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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0297

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erſcheint Lägıig au Auguadme ber Gonkı- un? Heiertage
— mit Unterbaliungsbeilage, Preis vierteljährlich
— — — —
bei den Moftanflailten u bei der Wrbebilton Zmingerfiraße 7


Knzeige-DBlatt ür die Amtsbegirte Heidelberg
Kabenburg, Weinheim, Schwetzingen Philippsbura,

Bie8luh, Bruchfal, Bretten, Ne targemüänd, Muysbad
Fherdach Buchen Walldärn,Z.-D. ‘8h., Wertheimoc


Lulil.













Berantmworilicher Hebdakteur ;
Aufigs Yader in Heibelberg,

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in Seibelberg, Zwingerkraße 7, ů

rm Serlap ı, Expedinon von Geyr. guber 4. Jahrg.
—_



Es iſt die höchſte Zeit,

Wir bitten, die Beſtellung auf das zweite Quartal
ſchleunigſt machen zu wollen.

Das Abbeſtelleu der Zeitung hat gerade jetzt am
allerwenigſten Sinn. Allem Anſchein nach gehen wir
einer Reichstagsauflöſung entgegen und neben der
Militarvorlage ſird es dann wichtige Steuervorlagen,
wie die Bier Brauntwein und Börſenſteuer,
ſowie wahrſcheinlich auch eine ſtärkere Heranziehung
des Tabaks, weiche das Intereſſe des geſammten
Volkes waͤchrufen. Auch die Verhandlungen über die
Aufhebung des Jeſuitengeſetzes ſtehen noch bevor.
Unier ſolchen Umſtänden iſt das Leſen einer Zeitung
unentbehrlich.

* Ahlwurdt ⸗Kultis und Sozial-Demokeatie.

Aus der Reichshauptſtadt berichtet eine Centrums-
korreſpondenz:

Ahlwardt treibt es, umjubelt von ſeinen Getreuen,
die auf ihn ſchwören, ärger denn je. Für Samſtag-
Abend war eine aroße Verſammlung eiuberufen mit
folgender Tagesordnung: „Der Invalidenfondz. Die
Atten find ur Stelle. Ahlwardt gerichtet?“
Die Tigesordaung einer andern antiſemitiſchen Ver-
ſammmlung lawet: „Die Schächtung Ahlwardt's im
Reichstage?“ Ahtwaͤrdt ſelbſt prahlt, daß er nach
den Oerferien dim Reichstage den verſprochenen
Doppelzentner „Aktenſtücke“ zugehen laſſen werde. In
der Preſſe wird d-r Verſchlag gemacht, e& möchte die
Geſchäftsordnung dee Reickstages dahin abgeändert
werden, daß dem Präſidenten eine größere Dis zip-
tinargewart eingeräumt wird. Wir möchten
dringend waͤrnen, um ein $ Ahlwardt willen etwa die
parlämentariſche Redefretheit einzuſchränken. Es darf
auch nicht überſehen werden, daß Ahlwardt im Reichs-
tage vom erſten Tage ſeines Eintritts ab von den
Freiſinnigen in wenig fuger Weiſe gereizt worden
ift. Die Herren mußten ſich doch jagen, daß Ahlwardt




heiten ſeiner Volks Verſammlungen ſofort auf den
Reichstag übertragen werde. Aber ſie glaubten an-
ſcheinend daß ſie mit Ahlwardt
ſemitiſche Bewegung todtſchlagen könnten,
und da haben ſie ſich denn gründlich verrechnet. Die
größte Schadenfreude an den widerwärtigen Vorgängen
haben die Sozial-Demokratiſchen. „So
widerlich uns auch Hr. Ahlwardt und ſeine Geſell-
ſchaft ſein mag ſo können und wollen wir doch un-


ſere recht lebhafte Schadenfreude nicht verleugnen —
ſchreibt der Vorwärts — der blöde, blinde Hödur
zielt auf den Juden, und er trifft den Capitalismus


