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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0815

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—— taglis wit Ansnahme der Eorm- uud Beiertage
— mit Umterhaltungsbeilage, Brei® vierteljährlich
&‚i. 1.20 odue Krägerlobn . Boklauffhlag. Befelungen
— den Boßanflalten x bet der Gypeditiun Bwingerfiraße 7:



für Stadt and


te

Kuzeiger-Shatt {für vie Mmisbezirke Heidelberg,
Kabvenburg, Weinbeim, ESawebingen, Philippsburg,
Miehloch, Bruchfal, Bretten, Ne Xargemünd, Mosbac
Wberbad, Buchen Walbürn,T.-Bı ‘8h., Wertheimme,

Zand.























Verantwortlicher Redakteur :
Julius FJeder in Heidelberg.

a






Dtas, Berlag u. Expedition von Gebr. guber
in Seibelberg, Zwtugerſftratze?



28. Jabrg.





— R
Beſtellungen

5 „Pfälzer Boten werden fortwährend bei
ntlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen

auf
ſam


raße 7, entgegengenommen.
Verlag des „FPfälzer Bote.°










Die Berichte über den Katholikentag in
Wür

© il 3. Selte des Blattes.



X Süddeutfeher Gifenbadu-Neform-Berein. -

vo ' bon uns ausgeſprochene Vermuthung, man
bei uns in Baden mit der Einführung
* lOtägigen Giltigfeit der R ücfahr-
ten mwarten, bis au die MKeifefaifon Ddieles
Sahres umlaufen iſt, und man wolle erſt mit Ein-




Meichterung theilhafıig macen, beftätigt fich voll und
* Laut Mittheilung der, Badiſchen Correjpon-

8° bom 9. d. Mts. ſoll mit dem 1. Oktober
tt‘etenb‘e fragliche Neuerung auch bei uns in Kraft

2 Wenn die Sache nicht ſo ernſthaft wäre, könnte
4 In der That annehmen, es liege hier ein Scherz
* Seßer8 vor. Denn, daß man die ſchonfie Retjes
5 den Auguft und Septemher abfichtlih vorüber
Den und erſt, wenn der Winter im Anzuge, eine
orleer wie die fragliche, in’s Leben
8 läßt, iſt geradezu unbegreiflich. Wir Können
7 * annehmen,daß die Eiſenbahnverwaltung entweder
Nicht getraͤut, die durch dieſe Verkehrserleichterung

erwartende Verkehrsſteigerung zu hewältigen, oder


f glgen Gultigkeit der Rückfahrtskarien der Verkehr
Nicht erheblich ſteigert.
ei * iſt das Verhalten der Badiſchen


Hätte man wenigſtens vom Anfang Auguſt an die
fragl. Neuerung in's Leben treten laͤßen, ſo hätten
Tauſende und Abertauſende die ſchöne Jahreszeit zu
Ferien⸗ und Vergnügungstouren verwendet. Bieiet
doch gerade unſer ſchönes Badnerkand mit ſeinen welt-

berühmten Bade⸗ und Luftkurorten (wir erinnern nur

Blaſien, Triberg, u. ſ. w.) einen ganz beſonderen
Anziehungspunkt für Erholung und Vergnügungs-
reiſen

Aber nicht allein der Reiſende, ſondern auch die
Stagtskaſſe hätte bei der ſofortigen Einführung dieſer
Maßregel ſich wohl befunden.
von Hunderttauſenden hätte mit Leichtigkeit erzielt
werden können

{

gibt ſich wieder eine ganz außerordentliche Schwer-
älligkeit in der Behandlung der einfachſten
Fragen Bayern publizirte die Einführung der
10tägigen Giltigkeitsdauer erſtmals unterm 11. Juni
1892 und brachte ſie drei Tage ſpäter, nämlich unterm
15. Juni zur Einführung. Bei uns in Baden beſinnt
man ſich Jahr und Tag und, nachdem man endlich
zu einem Entſchluß gelangt iſt, läßt man wieder
weitere 2 Monate der ſchöuͤſten Reiſezeit unbenützt u.
führt mit dem Winterfahrplan eine Neuerung ein,
die hauptſächlich für die Keiſezeit, alſo gerade nicht
für den Winter beſtimmt iſt.



