Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

DOI Page / Citation link: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0635

DWork-Logo
Overview
loading ...
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext



von


alten.

ert,



tilraße
0. B

erung I
Saarven- M

]
zfien

edriger

oppelte

unhorilch

okayer X-

l
ſe
lberg,


2

beruen
el⸗ und
jälder-
fabrikate

n
Ür COM“
icherung






Erfgeint iàgtid uu Augnahme der Gonne unb Feiertage
Samfags mit Unterbaltungsbeilage, Yreis vierteljährlid
; B - L.20 obne Trägerlohn ı. LPoßauffihlag. Beßellungen
_ Bei den Boftanfelten n. bei der Expeditiun Zwingerfirake 7,





für Sfadt





Kuzeiger Blatt für die Aıntsbezirke ‚Heibelberg,
Xabenburg, Weinheim, Schwegingen, hilippahura,
iesloch, Bruchfal, Bretten, Ne Iargemünd, Mosbad
Eberbach Buchen, Wolbdärn,T.-Bı - “89., Werfheintie.

































{ leur: Aul raͤch Vir . i $ 10
V Seidelberg, Freitag, den 7. Jili 1898 — — z O0II
— —

Jutereſſe gehandelt, wenn ſie mit aller Macht und die Schraube anſetzen werde, daß ihnen (den



Beſtell ungen
auf den „Pfälzer Boten“ werden fortwaͤhrend bei
%flm}nflid)en Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
wie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
traße 7, entgegengenommen.





Ctwas nus den Meidsland.
® Heidelberg, 6. Juli.
Die Kunſt, die Elfaß-⸗Lothringiſche Be-
Dölferung in das oppofjitionelle Lager zu
Feiben, hat man im Reichsland von jeher gut ver-
ſtandei. Wir wiſſen aus eigener Anſchauung, wie


Energie für den Candidaten
Partei, Pfarrer Cetty
nichten.
weiſe wählte man unter der Parole lieber roth,
denn ſchwarz für den Sozialdemokraten. Dieſer wurde
Reichstagskandidat!

einer ſtaatserhaltenen
eingetreten wären. Mit


den Prieſter Dr. Müller-Simonis3 als Cen:
trumskandidaten aufgeſtellt

Mann von lauterſtem Charakter, der aus glänzenden


— ꝛ —


Lerlei Maßnahmen, Chifanen ufw. — Der Erfolg
Mes ſolchen Syſtenis bleibt dann auch nicht au8.
daß die Wahlen im Elſaß Lothringen in manchen
ezirfen regierungsfreundlich ausfielen, verdaukt man
Iur dem bekannten Druck von oben Dort wo dieſer
Iicht verfing — 3. B. in Straßburg und in Mühl-
Jaufen — da haͤben die Sozialdemokraten gee rn
tet, wa8 — fagen wir von nationalliberaler Seite
37 ge]äetmorden iſt. Die Centrumspreſſe in Elſaß-
Lothringen ſowohl als auch im übrigen Deutſchland hat
YDrhergejagt was kommen würde. Leider haben ſich
re Vorausſagungen verwirklicht. Woliegt die
> huld? Antwort: Im Katholikenhaß, der
ſich von jeher in denjenigen Kreiſen geltend gemacht
Yat, die berufen ſind durch weiſes und kluges Vor-
Ehen und durch waͤhre Toleranz eine faft gauz kath.
Koölterung mit den beſtehenden Verhaͤllniſſen auszu-
Öhnen und zu befreunden. Wie weit dieſer Katho-
kenhaß um ſich gegriffen hat, zeigen deutlich die
Reichstägsmwahlreiultate in MühHLHayjen and
Stiraßburg. In Mühlhauſen mar als Candidat
der Fath. Bolk8partei aufgeltellt der katholijche
Pfatrer Zetty, ein befonderS im Kampfe gegen die
tOthe Internationale bewährter Rämpe. Sein Geg-
WEr mar der ſozialdemokratiſche Candidat B u eb.

hätte nur glauben ſollen, die gebildeten und
Leſizenden Claſſen dieſer großen Induſtrieſtadt, ein-

trioti : : *
— Pflicht gemacht, oder hätten im eigenen






den opfervollen Beruf eines kath Prieſters erwählte.


