommt zu viel Knochen. ſeine Würſte
haben keinen Geſchmack. — Der Schuhmacher kaun
nicht einmal ein ordentliches Riſter aufſetzen, ge-
ſchweige einen richtigen Stiefel machen und dazu kann
zum Abend borgen. — Der
Schreiner verſchafft lauter grünes Holz und liefert
feine egale Arbeit. — Der Schneider verpfuſcht alle
Anzüge und der Bettelmann will ſchon Geld, ehe er
recht fertig iff. Der Wirih haͤt ſchlechles Bierund
geſchmierten Wein u{m.“ So und ähnlich lauten die
Dankbezeugungen gegen die Geſchäftsleute, nachdem
ſie Jahr und Tag geborgt haben.

Steht ein Geſchaͤftsmann nicht zum Voraus ſchon
in ſehr günſtigen Verhältniſſen, 19 fann er bei Ddem
jahrelangem Borgen auch bei ſeinem Lieferanten mit
dem Zahlen nicht mehr nachlommen, er büßt ſeinen
Credit ein, muß ſein Geſchäft aufſtecken; und ſo geht
es durch alle Schichten der haudwerk uͤnd gewerbe-
treibenden Bevölkeruͤng. }

Dieſe großen Mißftände wurden unlängſt auch in
einer Verſammlung von etwa 100 Geſchäftsleuten
beklagt, wobei die große Mehrheit feinen andern Aus-
weg zu kennen glaudte/ als ſich zur ſozialdemokratichen
Partei zu ſchlagen. In der That finden die ſozial-













4 Er unterrichtet uns,, ijt der großmüthigite
llr üfer und der gitigite zärtlichite Freund jeiner Kinder
&M 10 Iebbgfter Drängt eS$ mich, gleichfalls etwas zu thım.
t\gcb fann nicht immer auf Deinen und Papazs jauer er-
— Verdienſt angewiefen jein. Ich jehe recht gut,
der ayme Bapa nicht wohlhabend ift, on mwürde er
3ugeben, deß Du I5 angeftrengt arbeitelt und Deinem
Veibenden Beruf nicht entjagit.“
6 „Bapa hat Geld genug, Rupert. — Was Du begehrit,
hauhg Dr Dir wünfhen magjt, mein Sohn, D Joflft e&
A AWillit Du neue Bücher, neue Upparate zu Deinen
— Deine Borfe leer, liebes Kino?
ficg Ar Hein, ama ür alle meine Gedürfniffe iſt reich-
%o Selorgt und in meiner Börje findet fich ein Hübjcher
Ber Al von ©oXdjtücken.. Das aljo {ft e3 nict, was mich
— Sch

S Ü bilde mir ein, Baya fet ein ſpaͤniſcher
der ein nur müäßiges Vermögen befibt. Sch
fän%)ete durchaus nichis thaın, was Deine Mißbiligung

Wlicde 4 wennich meineS Herzens Wunich folgen dürfte,

{bär vor alen Dingen eine öffentliche Schule und

©& eine Univerfität befuchen. '

und v ahdem Rubert jein Geruith auf dieſe Weiſe entlaſtet
Datt das geheime Sehnen feiner jungen Seele ntſchleiert
S * verarub er jein Gejicht auf’s Neue in Beatricen’s
— um in athemloſem Schweigen ihre Untwort zu

Kiſt Du des Vaterhauſes ſo müde, mein Sohn?“
ragie die Mutter 7 *
4 # %, Nein, gewiß nicht, Mama,“
ME Teidenjhaftlichem Ernit.
aber” 0S Baterhaus ijt mir die theuerſte Stätte der Welt,
* Mama, die jungen Adler bleiben nicht immer in
ffcurbn' trauten Neit, Sie sernen fliegen und kehren dann
1 zurüd, Ich Habe die Lebensgeſchichte vieler großer

erwiderte der Knabe

helliten leuchtet, wmerde ich jJagen, wie vor mir mancher be-
Ddeutende Mannn gefagt; Wasich bin, verdanfe ich meiner
Mutter.“ } ı

‚. Heatrice 30g ihren Sohn dichter an ſich und den Be-
geiſterten zärtlich anlächelnd, fagte fie: Ich war Daraut
vorbereitet, daß Dr bald anfangen würdeit, Deiner Kraft
bewußt zu jein. — Sine beftimmte Untwort vermag ich dir
Heute noch nicht zu geben, .ich muß die Angelegenheit erft
mit Deinem Vater befprechen; was, aber Deine Zufunft
Detrifft, kann ich Dein Gemüth jebt {chon beruhigen. Du
bift der Erbe Deines Vaters, und wenn Gott DichH. am
Eben erhält, wird Du dereinit berufen fein einen ftolzen
* 4 fragen einem vornehmen alten Namen Glanz zu
verleihen.“ . ;

%)äupert blickte in ſprachloſem Eritaunen der Mutter
in's Auge.

