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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0321

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ꝙ in eidelberg, Ziuingerüraße 7, „ 0 l‘fi.





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2 —



Beſtellungen
auf den Pfälzer Boten werden fortwährend bei
ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
ſowie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
traßze 7, entgegengenommen.
Verlag des „Pfälzer Rote.“





bg Biarter Wader in Donauefingen.

Nach dem vorliegenden Berichte im Bad Beob.
verkief die Centrumsberſammlung, in welcher Abg.
Pfarrer Wacker am Oſtermontag in Donaue|Hingen
ſprach, äußerſt befriedigend Die Zahl der Theil-
nehmer wird auf nahezu 600 geſchäzt. Der Redner


Das Thema war aber
jeden Zuhoͤrer feſſeln

was über drei Stunden.
auch von der Art, daß €$
mußte.

1, Herr Pfarrer Wacker beſprach zunächſt das
neue Programm der Liberalen. Das Jahr
1893 ſei wichtig für das kath. Volk wegen den he-
vorſtehenden Laͤndtagswahlen, und da gelte es, die
Partei unſchaͤdlich zu machen, die ſeit mehr als 30
Jahren Baden beherrſche dadurch, daß ſie in innig-
fier Beziehung zur Regierung ſtehe und von der
ganzen Siaatsmaſchine unterſtützt werde-
rogramuien immer fruchtbare Partei ſei auch jetzt
wieder mit einem Proͤgtamme hervorgetreten (edner
liest Da:felbe nach der „Breisg. Ztg.“ vor),‘ aber
ſchon der Anfang enthalte Ungehöriges ! Die Kattei
ſinge zuerſt wie immer ihr Eigenlob Es ſei aber
verdaͤchtig, daß dieſelbe nach 30jähriger Hekrichaft
noch ſich ſelbſt loben müſſe Eauſchender Beilall!) Fn
dem Selbſtlobe hebe die Partei hervor,
abhängig von der Regierung ſei. Es war gerade zu
fößlich zu hören, wie Herr Wacker dieſe auf Täuſch-
ung ausgehende Behauptung geißelte! Er Redner)
haͤlte mur das Geſicht desjenigen ſehen mögen, der
einen folchen Sag ins liberale Programm nieder-
ſchrieb. Was wäre die liberale Partei ohne die Amt-
männer, ohne den Wahlminiſter Eiſenlohr? Wenn

heute die Regierung dem Liberalismus nicht mehr
unter die Arine greife, oder gar gegen ihn ſchaffe,
ſo ſei morgen von der „unabhängigen“ liberalen

Partei faſt nichts mehr zu finden (nicht enden woll-
ender Beifall h.





Das Programm ſpreche jodann davon, der Prüf-

ung über das Wahlſyſtem bei Landtags- und Ge-
meindewahlen näher treten zu wollen! Nach den
Aeußerungen der liberalen Führer in der letzten

Kammer über dieſen Punkt ſei felchen Verſprechungen
kein Ernſt beizulegen. Er (Medner) beneide Jeden,
der ſo etwas glaube, unı ſeine politiſche Gutmüthig-
keit (unbeſchreiblicher Jubel und Zuſtimmung der Zu-
höredh; die liberale Partei ſchaue nicht darauf, was
das Volk wünſcht, ſondern was ihr ſelbſt nütze; das
indirekte Wahlſyſtem aber biete ihr den größten Vor-
Zudem ſtelle ſie bei Einführung des direkten
Waͤhlſyſtems ſolche Kautelen, daß dasſelbe noch illu-
ſoriſch ſei.

Noch nothwendiger als die Aenderung des Wahl-
ſyſtems ſei die Beſeitigung der Wahlkreisgeometrie;
aber davon enthalte das Programm nichts. Die
Wahlkreiseintheilung ſei eben nur zu Gunſten der
liberalen Partei gemacht. Reduer bringt draſtiſche
Beiſpiele hierfür; ſo zähle Donaueſchingen 24,000
und Schwetzingen 43,000 Seelen Dem Wahlbezirk
Triberg, der ſchon an ſich recht groß ſei, habe man
noch proteſtantiſche Gemeinden zuͤgetheilt als Gegen-

Dort freilich
könnten proteſtantiſche Gemeinden

geben.

mendingen Waldkirch.

