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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0497

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keneral-
ten wir
ich be-
He
Veth,

nd.












Erfeint mit Aısnahme der Gonns urd Feiertage

B 1.20 odne Frägerfobnt m. Prftauffhlag. Beftellungen
A den Boftanftalten u. bei der Expevition Zwingerfiraße 7,





*

4




1 8

*



*
*

>


Aunzeige⸗ 81 att für die Amtebezirle Heibelberg,
Ladeuburg/ Weinheim, Echwetzingen Philippabutg,

Riehloch Bruchſal/ Breiten, Nefargemänd, Mosbad
Eberbach/ Buchen,Waldürn,Z.=Bı 8h., Wertheimze













Verantwortligher Medakteur ä
Suing Jeder in Heidelberag.

J. 23







Druc/ Virlag ı. Crpedition von Gebr. Yuber
in veidelberg, Zwingerſtratze 7.





A. 7*







Morgen, am hl. Frohnleichnamsfeſte erſchein

Lin Pfälzer Bote. Die nächſte Nummer wird
Freitag Mittag auggegeben. .





Deutſches Reich.

* Münfter, 30 Mai. |
Monia“ ſchreibt zur Empörung des Frhen. v. Schor-
!'Emer gegen das Centrum: Uuſere Gegner werden
über den Ausgaͤng der Beraͤthungen wahrſcheinlich
Liumphiren, fie haͤben aber wenig Brund dazu; denn
ie vollzogenen Abbroͤctelungen am Centrumsthurm
verden für die Zukunft das Gebaͤude um ſo feſter
erſcheinen laſſen Dann auch iſt die Zahl derer,
welde in Münſter den Centrumsſtandpunkt des
Fraktionsaufrufs ver la fſen haͤben, fehr gering,
anderfeits ſtehen die ſämmtlichen bis herigen
Lentrum zabgeordneten Weſtfalens, dar-
uUnter ein Frhr. v. Heeremann und der Veteran
der Rartei in Weftfalen, Graf von Landzberg-
eken, an der Spitze derer, welche die Fahne un-
Itwegt hochhalten. Auch der weſtfliſche
Xlerus bis in feinehHöchften Spitzenſteht
aach wie vor gefhlojjen zum Centrum.“
Die „Lberale“ Pleſſe, voraͤn die Kölniſche Zeitung“,
wurde nicht müde, ihren Leſern die Lüge aufzutiſchen,
„die Biſchöfe? ftänden auf Seite der Sezefſiouiſten


der Tremonia?





Ausland.

* Qondon, 30. Mai. Betreffs der Ausſöhnungs-
perſuche zwijchen der deutſchen Kaiſer und, Bismarek
Lai der „Daily Telegraph“, der Exkanzler thue nicht
den erften Schritt. — -Der - „Daily Chronicle? ſragt
üN, marum der Kaiſer nicht den erften (!): Schritt


gmgboü ſei. Gohl als G egn er der Militärvor-
ge?

* Qondon, 29. Mai. Nach einer Meldung des
„Reuterichen ‚ Bureauz“. aus Calcutta vom heutigen
Age. ſollen während des kürzlich ſtattgefundenen
Chclons in der Bai von Bengalen hei der Ausladung
er „SGermania” 64 Leute ertrunken ſein.





* Seidelberg, Donnerbiog, den 1, Zuni 100


Neu-Lonifiana andauernde Regengüſſe ſtatt.
Nordoſten Louiſiana's ſteht unter Waſſer. Es ſind
etwa I000 Perſonen obdachlos und ohne Nahrung.
Der Gouperneur ſandte Zelte und Lebensmitteln in



