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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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Eyfgeint tüglicg mit Musnahme der Sonnz und FTeiertage
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Berantmortlider Kedalteur:
Jultus Yoeder in Heidelberg.




Brug, Berlag ı, Erpebition von Grbr. guber
in Heidelberg, Ziwingerfraße 7.







4



20. Jala




gegenüber der Socialdemokratie

Vortrag des Herrn Generalfecretär Hike in der General-
verjammlung des Berbandes „Arbeiterwohl“ amı 6. Februar
in Münſter W. .
II.

Das Unfall- und das Invaliditätsgeſetz will Sorge
tragen für die Invaliden der Arbeit es iſt der Aus-
druck des SGedankens, daß der Arbeitsvertrag eben
mehr i{l als ein Verkaufsaet, daß der Arbeiter Ge-
jundheitund Leben einſeſtzt und der Arbeit-
geber deshalb auch als Gegenleiſtung mehr ſchuldet,
wie die Deckung der augenblicklichen Lebensnothduyft,
oder die Zahlung des bedungenen Lohnes. Der Ar-
beitgeber ſoll ſich dieſem Gedanken beugen: ſoll
naͤnientlich den aͤlteren Arbeitern nicht gleich den
Stuhl vor die Thür ſetzen, ſondern es als eine Ehren-
vflicht betraͤchten, dieſe möglichſt lange in Arbeit und
Brod zu halten, durch Erleichterung der Sparſamkeit,
durch Hewaͤhrung eines Nebenverdienſtes, vielleicht
durch eine kleine Zuſchußrente die alten Tage
möglichſt ſorgenlos zu geſtalten.

Und, meine Herren, nehmen wir die Arbeiter-
ſchutzgeſetzgebung: Die Zahl der genau um-
ſchriebenen Beſtimmunhen iſt gering, die meiſten Vor-
ſchriften bilden nur eine Anregung ; es iſt ein Rahmen,
dem die Arbeitgeber erſt die Ausfüllung geben ſollen.

Meine Herren, was hedeuten die ganzen ſit t⸗
lichen Beflimmungen über die Trennung dex
Geſchlechter, Emrichtungen getrennter Waſch- und
Umtleideräume 20., wenn derl Arbeitgeber felb{t
fein Auge, kein Herz hat für die ſittlichen Gefahren,
die der Jugend, vor Allem der weiblichen, in der
Fabrik drohen, wenn er nicht ſelbſt ſich um das
Treiben in den Fabrikräumen bekümmert, wenn er
nicht ſeinen vollen thatträftigen Schutz leibt; war
hilft's, wenn er vor Allem nicht bei Auswahl der
Meiſter, der Angeſtellten ſich ſeiner ſittlichen Verant-
wortung bewußt iſt, dieſe vielleicht ſelbſt der Ver-
führung Vorſchub leiſten. Es iſt vorgeſchrieben der
Ertaß einer Arbeitsordnung, die Anhörung der Ar-
veiter, es ſind die Grenzen und Bedingungen der
Strafen feſtgeſetzt, aber was hilft's, wenn Rohheit
und Rückſichtsloſigkeit bei der Ausführung walten,
wenn die Meiſter erſt recht ihrer Willkür und Laune
die Zügel ſchießen laſſen,
Klagen der Arbeiter erſt recht nicht berückſichtigt wer-










den: dann dienen ſie nicht dem Frieden, ſondern ver-
bittern noch wehr!