Bei Abänderung des Gemeindewahlgeſetzes ſei
von der liberalen Paͤrtei ebenfalls nichts Durchgrei-
fendes zu hoffen. Man wolle eine Abſchlagszahlung
machen und unter dieſes neue Geſetz nur
Dar-
auf ſei nicht einzugehen, es ſei für alle Gemeinde
angehörigen in allen Gemeinden das direkte Wahl-
recht anzuſtreben. Warum gerade die großen Ge-
meinden unter Vormundſchaft ſtellen? Gerade in
ſolchen (es ſind meiſt kleinere Städte) reſidirt ge-
wöhnlich die Intelligenz z. B. Ammann! es ſei
ſonderbar, daß gerade Orte mit Amtmännern der
Vormünder bedürfen, weil ſie politiſch nicht ſo weit
fortgeſchritten ſein, als kleine Gemeinden. Es läßt
ſich mit Worten nicht beſchreiben, welchen Beifall
dieſe Ausführungen über das Gemeindegeſetz hervor

riefen. So fann die liberalen Anpreiſungen eben
nır ein Waſcker abfertigen.
Den Schluß dieſer Ausführung über das neue

liberale Programm bildete ſodann die Apoſtrophe an
die Zuhörer, dem Liberalismus gerade in Donau-


eſchingen den Abſchied zu geben. Donaueſchingen habe
bisher faſt allein das „Lob“ gehabt, obwohl faſt ganz
katholiſch, doch ſtets einen liberalen Vertreter zu be-
ſitzen, und es ſei im Lande bekannt als Verſorgungs-
poͤſtchen für ſolche Liberale, die ſonſt nirgends in
einem Waͤhlkreiſe uuterzubringen mwaren. Wenn
Karlsruhe oder ſonſt ein Wahlkreis einen Hauptlibe-
ralen zum Vertreter nicht wollte, ſo hieß e&, Donau-
eſchingen wählt ihn!

2. Nach Erledigung des liberalen Programms
ſprach ſodann Herr Pfarrer Wacker über das
Sifenbahnwefjen. Er führte aus, wie unge
mein betrübend die Art der Liberalen geweſen, daß
man nur dort Eiſenbahnen in Ausſicht ſtellte, wo
liberal gewählt wurde Eiſenbahnen ſeien dort zu
genehmigen, wo es nothwendig ſei und die wirth-
ſchaftlichen Bedürfniſſe es erheiſchten und demgemäß
habe das Centrum gehandelt ohne Rückſicht darauf,
wie ein Bezirk gewaͤhlt habe. Wenn Fieſer ſo ge-
prieſen werde ob ſeiner Bemühungen um die Breg-
thalbahn, ſo ſage er: Fieſer habe einfach ſeine Pflicht
gethan. Uebrigens dürfte einem Abgeordneten nicht


Ruͤckſicht auf das ganze Land nur auf ſeinen Wahl-
bezirk bedacht ſei.

3. Nach dem Eiſenbahnweſen kam die Militär-
vorlage ar die Reihe! Redner illuſtrirte die
Stellung der Liberalen zu dieſer Vorlage Zunächſt
habe man ſie einfach für unannehmbar erklaͤrt und
jetzt ſchwärme man dafür. Das ſei liberale Charakter-
feſtigkeit und Ueberzeugungoͤtreue! Die Machinatio-
nen der Liberalen mit ihren Flugblättern, Gutachten
penſionirter Offiziere, Kriegsbildern, fanden e ne kri-
tiſche Beleuchung, die wirklich durchſchlagend war.
Nicht enden wollte der Applaus, als Herr Wacker
bezüglich der penſionirten Offiziere ausführte: ſind
ſie in Ruheſtand getreten, um angenehmer zu leben
ſo mögen ſie ſelbſt zuerfi für's Vaterland etwas
thun; ſind ſie im Hauptmanns oder Majors Rang
penſionirt, weil fie zu höheren Chargen nicht be-
fähigt erachtet wurden, dann ſind ſie auch nicht
geeignet, das Volk über militäriſche Fragen 3zu Des
lehren.

