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Verantwortlicher Redaktenr:
Julius Jeder in Heidelberg.
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@- 3 Monat November tritt ſowohl der
deutiche Reichstag als auch der badiſche Landtag
ammen und fiehen äußerſt iutereſſante Verhand-
Ungen in beiden geſetzgebenden Körperjchaften in
Uusficht,
ND Dezember zu beftellen.
Hirtenſchreiben
des Hochw. Herrn Biſchofs von Mainz
wider die
lirlienfeinllicfie, ſpeziell ſozialilemoſir. Peeſſe.
„ Der Hochw. Herr Biſchof hat auläßlich der nichts-
Würdigen Angriffe der ſozialdemokraͤtiſchen Preſſe,
Sbefondere Des „Offenbacher Abendblatt3“, auf Ddie
rche, IOr Oberhaupt und ihre Diener folgendes
enſchreiben an die Katholiken von Offenbach und
Wegend erlaſſen, welches wir hiermit zum Abdruck
gen. damit unſere Lefer aNüberall mithelfen zur
Wendung der großen Gefahren, welche das An-
Lellen der ſozlaliftiſchen Pleſfe im Gefoige hat.
das Schreiben lautet:
Zu den ſchlimmſten Gefahren, welche in unſern
en den Glauben, die Sittlichkeit und die Orduung
©drohen, „ gehürt die Wirkjamkeit einer zügellofen
äßrefie‚ Es wird eine ſolche insbeſondere in den Be-
Öitlen unſeres Landes verbreitet, in welchem eine
Vhlteichẽ Arbeiterbevölkerung ſich befindet. Ihr ift
Dn den Führern der gegen kirchliche und ſtaatliche
Tnung verſchworenen Partei die Aufgabe zugewieſen
Morden, die fatholijche KReligion in weiten. Rreiien,
ä‚“mentlid; in der Landbevölkerung durch Herabwür.
b?leg der Geiſtlichkeit zu unterwühlen. Darum bringt
lefe Brefje ſcit längerer Zeit oOne Unterlaß Angriffe
igegen den guten Ruf einzelner Geiftlichen. Da dies
Üben wiederholt durch den Schutz der Gerichte zu-
Wdgewiefen wurden, {o werden nunmehr die ſchäuͤd—
oſien Verdaͤchtiungen gegen Verſtorbene gerichtet.
Seit einigen Monaten geht ein Artikel durch die
tefje, welcher die Mäpfte der Unfittlicheit beſchuldigt.
Keihe von Paͤpften von dem zehnten Jahr-
14* angefangen, bis auf die beiden Vorgänger
14 gegenwaͤrtigen hl. Vaters herab werden der
Lafter angeflagt. E& fjoll damit das
it[)bhftbe Volk irre gemacht werden in ſeiner Ehrer-
bietung gegen das von Chriſtus beſtellte apoſtoliſche
Aint, und es ſoll gleichzeitig mit diefer Schilderung
angeblicher Uaordnungen in der katholiſchen Kirche
Raͤche dafür geübt werden, daß in jüngfter geit die
Schandthat eines von den Uniſturzparteien verherr-
lichten Mannes von den katholiſchen Blättern gebrand-
markt wurde.
Nachdem dieſe Verdächtiguug der Päpſte in einem
Eider in Arbeiterkreiſen biel geleſenen Blatte meiuer
breitet wurde, erachte ich es als meine Pflicht, da-
gegen eine Erklärung zu erlaffen und Euch ernſtlich
zu ermahnen, dieſe Blätter mit aller Entſchiedeuͤheit
Es kann nicht mieine Abſicht ſein, den Artikel,
welcher die Ueberſchrift führt „liltramontane Heilige“
im Einzelnen zu widerlegen. Die ſchmutzigen Schil-
derungen, in denen der Verfaſſer ſich mit augenfalli-
gem Behagen ergeht, richten ſich ſelbſt.
Was er über die Päpſte des zehnten Jahrhunderts
mit Berufung auf den von falſchen Betichten ge-
täuſchten Baronius, ſagt, iſt eine durch die Geſchichis
forſchung volfommen klaͤrgeſtellte Nebertreidbung. Dieſes
haben die größten und gelehrteften katholiſchen Ge-
ſchichtsforſcher, wie Damberger, Töllinger, Hergen-
roͤther, Hefele und Andere erwieſen und auch proͤteſt.
Helehrte wie Perz, Ranke, Waiz und Audere find
ihnen hierin beigetreten.
unter der Gewalt ſittenlaler Adelsgeſchtechter ſtehend,
mit Perſonen beſetzt war, welche jeiner Wuͤrde nicht
entſprachen
wie ein Eeſchichtsſchreiber ſagt, einem Gefeſſelten
dem die Schmach nicht zugerechnet werden kaun, die
erdulden muß, ſo lauge er ſeiner Freiheit beraubt
ift.“
einige Päpſte ſich finden, welche durch Prachtliebe u.
