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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0963

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det den Bofkanfkalten , Lei ber Erhebilion Bwingerfraße 7,







YpzeigerDiait ür die Anıtsbezirie Heidelberg,
ZabenSurg, einhelm, Echwetziugen P9ilippsburg,
Bhehlog, Oıncial, Breiten, Ne Iargemünd, MySbad
Lberbach Buchen Walbirn,£.-Bı 85., Wertheintsg,



















Verantwortlidher Redakteur :
Zulius Jecker in Heidelberg.

D

Seidelberg, Freilag, den 13. Dktober 1898.

| Drus, Barlag n, Scpedition von Sebr, guber
| in Heideßhera, Zwingertratze 7,







A. Sabre.





Beſtellungen
Auf den „Pfälzer Boten“ werden fortwährend bei
iämmtfic{)en Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
wie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
raße 7, entgegengenommen.

Verlag des „Pfälzer Bote.°





* Das Bentrum und die Reichsſteleri.

„Die YieichHS-Finanzfrage macht dem Centrum
Leii — behauptet ein nationalliberales Blatt. Ach
Nein, wenn überhaupt eine Partei Pein empfindet,
19 iſt es die nationalliberale, aber nicht das

entrum. Die Nationalliberalen haben für die

llitärvorlage geſtimmt und müſſen alſo für die
Deckung der Mehrkojten ſorgen.
Krantwortlichkeit und keine Verpflichtung Die Nas
tonalliberalen haben manche verlockenden Verſprech-
Ungen gegeben über „Schonung der ſchwächeren
ſchultern“, und es wird ihnen jetzt zugemuthet, doch
die Hauptlaſt auf die ſchwächeren Schuliern zu
Wülgen. In der Pfalz z. B. haben die Nationallibe-
Calen die Stimme der Tabaksbauern und der Winzer
Mr erlangt, weil ſie den Leuten vorzuſpiegeln wußten,
aß die Intereſſen dieſer Erwerboͤklaͤſſen verſchont
iben würden. Jetzt müſſen ſie
brüchig erſcheinen oder ihrem geliebten Miquel das
Wunderjchöne Concept verderben. Das Centrum haͤt
den Wählern nichts vorgeſpiegelt und ſteht dem

teuerminiſter gegenüber durchaͤus unabhängig da.

Die Centrumspein, welche die „Nat.-Ztg.“ trotz
Uedem entdeckt hHaben will, foll darin beruhen, daß
Wir durch die Abiehnung der Steuergeſetze die „Mit-
Veranttwortlichteit“ für die Erhöhung der Matricular-
Seiträge übernähmen, was in Preußen und beſonders






—— in Bayern wie in Preußen weiß Jedermann,
16 3zu einer Erhöhung der Matrikularbeiträge führen
fanın. Von einer „Mitverantwortlichteit“ können nur
GegNerijche Agitatoren den Leuten etwas vorſchwindeln
Wollen, Die Entſcheidung des Centrums wird weſent.
1i davon abhängen, was ſich als das gr ößere
Uebel darftellt : die vorgeſchlagenen neuen Reichs-


ſteuern oder die vorläufige Weiterdeckung der Koſten
durch Matrikularbeiträge! Erweiſen ſich die Miquel-
ſchen Pläne zu drückend für die ſchwächeren Schul-
tern und als wirthſchaftlich ſchädlich, ſo ſagen
wir mit der größten Gemüthsruhe: Mögen lieber
noch ein Jährchen die Staatsſteuerzahler heraugezogen
werden, bis Herr Miquel und Genoſſen ſich beſſere
Pläne ausgetüpfelt haben. Die Träger der direkten
Staatsſteuern müſſen ſich dann gefälligſt bei ihrem
eigenen Finanzminifter beſchweren, die ſo flott
für die Heeresverſtärkung eingetreten ſind, ehe eriräg-
liche Deckungsmittel gefünden waren.

Nebeubei möchten wir die Steuexzahler gleich da-
rauf aufmerkſam machen, wie die Nationallibe-
ralen mit ihrer wirklichen Verantwortlichkeit zu
ſpielen gedenken. Sie wollen für eine oder mehrere
undurHfühHrbare Reichsſteuern ſtimmen und ‘
dann dem leichtgläubigen Publikum vorreden, ſie
häiten ihrerſeits Alles gethan, um die Belaſtung durch
die erhöhten Matrikularbeſträge zu verhindern, aber
das böſe Eentrum re Habe die herrliche Löſung ver-
hindert. Ob die Leute nicht ſo klug ſein werden, ſich
die indireete Steuer, die man ihnen als Erſatz für
die Erhöhung der Staatslaſten zugedacht hatte, erſt
etwas genauer anzuſehen und zu prüfen, ob dieſe
gerühmte Wohlthat nicht eine größere Plage ge-
weſen wäre, wenn die Nationaͤlliberalen hübſch bei
ihrem Widerſpruch gegen die maßloße Heeresforderung
verharrt wären.