Die Militärvorlage erſcheint Herrn Wacker un-
annehmbar wegen der zu großen Opfer, und weil ſie
unnöihig ſei. Befürchtungen für das Vaterland ſeien
ungerechtfertigt bei Beſtand des Dreibundes, der alle
ſeine Streitkräfte auch wirklich zur Verfügung ſtellen
könne, während Frankreich und Rußland nicht ſo
gerüſtet ſeien, wie auf dem Papier ftehe, und zudem











Die feirolichen Brütder.
78) Roman von H. v.Nemagen.
Nachdruck verb.)

Der Reiter durchſchritt ihn der Breite nach; Ddann
nahm er aug ſeiner Satteltajche eine furze, aber jtarfe Säge,
ging feitwärts in das Gehölz und hatte in kurzer Zeit
ein armdides Bäumchen abaͤeſchnitten und {o hergerichtet,
dab es quer über den Weg reichte,
JO ung, in einiger Entfernung vom Boden. Darauf ver-
itedte er das Stämmehen in einem Gebüjdh zur Seite des
Weges, beftieg mieder dasPferd und ritt in leichtem Trabe
zurüd, während der Rentmeiſter ſein Thier nochimmer voll
ausgreifen ließ; er haͤſtete vorwärts, als glaubte er, feiner
Tochter die Raͤchricht von ihrem Glücke nicht [rüh genug
brinan zu fönnen. |

Roschen war wieder in ihren vorigen Zuſtand zurüc-
verfallen ; das freundliche Zureden der Tante, die ‚Zärtlich-
keiten * Coufinen, ihre Bemühnngen, ſie zu zerſtreuen
und aufzuheitern Nichts hatte 4 und als ſe der
Nentmeiljter Jah, ſo bleich und abgehärmt, mit vermeinten,
IOlafmüden Wugen, drängte fih in ſeinem Geiſte das
Bild der gefangenen Gräfin unmillkürlich neben die Toch-
ter, und. die alte Analt ergriff ihn von Neuem.

„ „Mein Kind, meine Kojal“ rTief er erſchreckt und 30g
* jeine Bruſt —' „welch” ſchweren Kummer machſt Du

„ „Sei mir nicht böfe, Vater — iqh kann ja Nichts da-
Tür — ich leide jelbſt unjäglich ! . Laß mich wieder nach
Haufe, idh halte eS hıer nicht länger aus! — Ich ſehe die
Sräfin wieder jede Nacht — e wintt mir immer beftimm-
ter — falt gebieteriſch — He lommt immer näher — alz
wollte jie meine Hand ergreifen und mich mit Gewalt fort
reißen — Vater Bater, meine Kraft iſt gebrochen, ich
fühie, daß ich ihr bald folaen werde.“ |

„DasS wilt Du, aber nicht in den Tod und das Grab
— Deine Träume werden ſich in anderer Weije erfüllen.
Oraf Wenzel begehrt Deine Hand, Du wirft Graͤfin von
Hohenau werden und — —”







„Bater,“ ſchrie das Mädchen entjeßt auf und ſtreckte



daß er ein ſolches Anfinnen an Dich ſtellen Fonnte! Ih
Graf Wenzels Frau — ich Gräfin von Hohenau — nimmer-
mehr, Bater! Yimm das Wort zurüd — ich entſetze mich
ſonſt vor mir jelbit!” .

Thörichtes Kind Du wirſt es werden weil es Dein
Glück { und weil i e8 will! Ich will Dich geehrt, be-
wuundert, beneidet jehen — das war das Ziel all’ meines
Mühens und Ringens und jegt, da ich eS in meinen Han-
den hHakte, fommit Du und ſtößt mich mit der Q‘I‘rlbeit meines

ganzen Lebens um einer Laune willen zurüc ?

