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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0209

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Wagner,
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Siadt



&nzeige=Biakt für vie Amisbezirle Heidelbera,
Sabenburg, Weinheim, Schwebingen, Philippabuo,
®ieslodh, Bruchfal, Vretten. Ne Koxgenüund, Mosbhach
Lverbach/ Bnchen Walbürn,Z.-Bi *8h., Wertbeimse.











lt. ?

Berankwmorilider Mebaktenr :
Julius Yodetr in Heibelberg,




Bind, Berlag n, Expedition von Gebr. quber
_ m Deibelbera, Zivingerürake 7,





20. Salg










|


ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen


ſtraße 7, entgegengenommen.
Verlag des „Ffälzer Bote.‘°

* griedeid IL und die FZefuiten.

Thalauf und ab laufen jetzt die Sendboten der
proteſtaͤntiſchen Prediger, um Knterſchriften für eine
Antijeſuiten⸗Petition zu ſammeln. In den abgelegen-
ſten Doͤrfern tauchen die Leute auf, und der gewoͤhn-
liche Mann unterſchreibt
legte Schriftſtuck, ohne zu wiſſen, um was es fich
eigentlich haͤndelt. Haben doch die meiſten Prote?
ſtaͤnten noch keine Feſuiten geſehen oder ein von






ſ
{


ſelbe verbot, das Breve in

Staaten bekannt zu machen.

des Papſtes



haben die Väter der Geſellſchaft Jeſu den Predigern
gethan? Es die pure Angſt vor der Ueberlegenheit
der Jeſuiten und das Eingeſtändniß der eigenen
Schwaͤche, was aus dem ganzen Gebaͤhren ſpricht.
König Friedrich 11, war in dieſer Beziehuͤng we-
niger ängſtlich, da er
Schutz nahm und von ihrer Ausweifung nichts wifſen
wollte. Für die preußiſchen Pı oteftanten ſteht Fried-
rich der Große, den man mit Vorliebe, den Einzigen“
Lennt, als Fürſt und Menſch unerreichbar da.
Merkwürdig ifi nur, daß die Mroteftanten bezitglich
der Werthſchätzung der Jeſliten anderer Meinung {ind,
As der große Preußenkönig. Freilich, Friebrich
ſchützte die Jefuilen nicht aus Vorliebe für den Ka-
tholieismus, ſondern weil der kluge Monarch ſie ge-


und furchtſam, aus der Anweſenheit der Zeſuiten eine
Gefahr für den preußiſchen Staal zu witlern!
Vapſt Clemens XIV. hatte, gedrängt durch die
bourboniſchen Hoͤfe,
durch ein Breve vom 21. Fuli 1773 „zUr Ethaͤliung
des allgemeinen Friedeus? die Geſellſchaft Jeſu auf-
gehoben Damit war eine ſtarke Vormauer aller
Mutoritäten“, wie der proteſtantiſche Geſchichtsſchreiber
Sohannes von Müller den Orden nannte, gefunken.
Die Vourbonen hatten ſelbſt den Barteien des Um-
ſturzes die Wege geebnet und fonnten nun eichter
einige Jahre
werden.






„Sie werden Jedem, der es hören wili, erklären,
was Sie auch dem Cardinal Staatsfekretaͤr



nämlich in Beziehung auf die Zeſuiten feſt entſchloſſen
ſei, dieſelben, ſo wie ſie bis jetzt gewejen, in meinen
Staaten auch fernerhin zu erhalten. Ich habe im
Vertrage von Breslau die in Schleſien beſtehenden
Verhältniſſe der katholiſchen Religion garantirt und
ſeitdem nirgends beſſere Prieſter gefunden, als die
Jeſuiten find.“