Aus Baden. 2
Heidelberg, 31. Mai.
® Die Charalterloſtgleit der nat lib Preſſe.
Herr Pfarrer Wacker hat am letzten Sonntag die
Haͤltung der nat,-11b. Preſſe ſo gelenn zeichnet, wie ſie
wirklich iſt — charakterlos! Wie die Bad. Landztg.
über die Militärvorlage noch vor wenig Monaten
dachte, wiſſen die Leſer des Pfälzer Boten bereits.
Hoͤren wir heute, wie der Amt zverkuͤndiger in Nann-
heim noch am 8. November 1892 über die Militär-
vorlage, zu deren Vertheidiger er ſich heute aufwirft,
dachte und ſchrieb. Hören wir:
„Man darf nach Bismarcks gewichtigem
Wort gegen die Vorlage und nach ſeiner über-
zeugeuden Darlegung, daß eine zwingende
Nothwendigkeit für dieſeibe nicht vorhanden iſt,
darauf geſpannt ſein, wer im Reichstag den Muth
zu ihrer vollen Vertheidigung finden wird
Die Capriviſchen Offizioͤſen bemerken zwar daß
Bismarck ſeit ſeinem Ruͤcktritt auch über die Heeres-
augelegenheiten nicht mehr auf dem Laufenden und
daß er überhaupt /keine Autorität? in dieſer Hin-
ſicht ſei Wer ſoll das glauben? Graf Ca-
privi hat unſtreitig mwiederum überſehen, welche
Macht er gegen ſich durch ſein Vorgehen gegen den
alten Reichsheros gewappnet hat. Der Eindruck
der Biemarckſchen Einwendungen gegen das
Militargeſetz iſt ein geradezu übermwältigender ;
hier ſpricht gerade ein mit vollſter Autoritäft
zur Beurtheilung aller in Betracht kommenden Ver-
hältniſſe ausgeſtatteter Mann, dem man nicht
nachfagenkann, daß er für die wahren
vaterlandiſchen Bedürfniſſe und die
höchſten vatertändiſchen Intereſſen
kein Herz habe Graf Caprivi könnte jetzt
mit Engelszungen für ſein Werk eintreten, und er
würde keine anderen als ſolche Elemente, die nur
Sonderintereſſen verfolgen, von der vollen Noth-
wendigkeit der Militärreformen mehr überzeu-
gen, zumal es allgemein belannt iſt, daß der gegen-
wärtige Reichskanzler auch die berufenſten




Verkreter der Armee ſelbſtagegen ſich

hat, alſo des Faktors, dem die Vorlage doch in
erſter Reihe Nutzen bringen ſoll.“

Und dasſelbe Blatt, und dieſelben Blätter, welche
vor wenig Monaten ſo geſchrieben, beſchimpfen heute die-
jenigen, welche im Reichstag den Muth gehabt haben,
Geguer der Vorlage zu bleiben als Vaterlands-
verräiher. Gibt e& wohl etwas charakterloſeres
als der Nationalliberalismus?

® Aus dem 12. Reichstagswahlkreis (Hei-
Der Abgeordnete
Dr. Wilckens geht bekanntlich ebenfalls, wie der
Großh. Amtsvorſtand von Heidelberg mit dem


auf Wahlreiſen. Während der Herr Amtsvorſtand
ſich eines „beredten Schweigens“ befleißigt, wacht der
Herr Oberbürgermeiſter von Heidelberg in Angſtmeierei.
So ſagte Herr Dr. Wilckens auf der nat lib. Ver-
ſammlung in Mosbach (nach der Bad. Landztg.) :
Das deutſche Volk ſei am 15. Juni vor eine ernſte
Entſcheidung geſtellt, ob es gewillt ſei, die Opfer,
welche die Reichsregierung für die Militärvorlage
von ihm fordere, zu genehmigen, oder die Errungen-
ſchaften der großen Kriegsjahre von 1870 71 preis-⸗
zügeben. Die Neuwahlen in den Reichstag müſſen
Klärung bringen. Aufgabe der Wähler ſei deshalb,
nur ſolche Maͤnner in den Reichstag zu ſchicken,
welche mit Entſchiedenheit für die Militärvorlage
eintreten. Redner begründet nun die Forderung
der Regierung, ſchildert die deutſche, franzöſtſche u.
ruſſiſche Militärmacht, die Folgen eines für uns
unglücklichen Krieges, erinnert an die Schre-
ckenjahre 1689 Gerwüſtung der Pfalz
Zerſtör ung HeidelbergS), kennzeichnet die
Revanchegelüſte Frankreichs und die
Geſinnungen Rußlands Deutſchland gegenüber.
Uns koſtete die Militärvorlage etwa 1 ME für den
Kopf und für das Jahr, während Fraukreich
1870 71 etwa zwölfhundert Millionen Mark auf-
zubringen haͤtte! Die Laſten würden ja größten-
theils von den Beſſergeſtellten getragen werden,
der kleine Mann habe wenig zu leiften. . .“