„Um einer Laune willen nicht, mein Vater! Mein
ganzes Herz ſträuht ſich dagegen — ich fürchte, ich haſſe
dem Örajen! © Vater opfere mich nicht chrachigen PLA-
nen — ich will Nichts als von Dir geliebt zu ſein, das iſt
mein Glück meine Ehre und mein Heichthum.“

„Du kenuſt den Grafen nicht, Du wirft ihn kennen
fernen und Deine kmdiſche Jurcht vor ihm ablegen! Du
haffeſt ihn? Was hHat er Dir gethan? Du fürchteſt ihn?
Warum? Er iſt Dir niemals zu nahe getreten! Und
Ddann, bin ich nicht da, mein Kind? — Dein Vater iſt
itarf genug, Dich zu {hüßen!” . *
_ „Vater, Ddenfit Du denn nicht mehr an die Gräfin
Hildegard,“ ſagte Rofa erregt. „Wie hat er ſie gehaßt,
die Tochter des Kaufmanns his in d S Grab hinein hat
er ſie mit feinem Haſſe verfolgt — und er ſoͤllte mich
Heben, die Tochter ‚ines Kentmeijters ? AWenn es wahr
iſt, daß er mich begehrt ich jehe noch nicht, was ihn
dazu freibt; aber Liebe ijt es nicht, das weiß H, und ich
braͤuche Liebe, ich kann ohne Liebe nicht leben!“

Gerade, weil er DichH Kiebl, will er Dich haben! Die
Liehe fragt nicht nach Stand und Namen — 4
auch wohl Hildegard Rieger nicht Schloßherrin von Hohe-
nau geworden! Und wurde ſie nicht geliebt, war ſie nicht
glücklich?“ ;

„Und mußte doch ſo jung fort !”

„Sie ift geftorben, KRöschen, wer kann dafür?

Der
Tvd ijt ſtarker als wir, er nimmt, was er will !“ ;



Sie iſt begraben, Bater, aber fte war nicht todt als
ſie begraben wmurde. Ich habe ſie noch leben jehen, als

was andere Leute nicht ſehen fönnın! Man hat die Gra-
fin lebendig bigraben, und weil ich es gewußzt und nicht
gehindert Habe, darum winkt ſie mir in ihr Grab Hinein,
darum werde ich nicht Ruhe finden, bis ich auch darinnen

Kind Kind, wie unglücklich machſt du Deinen Vater
der Dich ſo ſehr Liebt !”

„Ich weiß es, Vater, daß Du es aut mit mir meinſt
und nichts willſt als mein Glück!“

„Du bit meine gute Tochter ſei auch meine kluse
Tochter! Nimm was ich Dir biete — Du begreifſt noch
nicht, was Du verſchmähſt.“

Er nahm ſie an ſeine Bruſt und küßte ſie
bleiche Stirn

Willn Du Röschen ?” ) 2

Wenn Du das Wort hören willſt — ich will, Vater!


auf die

Aber ich weiß, daß ich es nicht erleben werde — e$ gibt
etwas Stärkeres, als Menichenwille iit.“ *
Ich danke Dir für den Willen, Roja — Du biſt

Deinem Vaͤter gehorfam, auch wenn Dein Herz ſich ſtraubt;
das ziemt dem Kinde, das lohnt Gott, wie er e$ verjpro-
chen hat. „Dalte Dich alſo fertig! Morgen Zrüh wird
Dich ein Wagen abholen ichwünſche daß Du ungefäumt
nach Hohenau zurückkehrſt! Und jetzt komm zur Tante ; ich
habe noch ein paar Stunden HZeit, wir wollen ſie ver-
plaudern — aber ein froͤhliches Geſicht Kind !” .

Der Abend fenkte ſich ſchon alz Gasda den Heimweg
antrat. . Das Benehmen ſeiner Tochter machte ihın doch
mehr Sorgen, als er ſich «tngeftehen wollte, In Gedanken
vertieft, hatte ev das Pferd ſich ſelhſt überlaſſen und nicht
bemerkt, wie ſich der Himmel mit ſchweren, ſchwarzen Wol-
ken bedeckt hatte. Erſt als der Wind durch die 3weige der
Bäume faujte, welche an der Straße {tanden, und den
Staub aufmwirbelte und ihm in’S Gejicht trieb, erw..chte er
gus ſeinen Iräumereien und gewahrte nicht ohne Sorge
die drohende Veränderung, welche am Himmel 74

Sortſ folgt.


 
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