Eine beſondere Schwierigkeit erwächſt den National-
liberalen noch durch die „höheren Ziele“ der Miquel-
ſchen Steuerpolitit, die geplente Umitürzung des Ver-
hältuiſſes zwiſchen Reich und Einzelſtaaten, das die
Franckenſtein'ſche Elauſel geſchaffen hat! Wollen ſie
dem Miquelſchen Genius bei dieſem höheren Fluge
folgen, ſo müſſen ſie noch 40 bis 50 Millionen über
das nächſte Bedürfniß von 55 Millionen hinaus


gegenüber, die thatſächlich „Steuern auf Vorrath“ be-
deuten, in einer recht vortheilhaften, durch ſeine foͤrder-
ativen Grundſätze und ſeine geſchichtliche Betheiligung
der Clauſel Franckenſtein gedeckten Stellung
a. —

Nebenbei wird als Anzeichen der „Centrumspein“
geltend gemacht, daß in unſerer Preſſe die Frage der
Liebe sgabe“ angeſchnitten worden ſei. Es be-
ſteht aber ein großer Unterſchied zwiſchen einem An-




trag auf Abſchaͤffung der ſog. Liebesgabe und zwiſchen
dem Hinweis, daß gegenüber Steuerplänen, die be-

drängte Winzer ſchädigen oder arme Tabaksarbeiter
hrodlos machen, wohl die Frage aufgeworfen werden
könnte, ob nicht die Brannkweinbrenuer eher zu einem
Opfer berufen ſeien. Wir warnen in allen ſolchen
Fragen ſtets vor einem einſeitigen extremen Urtheil.
Wir bedauern es, wenn Heißſporne auf der Rechten
die Bedeutung des ruſſiſchen Differenzialzolles ſo
maßlos übertreiben, daß ſie ſogar das moͤnarchiſche
Gefühl“ deshalb kündigen wollen, und wir treten
ebenſo entſchieden der Hetzerei von links entgegen


Die „Liebesgabe“ hat ihre Berechtigung, ſoweit ſie
zum Ausgleich der Schäden dient, die durch die er-
höhte Branntweinſteuer der Landwirthſchaft, beſonders
dem Kartoffelbau drohten. Ob die hohen „Liebes-
gaben“ für die großen Brennereien, (75—100,000
M. für 11 Brennereien und von 100—180,000 M.
für andere 11 Brennereien) ihre dauernde Berechtig-
Wird die
Sache auf die Tagesordnung geſetzt ſo wird für das
Centrum die Entſcheidung nicht ſchwer werden, da es
für die Landwirthſchaft gern eintritt und
gegen das Großunternehmerthum, das die kleineren
wirthlich landwirthſchaftlichen Betrieben vielfach über-


Alſo keinerlei „Pein“ für uns. Wenn nur Herr
Miquel und ſeine Parteigenoſſen ſo peinfrei wären!

” Gine Aufſehen erregende Schieß-Affaire

hat ſich Samſtag Mittag in Berlin zugetragen. Der
General Lieutenant z. D. v. Kirchhof hat auf den




ſchoſſen. Vor einem halben Jahre war Harich zu
einer Geldſtrafe von 1000 Mark verurtheilt worden
wegen eines dem ſocialiſtiſchen Blatte in Branden-
bırg entnommenen Artikels, wonach die Tochter eines
dorligen höheren Offiziers aus dem elterlichen Hauſe
verſchwunden, gleichzeitig aber auch der Burſche des
Ofſiziers zur Compagnie zurückverſetzt worden ſei-
Harich hatte den Wahrheitsbeweis angeboten, der
aber vom Gerichte als unerheblich abgelehnt wurde.
Dabei mar der damals in Brandenburg garniſoniren-
de Generallieutenant v. Kirchhof als derjenige genannt
worden, auf den ſich die Notiz beziehe. Diefer er-
ſchien nun Samſtag 11°%4 Uhr in der Wohnung
Harich's, ſtellte ihn wegen des angebotenen Wahr-
heitsbeweiſes zur Rede, indem er von ihm unter
Vorhaltung eines Revolvers die ſchriftliche Erklärung







89
Treuer Siebe Fohn.
Roman von U. Rojen.
Gachdruck verb.)

yas zRun geh“, donnerte Gottfried, „und denke daran,
0B i Dir Zrog biete.“ .
in Beatrice taumelte borwärts fiel vor dem Fenſter auf

re Anie und jammerte : .
imm'e'rg" ®iralda, v _ mein Kind, verloren, verloren für

Shnmächtig brach ſie zuſammen.