Die franzöſiſchen Philoſophen waren mit dem
Verhalten des Koͤnigs ſelbſtverftändlich ſehr unzu-
frieden Da ſchrieb Friedrich an Voltaite: „So
ſehr ich ein Ketzer und noch dazu ein Ungläubiger
bin, fand ich doch für zweckmäßig, die Jeſuiten bei-
zubehaten, und zwar
Man findet nirgends gelehrtere Katholifen;, als unter


wo ſie fehlten; man müßte alſo entmeder ihre Schulen
eingehen laſſen, oder muß — —

mit ſeinen Stiftungen . die Nakojteinbeifteitet, mährend
man ſonſt nicht im Stande- f‚ein ‘würde, auch nur die
Haͤlfte von nicht aus dem Orden genommenen Pro-
Ferner wurden auf den Uni-
verfitäten von den Jeſulten die zu Pfarrern beftimmten
Theologen gebildet. Wollte maualſo den Orden
unterdrücken, {o würden die Univerſitäten Muͤhe

untviſſenden oder nur halb gebildeten Geiftlichen bhe-
ſetzt werden, oder man würde genöthigt ſein, die
Schleſiex nach Böhmen zu ſchicken, um dort Theolo-
gie zu ſtudiren, was den Grundfätzen einer kluͤngen
Stagis Bezwaltung entgegenläuft.“ *

Die Jeſuiten baten ſchließlich ſelbſt den König,
ihre Aufhebung zu genchmigen Mit Widerftreben
that er dies, zog aber ihre Häufer nicht ein. Bis
zu ſeinem Tode lebten die Jeſuiten gemeinſchaftlich
in ihrem Collegium, jeder mit einer Penfion ver.
ſorgt.

Von Friedrich II. könnten unſere Proteſtanten viel
lernen.



Deutſches Reich. /
* Berlin, 2. März. Dem geſtrigen von dem
Oberpräſidenten Achenbach zu Ehren des branden-






burgiſchen Propinziallandtags verauſtalteten Zeſtmaht
wohnte auch der Kaiſer bei. Auf die Anfprache
Achenbachs erwiderte der Kaiſer: Die Geſinnungen
der Treue und Anhänglichkeit, die Sie “ mir ausge-
ſprochen, finden in meinem Herzen freudigen Wider-

zu Ihrem Landesvater und zu ſeinem Streben, der
Goͤnſte Lohn, der mir und mit mir meinen bewährten
Näthen in unſerer ſchweren Arbeit werden kaun Die -
Jebtzeit liebt es, auf die Vergangenheit viel zurück-
zublicken und dieſelbe mit dem augenblicklich Beſte-
henden zu vergleichen, meiſt zum Rachtheil des letz
teren. Wer auf eine ſo herrliche Vergangenheit
zurückblicken kann, wie wir Gott ſei Dank können,
der thut ſehr wohl, um daraus zu lernen, Das nennt
man in dem moͤnarchiſtiſchen Staat Tradition, doch
nicht dazu ſoll ſie dienen, um ſich in nutzloſen Aagen
zu ergehen über Menſchen und Dinge, die nicht mehr


wie in einem Quell erfriſchend, und, neu geſtählt aus


freudiger Arbeit uns hinwenden, denn würdig vor
Allem müſſen wir uns unſerer Ahnen, ihrer Leiſtun
gen erweiſen, und das können wir nur, wenn wir
unbeirrt auf den jetzigen Bahuen weiter wandeln, die
ſie uns vorgezeichnet haben. Die hehre Geſtalt un:
Wilhelm iſt

mein Großvater den
unerſchütterlichſten Glauben au ſeinen ihm von Gott


Pftichieifer verband. Zu iHın ftand die Maifk, ſtaud
das ganze deutſche Vaterland In dieſen Traditionen
bin ich aufgewachſen, von ihm erzogen, denſelben
Slauben habe auch ich. Mein höchſter Lohn ift,
Tag und Nacht für mein Voll um ſein Woͤhl zu
arbeiten. Aber ich verhehle nicht, daß er mir niemals
gelingen kaun, alle Glieder meines Bolfes gleichmäßig
glücklich und zufrieden zu machen. Wohl aber hoff?


