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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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7

Saale








ig.



+ Urfheint tägırd mıl Anggahwe der Ganna — —
‚; Gamflagt mit Y oierkellährlich
‚ 3, 1,.20 m, Befellungen

dei den Voſenhallen u bei bar Gyhekiiion Zmiggerfraße 7

KazoigenBlakt für bie Amt2bezirle Hewelherg
Anbenburg, Weinbeim, Somebingen, Bhiippsburg,

Sio0, Yrnhfal, Dretten, Nedargemänb, Wosba
Ara Hochen alrn T,Bı ' 85,, Werkbehur,




8















Verantwortlicher Redaktenr:
Julius Zecker in Heidelberg.

r 20






Darl, Darlag ı, Srbebikion von Sebr, guber 23 3
in Heibelbeg, Biingeritraße 7, ° 4










— —

auf den Pfälzer Boten werden fortwaͤhrend bei


ſowie in uuſerer Expeditivn Heivelberg, Zwinger-
trahe 7, entgegengenommen.
Verlag des „Pfälzer Bote,°





* Zur Eutffehungsgeichiüte des deiſh-
Slerteidhiiden Bündnilles.

Die „Braunſchweiger Landesztg.“ ift, wie ſie be-
Yauptet, durch einen Zufall in den Beſitz einer
Druckprobe aus dem in der nächften Zeit erſcheinen-
den Buche von Haus Blum „Das deutjche Reich zur
Zeit Bismarcks gelangt und iheilt daraus folgende


Im Jahre 1879 war, geinäß der Abrede im
Berliner Frieden, eine von den Großmächten und den
betheiligten Staaten beſchickte Commijfion, in Novis
bazar zuſammengetreten, um die dortigen Grenzen
endgüiltig abzuſtecken An Ort und Stelle ließ fich
bei den widẽrſtreitenden Intereſſen aller Betheiligten
befjer das Richtige treffen Da verlangte N u f
Tand plötzlich in Ddrei perfünlichen Briefen des
Zaren des (ermordeten Aerxander N.) an Raifer
Wilhelut, daß der deutfjhe Vertteter in dieſer
Srenʒieguſirungetommiſſion immer thun müffe, was
der ruͤſſiſche Vertrelet wolle und verlange Biemaͤrck
gebrauchie damals die Gaſteiner Kur, welche bekannt-
lich ohrehin eine erhebliche Erregung der Nerven er


Laung und Arbeitsfülle, welche dieſe Zarenbriefe und
die daͤran ſich ſchließeuden weıteren Ereigniſſe verur-
Jacten, faſt ganz um ſeine Kur.
beiden Söhne bei fich Hatte und mit ihnen von früh

teten dabei immer noch drei bis vier Feldjäger auf
MNbfertigung. Kaiſer Wilhelm theilte jeinem Kanzler
die Briefe ſoforl mit und ehnte auf Bismarcks

traten.
Cinwilligung des Kaifers Wilhelm in das Verlangen
des Zaren Arerxander ſei die Vorausſetzung für











das fernere Fortbeſtehen des Friedens zwiſchen
eiden Bölfern. Fürſt Bizmarck erklärte daraͤuf dem
Kaiſer ungefähr: wenn dieſe Worte in einer amtlichen


Nichts übrig bleiben, als Sr. Majeſtät zu rathen,


maden.

amtlichem Wege zu behandeln. Kaiſer Wilhelm hat


Wie ſchwer ihm aber dieſes erſte Zerwürfniß mit
ſeinem ruſſiſchen Neffen auf der Seele laſtete, erhellt


Bismarcks den General von Manteuffel (jeinen
Vertrauten) nach Alerandrow fandte, um eine
Unterredung mit dem Zaren nachzufuchen; und daß


um dorthin zu reiſen Aber auch die herzliche Aus-
ſprache der beiden Kaiſer ſcheint der Mißſtimmung


wiegend vom Fürſten Gortſch ak off erregt wurde.
Fürſt Biamarck faßte die ruſſiſche Unfreundlichkeit ernſt
auf. Er telegraphirte an den öſterreich⸗ ungariſchen
Miniſter des Auswärtigen, Grafen An draffy,
Ber ihn ſprechen könne und reiſte auf zuſagende
Antwort ſofort nach Wien.

äußerte die Beſorgniß, daß ein ruſſiſch⸗frauzöſiſches


möchte.
franzöſiſches Bündniß gibt e& nur ein Gegengelwicht,
das deutſch Öfterreich f he ‘ Fürſt Bismarck


wenn es hinterher auch einige Muͤhe koſtete, die beider!
ſeitigen Monarchen für die berabredete Schöpfung zu
gewinnen“. ;

Eine ſo ins Einzelne gehende Darſtellung der
Vorgänge, welche ſich 1879 in Gaſtein abgefpielt ı.
zum ſofortigen Abſchluß des deutſch öſterreichiſchen

noch nirgendwo gegeben worden. Daß dieſelbe hiſtoriſch



Deutſches Reich.

