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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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l

7








Exſcheini cäglim u Augnahıne ver Somne und Feiertage
— Breis vierteljährlid
M 1.20 ohne Trägerlohn Bofouffehlag., Beftelungen
___m ben Boßankakten m. bet ber Erpebition Zwingerüraße 7.




für Sladt





Mnzeige-Blatt für bie Mmtsbezirke Heibelberg,
Zabenburg, Weinheint, Shwebingen, Philtppaburg,
Viekloch, Bruchſal/ Bretten, NeXargemünd, Mvsbad
@* Doh Buchen Wakdärn, T,Bı : 8h., Verthenwe





















8

| ' Balins Yeder in veidelbers
I —




Seidelberg, Dienliag, —

Druͤch BVerlag u @émfitäm von Gebr Huber
in gwibelberg, Zwingerftratze 7,





28. Jabrg:










derſammlung in ihren Mauern aufzunehmen.


Schon zweimal hat Wurzhurg in





Würzburg beiſammen waren.



Dies Band der Einigkeit darf


Liebe, im Wohlthun und im Streiten.




eifrig in ihrem Geiſte wirken.


Aber ewig feſt bleibt der Fels der katholiſchen


im Ausführen.











&. iääi det Sozialdemokrat der natürlihe
Sohn des Lideralismus?

In letzter Zeit verwahren ſich die Liberalen heſtig
dagegen, daß der Sozialdemokrat ihr natürliches Kind
ſei immer wieder läugnen ſie die Vaterſchaft ab, ſie
gerathen geradezu in heiligen Zorn, daß der Wahl-
aufruf des Cenirums von neuem die Verwandtſchaft
ausgeſprochen hat. Da iſt es ebenfalls intereſſant,
wie im Jahre 1864 ſchon der große Biſchof Ketteler,
einen Seherblick in unſere Zeit werfend, dieſe innere
Verwandtſchaft begründet und vor ſeinem Geiſte den
heranwachſenden Fungen ſein Unweſen treiben laͤßt
Nur eine Stelle wollen wir aus ſeiner Schrift, „Die

74 heißt es alſo:
„Wenn es nämlich keinen perfönlichen Gott gibt,
oder wenn es wahr iſt, daß die Frage über die

iſt, wenn alſo der Staudpunkt ſämmtlicher europai-
ſcher Regierungen, die auf allen Lehrkanzeln der
Hochſchulen unſerer geſammten deutſchen Jugend dieſe
Frage als Poſtulat der Wiſſenſchaft in Zweifel


theismus berechtigt ſind, wenn die qroße Lide:
rale Partei Recht hat, ſo iſt das ganze Peivat-
eigenthumsrecht mit allen Geſetzen, die daſſelbe regu-
liren, lediglich und ausſchließlich ganz und gar Men-
ſchenwille und nichts als Menſchenwille, und ich ſehe
nicht ein, welches gegründete Bedenken man dann er-
heben will, wenn die Maſſe der Menſchen, die kein
Eigenthum beſitzen, einmal durch Majorität den Be-
ſchluß faßt, daß die Beſitzenden ihnen einen Theil
als Anleihe überlaſſen ſolei. In dieſem Faͤlle kann
es nicht ausbleiben, daß ſie ſpaͤter noch welter gehen


fordern. Das kann ſogar geſchehen, ohne deshalb
das Naturgeſetz des Eigenthümsrechtes zu beſtreuen,
und in Folge einer ſo beliebten Deutung deſſelben.
Es hängt dann alles von der Majoritaͤt ab, und ſie


Eigenthums zu entſcheiden. Der ſogenannte . mo-
derne Staat ſteht grundſätzlich ganz und gar auf
dieſem Standpunkt, Wie kann mon glauben, daß
man die Confequenzen deſſelben bezüglich einer Un-
geſtaltung des Eigenthumsrechtes aufhalten kann. Die
ganze Paͤrtei, die jetzt die Preſſe und alle Stände-
verſammlungen beherrſcht, verkündigt uns ja ohne
Unterlaß dieſes heilbringende Grundgeſetz des neuen





11 Treuer Liebe Lohu.

Roman von Roſen.
(Nachdruck verb.)

Sie zürnte ſich felbſt über die ausweihende Antwort,
die fie in auf jeinen Heixathsantras gegeben hatte. Wie
eine gefangene Löwin ſchritt jie auf und nieder. ;

„Das unerträgliche Geſchoͤpf! der erbärmliche Wicht !”
Murmelte fie. ; .
r u Wie darf er es wagen, mi {o anzujehen ? m eriten
Augenblick war ich eruſtlich erſchrocken und fürchtete mich,
jeinen Zorn zu erregen. Er würde ein hoͤchſt gefährlicher
Seind jein. ch muß ıNn verföhnen und Danıit zı beſchwich-
ligen {uchen, daß ich mir den Auſchein gebe, jeine Bewer-
bung inErwägung zu ziehen.. Vielleicht geſchieht inzwiſchen
etwaͤz das mich von jeiner Berfolgung befreit.

