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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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erſcheini täglig mit Ausnahme der Gonne unı Yeiertage.
Breig vierteljährlich
BL 120 ohıte Trägerlohn ı. Doftanffdlag: Beftellungen



für Siadt \





Kiekioch, Bruchfal, Breiten, NeTargemünb, Mv3bac





























































Des, Bjingitfeikes wegen „erfheint. die nächfte
Nummer erſt Dienſtag Nachmittag.






3 iſt eine wunderbare Botjchaft, welche die


gen, ein. großes. Ereigniß, an das ſie erinnern, ein


Aber inmitten. der chriſtlichen Völtet gibt es Heutzu:
lage Taujende und Tauſende, die auch Die Pfingit-
de des in gleicher Weiſe wie
Öoeihe’s8 ‚ Fauft“ Dden Ruf der Oſterglocken beant-
worten: TG Ja
„Die Botſchaft hör ich wohl, allein mir fehlt der
Glaube! S

Freilich briugen feit 22 auch liberale, fozial-


artifel und darin ijft gar viel von Geiſt die Rede.
Aber darıunter verfiehen fie etmaS ganz anderes als
ſenen qöttlichen heiligen SGeift, an deffen Herabkunft
über die Apoſtel und an deſſen fortdauernde Gegen-
wart, an-defjen wunderbares Walten und Wirken in !
der Kirche wir Chriſten glauben. ;
Ein nicht geringer Theil des „aufgeklärten“,
„mModernwiffenihaftlihen“ Geſchlechtes glaubt über-
haupt nicht mehr. an einen Geiſt: er kennt und läßt

Nur das Einmaleins ſoll gelten,
Hebel, Walze, Rad und Hammer,
lles andre öder Plunder, }
Flackre in der Feuerkammer.“

Ein aͤnderer Theil der ſich etwas höher hält und
Teinlicher trägt als die Schaͤar der Maͤterialiſten und
Epikureer;“glaubt mur an den Menfchengeift, der 1ich
Zuerit in der deutſchen Philoſophie ſeiner Göttlichkeit
bewußt geworden iſt. %m M

Ber Menſchengeiſt allein iſt Gott,

Er hat alle Kraft und Gerrlichkeit,

Seii iſt das Reich ſein iſt die Macht

Er herrſche von nun an in Ewigkeit!
Sehr viele kennen nicht Hoͤheres als den jogenann-


gfim ihre8 Tenkens und Handelus. Mit dem Zeit-





nnnft.
Thun und Laſſen der Menſchen, und naͤch ſeinem
Urtheilsſpruch kann man nicht mehr höher appelliren.
Wehe dem, der an ſeiner Unfehlbarkeit zweifelt: Die-
ſer Zeitgeiſt übt eine Nachtu Gewalt und Tyraunei,
'ypie Tein anderer Beſpot fie jemals geübt hat Seine

Gläubigen und Anhänger dienen ihm in ſervilſter

Götzendienſt und Herenglaube, und gerade in den
„gebildeten“ und „aufgeklärten“ Kreiſen ſo mächtig
und ſo weit verbreitet.

ner Geiſt“, wie der Bichter ſagt,

Richtung, der Weltgeiſt,

ſich manifeſtirt, die ſogexannte. öffentliche Meinung,
Die bei der verdorbenen Natur der Menſchen meiſtens
mit Recht die pöffentliche Dummheit
fanıt, und von der ein großer Vapſt geſagt hat:
„Alles, was ſie lobt, * verdient Tadel! Alles, was
jie denkt, iſt eitel ; Alles was ſie ſagt, iſt falſch;
Alles was ſie tadelt, iſt gut, und Alles, was ſie
Der Zeugeiſt iſt eben der
der mit dem Geifte des Ehriſtenthüms,
mit dem heiligen, göttlichen Geiſte im Widerſpruche
ſteht. G 908 ıpfa ü
; b%el’äye Thorheiten und Verbrechen ſind im Namen
des Zeitheiſtes ſchon beyangen worden! Im Namen
des Zeitgeiſtes haͤt man Gott und das Jenſeits ge-
Altäre ‚und : Kirchen und Klöſter zerſtört
L Throneund Kronen zertrügmmert und Könige auf das
Schaffot geführt, Recht und Sitte verleſgnet, dexr
Suͤnde und dem Laſter alle Thore geöffnet, und Elend
\ aınd. Verderben über die Völker gebracht ! Auf den
Zeitgeiſt haben ſich alle die großen Scheuſale de-
Weltgejhichte, haben ſich Danton und Robespierre





7 Bet ven Boftanfalten ı. bei de Expenikion Bwingerfiraße 7- 4 Wa * — — EB — —
Ar 100 | — — ⏑—⏑ | . Geidelberg, Sonntag, den 21. 2 ——⏑⏑ 20.
— * — 7 m — 77 3

Man haͤt es bekanntlich der katholiſchen Kirche
zum Vorwuͤrfe gemacht daß fie, mit den Zeitgeiſte im
Widerſpr uche ſtehe und ſich mit ihm nicht verſöhnen
wolle. Nun, das iſt eben der Ruhm der Kirche, und


MWirkjamfkeit des Zeitgeiſtes füllen, müſſen wir jagen :
Dank der Kirche, daß ſie nicht mit dem Zeitgeiſt ſich
verfoͤhnt haͤt und all ſeinen Einladungen und Forder-
ungen ihr unerſchütterliches Non possumus entgegen-
geſtellt hat.

