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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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Eſcheini teglis mit Auznahme der Corm rne Keierlage
— mit Unterbaltungsbeilage. Brei® vierteljährlih
ML 120 oöne Trägerlubn ı, Bofanffhlag. Beßellungen



für Stadt and

AnzeigerBlatt für die Amtebezirte Heidelberg,
Yabenburg, Weinbeim, Schwetzigen Philippaburg,
Wierloch Bruchſol/ Breiten, Ne targemünd, Mozbach
Lherbach. Buchen Waldürn,T.-Bı °Ch., Wertheinuse,

Zand.











& den Voftanfalten u da ber Grbeditiun Zwingerfiraße 7,
Verantwortlicher KRedakteur:

!i\
— Sulius Jeder in Heidelberg.








2M





— — —
Beſtellungen

* den, Pfälzer Boten werden fortwährend bei
ntlichen Poftanftalten, bei unſeren Trägerinnen
Wie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
raße 7, entgegengenommen.

Verlag des „FPfälzer Rote.“



— —
®E Heutigen Mummer liegt ur 40 der Woryenbei-




— — — — —

bolitiſche Wodenüberfiht.

® Heidelberg, 30. September.
„Da ſtreiten ſich die Leut herum“, was denn nun
J°8t für ein aRerneueiter „neuer Kurs“ eingeſchlagen
—7 nachdem der Kaiſer das huldvolle Telegramm
8 den {hwer an Lungenentzündung erkrankten Fürſten
Wnare geſandt hat Aber ſelbſt die Nationallibe-
* die für ihr Leben gerne Morgenroth wittern,
* © Ddoch kein ſo rechtes Vertrauen in die Sache;
* neue Aera Bismarck wird nicht kommen, das
7°M fie, wenn auch ſchmerzlich, aber doch ein. &8
üre ſchön geweſen, wenn der alte Herr, der ſein
OStagsmandat die Hälfte der Sipungen nicht
g?ftenb machie und während der andern Hälfte ver-
\Ndert mieder in die Lage Käme,
ÜBende Hand über den ‚„Liberalismus“

— es hat nicht ſollen ſein!



Zudem mag Fürſt

1 Beiten, wo e& ihm eine Luſt war, die liberalen
ANneSfeelen guietſchen zu hören, find eben vorbei.
* man nun im erſten Jubel über das kaiſerliche
egramm auf Seiten der Bismarckprefje etwas zu


haben nur den einen Zweck, von etwas anderm zu
reden! Jedenfalls gäbe e& aber mauch' anderes, was


menſchlicher Natur war und aus dem hochherzigen
Weſen Sr Majeſtät zu erklären iſt. Wenn eine volle
Ausſahnung der Gegenſätze zwiſchen dem Kaiſer und
dem Fürſten erfolgen ſol — angebahnt iſt ſie —
daun hat nunmehr der Herr Herzog von Lauenburg
das Wort Wir fürchten aber, daß er, von Liſſingen
nach Friedrichsruh zurückkehrt, wieder den „Schweiger“


Wie nothwendig es iſt, daß ein ſtarkes Ceutrum
weiter beſteht, das ſagt uns der Jubel und die Sieges-
zuperſicht unjerer Gegner nur zu deutlich. Neben
allen unſern gerechten Forderungen muß immer und



und deren Löſung hat das Centrum
Der Liberalismus aber er-
fennt nur ein Joziale Frage, ſoweit ſeinem G e 1 D:
ſack nicht fort und fort zu immer größerer Wohlbe-
leibtheit geſetz lich unter die Arme gegriffen wird.