‚„ GSie hielt inne, da die Eingangsthlir ſich Sffttete unDd
tuüre Dienerin eintrat, eine aͤllliche ran von ſtrengem
Ausfehen, aber einem Uusdruck der _ Treue und Wahrhaf-
figfeit in dem redlihen Geſicht. Daß fie ihrer ſchönen
®ebieterin auf Toͤd und Leben ergeben war, {a man aut
den eriten Blid. Sie hatte ihr jeid Zahren als Näherin
gedient, mar aber in Wirklichkeit BeatricenS Kammerfrau,
Hielt fich aber {tet8 mur fehr furze Beit in den Gemächern
Ihrer Herrin auf und war deßhalb niemals in den Ber-
dacht gerathen, etwas über die geheimnigbolle Abge-
|Oiedenheit der Tochter des Haujes zu mifjen, Meit Der
übrigen Dienerfhaft Hatte {ie . fait gar keinen Verkehr,
arbeitete {til in ihrem in der Nähe der Wohnung
Beatricens gelegenen kleinen Zimmer. }

— „Seide mich Ichnellan, LKebe Magda,“ bat Beatrice
Auf ihve zierliche or blidend. Ich habẽ nur noch fünf-
zehn Minuten Zeit “ } 7 .
Sie begann ihre Urmbänder, ihre Kinge und ihren
Dals- und RopffOmuck abzuftreifen, und warf Alles zu
f;“„e%fü„gägernben Hauflein auf ‚ ihren fpigenummoogten Un-
Heidetiich.

Die Nacktiit ſehr Hürmijch, Meylady,“ Demerkte Niagda
M Warnendem Ton. „Hiren Sie nur, Wie eS draußen
1001 und heult?“



Der Wind ſauſte Fagend durch den Schlot und käͤrrte

beanaltigend an den Zenjterjcheiben. Die ganze Natur
ſchien in wildem Aufruhr zu jein.
; 44 Say ich höre ihn 4 ſgate Beatrice „aber ich fürchte
ihn nicht. In meinem Herzen ſtürmt und tobt e& noch
weit hHeitiger. Ich muß Hinaus, verfuche nicht, mich zurück-
zuhalten, meine Liebe! ; . ;

Fraͤl Fleck autwortete nicht. Sie nähertefich Beatrice,
ſoͤſte die Spiben, die wie Wolken auf dem rothen Sammet-
kleide hefeitigt waren, knbpfte dieſes auf und hHob e$ von
den Schultern ihrer Herrin. ; .

„Nun meinen Straßenanzug !“ rief Beatrice. '

Weagda brachte aus einen verftedten Winkel des mäch-
tigen Kleiderfchrankes einen ſchlichten Rock von dunklem
Wollenſtoff. Beatrice leate ihn haftig an. . ®

„SGFebt meine Stiefeln,“ gebot fie, H in einen Seſſel
werfend, nnud ihre atlasbekleideten Fußchen ausſtreckend,
die Magda mit flaunenswerther Sile in ſchwere Lederſtie-
felchen ſchnürte.

Meinen Mantel, Magda !“ }

Fran Fleck . Holte einen, langen dicken Regenmantel
Herbei, mit dem fie ihre Herrin Jorgfältig umhüllte, deren
majeftätifche Geſtalt von Dden Jalten des groben Tuchge-
mebes vollitändig, verdeckt wurde. Naͤchdem Beatrice noch

Sie haben doch Ihren Hauptſchlüfſel, Myladh? fragte
die Dienerin. 2

„Sa. S00 werde waͤhrſcheinlich vor worgen Abend
nicht naͤch Haufe fommen, ' aber doch zur rechten Zeit zu-
rück fein, um wich noch zu Tiſch umkleiden und erſcheinen
zu fönnen.“ } i A

Sie glitten aus dem Dienitbotenzimmer in den Korri-
dor, eilten dann in das Hinterhaus, uber die hintere Ireppe
in das Erdgejchoß, dejfen matterleuchtete Borhalle in die
verfchiedenen Borrathsräume führte. — Die Borhalle war
verDdet, aber aus dẽr Küche drang das Geräufch heiteren
Geplauders an Beatricens Ohe . Sie achtete nicht darauf,
erfOhrac auch nicht, als eine Thürſich ofete und ein
Qakat fragend Hinausrief:;: „Bijlt Du eS, Richard? Wir
warten auf Dich, um —

Es 1it nicht Ricdhard,“ antwor'ete Frau Fleck
rzuhig. „Ich bin e8, die Magda, und meine arme alte
Tante.“

Ilh Ihre arme, aıte Tante,“ lachte der Mann mit





einent Ddichten. Schleier verborgen und einen Baumwollen-
regenichirnt in die Hand genommen Hatte, war ihre Ber-
feidung vollendet. Sie -glich einer ältlichen, von der Yv-
* zum Rampf mit dem raueſten Wetter gezwungenen
Frau.

„Sz, das genügt,“ murmelte Beatrice. „Die Thüren
ſind alle verfchlofen, Manda. Schranbe das Has ein
wenig Himunter, jeßt Lommr’ und laß mich hHinaus, meine
Qiebe.“

Srau Fleck führte ihre
Bimmer, in das, Badefabinet
1ofe8 Rämmerchen in einer
iteciten Thür durch die
Ichlüpite . Magda Drehte
309 innn Heraus und fteckte 19ı

leterin durch die Neihe Der

1D von Diejem in ein fenſter-







mmer



2

in ihre Taſche-

„Die alte Dame i{t Ihnen aber recht anhänglich, Frau
Fleck; jeit 15 SJahHren macht ſie ihnen täglich mindejtensS einen
Behuch. Ich wollte, ich hätte auch eine Menſchenſeele, die
j0 biel von mir Hielte,” V
Beatrice folate ihrer Führerin zu einem Seitenpförtchen,
verabichiedete fich von ihHr und {tieg Ddie Stufen hinunter
auf Die Straße... Sie ging unter Dden hellerleuchteten
Senftern des Salon8 vorüber, in Ddem- Dder Graf Berrit
ich mit Qord Ormond unterhielt, und eilte durh Sturm




Gaslaternen MNaderte trübe Durch die feuchte Atmosphäre,
die Geitalt Dder ruijtig Bormärtsichreitenden den Wenigen,
welchen fie begegnete, faum verrathend. Nach etwa zehn
1 Eine Menge
derſelben Richtung hinnwie

Htenſchen demwegte ſich in
Beatriee.

Fortſetzung folgt.)




















































































 
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