Zuſtaud zu ſchaffen, mit dem alle die zufrieden ſein
köunen, die zufrieden ſein wollen. Vaß dieſer Wille
in meinem Volke ſich täglich Fräftige, iſt mein ſehn-
lichſter Wunſch Daß alle braben deutſchen Miänner,
vor allem auch meine Närker, mir dabei behilftich
ſein mögen, iſt meine Bitte Daß unſer geJammies


Achtung und Reſpekt nach Auͤßen dadurch gewinnen
möge, iſt meine Hoffnung. Dann darf ich gelreſt
ausſprechen: „Wir Deutſchen fürchten Gott u. nichts















Die feinskihen Brütsder.
Roman von H. v.temagen,

d — (Nachdruk verb.)

Cr nahın eins von den Brettern, die in der Schmiede

}lmi;errggen,' bohrte heim Sehein der verglimmten Kohlen

%met Loͤcher in dasjelbe: ünd 30g eine {tarfe Schnur hin-

— deren Enden er jeikzijammenband; dann ſtẽckte

£t _ 8lvei Doppelhaken in Zajchen . und wartete in

— Spannung des Augenblicies, der e3 ihm ge-

und üngeſehen l‘féme%#g_ää;t[icbe Wanderung

Lauſchend und ſpaheud öffnete. er die Thlür, es war
dunkel in der Wohnung des Meijters; leije {dloß er {ie
wieder und (antlos und ſchnell wie ein Pfeil ſchoßz er fort

till
eten


au / *
S3 {chlug elf Uhr vom Schloſfe herab, da ſtand "er
keuchend am Rande des Ringgrabens, dem HNeinen, ver-
gitterten Fite gegenüber. .
%‘‚.’56“' ‚aber {cOhon Drangen die Magenden, jammernden
— zu ihm Gerüber. Rajch entjchloflen warf er
ie Schnur um jeinen Naden, nahım
Druit, rutfdhte die Bölchung hinab — und mit {
°töben durchjhwamm er den änßeren Gtaber. Dann
mr%g €& von YNeuem hinauf ımd wieder hinab und hinein,
4 aund) Dder zweite Graben Iag Hinter ihm, DdaS Feniter
av Crreicht, Ein Oriff, und er hHatte das OGitter gefaßt,
fm. — und der eine der Doppelhaken war daran be-
eitigt und die Schnur in die andere Krummung desfelben
dann Hob er jich jelbjt empor und {Owang c
quit einem fräjtigen Rud auf daz Brett. Mochten auc)
—e?lne Beine Di8 zu den Knieen im Waſſer hHängen, er hatte
inen feftet} ſicheren Blag zum Sitzen
Er drücte das Gelicht an das Gitter,
5* 2
7100. Er leagte das Ohr an die Stäbe, ein mierz-
— Wimmern bunb Beinen drang * 4

„Nur Menſchen können weinen,“ ſagte er zu ſich jelb{t

aber er ſah





Heiſter weinen nicht; es muß ein Weib oder ein Kind
jein, ba‘s"s da unten weint, Männer koͤnnen doch jo nicht
weinen !”

Er wandte den 55 auf und legte die Hände wie ein
Schalſrohr an ſeinen Mund.. 7

„‚ „Wer weint da? rief er mit lauter Stimme in das
kleinẽ Zenſter hinein *

Einhelhe Zreudenſchrei antwortete ihm; dann fragte
eS zurüd: Wer iſt es, der mich ruft? Nenne mir Deinen
Namen !” ; :

' 30 heiße Ilorian und bin nur ein armer, ſchwacher
e, aber.ich will nicht xaſten, bis ich Guͤch die Hilfe
gebracht, die Ihr jammernd verlangt ?“ *

„Gott it au den Schwachen mächtig,“ hallte es
dann aus Dder Tiefe empor. „Aber fage mir auch, wer
Du bift? Vieleicht ein Hirt, der in der Nähe feine
%jv_;etrbf)e und mich durch die Stille der Rächt ge-

ört hat?“

Ich bin der Sehrling des ſchwarzen Reter, der droben
in dem Felſen ſeine Schmiede hat.“

„Und wie biſt Du hierher gekommen ?“

„O, das iſt eine lange Geſchichte!