| < der Sintergeund det Militärvorlage,

ſo lautet die Ueberſchrift eines leſenswerthen Auf⸗—
ſatzes der /Hiſtoriſch politiſchen Blätter“, welcher ge-
‘ eignet iſt, dem gutmüthigen Philiſter die Augen zu
öffnen und ihm klaren Wein einzuſchenken über die
guſtände, welchen wir durch die jetzt perfekt gewordene
Vorlage entgegenſteuern. Es ſei geftatfet, zur Er-
gänzung jener, manchem Leſer bekannten Abhandlung
in den gelben Blättern auf das Reſumé einer Schrift
des bekannten Frankfurter Geſchichtsforſchers Böhmer
hinzuweiſen, welchen Döllinger den reinſten Patrioten
und die dentſcheſte Seele nännte, die ihm je vorge-
kommen ſei Einige Grundgedanken theilen wir an
dieſer Stelle mit:

„Unſere Fürſten“ — ſchrieb der Frankfurter Ge-
lehrte im Jahre 1822 — „haben die heiligſten Friedens-
verträge geſchloſſen, geben täglich Verſicherungen ihrer
Freundſchaft und Halten dennoch die ungeheuerſten
Heere auf den Beinen und bauen ſich arm an Feſt-




Soldaten, nur daß ſie fünfzigmal zahlreicher ſind, daß
ſie fluchen, wie jene beteten, daß ſie zwar auch unver-
heirathet ſind, jedoch ohue Gelübde der Keufchheit. ..
Das Einquartierirungsweſen, wodurch die ganze Häus-
lichkeit vernichtet, das innerſte Heiligthum des Buͤrgers
preisgegeben wird, kennen die Engländer gar nicht
und die Franzoſen nicht ſo wie wir. Ein Hunger-
jahr untergrud den letzten Wohlſtand des Landmannes,
ganz zerſtörten ihn die großen Abgaben in den nun
jolgenden wohlfeiien Zeiten. . ... Aber ſelbſt der
Druck der Abgaben genügt bei Weitem noch nicht, um
dem Bedürfniſſe dieſes verrätheriſchen Friedens zu
genügen Faſt alle Staaten haben ein öffentlichoͤs
Dder geheimes Defizit, wenigſtens die größeren. Dieſes
Defizit wird durch Anlehen gedeckt, und mit diefen
fallen die Staaten in die Hände der Juden..
Aber auch noch auf eine andere minder direkte Weiſe
als durch die hohen Zinſen zerſtört die Staatsſchuld
das öffentliche Wohl, nämlich durch den zu ſtarken
* mit Staatspapieren, durch das Börſen-
ptiel.“

„Die erſte Hoffnung auf Hülfe“ — fährt Böhmer
an einer anderen Stelle fort — „liegt in der richti-
gen Erkenntnitz der Uebel, an denen wir kranken: wir
franfen an dem furchtbaren modernen Heerweſen, dem
Druck der Abgaben, den e& nothwendig macht, der
ſchlechten Vertheilung der Steuern, dem Staatsſchulden-
machen, dem zu ſtarken Handel mit Staatspa-
pieren.“

Was würde der große Geſchichtsforſcher zu der
Entwicklung ſagen, welche der heutige Militarismus
genommen hal? Die finanzminifteriellen Kräfte
mögen ſich nach allen Richtungen hin die Köpfe zer-
brechen: wie immer, ſo wird auch jetzt den kleinen
74 ſo oder ſo die Steuererhöhung am härteſten
treffen.



Deutſches Reich.