{ Der unglückliche Gatte beugte ſich über ſeine bewußt-
Dje Fraͤu
5 „Du bieiejit mir Trotz,“ lachte die Heifere Stimme Or-
@"“bé durch das Fenfter. „Sei es J0! Du follit den
bald empfinden, vden du fjelbit entfeſſelt, hat
b‘.f Deine Verhaftung dann Deines Weibes Schmach und
Yiitens mein Liebestwerben um Giralda. Ich will gehen,

er meine Rache wird Dich chneller . ereilen, alz Du
alaubft

33 Kapitel.
Einneuer Schla g.

{ Während die Drohung Ormonds ihm in den Ohren
BI%{‘Q‚ trug Sottfrıed feine Frau auf das Sopha. hr


ama 1Cb ihr ihre Hände, beiprengte ihr SGeftcht mit Wajjer
b“i‘ befchwor ſie, zu erwachen. Seine Bemühungen wur-
4 endlich von Erfolg gefröünt. Eine leiſe Röthe begann
* Marmorbleihen Wangen zu färben. Langſam kehrte
% das Bewußtiein zurüc.
wei „< Gottiried,“ rief ſie, verſtört um ſich blidend, „er
f“rß alles! Hajt Du DihH mit ihm über die Rückgabe un-
res Rindes verftändigt ?“
‚„ Htein“-erwiderte Gottfried mit der Ruhe der Ver-
%”“Üung. Er iſt fort und ſeine letzten Worten waren
rohungen.“



O Himmel und was fönnen wir thun ?” klagte ſie.
„Das iſt bitterex als der Zod.”

Ein leiſes Klopfen an der Thür erſchreckte ſie

Sei ruhig Es iſt unjere Marie, die Einlaß begehrt'“,
beruhigte Gottfried ſeine Frau

Marie und der Kutſcher traten ein. —

i „Halte Wache am Thor“, gebot dann Gottfried ſeinem
iener.

„Bade einen kleinen Handkoffer, Marie”, befahl Bea-
trice, ' „Wir müſſen fort, ehe Ormond mit den Polizeide-
amten zurücfehrt. O e8 ijt alles aus, Marie, Ales —
Alles. Wo ünd denn die Kinder? Ich ſchickte fie fort.
rachdem ich ihn am Fenſter erblickt hatte. Geh rufe ſie
mir.

Marie entfernte ſich weinend um zu thınm, was man
von ihr verlangte. So hatte das Schickfal doch endlich
angepocht

Marie ſagte mir, Du wollteſt mich ſprechen,“ ſtürmte
Rupẽrt in das Zimmer.

„a mein Sohn wir werden Alle in wenigen Minuten
abreijen. Wo ift CEgon ?“

„Iſt er nicht hier?! fragte Rupext verwundert Als
Du üns fortichictejt, ging ich hinauf in Papas Studir-
zimmer, um meine Zeichnungen zu vollenden und Egon
lief in den Garten/ jeinen Ball zu fuchen, den er draußen

vergeſſen hHatte,“ ; . *

„In den Garten?“ rief Beatrice. „Hole ihn ſchnell
herein mein ©ohn.“

Rupert kehrte nach wenigen Minuten aus dem Garten
zurück um ſeiner Mutter mitzutheilen, daß er Egon nicht
finden könne.

Ormond hat ihn mitgenommen“, rief Beatrice,
74 ringend. „Meine Kinder. Meine armen verlorenen
din er.“

Noch einmal wurde der Garten von allen Mitaliedern
des Haujes durchſucht, allein vergebens Der Knabe blieb
verſchwunden.!

Gottfried öffnete das Thor und blickte die Straße auf
und nieder

Niemand war dort zu ſehen.




Nur das Geräuſch eines näherraſſelnden Wagens wurde

vernommen. . ; )
Haſt Du ihn gefunden?” fragte Beatrice, Gottfried
rief er, ſie an ſein Herz

entgegeneilend. .

Meine arme Beatrice”,
ſchliebend. „Ih Habe den Kutſchex auf den Bahnhof ge-
jchickt um zu fragen, ob Egon mit Ormond eingetroffen iſt
Gei getroſt! er wird nicht wagen, dem Kinde etwas zu
Leide zu thun.

7 dieſem Augenblick wurde die Glocke am Gartenthor
geläutet.

„Das ijt Egon,” jubelte Gottfried

Daz ſind die Gerichtsdiener, die gefommen find, Dich
zu verhaften“, - rief Beatrice. Das Unglück bricht Üüber
einmal mit voller Wucht über uns hHerein, Möge e3 gleich
ſein Schlimmſtes thırn.“

Zas Läuten wurde ungeſtümer.

Marie flog durch den Gaͤrten um zu offnen

„ e8 iſt Egon. Einen Fremden würde Marie nicht
über die Schwelle laffen,“ murmelte fie, als ſie die Thür
aufſchließen Hörte.

Die Schritte eines Mannes klangen zu den Lauſchen-
den hinüber.

Feſt umſchlungen harrten ſie des Feindes, den ſie er-
warteten. D .

So ſtanden ſie da, als Marie ihnen den jungen Lord
Grosvenor zuführte-

Ich habe die Ehre, Lady Beatrice zu begrüßen und
* * Grafen Arevalo vorzuftellen,“ ſagte dann der

reinde.
—* Grosvenor, ſind Sie hier ?“ fragte Beatriee er-
aunt.

„Sa, ih bin in Ihre und Ihres Gatten Verhältniſſe
eingeweiht und habe mir gelobt, Ihnen und Ddem. 10
unſchuldig vexfolaten Gottfried Trewor etwas behilflich
zu ſein/ Licht in das Dunkel zu bringen, das ſein Leben

umdüſterte.“
Fortſetzung folgt.)







































 
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