Und erſt die Beſtimmung:
ein Hausweſen zu beſorgen haben, auf ihren An-



geber als ein Gefetz. Wa wird eine Arbeiterin es
wagen, den Antrag zu ſtellen, wenn der Weiſter ſie
grob anfährt odet ihr nicht gar die Kündigung in
Musficht ſtellt? Und doch habe ich in vollem Ver-
trauen auf den geſetzlichen Sinn unſeres deutſchen


betrachte dieſelbe fogar als eine
die Arbeitgeber, immer wieder in die practiſche Er-
wägung einzutreten, wie wir die Frau wieder zurück-
führen an den häuslichen Heerd. Denn, meine Herren,
waͤs hilft aller Fortſchritt und Wahlſtand, was helfen
alle Arbeiterverficherungs⸗ und -Schulgeſetze, wenn
die Familie und die häusliche Erziehrng ſchwer
leidel, weil das Herz, das Auge und die Hand der
Mutter fehlt. Ich appellixe an die Frauen der Ar-
heitgeber, möchten fie doch mit ihrem Manne über-
legen, wie, vielleicht durch einen kleinen Zuſchuß,
duͤrch Ueberweiſung einer höher gelohnten Atheit re,
das fehlende Einkoͤmmen in der Familie zu heſſern,
haͤusliche Arbeit, Stundenarbeit 2c. zu beſchaffen ſei,
um die Frau wieder ihrem erſten Berufe — dem in
ihrer Fainilie — zurückzugeben Gott wird ſolche


Familie lohnen.

Meine Herren, Hochherzigkeit verlange ich vom
Arbeitgeber — daß er hochherzig die edlen Abſichten
bei all diefen Geſetzen würdige ehrlich auf dieſelben
eingehe und ſie in dem Geiſte ausführe und guzbaue
in weldem ſie gegeben ſind. Nur ſo erfüllen ſie
ihren Zweck, ſind die Opfer nicht umſonſt. Vur ſo
hat der Arbeitgeber das Recht, auch den Social»
demokraten Batriotismus und Chriſtenthum zu pre-
digen, nur ſo wird der Arbeitex wieder glauben lernen


lichen Nächſtenliebe; nur ſo ſich wieder beugen vor
der Autorität, dem Gottesglauben, der chriſtlichen
Geſellſchafts ordnung.

Ja, meine Herren, von Oben iſt das Uebel ge-
kommen, von Sben muß cuch die Heilung ausgehen.

Beugen wir uus wieder vor dem Gottesgebot:
Du follſt den Sabbat heiligen! anerkennen wir freudig
und ehrlich das von Gott gegebene Recht der Sonn-
tagsruhe, und lehren wir durch Beiſpiel und durch
Veranſtaltungen: Bereine für Arbeiter, Ar-







beiterinnen, jugendliche Arbeiter, für kaufwänniſche
die rechte Verwendung
derſelben.

Beugen wir uns wieder vor der erſten und wich-
tigſten geſellſchaftlichen Ordnung: der Familie, ſchützen
wir ihren Beſtand: daß die Frau, das Kind moͤg—
lichſt ihr erhalten bleibe, daß dem Manne, den Kin»
dern Sonntags, am Feierabend auch noch Zeit bleibe,
das Familienleben zu pflegen. Stützen wir die
Autorität der Eltern: ſie iſt durch Naturrecht
und Gottesgebot geheiligt, die Wurzel aller Autgrität,
die Grundläge der Erziehung und der Zukunft der
Kinder. VBor dieſer Autorität ſoll auch der Arbeit-
geber Halt madjen, ſie zu ſchützen, zu kräftigen als
ſeine vornehmſte Pflicht betrachten. Hüten wir das
Gut, welches allein das perſönliche Glück, das Glück
der Familien der Arbeiter verbürgen kann, die ſitt-
tiche Unfhuld. Schaffen wir Einrichtungen:
Haushaltungsſchulen, Arbeiter-Wohnnn-
gen, Sparcajfen, Bewahrfhulen 20., um
das vielfach zerſtörte Familienleben wieder zu bes
leben; — wahrlich, das ſchönſte Ziel, für das zu
arbeiten wir Alle, vor Allem aber die Arbeitgeber
ſich glücklich ſchätzen ſollen.

Deutſches Reich.