Ordnung. Ahlwardt ſei nur
wie er bei jedem Vorgang der Zerſetzung auftrete.
Weil der Sapitali3mus zerfalle, deshalb erſcheine
der Ahlwardt⸗Bacillus. Der Anti-Semitismus“

der Schwamm im freiſinnigen Hauſe, und gerade in
ſeinen Grundmauern, in den kleinbürgerlichen Schichten
wuchert er am ſtärkſten. Dieſe Schichten gehen hoff-
nungslos am großen Capital unter, und da ſollen
ſie ſich durch die freiſinnigen Lobgeſänge auf die
Herrlichkeit des großen Capitals über ihre in grau-
ſamen Qualen fortſchreitende Proletariſirung tröſten
taſſen. Oredat Judaeus Apella! (das glaube der Jude
Apella! Aber der lebte vor zweitauſend Jahren im
Rom des Horaz, und die Juden und freiſinnige Partei,
beſchnittene und unbeſchnittene, ſind ſo leichtgläubig
nicht nehr. Sie fürchten den Anti-Semitismus, und
ſie haben auch allen Grund dazu.“ Es iſt auch nicht
zu bezweifeln, daß Freiſinnige und Couſervative vor
etwaigen Neuwahlen zum Reichstage
mes Grauen empfinden: ſie fürchten, e& könnten noch
mehr Ahlwardts in den Reichstag gelangen. Ahlwardt
hat neulich im Reichstag geſagt, gerade ſeine Wahl


kreiſe groß ſein müſſe. Dieſe Unzufriedenheit iſt, be-
ſonders in den Kreiſen des Mittelſtandes, eine viel
größere, als allgemein angenommen wird Dieſe un-
zufriedenen Schichten wünſchen, daß die ſozialen und
wirthſchaftlichen Fragen mehr in den Voͤrdergrund






heit draſtiſchen Ausdruck zu geben, wählen ſie Ahl-
wardts. Ein Mene Tekel für die alten Parteien!

Deutſches Reich.

Berlin, 28. März. Von einem Rücktritt
des preußiſchen Kriegsminiſters war kürzlich
in einigen Blättern die Rede. Demgegenüber theilt
die „Poſt“ mit, daß von einem ueuerlichen Entlaſſ-
ungoͤgeſuch des Herrn v Kaltenborn Nichts bekannt
iſt. Ein Miniſterwechſel würde aber auch wenig ins
Gewicht fallen, da die Hauptvertheidigung
der Militärvorlage in den Händen des Reichs
fanzler® gelegen
klingt das für Herrn van Kaltenborn gerade nicht

*München 28. März. Papſt Leo XIII. hat







2—






dem Schriftſteller Dr. A Kauſen, deſſen Feſtſchrift
zum Biſchofs⸗ Jubiläum in einer Auflage von 218,000
als Beilage zu 67 katholiſchen Zeitungen erſchien, die
große ſilber ne Medaille verliehen. Die Auszeichnung
wurde dem Genaunten durch den apoſtoliſchen Nuntius
Dr. Kauſen erhielt
bereits 1888 das goldene Ehrenkreuz Pro Eeclesia




Ausland
Paris, 2 März Der Graf von Paris rich-


wärtigen Lageempfänden Mänuer ehreuhafter Geſinnung
‘ bag Bedürfniß, ſich zur höchſten Kraftanſtrengnug zu
vereinigen: die Monarchiſten müßten mit dem Beiſpiel
Vorangehen, jede nützliche Allianz annehmen und
daß die Monarchie

Er werde, von ſeinem Sohne unterſtützt, vor keiner
Anſtrengung zurückſcheuen, um das Vaterland wieder

zu erheben.