Tieſe Cröffnung muß von Dir ſtreng als Geheimniß
bewahrt werden,“ fuhr Beatriee fort, Sage auch Giralda
noch nichts davon, mein Sohn ‚Du wirſt eine Univerfität
befuchen, fobald Du reif dafür bift, Habe BVertraner und
Seduld, liebes Kind, und vergiß nicht, daß eine glänzende
HZukunit vor Dir liegt.“ . }

89 werde thım, was Du von mirverlangit, theuerſte
Mama,“ rief der Anabe Lebhaft. „Du kennit meine bo;&
nungen und Wünfche und das genügt mir. Die Zukunit,
die Du mir in Ausſicht {tellit, f die ſchönſte die idh mir
denken fann.“ }
„ nSlür Deute Abend Haben wir uns nichts mehr zu
jagen, Rupert, und es iſt Zeit für Dich, zu Bett zu gehen.
Srinnere Dih alles defer, was Du von mir Hörteit, und
bewahre das Geheimniß, das ich Dir anvertrant, al8 ein
Tbeiligtbum. Unjere Unterredung fönnen wir morgen fort-
etzen

Beatrice umarmte den Knaben mit der Zärtlichkeit


„ Pünftlih nachzufommen, als er pünktliche Zahlung . Gejchäft. Allein die meiſten Kunden hHolten insen ‚ demofr. Fdeen auch beim Landvolk immer mehr Ver-

Z ſeine Anſprüche zu verlangen gewöhnt iſt? Was Kaffee, Zucker, Oel u. Ddgl. auf „Bump“, dachten breitung und wenn die erwähnten Uebelſtände noch

Staatsmänver gelejen, und mir ift, al8 ob auch 7* einer Mutter, deren Herz über den Seelenadel und den

Freuer Ciebe Cohn. Kraft heſäße, micdh entporzujchwingen.” erwachenden Ehrgeiz ihres Rindes frohlodt. — Bon neuen

Roman von U Rofen. ; „Sa, ich jelbit alaube Dich zu hohem berufen, mein Hoffnungen und Träumen erfült, blieb Kupert in jeinem

; (Kaddrud verb.) — Qind,“ bemerkte Beatrice. Himmer zurück, | ;

fei Ich tadle Papa nicht“ entgegnete Rupert! während „Um Deinetwillen, Manta, möchte ich groß werden,“ Der Graf erwartete Beatrice am Kamin ſeines Studier-

e Augen ſich mit Thränen füllten. „Auch er arbeitet . {lüfterte der Krabe „und dann, wenn mein Ruhm - am

zimmers
„Wa8 wollte Rupert von Dir?“ fragte der Gatte nach
kurzẽm Schweigen
„Die Stunde, die wir vorausſahen, hat für unſeren
Sohn eher gefhlagen, al8 mir erwarteten. Er verlangt
au wiſſen, wie ſeine Zukunft fich geftälten ſoll und möchte
* öffentliche Schule und ſpaͤler noch eine Univerfität bes
uchen.“ ;
Ich vünſchte wir hätten Rupert noch eine Weile in

jeiner findlichen Unbefangenheit erhalten fönnen,“ bemerfte
der Graf „SIch weiß, Daß ſeine Erziehung des Knaben
Derftand früh entwicelt Hat, aber Io {ehr ich mi er
ſchönen Gaben meines SoHnes freue, {o ſehr bedaure
ich, daß ſie ſeinen Blick vorzeitig jchärften,“
8. Kaßitel.
Giralda-

Der Norgen der dieſen glücklichen häuslichen Szenen


herauf

Aber die ſchwermuthsathmende Natur hatte keine Ge-
walt über die Gemüther Dder glüclihen Familie, Die zu
früher Stunde um den Kaffeetifch des Speifezimmers ver-
Jammelt war. die Züge des Orafen leuchteten in {iller
Seligfeit, und Beatrice lächelte ſo heiter, al8 ob ihr Herz
nıemals Kummer empfunden, ihre ANugen nie Thränen des
Schmerzes vergoffen hHätten, Der kleine Cgon {owelgte in
dem Sonnenfchein Dder Anwefenheit feiner vergötterten
Mutter, und Kuperts Geficht {trahlte vor Zufriedenheit
über das Berfprechen, das er erlangt Hatte, die Univerfität
Nur Giralda’3 Stırn war ummwöltt.
/ (Fortjegung tolLgt.)



















































































 
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