Jerſchwendung, namentlich durch Begünftigung ihrer
Verwandten Aergerniß gaben. Abet die Voͤrwürfe
ſchwerer Unfittlichfeit, welche diefen Männern gemacht
werden, ſind groͤßtentheils Erfindungen von Feinden
der Kirche, welche insbeſondere von Schrifſtellern der
Reformation auagebeutet wurden. Die Perſonen, von
mäßige Päpſte Einem Papſt Urban werden die
ſchändlichſten Dinge nachgeſagt, ohne naͤhere Bezeich-
nung, welcher von den 8 durchaus ehrwürdigen Päp-
ſten dieſes Namens gemeint ſei.
—
Was über die in Apignon reſidirenden Päpſte
gelagt wird, iſt theils offenbar den geſchichtlichen
Thatſachen widerſprechend, theils in ſich widerſinnig
und augenfällig eidichtet. Sixtus IV,, von wilchem
der Artitel die ſchäudlichſten Dinge ausſagt, ragt durch
große Geiſtesgaben, Herrichertalent, edeln Hirteneifer
und vollkommene Sitienreinheit hervor
Die Fehlex der Päpſte wurden in der katholiſchen
Welt ſtets aufs Tiefſte beklagt und verurtheilt.. In
Wahrheit aber iſt die Zahl derer, welchen eruſte
Vorwürfe zu machen ſind eine verſchwindend kleine
gegenüber der lange Reihe heiliger und ehrwürdiger
welche auf dem Stuhle des heiligen Petrus
aßen.
Die Verdächtigung der Paͤpſte gipfelt in der
Schmähung des durch Milde, Frömmigkeit. u Sitten:
ſtrenge ausgezeichneten Gregor XVl. und des ehr-
Pius 1X. Drei Jahre nach dem Tode des letzteren
erſchien in der That ein Roman, welcher ihm die
ſchändlichſten Dinge nachſagte. Aber dieſer Roman
wird von ſeinem Ürhebet, Leo Taril, einem ehema-
ligen Freidenker, der ſich ſpaͤter bekehrte, ausdrücklich
als ein beabſichtiates Lügengewebe dargeſtellt Sır
ſeinem 1876 erſchienenen Buch Bekenntniſſe eines
ehemaligen Freidenkers? erzählt Taxıl, wie er um
einem herunterzekommenen Blatt aufzuhelfen, zu dieſem
Schuikenſtreich Anlaß gab.
Er ſagt: „Ich kam auf den Gedanken, die aus
del Ichu⸗ mitgebrachten Schmähſchriften, in welchen
das Andenken Pius 1X. beſudelt war, zu verwerthen.
Ich habe daher zu dieſem fluchwürdigen Roman, von
dem auch nur den Titel niederzuſchleiben ich mich
heute ſchäme, wirklich die Iden geliefert, . wenn ich
ihn auch nicht felbft verfaßte (was ſein Mitarbeiter
einem Papſte vor allem verlangt, ſo galt e8, dem
verſtorbenen Oberhaupte der Kirche groͤbe Ausſchwei-
fungen anzudichten. Um dem Schandwerke mehr
Vitrze zu verleihen, unterſchoben wir daher, ohue den
hiſtoriſchen Hintergrund dafür zu Haben, das Werk
einem Geheimen Kämmerer Sr. Heiligteit, welcher
Carlo Sebaftiano Volpi getauft murde. Der Roman
erjchien als Wert dieſes vermeintlichen Verfaffers
Ich ſelbſt ſchrieb einen Brief des augeblichen Käm:
merers, welcher als Vorrede hHerausfam und dazu
beitrug, das Publikum erfolgreicher hinters Licht zu
führen ... Der ganze Schmutz der lügueriſchen
110
Roman von U. Rofjen.
achdruck verb.)
Gir 8 — ——
28 a ſank dann widerſtandslos in die Kiſſen des
nit Der Kammerdiener Ormond3 bededte ſie und Egon
Inem dicken Reifeplaid und {prang auf das Pflaſter
zurüd
Holen Sie mir ſofort Frau Bitt aus ihrem Felſen-
—⏑ in tltekte . Oı — Ormond. zu.
* haben feine Minute zu verlieren, wenn. Sie den Zug
%o antreffen wollen. Ich werde mit meinen Gefangenen
Bog. allein fertig werben.“ Dann ftieg er auf den
Qufa LOTET Die Zügel und fuhr langlam Ddie Straße
4 6 während Wis fich zu Zuß nach. dem Bahnhof
— Seele jubelte über den Erfolg eines Tage-
dra *.. Den Reichthum, den er um jeden Preis und
— vreis zu erringen ſtrebte jchien ihm ijeßt ge-
Qele Die Holperigen Straßen der Stadt waren bald zurück-
1E St und auf den Landwege rollte der Wagen faͤft ge-
WOLoS weiter.