Berlin, 28. Aug. Wie das „Tageblatt“ er-
fährt, iſt der polniſche Reichstagsabgeordnete Kosciel8fi
zum Landeshauxtmann der Provinz Poſen an
Stelle des Grafen Poſadowski auserſehen

Ausland.

Paris, 27. Aug Das „Journal des Debats“
| behauptet, die deutſchen Sozialiſten hätten den





är Rbahnvermaltung geradezu unbe: '%rauäofen Gelder zur Wahlagitation ge:
‚ — ungen , Unſere jetzigen Kloſterbrüder ſind die | jandt.



















Treuer Sieße Sohn.

Roman von U. Rofjen.
Ü (Nachdruck verb.)
erho[äb‘? fummerbollen traurigen Gedanken ‚verbannend,
Degab fie fich endlih von ihrem Lager, kleidete ſich an und
in den Salon des Marauis, der ihre Ankunit

8— Trewor ſaß vor dem lodernden Kaminfeuer, den

——— dußz in Tuͤcher und Decken gehült, und auf

Yusp Sejiel geitüßt. Sein SGefiht frug einen düfteren

finfen —& und Stirnm und Mund waren vom Schmerz

9 5 aufammengezogen. Bei Giraldas Eintritt erhellte

© lein er begrüßte das Mädchen mit einem
ächeln

„Du bift * . } . .
N ‚Dilt heute Morgen ſehr blaß, mein kleiner Son
— — als ®iralda jih ihm näherte
ftreutege“t[“b nach ſeinem Befinden erkundigte. „Die Zer-

i heit Des geftrigen Abends that Dir 10 wenig gut,

Wie mir
u R habe meinen Zuß zu ſehr angeftrengt
Ie?ge?u%nun zux Stirafe die fürchterlichſten Schmerzen

— wünſchte wir wären erft im wieder im Schloͤß
8 7 ich auch“, erklärte Giralda mit unbewußtem Ernit
M g!pr , fönnen wir nicht gleich wieder dorthin zurück-

* Der M } i 1 ; 2
Olübendes — ſah überraſcht in ihr vor Erregung er
„Sogleich mein Kind? Ich k ich heute nicht
N ein Kind? Ich kann mich Heute ni
— Stelle vühren und bin ſo hililos wie ein Klos.
„Dieh Suß il angejchwollen,“ fügte er ächzend hinzu.
G * ‚verdammte Wig fcheint nun alle jeine frühere
icmem‘t lichfeit al8s Märter verloren zu haben, Wie
O! Qy‘er den Fuß verwahrte! Wer fehr dieſe Falte drück.
Siralda. z S g r
“tf)"‘etege‚rrtgi 44 * Verband zurecht, und der Marquis
was Ha ein Segen, Jemand um ſich zu haben, der et-
⏑ bemerfte er dankbar. „Wie ärgerlich, daß
rade jetzt, o ich ſo viel zu erledigen hHabe, ein Ge-

fangener ſein muß. Ich hatte mir vorgenommen, alle be-

Deutenden Theater zu befuchen und vor allen Dingen das

Gejchäft abzuwideln, das mich nach Dder Stadt führte,

wir nun Deine Mama finden, mein armes
ind 2“

Jähe Röthe und tödtlihe Bläſſe wechſelten auf Gi-
raldas Wangen. Das Erſcheinen des Kammerdieners er-
ſparte iyr eine Antwort. ;

Der Anblick des ſchleichenden Burſchen reizte Lord
Trewors aufbrauſendes Temperament. |

„Beitelle das Frühſtück Schlingel,“ donnerte ex. „Schiebe
mih an den Tijh! Haſt Du denn gar keit Mitleid
7 mich ſo zü peinigen? Halt! Halt! Du tödtelt
mi “

Xig lich den Rollſtuhl ſtehen und der Marquis lehnte
ſich ſtöhnend und jammernd in die Kiffen zurüch Giralda
winfte dem Diener, den Fuß Ddes Kranken mit wollenen
Füchern zu reiben, mährend jie deſſen Stirn mit Kölniſchem
Waſſer badete und ihm ein Fläſchchen mit flüchtigem Salz
an die Naſe hielt.

