Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0527

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext










Snahme ber Feiertage

— mit, Unterhaltungsbeilage,., Bı ei8 Dierteljährlig
‚ME 1.20- ohue Trägerlobn ı. PoßanjiOlag. Beßellungen
„ Set den Doftanfalten m. .bei der Gxpedikton Zwingerfirake, 7,

EifGeind M




für Stadt und




cue Weinheim, Sowegingen, PhWippsbucg,
— Yrnchfal, Bretten, NeXargemünd, Mosbad
— Wertheimse,
2 C















8&.128 * — ;24 — —



— —





— —
F . :






fürgten, und‘ Jonit Nihis auf det Belt.


Türlich ren Gefühle Ausdruck geben, daZ 1n8 b
Iclich, 'al8 wir eine jener. Flugfehriften Kajen, , mit
denen der patristiſche Berein“ ‚in Frankfurt Deutſch-
land. überfchwemmt 1nd den deutſchen Namen, die
deutfche‘ Ehre befudelt. . „Bfui Tenfel“ uͤber ſolche


denn diefe Herren die Ddeutichen. Wähler für . Simpel,
daß fie ihnen derartiges zu bieten wagen? Doch —
der geneigte Leſer möge ſelber urtheilen! Vor uns
Niegt eine FIngjOrift, (Fluablatt Nr. 3) die fich eins
ührt mit, den Worten: | )
Denkt an die Reichstagswahlen! das deuiſche
Volk fibt zu Gericht! ! ! diefe Flugſchrift iſt ein Mach-
Werk, wie 28 erbätmlicher
chwindel nicht hervorgebracht! . OGleich im Cingang
Heißt . e8z. Beſchimpft ſteht unfer Volt voͤr ganz
Curopa da. ' Weshalb ? Weil die Mehrheit unjerer
Bolfsvertreter Jich in‚ der Entjcheidung nicht erinnerte
daß. e8 nicht& Höheres . und Heiligeres. aufErden
giebt, als die Sicherheit des Vaterlandes, als die
Echerheit don Gaus und Hof, alz den Schuß von
Weib und Kind. — Frohlockend jauchzt. Der Erhfeind
Jenfeits der Vogeſen! das deutſche Reich will er in
Jeinem glühenden Haß vernichten, Elſaß· Lothringen
will er haben, die Pfalz, Rheinheſſen und die Rhaͤn—
Provinz ! Soweit einfiwmeilen! Frage: Haft du
lieber Leſer, dieſes Jauchzen der Franzoſen auch ſchon
Lhört? Wir nicht. Es ſcheint, die Ohren der Herren


Sänge, daß fie Das Fauchzen jenfeitz der Bogefen
Hören. Zweite Frage: Glaubſt Dır, lieber Leſer


Blödfinn? Wir nicht. Wir ſind vielmehr der An-
Nicht, die Franzoſen find {roh, menn man fie in Ruhe
Iafit_ Der fraͤnzoͤſiſche Bauer und Handwerker und
Cbeiter denket ſo wenig an Krieg, als die ruhigſten
deutichen Bürger. Eiliche Higköpfe hatz wohl drüben,
über auch Hüben — man Ddenfe nur an Ddie nat.-1ib.
Kralehler und Manulhelden,
„ Segt aber aufgepaßt, lieber Leſer! die Flug-
\rift wird jebt rüOrEND. {hön, fajt Herzzerbrechend ;
„&0D Ddeutiche Lieder jebt zum Himmel klingen wo
Leutſche Herzen ſich an deutſchem Sang beheiſtern,
44 der Franzmann herrſchen, da jollen unſere


Kinder rufen: „Vive la Franc6!“ — Brrh! Nicht
wahr, das packt! Es fehlt nur noch: „Wo national-
liberale Schwindelhuber die deutſchen Hände falten
und deutſche Gebete zum deutſchen Himmel jenden“
— dann wärz noch ſchöner Ja, ja — Phraſen
drechſeln, das können die Helden aus dem ff Weiter
im Context! „Schon ſchwelgen die Franzoſen in
dem Gedanken, wie ſie in Deutſchland hauſen wollen,
ihr Weg, ſo ſprechen und ſo wagen ſie ſogar zu
ſchreiben, foll mit Ruinen hedeckt ſein, unſern Handel
unſere Induſtrie wollen ſie vernichten, zu Ader
wollen ſie uns laſſen bis zum letzten Blutstropfen!“
Nicht wahr, das iſt ſchrecklich!? Und das Entſetz-
tichſte iſt wieder vergeſſen. „Uns nationalliberalen
Volksbeſchwindler woͤllen ſie das bischen Hirn ab-
zapfen“ — das ſollte nothwendig noch beigefügt
ſein. Lieber Leſer! Wieder fragen wir dich: Glaubſt
du, daß die Franzoſen ſo ſprechen oder gar 0
ſchreiben! Da müßten ſie doch gerade ſo dumm ſein,
wie unſere nationalliberalen Oberpatrioten, wenn ſie
in die Kriegstrompete blaſen in dem Moment, wo
der deutſche Reichstag die Friedensliebe des deutſchen
Volkes ſo feierlich belundet Hat. Darum glaubt kein
Menich, der noch geſunden Verſtand hat, dieſen
Schwindel. Die Herren ſelber glauben ihn nicht
und appelliren an die Augſt des deutſchen Volkes
nur ſo lang. bis die Wahlen vorüber ſind — gerade
wie anno 1887. Da wurde ebenfalls der Kriegs-
teufel an die Wand gemalt, bis das Angſtprodukt
unter Dach war; hernach ſpottete man über die
deutſchen Angſtmeier. Das Fortbeſtehen des Cen-
trums iſt von Dr. Lieber für wichtiger erliärt wor-
den, als die Sicherheit des Baterlandes“ — heißt
es weiter in dem Flugblatt. Das iſt eine infame
Lüge, eine Gemeinheil ohnegleichen. Daß ein her-
vorragender Führer des Centrums ſo nicht geſagt
haben kann, das könnte jedem einleuchten, der noch
eine Spur von Hirn im Kopfe hat; thatſächlich hat
Herr Dr Lieber das auch nicht geſagt — wie jedem
Leſer kath Blätter bereits bekannt iſt.

