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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0823

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urſcheini vaͤglich weit Kırsnahme der Gonns und Feiertage
Gamßags mit Unterbaliungsbeilage. Prei® vierteljährlidh
ME 1,20 obne Trägerfobhn u Boßanffklag. Beftelungen
Sei ben Voftanftalien a bei ver Eyhebition Zwingerraße 7.





für Stadt _



KnzeigerBlatt far die Amtoͤbezirte Heidelberg,
Labenburg, Weinheim, SHmebingen, Philippshurg,
Wiesloch, Bruchlal, Breiten, NeXargemünd, Mosbad
goerbach Buchen, Wakdwirn,T.-Bi *8h., Wertheintze,













Verantwortlicher Redakteur:
Julius Feder in Heidelbers.

%r. 1990\


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Druck/ Yeorlag ı, dition von Gebr Muber| ® }
ig &dbäerg?%nwlugnmake * A. Jihtt.









— — —
Beſtellungen

auf den „Pfälzer Boten“ werden fortwährend bei
fämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen


traße 7, entgegengenommen.
Verlas des „FPfälzer Bote.°°

Deutſches Reich.

Berlin, 30. Aug. Die Nordd. Allg. 3tg.
meldet aus Dar es Salaam: Ein ſtark befeſtigtes
Lager des Sultans Meli am Kilimandſcharo



Jahresabſchluſſe anweſenden Mitglieder und die
geſchehenen Verſetzungen in die Niederlaſſung und von
dieſer in eine andere; eine Beſchränkung in der Zahl
der Brüder ſei alſo nicht zuläfſig. Ferner entſchied
der Miniſter, daß die Krankenpflegeorden alle Ber-



tigem Kampfe unter Befehl des ſtellvertretenden
Gouverneurs, Oberſt von Scheele erſtürmt. Lieu:
tenant Axtund LAskaris ſind gefallen.
Der Feldwebel Mittelſtedt und 23 Askaris wurden

Berlin, 30. Auguſt.
bringt die Poſt: „Se. Majeſtät der Kaiſer reiſt nach

und die Brüder darum erſuchten. Es iſt überaus
traurig, daß in Deutſchland ſelbſt uur der Verſuch


hindern. D. R.)



Ausland.

Aigues Mortes Gerade zu grauſig iſt der
Bericht den die „Riforma“ nach Angaden italieniſcher
Arbeiter, die den Angriffen franzöſiſcher Arbeiter ent-
gingen, veröffentlicht, die einer der geretteten italieni-
ſchen Arbeiter Namens Pietro Dao vor dem italies
niſchen Conſultat in Marſeille gemacht hat Er
erzählte u. A, daß etwa vierzig Italiener einfach in




wieder nach Metz zurück. Als Grund für dieſes
kurze Verweilen in Straßburg betrachtet man in
Straßburg die Wahl Herrn Bebels zum Reichs-
tagsabgeordneten.
doch ſolche Ungereimtheiten nicht verbreiten, oder
wenigſtens gleichzeitig verrathen, wie e& denn in Zu-
kunft mit dem Aufenthalt des Monarchen in der durch
fünf Sozialdemokraten vertretenen Reichshaupt-
ſta di gehalten werden ſoll.
Kreuznach, 30. Auguſt. Vor einiger Zeit
hatten die Waldbreitbacher Kronkenbrüder des Fran-
ziskanerordens hierſelbſt ein Krankenhaus
errichtet. Von Seiten der Polizeibehörde war der
Anſtaltsleitung die Berufung einer nur kleinen Zahl
von Brüdern geſtattet und ferner die Aufnahme älterer
Herren und Knaben als Pfleglinge verboten worden.
Der Orden erhob darauf Beſchwerde beim
Kultusminiſter, deſſen Entſcheidung zu Gunſten
der Brüder ausfiel. Im Geſetze für Kranken-
pflegeordnung ſei von einer beſtimmten Anzahl von
Pflegern nicht die Rede, dagegen hätten die Anſtalts-
vorſteher nach der ertheilten Genehmigung nur die
Pflichi, alljährlich nach Ablauf des Jaͤhres eine
uͤberſichtliche Darſtellung einzureichen über die am