Der heitige Anfall des Marquis Ddauerte nur wenige
Minuten und machte einem Gefühl der Erleichterung und
des Behagens Platz.

„Da Mohamed nun doch nicht zum Berge gehen kann,
lachte der Kranke in beſſerer Laune, „muß ſich der Berg
bequemen, zu Mohamed zu fommen. Warum jehen Sie
mich ſo verwundert an, Wig? Ich meine, Sie jollen den
Tiſch heranſchieben.“

Der Diener gehorchte und wurde entlaſſen.

Ein Kellner brachte das Frühſtück und Giralda be-
dientẽ den alten Herrn.

„SS iſt doch viel angenehmer“, bemerkte der Marquis
die Kaffeetaſſe in Empfang nehmend, die Giralda ihm
reichte,. „von einem {o lieben, Holden Kinde bedient zu
werden, als immer das plumpe theilnahmsSloje Geſicht
Wigs um fich haben Ich bin voll brennender Ungeduld,

Gewißheit zu verjchaffen, Daß ſie Dich mir nicht wieder



entreißen wird


Ein Hittern durchlief die Geſtalt des jungen Maädchens,
aber es blickte nicht auf.

Ich habe über, die beſte Art nachgedacht, die Ange-
legenheit zu ordnen”, fuhx Lord Iremwor, ihre Yufregung
nicht bemerkend, fort. „Was meinſt D dazu, wenn wir
Deinem Papa telegraphiren, er möchte hierherfommen ? Gr
kennt den Künftlernamen Deiner Mamna und würde {fie
ſogleich auffinden.“ _ *

Giralda erhob ihre Augen mit einem beſtürzten fleh-
enden Blick zu dem Marquis. Ihr jchien des Vaters
Geheimniß auf das Höüchfte bedroht und fie fühlte fich von
Angit und Entſetzen beinahe überwältigt. Ihr plößliches
%}cßlafigg und ihr ſeltſaͤmes Wejen beunruhigten Dden

arquis.

Du fürchteſt Dich. Deinem Papa zu begegnen Kleine?
jagte er mitleidig. Ich vermuthe, daß er ein firenger,
reizbarer alter Mann iſt, wie ich und daß Du nach Deiner
Flucht vom Hauſe nicht waaſt, ihm unter die ANugen zu
treten.. Sei ohne Sorge, mein Kind Wir wollen den
alten Herrn nicht eher beläftigen, als bis Deine Mama
den Frieden zwilchen ihm und Dir wieder hergeſteltt hat.
Unſer nächſter Schritt muß ſein fie aufzuſuchen und ich
glaube, einen Plan zu Haben, der unfehlbar zu ihrer Ent-
Dedung führt, auch wenn ſie nicht unter ihrem eigenen
Namen jpielt.“ .

‚ „Und worin beſteht dieſer Plan, Mylord?“ fragte
Giralda.

„Er iit ſehe einfadh. Ih werde mehrere an die Gräfin
Axevalo adrejfirte Briefe ſchreiben und diefelben den ver-
Giedenen Theaterdirektoren zur Befoxgung Überfenden.
Der Name wird bei den Proben erwähnt werden und
Deine Nama davon hHören. Sie wird natürlih nicht er-
mangeln, den Brief zu verlangen, da ſie fich ohne Zweifel
um Dich Angitigt und die Zuſchrift mit Deinem Ver-
ſchwinden in Verbindung bringen wird.. Das Ergehniß
alles deſſen wird ihr Beſuch bei ungs ſein.

Giralda machte keine Einwendungen.

Fortſezung folgt.)


 
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