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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0193

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Febr. 1893.
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ebr. 1893.
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d Triebel-

ſchütz.

3 Aufzůgen.
Uhr.

*

— ——







2—— tägl.@ mi Ansnahme der Soun- und Feiertage
Samftags mit Unterhaltungsbeilage, Breiz vierteljährlich

ML, 120 o5ne Trägerlohn n. Poftanffiag. Beſellungen





für Sladi




Anzeige-Blatt für die Amtehezule Heidelberg,
— MeinhHeim, Schwetzingen/ PhHılippsbura,
Wieslodh, Bruchfal, Bretten, Ne fargemünn, Mosbadı

















bei den Poſtanßalten u. bei der Sypedition Zwingerfiraße 7, Eberbach Buchen Woldärn,Z.-Bı ‘8h., Werthenn
* — * — — D — 4— — — — — — *
2 — — Seidelberg, Dienitag, den 28 Februar 1893 PEla Bwingerürate . | 40 Sabıa.

















; — .
Beſtellungen

auf den „Pfälzer Boten“ werden fortwährend bei
ſäuimtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
fowie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
ſtraße 7, entgegengenommen.

Verlag des „Pfälzer Bote.°°






demokratie nicht ihre Abftammung vom Siberalismus.
Wie letzterer ſiets die koͤnfeſſionsloſe niedere u. höhere
Schule verlangt hat, 19
gramm die /Weltlichkeit der Schule“ Zur Exklärung
dieſer Forderung fagt Schönlank: „Iſt die Religion
Privatfache, ihrẽ Pflege das Werk privater Verbände,
ſo iſt folgerichtig die Schule, welche alle ohne Unter-
ſchied unterrichtet und im Dienſte
ſteht, eine rein weltliche Einrichtung.
richtszweck iſt die geiſtige Ausbildung, die Ueber-
miiteluug eines beſtimmten
Jächlicher Kenutniſſe, Ddie geiftige Ausbildung des
heranwachſenden Geſchlechts Die Unterweiſung der
@inder mit religtöfen Dingen zu verguicken, ijt ein
grundſätzlicher Fehler.




Schreibens und Rechnens
Will die Schule darüber hinausgehen und

richten, ohne das religiöje Gebiet zu berühren. In
der Geſchichte haben z. B. die religiöfjen Ideen einen





waͤhnt bleiben. Der Lehrer muß doch ſprechen von


Goͤtlheit und an eine Vergeltung im ‘ Ienleit3, denn
ohne den Hinweis auf diefen Glauben fann er die


deitt Selbit wenn er die Abſicht Hätte, ſeine waͤhre


dieſelbe errathen.


nicht davor zurückſchrecken, ihre wahre Meinung über




religiöſe Unterweilung der Kinder, ſoweit eine ſolche
yon der Familie für nöfhig gehalten wird, iſt von
dem Schulplane aus zuſchließen. Hier etwas zu thun
iſt Sache der Eltern oder ihrer kirchlichen Gemein-
ſchaft. Die Schule wahrt ihr weltliches Weſen und
hält ſich von ailen Beziehungen 3U irgend einem
Glaubensbekenntniſſe fern.



Fertigkeiten den Kindern mittheilt,
das uͤndliche Gemüth veredelt, ſchon in dem Kinde
die Liebe zur Freiheit pflegt und für die Einſicht in
die {taatzbürgerlichen Pflichten und Rechte vorſorglich
fich bemüht. Die Schuie erziehe
ſchen gute Staatsbürtzer, aber, ſie mache ſich nicht
zum Werkzeuge irgend
Grundſätze und Forderungen der Sozialdemotratie.
Berlin 1892. S. 44.)