— Zeiten“ träumte und jubelte, ſo fommt jetzt
4 J Um doch etwas zu fagen, wird nun
i

© wa ſeine Majeftät wohl zu dem Huldvollen
aan stamm veranlaßt haben möge. Die geheimniß»
Alſten Dinge erfährt man da. Selbſt der Kaijer von
*fterreich foll jeinem Hohen Verbündeten zu dem
\;”flgrflmm „gerathen“ — Dieſe Kombiuationen


tag haben uns oft genug ein derartiges Bildchen ge-
zeigt Leider iſt die anfangs ſo glänzend hegonnene
Sozialpolitik der Regierung nicht in dem Maaße ent-
wickelt worden, wie die ſchwere wirthſchaftliche Noth-
lage unſeres Volkes dies erwarten ließ Nehmen wir
das Haudwerk, den Mittelſtand. Auch für dieſe
hat das Centrum einzutreten, und es that ſchon ſein
Möglichſtes. Die Regierung hat, wie bekannt, einen
Entwurf zur Org aniſation des Handwerts
zur Diskuſſion geftellt. Aber wie faſt die meiſten
unſerer modernen Reformen“ iſt der Eutwurf von
einer Krankheit befallen; e& iſt nichts ganzes und
nichts halbes daran; zuviel zum ſterben, zu wenig
zum leben! Das Handwerk hHat ſich nun, wie wir im
Laufe dieſer Woche ſchon berichteten, durch den Mund
des Herrn Abg. Metzger,
in Neuſtadt a. d. D, über den Entwurf geäußert.


ſich in einer Reſolution kundgibt, vom geſammten
Handwerkerſtande und allen, die e& ehrlich mit dem-
Darnach iſt die vom
Herrn Miniſter für Handel und Gewerbe in Ausſicht
genommene Organiſafion des Handwerks, „nicht ent-



zu foͤrdern. Sie erblicken „in dieſer Zwangsorgani-









” — — Siebe Soßdn.

Roman von U. Roſen.

Gaͤchdruck verb.)
— mir Giralda wieder und ich werde alle Deine
en bezahlen und Dih nicht für {o {chlecht Halten,

* zu jein ſcheiuft.
von uf dem Wege zum Bahnhof war nirgends eine Spur
* ®iralda zu entdeden, ſo ſcharf auch der Marquis mit
Luchsaugen nach ihr ausfjvähte, Ebenſo vergebens
eine &e auf dem Bahnhofe gejucht, wo Lord Ormond
* Sahrfarte nach London löfte.
vor mag ſie jeinm?“ rief Marquis. „IhH ſtehe hier
rag Hem Geheimniß, das ich nicht ergründen fann. Gi-
diejes Ldot mir in ihrem Briefe, e gehe na Haufe un0d
i 5 4 Weg/ der ſiẽ dorthin führk und doch
den ſie von einer unferer ſchrecklichen Brücken in
befor barund gejftürzt {ein ?“ bemerkte Ormond iheinbar
das %&)Ié‚ä}gr ?thnb war noch nicht aufgegangen, als fie
) erließ.“
‚„art'(%lelleicbt. O allbarmherziger Gott Ich werde hier
* * his der Hug anfommt und mich überzeugen, ob
e‘d) Nicht noch im letzien Augenblick einfindet, und davon
8 Und Steg abjuchen.“
c£)lfli%af)re‚nb unſer Flüchtling am Ende noch ruhig im
Eeit Da kommt der Zug lebe wohl.“.
Dina IMmond nahm feinen Sitz ein und murde in die Nacht
* WSgewirbelt. Der alte Mann blieb allein zurük mit
gieß‘l‘i‘älflg?ofhgen Mufgabe, na dem verfchwundenen
uchen.
@e‚e?l.“ der nächiten Station telegraphirte Ormond dem
Sn fe0t Born, thn in Sondon am Bahnhof zu erwarten.
itadt Tüher MNorgenſtunde traf der Reifende in der Haupt-
Crit ara . Sn Borns Begleitung fuhr er in jein Hotel.
* * lie in dem ungemütblihen Gajthofzimmer Dbei-
ä Jaßen, begann Born jeinen Bericht.
des & eſtern Nachmittag”, erzählte er, „Hielt der Wagen
ein Berril dor jeinem Haufe. Lady Beatrice {tieg
Loffer und Neifetajchen wurden. aufgepadı und e8