der durchaus auf deutſſchem Standpunkte ſteht; er
iſt Doͤktor der Theologie und Philoſophie, Lieentiat
des canoniſchen Rechts, Mitglied des Frankfurter
Vereins für Geographie und Statiſtik und der Lon-
doner Geographiſchen Geſellſchaft. Vom nat Aib.
Beamtenthum war als Candidat Dr. Petri aufge-
In der
Stichwahl ſiegte Bebel. Das Centrum enthielt ſich
der Wahl. Einzelne Mitglieder kath. Vereine mögen
auch ihren Stimmzettel für Bebel abgegeben haben,
mehr aus Unzufriedenheit als weil ſie den Beſtrebungen
der ſoz. Partei zuſtimmen.
Nun geſchah etwas Merkwürdiges. Ein kathol.



niedertrachtigen Pfaffenhunden) Hören und Sehen
vergehen ſolle — die Andienzſuchenden entlaffen.
Daß die Beleidigten den Herrn Polizeipräfidenten
vor Sericht forderu werden iſt ſelbftverſtändlich,
daß Herr Feichter ſich unm öglich gemacht hat —
guch leider aber auch, daß in herrſchenden Kreiſen dieſelben
Anſchauungen vorwiegen wie die oben geſchilderten






beſchaͤftigt habe Die Vorſtände dieſes Vereins wurden
heim Polizeipräſidenten in einer Audienz vorſtellig u.
hei dieſer Gelegenheit wurde denn ſo recht klar, welche
Richtung z 3. in Elſaß Lothringen die herrſchende
iſt. In dieſer Audienz bezeichnete Herr Bolizei:
präſident Feichter den erwähnten Candidaten
der Kaͤtholiken, Dr. Müller⸗Simonis als Landes-
verräther u. Schweinehund“, als hergelaufenen
Schuft; die wahlfaͤhigen Zoͤglinge des Prieſterſemi-
nars nannte er „Rotzer die Abg Guerber,
Lrer und Simonis bezeichnete er als Pfaffen und
Schufte mit roth⸗weiß⸗blauen Herzen. Die Katholiken

Bande, und eine Schweinebande und die altdeut-
ſchen Mitglieder, die für Herrn Dr. Müller⸗Simonis
geſtimmt haben, ſind in den Augen des Herrn Poli-
zeipräſidenten: hundsgemeine Schufte, die in einen


den Herren zu ſagen, wurden, nachdem ihnen


h ndelte Bepölkerung mit den beſtehenden Verhält-
niſſen ausſöhnen! Daß im ganzen Reichsland die
Erbitterung den höchſten Grad erreicht hai, brauchen
wir wohl nicht beſonders zu betonen. Hoffentlich
wird der Reichstag ein ernſtes Wörtlein
darin mitſprechen. Den Katholiken Elſaß⸗Lothringens
aber rufen mir — wie in früheren Zeiten, jo heute
aus der Ferne zu: Feſt zum Centrum gehal-
ten! Nieder mit dem ſich breitmachenden Na-




* 2 2 Y
Die Studenten-Unruhen in Baris.

= Paris, 5, Juli. Ein Urtheil, welches das
Zuchtpolizeigericht in der vergangenen Woche gefällt
hat, iſt der Anlaß zu wiederholten ſſch weren Au 8-
ſchreitungen ſeitens der hieſigen Studenten
gemorden. Es handelte ſich um die ſeiuer Zeit auch
in dieſem Blatte erwähnte Schauſtellung undekleidetet
oder kaum bekleideter junger Frauen auf den beiden
Baͤllen des Montmartte, dem „Bal des Quat-z Artz“
GBall der vier Künſte) und dem „Bal Fin de Siecle“
Gall (am) „Ende des Jahrhunderts!“) Der Ge-
richtshof nahm au, daß bei der obſcbnẽn Zurjchans
ſtellung nicht etwa ein Lüuſtleriſches Intereffe obge-
waltet habe, ſondern daß ſchlechiweg Unſittlichkeit voͤr⸗
liege, und verurtheilte demgemäß, was den erſten
Ball angeht, den jungen Maler Guillaume, und
vier der mitwirkenden „Damen“ zu je hundert
Franken Geldbuße, und was den ziveiten Ball
betrifft, den Direktor des Journals Fin de Sieele
Mainguy, zu einmonatlichem und die Mitangeklagten