feſſionsloſe Schule. Erſtens iſt eine ſolche Schule


göttliche Vorſehung, die Vergeltung nach dem Tode
vor den RKindern auZzuiprechen. Die bisherige Er-
daß liberale Lehrer keines-
wegs Bedenken getragen haben, die religiöſen An-
ſchaͤuungen ihrer Schüler im liberalen Sinne zu be-
einfluſſen. Dahei haben ſie immer erklärt, das ſie
nur die Ergebniſſe der Wiſſenſchaft vorgetragen hät-
ten. — Wenn diejen Ergebuiſſen der Wiſſenſchaft die
religibſen Anſchauungen widerſprachen, 19
Schuld eben an der Religion Diefe fönne ſie aber
natürlih nicht verhindern, den Schülern die volle u.
reine, von religiöfen Vorurtheilen freie Wiſſenſchaft
zu lehren Die liberale Wiffẽnſchaft, wie ſie von dem
vertreten wird,
trägt ſich zumeiſt mit dem Glauben an das Daſein
eines Gottes,
richtig zu ſein, in der konfeſſionsloſen Schule in all-
gemeinen Ausdrücken von Gott zu ſprechen, und
zu zeigen, mie Gott in Der Natar zU erfennen


ſchieden atheiſtiſch und menn ein ſozialiſtiſcher Lehrer,
der berufen iſt, die Schüler , in der Wiſſenſchaft zu
unterrichten, e8 für ſeine Aufgabe hält, den Schülern
die Unmöglichleit des Daſeins eines Goites wiſſen-
ſchaftlich nachzuweiſen, ſo iſt dagegen vom ſozialiſtiſchen
Standpuͤnkt gar nichts einzuwenden. Thatſächlich





nutzen um im Namen der Wiſſenſchaft verſteckt und



offen die religiöſen Anſchauungen, die ihnen ja als
gefährliche, verderbliche und unfitiliche Vorurtheile
erſcheinen müſſen, zu untergraben. Atheiſten ſind zu-
dem meiſt faͤnatiſche Verſteter ihrer Auſchaunngen
und ſchon deshalb werden atheiſtiſche Lehrer die Ge-
legenheit, welche die Schule ihnen bietet ihre religions-
lofe Geſinnung auszubreiten, ſich nicht enigehen laſſen.

An Beiſpielen, wie ſozialiſtiſche Pädagogen auf
die Kiuder einzuwirken ſuchen, fehlt e& nicht mehr
ganz. Sehr bezeichnend 1ft hierfür die Vorrede zu
einem „Leſebuch für aufgeklärte Eltern,“ welches von
Theobald Werra im vorigen Jahre herausgegeben
und von dem offiziellen Orgaue der deutſchen ſozia-
liſtiſchen Partei empfohlen iſt. „Der Plan der v0r-
liegenden Folge von Leſebüchern iſt, 10 heißt es ın
derſelben, zunaͤchſt jeden Leim zu religiöſen Fanatis-
mu3 und religiöfer Unduldfamkeit in den Kinderherzen
auszumerzen. Sind alle einſeitigen
refigiöjen Anſchauungen im Kinde be-
feitigt, dann ſchreiten wir allmaͤhlich zur feſteren
Begründung von Lebens und Weltanſchaunngem em-
por ... Der alte Geiſt, der Geiſt der Herrſchſucht
und Vergewaltigung foll auf das Kind zuerſt in
jeinen abſchreckendſten Zügen wirken, es ſoll mit Ent-
fetzen gegen allen Fanatismus erfüllt werden.“

Al3 ſchlimmſter Fanatismus muß einem atheiſtiſchen
Sozialiſien natürlich das Chriſtenthum erſcheinen.
Der Glauhe an einen Gott witd in dem Buche 3. B,
durch ein Zwiegeſpräch zwiſchen einem Kinde und
befämpft. Nachdem das Kind den
Vaͤter erzaͤhlt hat, daß der Lehrer in der (Heutigen)
Schule immer ſage, die Religion ſei von Gatt einge-
ſetzi, läßt der Verfaſſer den Vater antworten das
haͤben aͤlle Völker von ihren Religionen behauptet,
und Du haͤſt gefehen, wie verſchieden die Götter ſind,
die fich die Reuſchen zu verſchiedenen Zeiten und
unter verſchiedenen Verhältaiſſen zurecht gelegt
haben .. .“ Welcher ſozialiſtiſche Lehrer wird Be-
denken traͤgen, dieſe Worte des Vaters in der Schule
des Zukunftsſtaates ſelbſt vorzubringen? Keiner
wird aber glauben, der „Weltlichkeit der Schule“ da-
durch zu naͤhe getreten zu ſein.