i * Qondon, 28. März. Unterhaus. Morley be-
kaͤnpfte Balfours Tagesordnung und erklärt, falls
Balfour unter dem Coneordat mit den iriſchen Nationa-

liſten das Beſtreben hahe, um zum 1. Male unter-

ſtuͤtzt von der Sympathie der Majorität des iriſchen

Volkes zu regieren, dann habe er Morley) ſich nar

der Durchführung eines ſolchen Concordats ſchuldig
gemacht. Die Anklage Belfours ſei ſo ſchwach, daß
die Regierung weder eın Votum des Hauſes noch das

Urtheil des Landes zu fürchten brauche. Gladſtone

erklärt, zur Rechtfertigung des Tadelsvotums ſei nichts

vorgebracht, als daß zerſthrende Elemente als das

Ergebuiß dos 700jährigen Verwaltungsſyſteins noch

in Irland vorhanden ſeien. Die Regierung ſuche
jetzt dasjenige Syſtem, wonach Irland ſo regiert

werden ſoll, wie England und Schotten regiert wür-
den. Er ſtimme Morley bei, und werde mit ihm
ſein Schickſal theilen. Das Unterhaus hat hierauf
mit 219 gegen 272 Stimmen unter lebhaftem Beifall
der Miniſteriellen das von Balfour gegen die Re-
gierung eingebrachte Tadels votum verworfen.

Aus Baden.

Heidelberg, 29. März.
)( Meber die Militärvorlage ſingen unſere
militärfrommen Amtsverkündiger fortwährend allerlei
Liedlein ; ſie ſchimpfen dabei über die Oppoſition ſchon







— 4 — — —







Die feirolicher Brüser.

72} Koman von H. v. Remagen.
(Nachdruck verb.)

Aber ich weiß, daß Du ihn mehr liebſt al mich und
ich würde mich opfern laſſen, Ddamit er zuxückgemonnen
würde, wenn nur die gerinaſte, wirkliche Gefahr vorhanden
wäre, daß er verloren ginge; ſeiner Laune und dexen Ein
bifdung will ich mich nicht zum Opfer meihen. Er wird
das Vagabundenleben bald genug ſatt befommen und den
Weg zu feinem warmen Neſte zurüc früher finden, als Du
Dir träumen Läßt.” .
Wenzel füllte den Becher des Brudecs zum dritten

ale. ;

Apropos Michael, wie haſt Du denn die Kompli-
Mmente der Baroneß Braunfels aufgenommen ?“ }
| Michael nahın den gefüllten Becher und fIrank ihn
eer

„Du ſollſt mir antworten und nicht trinken“,, lachte
Wenzel. „Du haſt doch Rechenſchaft von ihr gefordert
oder nicht ?“

„Nechenſchaft von einem Weibe ?“

„Du Hajt eS nicht gethan? Du haſt
Nnommen ?” Pfui Michael !”

; Dn hätteſt ſie nur ſehen ſollen — und was ſollte ich
agen ?”

— „Sie ſehen? Und wäre ſie die Naijerin, joweit darf
die Ruͤckficht auf die Weiber nicht gehen, daß man ihnen
feine Nückfiht auf uns zu nehmen! Und was

u fagen ſollteſt? Je weniger man ſagen kann, Bruder,
um . jo mehr muß man zu ſagen wijjen! Zum mindeſten
Hättelt Du dem Hochmüthigen Dinge doch jagen müfjen,
daß es unter der Würde eines Graͤfen von Hohenau wäre,
auf die Albernheiten einer ſiebzehnjährigen Baroneß Braun-
fels zu antworten.“ ;

„Bei Gott Du haſt recht. Aber ich war von dem un-
ertwarteten Ausfall jo überrafcht, daß ih —
ar „Daß Du wie gewöhnlihH den Kopf verloren hatteſt!
Ihr wart doch unter vier ANugen?“

es ruhig ange-

„Natürlich !” .