8— —

hieß, die Dame reile nach Schloß Carlton zum Heſuche
bei Berwandten Nach der Viktoriajtation lautete der
Befehl an den Kutſcher. Ich folgte ihr dorthin und nabm
mir eine Fahrkarte nach derſelben Richtung. In Dalton
verließ ſie den Zug wieder. Um ibren Berdacht nicht zu
erwecken, fuhr ich noch eine Statien weiter, kehrte aber
mit dem nächſten guge zurück und wie ich erwartet hatte,
ſah ich Lady Beairice in einem anderen Mantel und dicht
verfchleiert, den Schnellzus nach London benutzen, den ich
auch benutzte. Ich folate ihr von Station, zu Station, bis ſie mir
in Hamptön entichwand Durh Kreuz- und Querfragen er-
langte ich die Auskunft, daß eine Perſon, die meiner Be-
ſchreibung entſprach, in dem Wagen des Grafen Arevalo
nach einem Birkenhain genannten Gute abgeholt worden
ſei Ich fand natürlich meinen Weg nach dem Gute auch
aber da e& von der Straße gänzlich abgeſperrt ift, he-
endiate ich meine Forſchungen an deſſen Thor, doch nicht,
ohne zuvor einen Wachzabdruck vom Schloſſe gemaͤcht zu
haͤhen Hier iſt der Schlüſſel, den ich dänach für Sie an-
fertigen ließ.“

Ormond erroͤthete vor Vergnügen.

„Sie haben Ihre Sache gut gemacht,“ ſagte er, „und
Ihre Belohnung ſoll Ihren Anſtrengungen entſprechend
ſefn. Ich habe inzwiſchen auch vieles erfahren und halte
jetzt die Fäden des Geheimniſſes in meinen Händen Dieſen


Sie über ihn?“

„Von Dden Leuten im Dorfe Hörte ich. daß er ein
ſehr abgeſondertes Lepen führe und Schriftiteller ſei, wäh-
7 ſeine Frau in einem Theater Londons als Sängerin
wirfe.“

Ah dieſe Sängerin nennt ſich im gewöhnlichen Leben
Beatriee Berril“, lachte Ormond.

_„Unbeareiflid. In keinem Dder Kirchenregijter des
Weſtens fand ich die Heirath der Tochter des Orafen ver-
merit. Sie wird, wie ich durch den Diener weiß, eine
Voche von London abwejend jein. Zsenn e3 Ihnen be-




ſation ohne Befähigungsnachweis mır eine
nutzloſe Bedrückung, deren Effekt höchſtens in der
Hexanbildung der Arbeitskräfte für die Großinduſtrie
auf Koſten der Haudwerker beſtehen könne. Sie er-
kennen als das einzige Mittel, den Handwerkerſtand
zu erhalten, den Befähigungsnachweis und die Zwangs-
innung! Alſo auch nach dieſer Hiuſicht iſt es drin-
gend geboten, daß dem Centrum die Möglichkeit er-
halten wird, auch dieſen Theil der ſozialen Frage
nach Kräften zu verfechten, denn nach den wiederholten
Erfahrungen und nach den Verſicherungen der Regie-
rung iſt die letztere „nicht in der Lage,“ ganze
Arbeit zu machen. Dem Handwerke aber und dem
Mittelſtande iſt nur mit ganzer Arbeit gedient.
Wo ihn der Schuh drückt, daß weiß der Handwerker,
das weiß der Mittelſtand eben am beſten ſelbſt und
nicht die „wohlwollenden“ Vertreter des „Liberalis-
mus!, wie er in „Beſitz“ und „Bildung“ der Erb-
patrioten verkörpert wird.