Weiter als Werra geht der fortgeſchrittene zu den
„Sungen“ gehörende Sozialiſt Dr BrunD Wille
in ſeinem „Lehrbuch für den Jugendunterricht freier
Gemeinden. Berlin 1891.“ Unter den Gedichten,
welche das Lehrhuch enthält, mögen einige zur Kenn-
zeichnung mitgetheilt werden.

Nur im Licht gedeiht die Blume, nur im Licht das

Menſchenglück,















Die feindkichen Britder.

Koman von H. v.HNemagen.
Gaͤchdruck verb.)

Sie warf ſich an ſeine Bruſt und küßte ihn unter
Thränen *

Bum erſten Male in feinem Leben litt Gasda in den
Umarmungen, unter den Küſſen feiner Tochter ; ihr geilt-
iger Buftand erfüllte ihn mit @rauen, das Bewußtſein
der Schuld, die er auf geladen, Ddurchichauerie ihn
wie bange Todezahnung. Er entwand d den,
en anottlichen Liebfojungen jeines Kindes und eilte fort
von ihr und IchloB fich in jemem SZimmer ein. ;

„Wenn fie wahr {prädhe“, jprach er balblaut zu ſich
jelbil, „wenn {ie jtürbe! IO wollte ſie veich, glücklich
machen, und ich wäre ihr Mörder geworden — nein, 0S
üt eine Quge, c& darf nicht jein — Die Sünden der Väter
zürfen ſich nıcht an den Kindern rächen, mein Kind hat
feinen Antheil an meinem Verbrechen ! Mein ijt die Scbuld
mich mag die Strafe treffen, mein Kind unfchuldig, , cS
oll nicht iterben, e3 joll leben und glüdlih jein! Reich,
geehrt, gliüclih — eine Sräfin foll- die Tochter des
Rentmeijters werden, eine Gräfin Hohenan! IO kaͤnn
jie dazı machen . und ich will e3 =- der, Diener _ Ut Her
geworden, @raf Wenzel wird ſich ;emen Wünihen fügen
— Higen müfjen; {ie aber wird glauben, daß ſich ihre
Fräume erfüllt hHaben, mwenn {ie das geworden, MWaS die
Todtgealaubte war, und fie wird leben und auch oglücklich

46)

“ y ging an feinen Schreibti{ch und nahm aus
einen.geheimen Fach ein kleines, in Leder gebundenes



Dein Verlangen! Ie_ mehrDu — —— mehr wollte{t
Dı haben. Und jegt? Wenn Du Deine Tochter morgen
verheirathen jollteit, Du könnteſt ibre baare, blanfe,
zweimalhunderttaujend Gulden in die Che mitgeben unD
1b[ti)efiei't dochH noch ein Mann, Dden zu beerben Dder Mühe
ohnte!!

Michgel ſchlug dann das Buch zu und ſchloß es wieder
ein.

„Ohne Geld auf Erden keine Ehre, vhne Geld
44 Core fein Ohüe ſie wird, ſie muß glücklich
ein !”

Geldgier und Ehrgeiz waren die Seititerne _ in dem
Leben Gasda’3 gewefen, fie hatten ihm 10 Den Sinn ver-
blendet und bethHört, daß er bereit war, ihnen jein Kind
zum Opfer zu bringen,


hHatte die Bauten im Zhale fo gefürdert, daß ſie unter
Dach itanden, alz die eriten Schneeflodden felen. Damit
war dasz Ende der Arbeit im Freien gefommen; um ſo
rirjtiger wurde ſie in den MWerkitätten gefürdlrt, Damit Im



75 ſehen — kleine Leute begnügen ſich auch mit den
einen.
Er ſetzte ſich und ſchlug Blatt für Blatt um.