Berlin, 21. Febr. Heute iſt die Telegraphen
verbindung zwiſchen Deutſchland und Kamerun fertig
geſtellt worden. Der Präſident der Akrikaniſchen
Telegraphengeſellſchaft ſandte heute dem Staatsſekte-
tär von Stephan ein Begrüßungstelegramm.



Keichslag.

Berlin, 21. Februar 1895.

Der Reichstag ſetzte die Berathung des Etats des
Reichsamts des Innern fort.

Die Militärkommtjjion diskutirte heute die Feſt-
jtellung_ der jährlidhen Durchfehnittsjtärfe, {owie _ Her
Unteroffizterfrage. Ma Längerer Debatte, an welcher
die Abgeordneten Richter, Buhl, Hinge und Lieber, fjowie
aı3 Mommijjare Ddes Kriegsminijterium® Maior
Wachs und Generalmajor von Soßler theilnahmen,
wurde die Weiterberathung auf Donneritas berta%t. (Der
Antrag Richter ift mit Nücficht auf die Erfrankung des
Frhr. v. Stumm, der einen Gegenantrag begründen will,
alio auch heute nicht zur Eröterung gefommen.)

Ausland.

»Rom, 21. Febr. Bei dem Colleetiv-Empfang
der Lnien-Kammerherren in der Autſcamera Segreta















Die feirrölicherr BWrüder.
Roman von H. v. Remagen.
Gaͤchdruck verb)

42)

Es joll, aber e8 iſt nicht immer.” .

‚ „ES8 fann, wenn man e& wil! Es ijt _ ein wunder-
liches Ding, das Menjchenherz, Herr Oraf, jo llein, und
hal doch Kaum für Ales — auch für den Zroß, der ſich
vermefjen gegen Ddie Rathfchlüfje Gottes auflehnt und
widerwillig die Schickungen des Himmels erträst, ſtatt ſich
in Demuth vor der höheren Madht zu beugen und voll
Ergebung der göttlihen Liebe un
trauen

_ „E3 iſt eben ein Menſchenherz Herr Pfarrer, und
fühlt und trägt auf feine Weije und Ölüg und Unglück.”

— „®Ofüg und. Unglüg? Welder Menſch wüßte, was
für 19n Glück, was Unglück ijt?“ **

” erfenne gern eine hoͤhere Weisheit an, aber
daß der Bejig meines Weihes nicht bloß ein Glüg für

mid, fondern all’ mein Glüd war, ihr Tod aber ein


weiß !
„Sie wähnen es zu wiſſen, aber Sie wiſſen es nicht
— nux Gott weiß es!
—5— laͤnn er es auch nicht anders wiſſen, als ich es
Sie ſind vermeſſen Herr Graf! —
_ 3C faote Ihnen, mein Herz ſei noch unempfänglich
für Worte des Troftes.“
Und wird es ſo bleiben?“
IO fürchte, ia!
* — * wird 4 zürnen !” Sa
S immel zürnt man nicht, Herr Bfarrer, Ha
und Zorn gibt es nur auf Erden !” A

„So_ denfen Sie aber an ſich! an Ihre Zukfunft!
Vollen Sie troſt! und ruhelos — ſoll Ihr *
öde, leer, ohne Inhalt, ohne Freudiakeit vergehen ?

Glaͤuhen Sie damit Ihrer Beitimmung zu genügen ?”
Furchten Sie nidot für mih! Der Gedanke an
‚Hildegard wird wein Daſein ausfuͤllen ihre Vläne zu


vermirklichen, ijt die Auſgabe meines LebensS geworden.
Und wenn ich Sie verwirkliht habe, dann heſe ich zu
jterben und wieder mit ihr vereinigt zu werden.“
— „Dann Hofften Sie zu fterben — wünihen Sie es
auch/ werden Sie den Tod vielleicht fuchen 25
„Der Müde jehnt ih na Rıuhe und“Teut fich auc,
m%t;tog‚r fie gefunden hat! Darf es nun der Lebensmüde
nicht?
„Nein, Herr Graf, taufendmal nein — daß darf
6 Denn Leben und Tod ſteht in der Hand des
Run denn, ſo werde ich ſe lange nach KRuhe fuchen,
bis er {ie mich finden 1äßt! Ob mich ein kalter Suft-
Haycdh auf Ddas Todeslager, oh mich im Gemwiühle der
Schlacht der tödtlihe Stoß treffen wird — der Ted joll


treten mag.“
Der Bfarrer erhob ſich


zu verlajjen,“ faͤgte er in ſchmerzlichem Tone.