Die Früchte und Werke des woerchriſtlichen Zeit-

fennen gelernt, und es iſt ſehr zu befürchten, daß fie
in vielleicht naher Zukunft bitterer als je es werde
fuͤhlen müſſen, daß der Zeitgeiſt kein guter und heiſi-
ger. Geift iſt und/ um eın Wort Disraeli’8 des ſpaͤ—
tereu Loͤrd Beaconsfield, zu gebrauchen, „nicht zu
Sott, jondern. zum Teufel“, ins Verderben führt,





werde:
Was der Geiſt der Zeit geweſen,
Wird die Naͤchwelt deutlich leſen:
Nicht an Eichen, die da grünen,
Sondern flammend auf Ruinen!“

Voͤliliſche Wocenüberficht.
* ® veidelberg 20. Mai.
Wir wollen ſein ein einzig Volk von — Mili-




die Grundlaͤge der ganzen inneren Politik der Gegen-
Es iſt aber ſein herrlicher Gedanke, ein Ge-
danke, dex, wenn man ihn ausdenkt und wenn auch
die neue Militärvorlage bewilligt würde, gaͤr nicht ſo




wer: mit Gott- und Kirche gebrochen, Gottes SGejeß
und Ordnung verachtet, entſchuldigt ſich mit dem Zeit-
GE { } |
711 „ Sept is a ganz anderes Syftem,“ hat Anno 48
ein Rebeller und Krakehler vom Lande geſagt „jeßt
geht ma in kein Kirch mehr— und braucht kein'
Pfaffen und kein Landrichter mehr; jetzt is a ganz
er Geiſt, verſtehſt mi Alles von oben
erab !“ *


zuführen. Das alte Liedhen: „Wer will unter
au8 den Liederbüchern geſtrichen werden müſſen denn
in Zukunft, immer voraͤnsgeſetzt, daß die Militär-
VBorlage in ihrem gaͤnzen Umfange durchginge — hat
keiner mehr was zu „willen;“ was Beine hat und
laufen kann, wird eingeſtellt; fürs Gewehr wird
ſchon geſorgt. Es iſtanch eigentlich gar nicht einzu-
jehen, weshalb man ſich gegen die immer hoͤher
ſchwellenden Militärlaſten ſo ſträubt. Das Wett-







— uun — —⏑ —







Die feirölicherr dörüder.
Roman von H. v. Nemagen. - (

* ( 36 ıff SM Gaͤchdruck verb.)
Es war ſpät geworden, als Wenzel in das Schloß zu-

——ĩ N SE n
„Da fommt er endlich,“ . fagte gähnend der Zhormart
%u‚ Stephan, dem . alten Biquer,., vder ihm, SGezellichaft
eiltete, „aber ohne den Reitknecht ! Wohin mag er den ge-

ickt haben 1“ Al d 1U ;

S ‚„ Wird -wohl wieder was im Werke fein,” : brummte
tephan, ; ⏑ Nachtzeit umbher{hmärmte,
%C)huerf)ecrltr‘l}" nächiten Morgen-noch jedesmal ‚ein Unglüe ge-
T’ Was ſcheerhs uns, Stephan? ES mag ein Jeder für
ich jorgen aımd thumn, was jeines Amtes iſt, der Herr wie

er Diener:!“. * — ;
„So meint Ihr am Ende gar, der liebe Gott habe

114) .


und zu Hören, ung Dienern aber, Damit wir blind und
%eicbaft — Z i .h0b ein, Icharfes Auge undrein feines

Hr ! Und wetten möcht' 1, fait, Daß ich weiß, MWas Dder
Heut’ draußen getrieben hat: Der Hert Pfarrer war nach-
Mittags im.Schloß und wird ihnr wohl endlich gefagt haben,
* ſich die-Bente „mweit und; breit „erzählen, und da

“ „n Stephan? Und da ?“ ; ,
,Da wird er Dden Knecht ausgefchiet hHaben, wenn
SCS doch wiſfen mollt, um zı horchen und zu ſpioniren,


Hätte i von Euch nicht gedacht !“
„Bon Nichts fommt Heutzutage Nichts mehr, unDd ein


der Gräfin gefehlt, . Lein Menjch gefehen, / Daß e be-

graben woͤrden ijt! E3 war eine Heimlichthueret,, wie ſie

10 fein Chrijt Det Jeinem Begrähniß erlebt Hat!”