ſeinein Selbſtaeſpräch fort,





— Das Wejen des Grafen hatte fih nicht geändert, er
war {till geblieben und frug jeinen Schmerz und ſeine
Frouer in jeiner Bruft verſchloffen weiter; aber er WAX
zum Schatten geworden, Was; 9r einjt gelvejeNn. Seine
Öfugen Hatten ihren Glunz verloren, jeine Wangen waren
Dfeich und eingefallen, jeine Kraft gebrochen, Er iſt ſchon
hei lebendigem Leibe tebt, pflegte Die alte Uriel zu jagen,
und fchew unDd trauris ſahen ihm die Leute nacdh, wenn
er langjam aund gejenkten Hanptes voruͤberwandelte Er
nied jeden. Verkehr, jedes MWort, Ddas- er nicht ſprechen
mußte ; er madhte keine Beiuche, er empfing Feinen Gaſt.

Nur Dven Pfarrer des Dorfes fieß er oͤfters zi ſich

hitten ; alg Trölter hatte er ihn ‘ nicht gewollt, als
%r{eu-nb und Berathen hHatte ‚er ihn aͤchten und ſchätzen
gelernt.

ander! Draußen war e8 fchon . Dunkel geworden und der

Wind pfiff um die Fenſter; drinnen brannten auf den
ſilbernen MArmleuchtern helle gerzen und ın dem Marmor-
kamin {oderte ein machtiges Feuer, den Saal mit behag-
licher Wärme durchſtromend '

„Wir werden einen harten Winter befonımen“, jagte
der Miarrer. „Gott Ihne es Ihnen, Herr Graf, daß
Sie den Armen die Holzitälle und Vörrgthskammern ſo
reichlich gefüllt hHaben, daß ſie ihm ohne Bangen entagegen-

fehen fönnen.“ —
iſt kein ſonderliches

„Bom Meberfluß zu geben,
Verdienſt. *

„Aber doch ein Werk der Nächſtenliebe und für die
Bedürftigen eine Wohlthat.“ .

„SIcH genüge nur einer Biliht — ich wollte, ich
brauchte es nicht zı thım.“ *

Und ich Her; Graf, wünſchte, daß Sie dieſe Pflicht,
welchẽ Sie freimillig übernommen haben, niemals 3zu ev-
füllen im Stande wären, Ddaß die Häujer unten, welche
7 Armen und Verlaſſenen erbauen, niemals fertig
würden!!

Das iſt kein chriſtlicher Wunſch/ Herr Pfarrer”, ent-

gegnete Waldemar mit mattem i{hmerzlichem Lächeln;
„gönnen Sie den Bedürftigen die Wohlthat. nicht?“
Voͤn Herzen, Herr Graf! AWoer ich möchte auch, daß
der Wohlthäter die Wohlthat empfände, raltloS uND mit
ganzer Kraft an der Aufgabe ſeines Qebens ſein Leben
ludurch arbeite, um wenn jein Ende gelommen, Jagen zu
fönnen : die Vollendung hHabe ich auf Erden nicht {Mauen
joflen, aber, ich dauke Dir, Herr, daß Du mir ſo viel
Beit zur Mühe und Arbeit zegeben haſt!“

Ich verſtehe Sie wohl und weis, daß Sie eS aut
mit miv meinen, aber id denke, ſch müßte am beſten
wifſen was mir noth thut. Und das iſt Ruhe, Vergeſſen-
hHeit,. Schlaf langer, ewiger Schlaf !”

„Nicht ThHätiykeit? Auch in der Thätigkeit liegt
Vergeſſen!

„SIH habe Nichts mehr zu thun, wenn was gethan,


Gortſetzuns folat.)


 
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