aus mit Stangen in und unter dem Waſſer feſthielt,
bis mehrere erirunken waren. Die Franzoſen, die
eine franzöſiſche und eine rothe Fahne flattern ließen,
feuerten einander zu dem Blutbade an mit den
Rufen: „Muth, Genoſſen, aus Liebe zum Vaterlande
müſſen wir die Italiener vernichten.“ Die Italiener
wurden nicht blos einfach niedergeſchlagen oder
n edergeſchoſſen, ſondetn auch mit ausgeſuchter
Grauſamkeit gequält; man ſpießte ſiean
Heugabeln und trug ſie im Triumphe in den
Straßen herum; einem Italiener wurden bei Leben-
digem Leibe die Beine abgehackt und
Verwundeten wie Todten wurden Zunge und
Ohren abgeſchnitten. Andere entkommene
Italiener beſtätigen dieſe Angaben. Die italieniſche
Regierung wird wohl nicht umhin können, dieſe Aus-
ſagen etwas näher aͤnzuſehen, wenn ſie es auch nicht
mehr verhindern kann, daß der Haß gegen die Fran-
zoſen in immer weiteren Kreiſen Italiens um ſich
greift. In Paris will man immer noch nicht
einfehen, daß man ſelbſt daran ſchuld iſt, wenn
Italien ſich immer weiter von Frankreich ent-
fernt.

Newyork, 29. Aug Seit Mitternacht wüthet
ein fürchtbarer Sturm. Die Telegraphendrähte nach
dem Süden ſind zerriſſen. Der Sturm hat ſich auch


wird befürchtet. In Savannah (Georgia) hat ein
Cyelon große Verwüſtungen angerichtet und der



— —

Schaden wird auf 10 Millionen Dollar geſchätzt
Vierzig Perſonen ſind todt. Die Verwüſtung m
Savannah iſt groͤßer als im Jahr 1881, Dder
Schaden an der Quarantäneſtation iſt unberechenbar

Aus Stadt und Land.

Nachrichten für dieſe Rubrit ſind uns jederzeit willkommen. Erwatge
Koſten werden ſtets ſofort erſetzt)

_ = geitdelberg, 31. Auguft. Muthmaßliches Wetter für
Freitag, 1. Sept. Veränderlich
* Heidelberg, 31. Auguſt. Nach der Bad Correjp.
iſt mit der Auslegung der Wählerliſten für die Er-
neuerungS- und Erſatzwahlen zur Zweiten Kammer
am 18. September zu beginnen. Die Wahl kann früheſtens
nach Beginn der Auslegung der Liſten ſtatt-

nden.

* geidelberg, 31. Aus. Unterhalb der alten Brücke hat
ſich in Folge Ddes niederen Waſferſtandes eine Fnjel ge-
bildet. Heute Abend joll auf diejer Injel ein Snjel el
veranſtaltet werden. Die Infel, reich verziert mit Fahnen
und Lampions, wird mit Bänken und Tiſchen verfehen,
eine Wirthſchaft errichtet und dann kann’S bei Bier, Knad-
würſten, Feuerwerk und Muſik losgehen Das Ganze
Toltet eine Mark.

* geidelberg, 31. Aug. €3 herbſtelt ganz be-
denklich. Die Bäume beginnen kahl zu werden und fahles
Gelb gewinnt immer mehr in Wald und Flux die Ober-
Hand. Die Temperatur iſt plötzlich recht kühl geworden.
Vielfach prophezeit man einen frühen Winter. Aus vers
ſchiedenen badiſchen Orten wird gemeldet, daß die Stoͤrche
pereits ihre Reiſe nach dem Süden angetreten hHaben. Auch
das ſoll auf einen baldigen Winter-Anfang ſchließen

laſſen.

Heidelberg, 31. Aug. Der Heidg. U mtSverfündiger
läßzt den ihm gemachten Borwurf der Rüdti gkeit ruhie
auf ſich ſizen. Dafür druckt er einen Artikel aus der
Straßbg. Poſt ab, welche ein Schreiben des Central-
Comitees der Centrumspartei während dec Wahlzeit ver
Fffentlicht! unter welchem guch die Namen mehrerer Dom-
fapitulare in Freiburg ‚{tehen. Damit ſoll, der Beweis
erbracht mwerden, daß die katholiſchen Geiſtlichen und jene
Domkapitulare Politik treiben. Um dieſen Beweis
zu erbringen, Dbedurfte es des Abdrucks jenes Cirkulars
nicht/ auch nicht der Betonung, daß ein „glückliher Zufall”
e3 einem Mitarbeiter der Straßburger Poſt in die Hände
geſpielt. Die Namen einzelner Herren ſtehen ſeit
Zaͤhr und Tag unter den Wahlaufrufen der Centrums-
partei als Mitglieder des Central-Comitees. Daß die
Herren ſich um den Ausfall der Wahlen kümmern ıjt ihr
Kecht. daß ſie gegen nat lib Wahlen arbeiten ift ihre
Pflicht Die Heida Ztg. macht ſich alſe lächerrich
wenn ſie aus dem Cirkular des Central⸗ Comitees Kapital
ſchlagen will.