Erzähle ſie mir, wenn Du BZeit haſt!“

„ Und &orian beganıt fie zu erzählen. Doch ſchon
%qüf);menig Minuten unterbrach ihn die Stimme aus der
iefe.

Varſt Du ſchon früher einmal hier?

„Emeimal {hon! Das erſte Mal im legten Sommer
mit Den Kindern meines Meijters. Ich hatte, die Zinnen
des Schloffes von einem Zelfen hHerab gefehen und wolte
e8 audh gern in der Nüähe betrachten. Wir eilten hinab
und da famen wir dn dieſen Thurm und die Kinder er-
zählten mir von der gefangenen Gräfin. Und als wir
wieder heimgehen wolltn, da am eine ſchone Frau aus
den Sehloffe gegangen;; ſie trug ein himmelblaues Kleid
und lange blonde Loden lagen ihr auf Naden und Schul-
tern. (€3' mar die Gräfin Hildegard, die damals noch
lebte und um die jetzt Alls mweint umd trauert. Sie


wir alle Scheu vẽrloten und- mit ihr zu fprechen an-



Ängen, als hätten wir ſie (ängit gelannt; fie fprad au


uben, noch Nieniand auf der Welt gefbrochen! — und
ſ glänzende Geldſtücke und
ſaate, ich ſolle für ſie beien Ich habe es jeden ÜWbend ge-
than, aber mein Beten, hat-nichts genntzt

„Airdeit Du die Gräfin wiedererkennen, wenn Du
ſie ſäheſt?“ — —

Wein ganzes Leben lang werde ich ihre Züge nicht
vergefjen, ich habe mir fie feſt in meinem Gedächtniß, in
mein Herz eingeprägt! Aber ich werde die jhöne, gute
Gräfin nimmer jehen, fie i{t ja todt.”

„Und wann warit Du zum zweiten Male hier?“.

„Seitern Nacht. Ich trage auch ein ſchwetes Kreus, ,
und davum habe ich auch Mitleid mit den Unglücklichen,
und Geplagten: Ih . höre rie ein freundlides Wort, ,:
Schimpfreden, MiphHandlungen und harte Arbeit ift mein -
Sin und Alles Tag für Tazg. Wenn aber die Nacht ge«
fommen ilt, Ddann ‚ Achleiche ich uich hinaus und jretieu
durch Wald und Feld und freue mich Dder glänzendern ‘
Sterne am Himmel und der bohen, raufchenden Bäume, - .
und bder Saaten und der Blumen auf den Feldern uudD «
Wiejen. So kanı ich geftern auch vor das Schloß. Da
hörte ich plötzlich klagende Rufe; ich folgte ifnen,. i
wollte wijien, woher fie gekommen, wer jie ausgefloßen.“

Haſt Du Dich Ddenn nicht gefürchtet, miein guier

Nur

14

* boſe Menſchen find zu fürchten! Unaluckliche
ni

„Und von wem glaubteſt Du, daß die Rufe ausgingen,
welche Du Hörtejt 2 —

Ich dachte zuerfi an die ſchöne bleiche Gräfin,. die
einſt vor vielen Zaͤhren in dieſem Ihurme als Sefangene
geſchnachtet haben {oll ; Ddie Leute erzählen 10 je tiame
Dinge davon, ſie wollen jogar wiſſen, daß ihr Geilt noch
jeßt in ſtillen Nächten mehklagend..auf. den MWafern
fſchwebt welche den Thurm umgeben.

Fortſetzunghfolgt)


 
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