; er Nebel ſenkte ſich immer tiefer und tiefer und
%g?e[ag ſah Häufer und Bäume wie durch einen dichlen
kEr Mufik verirrte fich zu ihr, der ihr wie Spoſt in
Obhren Hang.
rragie Dhin werden Sie uns denn führen, Mylord ?“
%gtä‘ b@hmlba endlich, ſich aus ihrer Eritarrung .auf-
»N ei ich für Si i “ ant-
vorkt * ** das ich für Sie habe,” ant
„ weldgem Zwedt ?” : ;
Sie „Sie wifien da jo aut wie ich felbft, Sixalda, um
meine Gattin zıu werden. Das Haus in
n _Hft nur ein vorübergehender Aufenthalt für Sie.
Vunſch gefiigig zu macdhen. In der Stunde, in_ weldher
Sie mich zu -heirathen verſprechen erhalten Sie ihre
wieder, bis dahin aber bleiben Sie meine Ge-
angene.“
Er ſprach mit einer Entſchloſfenheit, die Giralda mit
Schauder erfülte. . * } —
.. „Sie haben mich bis ietzt ſtändig überliſtet, fuhr er
mit bitterem Nachdruck fort, „aber Sie mwerden, doch zu
der Erkenntnis gelangen, daß ein junges Mädchen wie
* in dem Kampfe mit einem Gegner wie ich unterliegen
mu * x
„Sie ſprechen davon, daß ich geſucht werde. Wer
nach mir ?” E
„Eunächtt Lerd Trewor. Weshalb er es Ihut, Können
ie nicht weniger Haßt, wie Ihren
Bater und Sie für verxätheriſch hält. Wenn ich nicht
irre, beabſichtiat er vox Gericht die Befchuldigung gegen
Sie zu erhellen, daß Sie ihm unter faljchen Vorſpiegel-
ungen Geld zu entloden verfuchten.“ . {
iſt gar nicht wahr, Mylord,“ rief Giralda un-
willia
„So, kamen Sie nicht unter falſchem Namen in ſein
Haus und ſchmeichelten ihm, his er Sie zur Erbin ſeines
Baarvermögens einſetzte?“ höhnte Ormond. du dieſer
ſtellt des Marquis wenigſtens Ihr Verhalten
ar “
Bahlreiche Thränen ſchoſſen Giralda in die brennenden
ugen.
„ liebe ihn aufrichtig“, murmelte fie. „Armer,
alter Mann.“
Auch Gresvenor hat ſich gegen Sie gewendet”, be-
merfte Ormond. „Er fann die Schmach nicht ertragen, -
die ihn aus einer Berbindung mit der Tochter des Meu-
chelmorders Gottfried erwachfen wurde Der Marquts hat
ihn zu ſeiner Anficht befehrt und der junge Mann iſt ente
id;lo?ien‚ eine pafjendere, ſeines Namens würdigere Ehe
einzugehen.“ ;
ſucht
206 Suchen na nen als hoffnun 7* aufgegeben haben „Das iſt eine Erfindung,“ Unterbrach ihn
Treuer Ciebe Cohn. 8 8 — ſſie Sie meinem Ich Irnne Grosvenor zu gut, um Ddergleichen Verdächtig-
ungen zu glauben.“
„n& denken Sie derüber wie Ihnen beliebt u. freuen
5 ſich Ihres Wahnes, {o lange eS geht, Fräulein Gi-
ralda.”
Ormond ſproch ſo gleichgiltig, als ob ihr Vertrauen
zu ®ro8venor” ihn nicht im Mindejten berührte. Seine
Ruhe überzeugte Giralda mehr, als ſtürmifche VBerficher-
ungen e3 vermocht hatten . ;
Die Erfahrungen der jüngjten Zeit waren nicht ge-
eigıtet, ihre Ffindliche Zuverſicht zu der Güte u. dem Wohl:
wollen der Menfdhen zu befeitigen u. mit bitterem Schmerz
geſtand ſie ſich die Möglichkeit zu, daß Grosvenor feine
Deziehungen zu der Toͤchler Gottfried3 zu . Lojen wünfhte.
Uber nur für einen einzigen Nugenblit regte {ich Dder
‚Öiveifel an ſener Treue, Zır Olaube an ihn überwand
— und blieb feſt und unerſchütterlich wie
ein Felſen
Sagen Sie mir nichts mehr von Grosvenor“, rief
ie ſtrenge. „id glaube Ihnen kein Wort von Ddem, was
Sie mir von ihm erzählen. Ih bin nicht einmal gewiß,
Db _ der Marquis mir nicht das Berbrechen verzeihen will,
daß ich die Tochter feines Neffen bin und er um meinet-
nicht geneigt iſt, ſeine Verfolgung gegen ihn einzu-
ellen.
Lord Ormond zuckte zuſammen und rächte ſeinen
4* an den Pferden, die er mit zornigen Peitfchenhieben
antrieb.
Siralda neigte ſich zu Egon nieder. Sein Kopf ruhte
auf ihıem Schoß und leije weinend und von der uNde-
itimmten Angit um ſein und ſeiner Schweſter Loos gequält
jchmiegte ſich der kleine Knabe immer fefier und inniger
„Mein armer Egon,“ flüſferte Giralda, ihn zärtlich
hend „©Oräme Dich nicht, Gott wird un8 in feinen
Schutz nehmen.“
Gortſethung folgt.)