* geidelberg, 31. Aug. Mit Speck fängt man
Mäufe! Dieſem Gejdhäft liegt 3. 3Z. auch Ddas Heidg.
Tageblatt vob! In unjerem gg?tngen Bericht über die
Rede des Abg. DasSbach über die „farbloje Preſſe war
gejagt, daß es dieſe Blätter verftehen, ſich dem Vefjfer an-
zubequemen, hier dem katholiſchen Lejer. Man hängt ein
katholiſches Mäntelchen um, indem man über eine fatho-



























* Treuer Siebe Lohn.
Roman von U. Roſen.
Nachdruck verb.)

Der Zeiger auf der Uhr üher dem Kamin rückte für
Giralda zu langjam vor. Endlich ſchlug es acht und faſt
aleichzeitig ließ ſich ein Pochen an der Thür vernehmen.
Das junge Maͤdchen richtete lich erſchrocken auf, {trich ſich
die dunklen Locken aus der Stirn und blickte athemlos
nach der Thür die ſich auf das zitternd gerufene „Herein“
* öffnete! Eine hohe ſtattlichẽ Dame rauſchte in das

immer. *
„Mama“, rief Giralda jubelnd, um enttäuicht wieder
ſtehen zu bleiben, als die Eintretende ihren Schleier zurüd-
ichlug. Das Geſicht war dem Mädchen völlig fremd. Die


langen Locken zur Seite Dder lehhaft gerotheten Wangen
niederfiel. Goldgefaßte Brillenglaſer verdeckten die Augen
und einige tiefe Linien um den Wund verriethen die Spuren
des nahenden Alters Ihr Anzug war von ſchwerer
ſchwarzer Seide und die ganze Erſcheinung die einer hoch-
criſtokratiſchen, nicht mehr jungen, und von drückenden
Sorgen belafteten Dame. _ . }

Giralda betrachtete die 4 wie gebannt.

Die Dame ſan ſich vorfichtig im Zimmer um, und
nahm dann ruhig ihre Brillengläjer ab. Ein Blick in die
dunklen Augen geitügte Giralda. Trotz der meiſterhaften


Arme,

So haben ein wenig Puder, einige gemalte Linien,
eine Perrücke und etwas Wattixung jogar Dih zu täulchen
Vermocht“, ſagte Beatrice, ihre Tochter mit leidenſchaftlicher
daͤrtlichkeit um]olingend. „Wie bleich Du biſt, mein Kind
Iſt dein Muth Ichon dehin?!

„D nein Mamna“, fliſterte Giralde „Mein Muth iſt
unerichüttert, aber was fann ich thun? ASie ſoll ich des
theuren Papa Unſchuld beweiſen? Der Weg der vor mir
1 4—

— „Zunächtt”, beruhiste Beatriee ihre Tochter. „haben
wir fuͤr den Augenblick nichts zu fürchten. Wenn meine



Verkleidung Dich ſogar tauſchte die darauf Vvorbereitet
war, mich unter anderer Geſtalt zu jehen, wird Lord Tre-
wor von meinex Zdentitat gewiß nichts ahnen. Dennoch
will ich zu größerer Sicherheit das Gas etwas herunter-
JO ranben.” ; . ;

Nachdem dies geſchehen war und ſie die Brille wieder
2* hatte, zog ſie dann Giralda neben ſich auf das

opha
Du haſt Heimweh mein Kind,“ ſagte ſie „Ih wußte
daß e3 nicht ausbleihen würde. Du warſt zu ſehr an
das Vaterhaus gewöhnt. Iſt Lord Trewor noch immer
19 gütig gegen Dich ?”