ı 8 Tyorwart war nachdeuklich geworden. u
Rannn Such! nicht Unvecht‘ geben,“. ſagte er endlich,


OGraf Wenzel i{t. der Mann Ddazı, wencr begraben wil,
auch fo zu bearaben, daß er nicht wieder aus jeinem Grabe
heraustommt !” ; . }
Shr trefft es ſo ziemlich! Ahexrs — Stephan legte
ſeinen Mund an Ddas Ohr des Wächters . — aber Eraf


‘ wollen eS Doch nicht fertig gebradht !”
“ „Setd Shr von Sinnen? Der Öral — — den Rent-
meifter ? Freund, dex Wein it Euch 3zU Kopf geſtiegen,
‚ geht. heim und ſchlaft Curen Rauſch aus!!

„ 3Qr urtheilt von Euch auf Andere, Zhormart. !” . be-
"gehrie Der alte Piqeur —— —
So ſeid doch ruhig!

H „ ES-wär’ ja eine Schande, wenn zWeL Graukopfe,

wie wir eſnd ‚im Yerger von einander ſcheiden ſollten

_ nachdem jieDden Übend bei einem guien Tropfen und in
gemiüthlicher Flaudere verbrucht Haben.“

„Wer fängr das Gezänke an? Meinetwegen fagt aber,
was Ihr wollt, ich weiß doch,, was ich weiß,
‚Hört, Ehorwart —-ich trage Ihon lange etwas auf dem
— — es drückt mich gewaltig, e& ⏑⏑⏑ herunter!
* * jo_viel Muth, wie Ihr.. zu haben Euch allzeit

rüſtet?

Zweifelt Ihr vielleicht daran? So ſtellt mich auf die
Probel Sin alter Soldat wie ich,. ſcheut ſelbn den leib-
Hajtigeit.©atar NÜDLER ur aa H

— Sit die Gräfin Hildegard wirklih geftorben
und begraben, o muß jie unten in der Schloßgruft liegen
— (gehen wir Hinab, difnen wir den Sarg, und wir über-
zeugen uns !:

„Menih,“ rief der Thorwaͤrt entſetzt und bekreuzte

Ihr wollt die Ruhe der Todten {tören 9“
' Der Todten ? Nimmermehr! Wenn ich überzeugt wäre,
„c3 Jäge in Dem Sarge ein! Zodier — bei meiner Seligfeit,
ich wagte nicht, Daranı zu rühren! Doch meiß ich’3? AWißt
S0’3? Unt die Rırhe der Vebenden aber einen — leexen
Sarg zu Öffnen, Das halte ich fir keine Sünde, das wag’
ich! Ihr nicht?“ 800 HON





gefühl.

° „Was Ihr wagt, Stephan, wag ich alle Tage! Der
Nuth Dazı y — aber der Ort, die Zeit, die
Heimlichkeit des Geſchäftes das Alles iſt nicht nach
meinent Sinn! Und wenn es nun wirklich ſo wäre, wie
4* rennt und der Sarg leer, was hHätten wir denn

avon?

Geimlichkeit gegen Heimlichfeit, Thoxrwart! Und was
wiv davon Hatten ? Die Gewißheit,- daß die Gräfin Hilde-
gard noch lebt! Iſt Ddas Fein ©rund, auf dem |jich ettwas
bauen täßt? Mann, ſtehenden Fußes zöge ich hinaus und
Juchte mir meinen lieben Grafen Waldemar auf und fagte
e8 1hnt! Wäre das kein Exfolg ? Oder war eSCuch gleich-
gültig;, da Ihr jahet, mwie eı verging, wie er das Schloß
jeiner Bäter .. verließ ? Bei ©ott, mir nicht! MNMein Herz
Olutete — wie würde ich jnbeln, wenn er hHeimtehrte und
Die Gräfin Hildegard mit ihm ; ſeid Ihr 10 eingeroftet,
‘‚Ebogt„nart, Daß fich bei ſolchen Gedanken nichts in Euch

Bebt. Stephan — verlaßt mich! Euer Anſinnen iſt
firchterlich freiſich⸗ wenn’3 {o wäre, wenn’S 10
fame! — Geht — ich wil mir die Sache beſchlafen — ich
ſage Euch morgen Beſcheid.!

Die Nacht war hereingebrochen.

NichHt3 regte ſich mehrim Schloſſe, Alles lag in vollem
Schlafe. Nır Wenzel war noch wach; er hHatte voller Un-


Bewohner verfenkt waren.

u Der Augenoli iit gefommen,“ Jagte er zu f ſelbſt,
ich muß mir die Gewißhen verjdhalfen, ob e& nur ein
Gerücht iit von jenem Elenden, der fih vermaß mein
Schwiegervater werden zu wollen, ausgeiprengt, um die


äffen, oder vb — — — Himmel und Höle, wenn die Zodte
wirklich auferjtanden. wäre, wenn — — — D, es iſt zum
wahnſinnis werden.

(TortjeBung ſolgt)


 
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