bezmw. achttägigem Gefangniß. Ein eigenartiger Zufall
fügte e8, daß den Berurtheilten im erſteren Brozeife
die Anwendung des Berengerſchen Gefetzes bewilligt
wurde, wonach bekanutlich eine erſtmalige Strafe
nicht zur Ausführung kommt. Der Urheber diefes
Heſetzes nun iſt derſelbe Senator Berenger, auf deſſen
Forderung vereint mit Jules Simon jenẽ Unſittlich-
teitsprozeſſe eingeleitet wurden. Gegen beide richtele









8 Treuer Liebe Sohn.

Roman von N Roſen.
achdruck verb)
„Das alfo,“ ſagte ſich der unglückliche Vater, „iſt
7 KRäthjel der geheininigvollen Abjonderung meiner
„UP‚Cbter! Sie behaubtet, ſich in ihHren Gemächern einzu[oließer,
Wührend fie ın Wahrheit anderswo ijt. Ich begreife jebt,


W nehmen ! Aber mo iit fie

L Wohin begibt ſie ſich in 10
Scheimnigvoller Weije?“ —


TOmerzlich

* Sord Ormond lehnte noch in der Thür. Er fah gus,
* 90 ihm ein großes Glück begegnet wäre, Hatte er Doch
Shur, eine geringe zwar, Doch immerhin eine Spur
*3 Geheimnijjes entdedkt, das Beatrice Berril umgab.
ä er Sraf bekämpfte ſeine Aufregung, gewann ſeine
5 Nuhe wieder und kehrte langfaͤni in das Ankleide-
mer feiner Tochter zurüc.
ſht Beatrie i nichts gefchehen,“ ſagte er mit niederge-
an genem Blid. — „Dennoch dürfen wir heute nicht mehr
MT Iie vechnen. Gehen wir alfo wieder hHinunter.“ ” .
* &S Unbetracht des nervoͤſen Zuſtandes in welchem
* Sraf ſich befand, hielt Lord Ormond e3 für Ddas
!aeftE‚ jeinen Bejuch abzukürzen.. Er blieb nur noch {o
5';98‚ bis er den Trübfinn ſeines Freundes verſcheucht
atte und vcrabichiedete ſich dann in möglichjter Sile.
* „ DaS Geheimnik vertieft, fic,“ murmelte ;er, Ddie
* — des "gräflidhen Palaßes hinabfteigend. Es
e herabmürbigende Sewvohnheit, in deren Sclaverei
Immachtet, wie ihr Bater zu “ argwöhnen |chien,
qnwern jie hat jih offenbar jeit. Jahren in Ddiejer ijelt:
Weije von Fauſe entfernt. — Aber wohin geht ſie?
mig e Möalich, Daß Oottfried noch Lebt und fie irgendwo
* Üın zufammmentrifit ?- Ich muß Dieje .graxenvolle
‚Köfer und etwas entbeden, wodurch fie zu zwingen
mein Weib zu werren.“ '




3. Kapitel
Ed Ormond beginnt feine Nachforſchungen.

Zu nervös, um den Weg nach ſeinem Hotel im Wagen
zurückzilegen, durchwanderte Lord Ormond die Straßen
troß Sturm und Regen zu ZJuß.- Wie traumbefangen
ſchritt er, über das Geheimnik, das ihm plößlich ſo naͤhe
gerücdt war, nachgrübelnd, durch die finjtere Nacht. ;

Endlich fuhr er, wie erwachend, aus ſeinen Sinnen
empor.. Geine Yıugem blibten in finſterer Entſchloſfenheit,
er mar zu einer Entſcheidung gefommen und mit feinem
Plane fertig.

„Ja, ich will es thun murmelte er.