Nehmen wir an, die Angſt vor den Franzoſen u.
Ruſſen ſei unſerm ſonſt nicht furchtſamen Herrn Land-
tagsabgeordneten wirklicher Ernſt, ſo kann man doch
nicht annehmen, daß er wirklich die Ueberzeugung hat,
die Koſten würden größten Theils von den Beſſer-
geſtellten getragen werden, der kleine Mann habe
wenig zu leiſten. Die Naivität einer ſolchen Anſchau-
ung trauen wir dem Herrn Dr. Wilckens nicht
zu. —












Die feinslichen Brüser. .

Roman von H. v. tenta gen... ..
E 2 Gaͤchdruck verb.)

122):

„Waldemar |”
n fadhender, leuchtender Sonnenjtrahl.. — , ſchöner
q;l“fuer Himmel! Da ſchreit das Knäblein auf dem Teppich

8 Unſer!“ rufen Beide zugleich und Beide ſpringen

.. Sie nimmt es und hält es ihm entgegen er ſchlingt
Teinen Aım um Weib und Kind. ' S }



2 wantt vorwärts,
at fie auf8 Haupt jeiner Kınder,
‚ Unbd _ wieder geht,die Thür auf.
Nichael {teht auf der Schwelle.
eiter wagte er ſich nicht
Cliic
fort

, DDn ihrer Seligfeit. will ‚er erhajdhen, dann muß er

* * er die Thur wieder zuziehen
— gel

4 ich und Waldemar eiltauf iHnszu£ „I0 fomm doch!
8 *—*— wäre ichunicht hier — marum, wiliſt Du nicht

un 9 ;
* 4 ſtreckt abwehrend die Hände von fih. — Hilde-
* ößt einen gelenden Angftruj aus. Waldemar blieb
* jtehen‘; er blidt zuͤruͤck auf ſein Weib, er plickt
j SCn Druder, „mein Gott!” jchreit er plößlich u. {hlägt
entf die Hände vor das Geficht — er hat die Qojung,. Ddes
i Slichen Näthjels! Langjam geht er zurük und jeßt
fuüemen Seſſel ; feine Kraft Icheint gebrochen. Seine Arme
anen matt herab, Der-Kopf jinkfk ihm auf die Bruſt Ein
965 beängitigendes. Schweigen. 2

— ſtürzt Michael - zu ihm hin uud umfaßt ſeine

* 5 !” jammerte er, „Erbarmen ! Nur einen Schimmer
— ©nade, die Gott an Dir geübt! Einen Schimmer
‚ damit. i den Weg finden kann, den ich zu waͤchen








waren e8. Wir hahen Dir dein Weib geitohlen, wir
haben ſie ſchmachten laſſen, wir hätten ſie ſterben laſſen,
! Wir DHaben‘ Dich in
Schmerz und Trauer geftürzt, wir haben Dich ans der
Heimath getrieben, wir Hätten Dich auch in Dden Todge-
jagt, wenn Gott mir nicht in’8 Herz gegriffen ! Um Gottes
willen — Erbarmen, Onade !” } .