Biſt Du aber auch ſichex, daß Euer Zwiegefpräch

keinen heimlichen Zeugen hatte? Jm Nebenzimmer etwa
oder hinter irgend einer Bortiere.“

„Wie kommſt Du denn auf den abſcheulichen Gedanten
Wenzel?“ *

‚ „D i meine nur, ein ſolches SJungfräulein hätte
nicht den Muth, einem Mann o böfe Dinge ins Geſicht
5_.% icff)fgltxt}ern, wenn es müßte, daß es ihm ſchutzlos gegen-
überfieht ”

Tod und Teufel, Wenzel,
richtig wäre !” }

Eher richtig al8 falſh! Aber was dann !“

„Dann mürde ich mich rächen fürchteclich rächen !”

Aber Du willſt ja fort, hinter dem irrenden Wal-
demar herirren und wenn Du ihn gefunden, weiterirren,
bis Dich der Zod —” 7

Ich bleibe, Wenzel! Du haſt mir eine nähere Pflicht
gezeigt — ich mill ſie erfüllen!

„Und dieſe Wiliht — willſt Du mir fagen, wie ſie ſich
nennt?“

„Sie heißt — Kacdhe, Rache an Beiden, an Bater und
Tochter, und Du ſollſt mir hHelfen, ſie zu nehmen !”

Ich hHätte wohl einen föftlichen Plan — aber was
ſoll aus unjerer Gefangenen, Ddem armen Weibe Deines
Bruders werden?“

„Sie mag bleiben wo ſie iſt bis es Dir gefällt, 10r
die Freiheit zu geben ?”

„&opp e$ gilt!
nünftig Brüderhen! So hHöre denn. Dn gehit. morgen
nach Adlerſtein — Du mußt Dir doch Dein neues Beſitz-
{hum anfehen. Ich lege mich izwiſchen autf die Sauer —
Mädchen, in dem Aller der Baroneß Braunfels pflegen
einjJame Spaziergänge im Mondſchein zu lieben IO er-
ſpähe Ork und SGelegenheit henachrichtige Dich

wenn Deine Vermuthung

weiß — mir entführen dem Alten jei
terchen und Du trägit es anf flüchtigem Roſſe auf den
Adlerſtein in Deinen hohen Horit”.



Aber der Alte? Der wird uns an den Kragen gehen
wenn er es erfährt⸗!

— „Brüberchen, der Alte wirds Manl halten und ſein
Kind au — meinen Kopf zum Bfande.“

Ich bewundere Dich Wenzel und — ich werde mor-
gen veifen. Jetzt aber will ich zu Bette gehen, ich bin
mübe und mein Hirn iſt wüſt — gute Nacht mein
Bruder.“

„Schlaf gut Bruder.“

Michael erhob ſich undging wankend aus dem Saale;
Wenzel ſah ihm dann ſpöttiſch nach. 7

Der gute Junge”, laͤchte er, „märe wahrhaftig im
Stande eine große Dummbeit zu begehen, wenn man ihn
nicht im Rleinen zu beſchäftigen wüäßte.“

13. Kapitel.
Neue Angit, neue Hoffnung.

Die Kräuterurjel hatte Recht gehabt, Es war nur
ein heftiger Anfall gewejen und Ddas Fieber ſeit jenem
Vorgen an welchem ſie zum erſten Male. an dem Bette
Florians geitanden, nicht zurückgelehrt! Der Knabe war
in wenigen Tagen im Stande, mit Hilfe Friedels und der
Meijterin ſein Lager zu verlaſſen und ſich am Fenſter
von der hellen warmen Frühlinasfonne befcheinen zu
laſſen Aber an Arbeit war noch lange nicht zu denken;
der Klorian war immer ſchwächlich, jetzt erſchien ſeine letzte
Kraft erſchbpit zu ſein

Auͤch in feinem Wefen war eine Beränderung vorge-
gangen welche Sıfanna mit Befremden wahrnahm und
mit ſtiller Sorgr erfüllte. Sonit froͤhlich zutraulich, offen,
wenn er bei ihr und den KMindern ſein Durfte, Mar ‚er JeBi
verſchloſſen wie von innerer Angit und Sorge
gequält,

Fortſetzung folgt)


 
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