Waldemar ergriſ ſeine Hand.

— „Einer it nicht wie der Andere, Herr Pfarrer. Diejer
fagt und jammert — jener ſchweigi! der eine Wwill ge-
tröftet jein und wird gefröftet der andere faun nicht
getröftet werden und mwill es darum nicht; wir tragen ale
unjere Lajt — nur ſind die Laͤßen nicht gleih! Die meine
ijt {Owerer, ſchieret als Sie glauben, und ich trage fie
nur, weil ich fie tragen muß — zu danfen, daß ſie mir
auferlegt ward das vermag id) nicht, felbit wenn ſie


„Sie weiſen meinen Troſt zurüd, Herx Grvaf — ich


leben Sie wohl!“

— „Sch hoffẽ ſie bald wiederzuſehen Herr Piarrer! Ich
bedalf bei dem Werke, welches ich ausfuͤhren will, Ihres
Rathes und Beiitandes — Sie werden mir denjelben im


der Armen, KAranken, Waijen nicht entziehen.“
„So oft' Sie desſelben begehren werde ich dann auch




„Sie werden mir immer willkommen fein,‚£3u ieder
Stunde, Herr Pfarrer !”

— Die Pläne Hildegards zu verwirklihen, follte fortan
die Sebenzaufgabe des Orafen fein, und ungejäumt 1id-
mete er fidh-ıhrer Srfülung. Bald Halktenm Die Balder
von den Schlägen der Art und dem Krachen der ſtürzen-
den Bänme wieder in den Steinlagen des Gebirges be-
gannen Hammer und Brecheiſen zu arbeiten und Block um
Bloͤck rollte polternd die ſteiten Wände hinab in die
Tiefe. Baumeijter wurden auf das Schloß befchieden,
Rläne- entworfen; Erdarbeiter, Manrer, Zimmerleute
{trömten von allen Seiten Dherbei. Ein buntes, veges
Treiben entfaltete fih in dem Zhale; am Liebiten hHätten
Ale, Männer und Weiber, Groß und Kein, mit Hand
angelegt, mit an dem Werke bauen hHelfen, das ein Segen
{pendendes Denkmal der Mildthätigkeit der Gräfin feint
jollte, welde von Allen geliebt und geehrt morden Mar.
ur Waldemar blieb {l und ernit; zwar überwachte er
jefbit dte Arbeiten, aber nie kam ein Wort über jeine
Lippen, Keiner {ah ihn jemals lächeln, und nur aus derv
unermüdlichen Auzdauer, mit waͤcher er jelbjt den Bay


brachte, fonnte man {Aließen, daß au ſein Herz mit-
arbeitete daß er die Befriedigung und Freude an Ddem
Werke hHatte, mit deſſen Bollendung er den legten Willen
jeiner veritorbenen. Gaͤtlin und den Zweck ſeines Daſeins
zu erfüllen glaubte. ; **

Seine Bruͤder jab er jelten; ex ſuchte e nicht und He
mieden Jeinen Unbli. Er hatte ſie der Bilicht, on 3U
tröften, überhoten und Wenzel Hatte ſich deſſen gejreut:;
aber nur wenige Tage waren Vvergangen, und {Ichon
fuͤhiten ſie, daß nicht tröften zu Dürfen _eine Sirafe
war, wie ſie iynen härter hättẽ nicht zu Theil werden

fünnen.
Gortſetzung folgt.)


 
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