„Sunerhalb einer Woche kann ich mich zum Herrn
von Beatricenz Geheimniß machen und ſie aisdann in
meiner Gewalt haben. Ich werde ſogleich einen Detektiv
mit ihrer Leherwachung beauftragen.“

In dem ſpärlich erleuchteten Zimmer ſeines Hotels
angelangt, umwehte ihn eine feuchte Kälte und eine Atmos-
phäre der Nüchternheit und des Unbehagens.

Welch ein Gegenſatz zu dem gräflichen Balaft!“ rief
er ärgerlich . . ;

Sch bin dieſes erbarmlichen Lebens, des Kampfes
mit der ſchimmernden Dürftigkeit herzlich miüde! Ich ſehne
mich nach meiner eigenen Häuslichfeit und einem geſchickten
Diener, de jeden meiner Winke verfteht.: Seit ich meinen
albernen Kammerdiener entlaſſen habe, bin ich noch übler
dran als'je zuvor. *

Wüthend an dem Glockenzuge reißend fing ex an, ſich
ſeiner Kleider zu entledigen. Er Hatte ſich kaum Hingejebt,
als ein Kellner, einen Brief in der Hand, auf ſeinen {tlirs
miſchen Ruf er|ohten. *

Dieſer Brief iſt für Sie abgegeben worden, gnädiger
legend. Der
Mann, der ihn ‚brachte, hinterließ! daß ec Heute Abend
wieder vorſprechen würde! —

„Sut,“ nickte Lord -Ormond, einige‘ Zeilen auf eine
Karte ſchreihend, die er eben ſeinem Taſchenbuch entnommen
hatte, und fie in einen Umſchlag jchiebend. Hier diefe




Hotſchaft iſt ohne Verzug an ihre Adreſſe zu befoͤrdern
Beſuche fönnen ohne weiteres vorgelaffen werden.“

„Dderın Walter Born, Privatdetektive,“ Ia& der ſich
ſchnell und ehrerbietig entfernende Kellner, den das ge-
ſpendete Trinikgeld jehr willfährig machte.

Das Räthjel mwird bald und leicht gelöſt fein,“ Lächelte
Lord Ormond. „Born iſt der heſte Detektive Londons, ein
wahrer Bluthund! Er wird Beatrieens Geheimniß {chon
aufffäüren.. Aber von wem iſt dieſer Brief ?“ dachte er,
ſeine 8 darnach ausſtreckend.

< “

@ä war eine ungeübte Schrift und eine ſeltſame Ortho-
graphie auf die Lord Ormond's Auge fiel, aber der An-


die Mact, des ſtolzen Mannes Wangen zu bleichen und
einen Ausdruck unangenehmer Neberrajhung und tiefen
Berdruffes auf ſeinem Geficht Hervorzubringen.

„Das Fommt von Negun flüſterte er. „Der Kerl
brachte es ſelbſt Hierher. Welcher böfe Geiſt führte ihn
gerade jeßt nach England zurück. Ich glaubte jchon, der

Mit zitternden Fingern erbrach er den Brief. Er
*444 das undeutliche Gekritzel zu leſen, daͤs affo
lautete:

Gnädiger Herr!

Wie Sie aus dem Datum erfehen, bin idh wieder in
London Donnerftag kam ich, von Auſtralien hHeumfehrend,
hier an. Obgleich Sie mir vor nun achtzehn Sahren eine
Summe von 200 Pfund gaben, und ich mit derjelben eine
kleine Landwivthſchaft auf der Injel begann, bin ich doͤch
heute 10 arm wie Qazarıs. - Diejfen Morgen tas ich in
der Heitung von Ihrer Rückfehr aus dem DOjten. Ihre
Wohnung zu erfahren, wurde mir nicht ſchwer Um ficher
zu gehen, ſchrieb ich dieſe Zeilen für den Zall, daß ich Sie
bei meinem Beſuche nicht zu Haufe träfe, Ih gedenke
jetzt ein bequemes und behagliches Leben in der Heimath
zu führen, Dazu bedaif ich des Geldes, und Sie Mylorod,
bllen mich bamit verjforgen. Sie wiſſen, gnädiger Hert,
daß ich ein Geheimniß bejiße, das Lord Trewor mir mit
einem Bermögen abkaufen mwürde. Sie follen das Bor-
































































 
Annotationen