* Berlin, 3. Dez. Im Seniorenconvent ſetzten
das Centrum und die Linke durch, daß die Steuer-





— —

geſetz, auch nicht mit einer Generaldebatte uͤber den
ganzen Plan, ſondern mit den einzelnen Steuergeſetzen
beginuen ſolle und zwar in Pauſen: Zuerft die Boͤr⸗
jen-, dann die Tabhak-, dann die Weinftener.

* Gannover, 2. Dez. Der Kaiſer hielt bei der
geſtrigen großen Paͤrade eine eindringliche
Anſprache an die zur Reitſchule eommandirten Offi-
ziere, worin auch die Vorgänge bei dem Spielerprozeß
zur Sprache gekommen ſind.

* Mündjen, 2. Dez. Die Abgeorduetenkammer
Bauernbündler und Soziaiijten ſtimmten gegen den
Hehalt des Kriegsminiſters wegen deſſen Anſichten
über die Duellfraͤge.

München,? Dez. Der frühere Reichstags-
abgeordaete Conrad Fiſcher wird ſteckbrieflich wegen
einer Meineidsſache verfolgt. (Fijdher gehörte den


gelaſſen worden.)

Reichatag.
Berlin, 2. Dez.

Das Gejeg über die Untertüßung der Fnva-
Liden aus den Zabren vor 1870 wird nach unerhebilcher
Berathung der Budgetfommijfion überwieſen 4

Die Berordnung des Bundesraths über die 301l
z3uidhläge gegen Rußland wird in erfter und
zweiter Berathung genehmigt unter Erörterung der Rejo-
Iution Möller-Heereman, nach der die ermäßigt en ZoNjäge
auf Waaren ausgedehnt werden follen, Dderen Lieferung
auf rechtSverbindlich vor dem 31.. Juli abgefhloffenen
Berträgen beruht. Die Abitimmung über. diefe NRejolution,
ber . Staatsfetretär Pojadowstiy Berlückfichtiaung gettet}ä
des Bundesraths verfprechen zu fönnen glaubt, erfolgt In

Der HandelZvertrag mit Columbien
jowie das Zuſatzprotololl zum Bertrage zur Unterdrücung


Handelsvertragsiommiffion verwiefen
Montag kleine Vorlagen.



Auslund.

* Sofia, 1. Dez. In den letzten Tagen ſind
verfchiedene Verhaftungen erfolgt, weil gegen den
Fürſten Ferdinand ein Mordanfhlag.
geplant war. Er ſollte am Tage vor der Ankunft
der Leiche des Grafen Hartenau gelödtet werden. Der
Lauptſchuldige iſt ein früherer bulgariſcher Offizier
Iwanow der vor drei Zaͤhren als Brigadeadjutant
mit der Brigadekaſſe durchging. Durch Zufall wurde





Tebendig begraben.

Gortſetzuns)
* Herr Dorine legte jeine Zeitung weg und trat auf
u.


Ihließen, . IO würde Sie begleiten, Bbhilivp, _ aber oien


lS daß ih Shnen noch helfen möchte, ſeinen Haͤfig zu
Wählen. Vergefjen Sie nicht, der lebte Bug nach Baris
Seht um 5 NOr ab und verfehlen Sie ihn ja nicht, Ddenn
wir haben zu morgen Pläße für Sardous neueſtes Stück.
4 Mmorgen Wbend,“ fügte er jherzend Hinzu, iſt unſere
Line Julie hier eine Frau geworden, — es lieat ja keine
wigkeit zwijchem heute und morgen — nicht wahr *
An nächiten Morgen brachte der Bahnzug BIilip_in
&ne der ſchoͤnfien Ortichaften im Umkreiſe von. Paris. Ein
—— — van einem Stundchen durch grüne FJußpfjade
ührte ihn zu Hern Cherbonneauz Befigthum. In trän-
4 Berfunfenheit wandelte der FJüngling von einem
Qunit zum anderen ; er befichtigte das Gewächshaus, _ die


vach Iuftig murmelte. Nachdem er mit Herın Cherboune-


tation, gerade nocdh redhtzeitig, um den Erpreßzug zu er-
‚{Eichen. Yls Baris wieder vor ıhm Iag mit jeinen . Lich-
ch, bie in der Dämmerung blinkten, mit jeinen Kuppeln
|Ind Domen, die in die Mbendluit {trebten, kan e8 Poilipp
* als ſeien Jahre verſtrichen feit er die Stadt verlafien
/ 9atte,
* Sn Baris angekommen, fuhr er in jein Hotel, wo auf
Aünem Tijdhe mehrere Brieje Iagen. Er nahm fih nicht
“nmal die Mühe, einen Blik auf die Adreffen zu werfen,
Ondern vertaufchte ſchuel jeinen Reiſeüberrock mit einem
Anzuge. Wenn e& ihn in feiner Haft, zu
(Aulein Dorine zurüczukehren, vorhin gejchienen hatte
* ob der Eifenbahnzug Schritt jühre, 10 ſchien e3 ihın
I688, a18 0O ber Finker {Oliche. Endlid bog er in den
Klace Vendome ein und hielt vor Herrn Dorines Haus.