„Sin tiefes, ſchmerzliches Stöhnen entrang ſich der
Bruſt Waldemars. *

Nur ein Wort,“ flehte der Knieende weder „noch
einmal nur laß wich den Namen Bruder hHoren 1“

„Steh auf Bruder !“ fagte Waldemar; er hHatte den
Kambf in jeiner Seele ausgefämpft; er hatte geſtest, er
hatte ſich jelbit beſiegt

„Wäs Du an mir gefündigt, Du Haft eS' gejühnt —
ich — verzeihe Dir! Steh auf! Es ziemt ſich nicht daß
der Menſch vor dem Menſchen, der Bruder vor dem
Bruder fniet — beugen wir üns Alle vor dem Herrn in
Himmel! Ich habe Dir verziehen — aber dort Michael,
* ſtebt Hildegard — und was Du Böſes an ihr ge-

an

„Hat die ewige Liebe aut gemacht. Waldemar !” ſaate
die GÖräafin und trat an die Seite ihres Gatten.

Michael war aufgeſprungen Die ewige Liebel fagte
er, ergriff die Hand Hildegards und bedeckte ſie mit Küſſen
und Thränen

„So iſt es recht, Kinder,“ ſprach exnſt und Feierlich
Verzeihuns! Berföhnung, Frieden!
5* Sott {ucht und findet, darf der Menſch nicht von ſich
ıtoßen.” — ;

; D, Dank ihm, Dank EuchH!“ rief Michael. Ich habe
Euere Berzeihung lebt wohl — ih ſcheide in Frieden
von Euch!! ;

Du bleibft !“ . fagte „ Waldemar. Was willit Du


wer eine Heimath hat, joll ſie nicht verlaffen. AWas He
nicht bieten fann, die Fremde bietet eS nimmermehr. Auch
ich 306 hinaus, ein thoͤrichter Venich, der ſeinem Gott . nicht
{till-Halten- wollte, Berzwerflung im Herzen ſtatt kindlichen



Vertrauens und gläubiger Ergebung. Ich irrte umher,
raſtlos unſtit; Ruhe, Frieden wollte icherjagen, als wären
ſie in der Welt zu finden und nicht im der eigenen Bruft,
nicht allein in Gott. Hier ijt Ihr Blaß — e8 U un-
männlich, den Poſten zu verlafien, auf welchen Sie Gott
geftellt“, ſagte unjer mürdiger Dorfpfarrer oftmals zu mir
— ich aͤher glaubte es heſſer zu wiſſen und verließ ihn,
ein Seigling, ein Jlüchtling. D, wäre ich gebliefen ! Hätte
ich die Prüfung überſtanden! € wäre des Zammers
?Iieffileicät weniger geweſen, der Thränen nicht ſo viele. ge-
oſſen 2

„Sie ſind verſiegt. Waldemar !“ Lächelte Hildegard und
lehnte den Kopf an jeine Schulter ; „und wenn ihrer noch
{ließen, ſo find. e& Thränen des Dankes und der Freude.
— Doch, wo ijlt Florian, Vater? Soll er nichts von dem
Glück des WiederjehenZ mitgenießen ?“

Sie lief zur Thür undrihſie auf.
rief ſis mit lauter Stimme hinaus.
„Gleich, Hildegard!“ rief eS zurück

Er weiß noch nichts! ſagte Rieger, „er ſitzt wie an-
gebunden bei ſeinen Büchern ‚ Er meint, er ſei ſchon viel
zu alt und noch {o.dumm, er will mit Gewalt nachholen,
was das Leben an ihm verjäumt hat.“

„Wer iſt denn Flortan? fragte Waldemar. Ich
hörtẽ den Nauien früher nie in Deinem Hauje, WBater !”

Mein Sohn, Baldemar! Eigentlich ſollte er Dein
Sohü fein, aber Hildegard ſchien mir * ſeinet Mutter
doch noch zu jung, ſo iſt er denn ihr Bruder und mein
Sohn geworden.“

Da trat Florian in das Lemach.

„Du haſt mich gerufen, Schweiter!“. ſtotterte er und
ſah von Einem zum andern. )

Erinnerſt Ou Dich noch der Nacht, Ilorian als Du

Florian, Florian!“


in der. kleinen Zeljengrotte hatte? Sieh, Florjan, der
Traum ift in Erfüllung gegangen — — ich habe ihn

wieder!
Gortſetzung folgt)


 
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