Die Ruſſen kommen nach Berlin, um die Ver-
handlungen über den Zollvertrag wieder aufzunehmen.
Die ruſſiſchen Zeit ungen ſind zuͤrückgepfiffen worden,
aber man merit aus allem, daß e& mit den Ver-
handlungen wohl eraſt iſt, aber nicht mit dem
guten Willen. Dem Bären ergeht es augen-
blicklich, wie einem Grenadier, der die Menage
ſtehen läßt und ſich in der Küche ſeiner Geliebten
wohl ſein läßt. Was hat Rußland die Deutſchen
nöthig? So lange denn Frankreich raſend in den
Bär verliebt iſt und zu den 4 Milliarden, die es
ſchon „lieh“ noch eine weitere zugibt, hat es keine
Noth. Aber für den Fall, daß die Verhandlungen
ſich wieder zerſchlagen ſollten, dann könnten Zeiten
kommen wo die Nolh doch an den Bären ginge.

Die Cholera hat uns leider, trotz der ſchönen
Hoffnungen, nicht verſchont und Hamburg Hat eine
große Anzahl von Fällen mit tödtuchem Ausgang zu

derzeichnen. Glückücherweiſe hat der Gang der Seuche
keine ſolche Ausdehnung genommen, daß man ernſte
Beſorgniß zu hegen braͤucht.
In Oeſterreich Ungarn ſind die Kaiſertage zu
Ende, und die beiden verbündeten Monarchen haben
mit einem fröhlichen „Auf Wiederſehen“ herzlichen
Abſchied von einander genommen. — Was den Ku l⸗
turkampf des Herrn Wekerke angeht, ſo kann man
den Standpunkt deſſelben am beſten beurtheilen, wenn
man einen Blick in erzliberale und freimaureriſche
Blätter wirft. Da wird gejammert, daß die Oppo-
ſilion über die herrlichen, Kultur Ebeſtrebungen geſiegt
hätte, und zwar nur durch die Schwäche des Herrn

ſchen Sie, daß ich in der Sache noch weiter fortfahre, oder
iſt ſie vollendet ?“ —

„ „Sinitweilen, Lieber, aber es iſt nicht unwahrſchein-
lich, daß ich Sie noch einmal mit diefer Ungelegenheit
betraue“, erwiederte Ormond. $

Die Banknote, die er Born überreichte, war beträcht-
lich genug, den Mann zu befriedigen.

Im. Berlaufe des Tages beſuchte Ormond den Grafen
Berril, drücte ihm ſein Bedauern aus übex die Abweſen-
heit Beatrieens und begleitete ſeinen alten Gönner in den
Hidepark. Am Adend fuhr er von dem Viktoriabahnhof
nach Hampton. Den Weg nach dem Birkenhain hHatte er
ſich beſchreihen laſſen.

„Zunächſt werde ich einen Blick durch die Fenſter
werfen“, murmelte er, das Schloß am Gaͤrtenthoͤr mit
dem von Born empfangenen Schlüffel Sifnend. „IH will
Gewißheit haben, ehe ich einen entſcheidenden Scheitt
ausführe. Wenn Diejer ſpaniſche Graf mein Vetter Gott-
fried iſt, dann wehe ihm.“

Lautlos ſchlich er ſich dann durch das Gebüſch nach
dem Hauſe.

Die Fenſter waren erleuchtet. Er ſtahl ſich näher,
hob ſich auf den Zehen in die Höhe und ſchaute in Das
Wohnzimmer.







— — —

29 Kapitel.
Was Ormond ſah.

Kurz vor Sonnenuntergang war nun Beatrice in
44 wo ſie ſchon ungeduldig erwartet wurde ein-
getroffen.

Seit der Balnacht im Hauſe ihres Vaters hatte ſie
aus Furcht vor Ormonds Verfolgung die Ihrigen nicht
mehr beſucht.

ortſetzunz folgt.


dem Dache des Verbannten Spaniers überraſchen.! Wün-


 
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