Die Thur ſxrang auf, als Philipps Fuß die —7
herührte Der Diener nahm ihın Mantel und Hut ab


— aber war er nicht auch jetzt ein Mitaͤlied der
amilie

„DHerr Dorine,“ fagte der diener langſam, iſt nicht im
Stande, NMonfieur augenblicklich zu fprechen Cr wuͤncht


Iſt Mademoijelle . .“

„sa, Monfieur.“

„Allein ?“ n

„Allein, Monfieur,” erwiderte der Mann und warf
einen erftannten Blick auf Bhilipp, welcher kaum einen
Ausruf der Freude unterdrücen konnte. .

E3 war das erfte Mal, daß ihm ein ſolches Vorrecht
geftattet murde. - Seine Zujammenfünite mit Fulie hatten
bisher |tets in Herrn Dorines Gegeniwart oder der eines
anderen Mitgliedes des Hauſes ftattgefunden. 7

Eine wohlerzogene junge Pariferin pflegt nur einen
förmlichen Verkehr mit ihrem Bräutigam. —

Philipp zögerte nicht auf der Treppe; mit leichtem
Herzen {prang er die Stiufen hinauf und nahm immer
zwei zu gleidher Zeit. Dann eilte er durch die ſchwach er-
leuchtete Halle, wo ihn der zarte Duft ihrer Lieblingsblu-
men empfing, und Öffnete unhörbar die Thur des Salons.
Das Zimmer war verdunkfelt. Zu Füßen des Kandelahers
itand ein Länglijcher ſchwarzer Kajten auf einem Geltelle.
Daneben auf einem Tijhe befand ſich eine brennende
Kexze, ein Kruzifix und einige weiße Blumen. Kulie
Dorine war todt. Ein Herzichlag hHatte ihrem Leben ganz
auffallender Weiſe ein Ende gemacht ; ihHre ſenſible Natır


fallen. ;
Als Herr Dorine in der Bibliothek den ptötztichen
Schrei hörte, der durch das ftille Trauerhaus Drang,
ſtürzte er herzu und fand Woilipp todtfenblak in der Mitte
Des Zımmers {tehen, Bald daranf jollte Wertworth Die
die näheren Umftände des ſchrecklichen Unglücks erfahren,
das ihn betroffen hatte, Am vergangenen Abend Hatte
ſich Julie anfdheinend im beften Wohlbefinden auf ihr



**

2

Schlafzimmer begeben und ihr Kammermädchen mit der
Beiſunig entlaffen, ſie am anderen Morgen zeitig zu weden.
Hur bezeichneten Stunde tral das Mädchen inz Zimmer.
räunlein Dorine ſaß in einem Aımftuhle, fcOheinbar {chla-
fend. Das Licht ın dem Arnileuchter warheruntergebrannt
und zu ihren FJüßen Iag ein Halbgebffnetes Büch auf dem
Teypiſch Das Maͤdchen ſtutzte als e8 {ah, daß das Bett


kette
Sie eilte auf dieſelbe zu.
„ €8 war nicht Schlummer, — e& war der Tod. Zwei
Bolfhaften wurden fhleunigjit an Philipp abgefchiekt, eine ;
auf die Station in ®., die andere nach ijeinem. Hotel.
Die eine verfehlte ihn auf dem Wege, die andere hatte er
verfäumt zu Dffnen. Bei ſeiner Ankunft in Herrn Dorines
Haus mwurde ihın durch den Diener, der vorausjeßte, daß
ASentworth von dem Tode Jeiner Braut unterrichtet et,
die Kunde mit plumpelter Graujamteit zu Theil, indem er
direlt in den ©alon geführt wurde. .
raulein Dorines Keichthum, ihre Schünheit, ihr


Dem jungen Amerikaner Hatte, z0g eine ungehente Men-
jhenmenge zu den Trauerfeierlichkeiten in Dder . Nirche der
Kue 24 herbei Die Leiche follte in verrn Dorines
Erobegräbnik auf dem Kirehhofe . Montmartre beigefeßt .
werden Dieſe Gruft muß in wenigen Worten befchrieben
Werden: Sie war von einem Gitter von Eijen umgeben,
Durch welches man einen Heinen Borplaß oder Hale fah.
Ende dieſes Raumez befand ſich eine {cOhwere eidhene
e, aus der man auf einigen Stufen hinunter in die

langte Das Gewölbe maß 15 bis 20 Fuß im
wurde innreich von der Dede ventilirt und
niel, € ſtanden zwei Sarkophale Darin, Dder eine
{£ Die ſterbliche Hülle der Fra Dorine, die ſchoͤn
ige todt Mar, — Der andere war nen und tIrug auf
v einen Seite das von Lilien umſchlungene Monogramm







ortletzung folgt.)


 
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