— „So gütig fanft und rückſichtspoll al3 wäre ich ſeine
eigene Tochter. © Mama, er liebt mich wirklich wie ein
zärtlicher Bater. 84 fühlte mich heute faſt ſtrafbar.
Habe ich mir ſeine Neigung nicht unter falſchen Borfpie«
gelungen gewonnen? Würde er mich nicht mit Schimpf
und Schande fortjagen, wenn er wüßte, weſſen Kind i
bin? Hintergeheſich ihn nicht, während er mir ſo unbe-
dingt vertraut ?” ;

„Biſt Du denn nicht von der Unſchuld Deines Vaters
an dem Verbrechen, deſſen man ihn zeiht, und das ihn
auch mit einer unauslö)hlidhen Schmach und unverdien-
— bedroht überzeugt wie von Deinem eigenen

eben?“

„Ja, o ja?“ rief Giralda.

Du glaudft alfo, daß Lord Trewor betrogen worden
ilt, und er Deinen apa wieder freudig an ſein Herz nähme
wenn er ihn unſchuldig wüßte?“

„Ja, Mama, deſſen bin ich gewiß.“

Weshalb alſo nicht all’ Deine Zweifel und Befürcht
ungen verſcheuchen und Dich nicht ganz und gar der Auf-


fragte Beatrice. „ wenn er jemals wieder ſeinen KRang
und jeine Stellung einnehmen und er ſich ohne Schen
unter Menſchen zeigen, wenn er lurchtlos umhergehen,
wenn ich meine Kinder ihHrem Ö©rokvater und der Welt
zeigen dürfte. Ach, dieſe ewige Geheimnijje macdhen mich
franf, diefes Zittern vor einer Entdeckung tödtet midh. O
SGiralda, wenn Du Deinen Papa mit ſeinem Onkel ver-



würde ich dich bis zu meiner letzten
„Sprich, Giralda, willſt Du verjuchen,
es zu thun ?“

„An meinem guten Willen fehlt es nicht. Wie aber
ſoll ich es anfangen?“ fraate ©iralda. Geſtern fühlte ich
mich der Aufgabe gewachfen, heute Abend ſehe ich mur un-
überwindliche Schwierigkeiten.“

Wir haben unjere Rollen getauſcht, Giralda. Nach-
dem Du mich geſtern verlaſſen Hattelt, wax e& mir, als Db
ein mitleidiger Engel Dich nach Schloß Trewor geleitet
hHätte. Ich bin der Zuverlicht, Kind, daß Du für ung
Alle ein groges Glück erfämpfen wirft. Schon ijt es Dir
gelungen, Ddem menſchenfeindlichen Oreije mildere GVe-
fühle einzuflöoßen. Du kannſt ihn dazu bringen, Üüber den
den armen Gottfried zu ſprechen und auf jede Weije ; für
die Unſchuld des gnadenlos Verfolaten einireten, auch hin
und wiedex an Ormonds Ränkeſucht erinnern. Willſt Du
dies thun ?”

„SGewiß Mama, ich mwill e8 verfuchen.“

‚ „Bedenke, daß unjer Glück von Deinem erfolgreichen
Wirken abhängt! Bedenke, wie fehr ſich Papa dauach
jehnt, in Sicherheit lehen zu dürfen? Denke an Deine
Brüder und die leidvolle Doppelexiftenz, zu der ich verur
theilt bin

Beatricenz weiche Stimme : zitterte. Eine 1uner|HÜüt-
terliche Zuverſicht zu der Befähiaung ihrer Tochter, Das
dunkle Gewebe jenes verfuchten Meuchelmörders entwirren
zu fünnen, hatte ſich ihrer Seele bemächtigt „Und meine
Tochter“, fuhr ſie fort, alS Giraldg der Mutter Hand an
ıhre Lippen Ddrückte, „Da iſt noch EineS, das ich Deiner
Lufmexkſanikeit empfehle. In jenen Unglitdstagen hatte
Lord Ormond einen Diener, der wenige Jahre älter ‘ wie
ſein Hern dieſem bei all’ jeinen Unternehmungen behilflich
war. Der Burſche obwohl der Hefe des Volles entjtammt,
Hatte, wie Dein Bapa verlichert, kein ſchlechtes Herz,
Ormond verdarb ihn. ; ;

ſöhnen könnteſt,
Stunde jegnen.

(Zortjekung folgt.)


 
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