Weiter heißt es in dem famoſen ' Fhigblatt :
„Ganz Frankreich wird den Elſaß Lothringern Beifall
klatſchen und ihnen fur dieſen neuen Liebesheweis
Dank wiſſen!“ So ſchreibt der „Siecle“, ein
Pariſer Blatt! Ob der „Siecle“ wirklich ſo ſchreibt,
wiſſen wir nicht: wenn er aber thatſächlich ſo ge-
ſchrieben, ſo hat er nur bewieſen, daß die deutſchen
Nationalliberalen die Dummheit nicht allein gepachtet
haben Von den 15 Elſaß⸗Lothringern haben nur



5 gegen die Militär⸗Vorlage geſtimmt — der

„Siecle“ hätte deshalb ſeinen Dank ſparen können.
Nebrigens glauben wir wohl, daß die Franzoſen froh


müſſen ſie in dieſen koloſſalen Rüſtungen eine Kriegs-
drohung, in der Ablehnung der Vorlaͤge ein Zeichen
deutſcher Friedensliebe erkennen; ſodann ſind fie auch
gezwungen ihre Armee zu verſtärken, wenn bei uns
die Militärvorlage durchgeht. Das franzoͤſiſche Volk
hat aber zweifellos den Militarismus gerade ſo ſatt,
wie das deutſche, und deshalb iſt es gewiß froh,
wenn ihm neue Opfer erſpart bleiben. Es iſt des-
halb ſchlimmdreiſter Schwindel, wenn das Flughlatt
„jenne deutſchgeborenen undeutſchen Maͤnner anklagt:
„Sie hHaben , die Sicherheit des Friedens ge
fährdet, Wodurch wird der Friede mehr ‚ ge
Jährdet: durch die entſchiedene Ablehuung der koloſ-
ſalen Forderungen, eder durch das wahnſinnige
Kriegsgeſchrei unſerer Nativnalliberalen? — Befannt-
lich hat vor nicht gar laͤnger Zeit der deutſche Neichs+
lanzler geſpottet über die Zahlenwuth, mit der man
dem Volke die Nothwendigkeit neuex Heeresverſtärk-
ungen vordemonſtriren will — nichtsdeſtoweniger
rechnet das Flugblatt Nr. 3 dem deutſchen Michel
vor, die deutſche Armee ſei nur doppelt ſo ſtark, als
anno 1870, die franzöſiſche aber 6mal ſo ſtark. Und
dieſen haarſträubenden Schwindel wagt man Mill.
von Waͤhlern vorzumachen. Thaͤtſaͤchlich iſt die
deutſche Armee, wenn man die Sinjährigen, die zur
Verwaltung verwendeten Militärs uſw. (die in der
franzöſiſchen Armee inbegriffen ſind) ebenfalls zählt,
mindeſtens ebenſo ſtark, wie die franzöſiſche, wenn
nicht ſtärker.

Einen Hauptſchwindel leiſtet das Flugblatt in
folgendem Satze: „Wir klagen jene Männer an, daß
jie, um die Unzufriedenheit des deutſchen Voltes zuͤ


hintertrieben hHaben.“ Das iſt eine empoͤrende, nichts-
würdige Verleumdung der Oppoſition. Von jeher
hat dieſe die Forderung zweijaͤhriger Dienſtzeit In
ihr Programm genommen, waͤhrend gerade die kon-
ſervativen Bundesgenoſſen der Nationalliberalen Gegner
dieſer Forderung ſind. Und gerade die Oppoſition
— Centrum und Freiſinn — haben mit allem Nach-
druck gefordert, daß die zweijährige Dienſtzeit ge-
ſetzlich feſtgeſtellt werde. Die von den Konſervativen
unterſtütze Regierung hat aber dieſe Forderung zuruͤck-
gewieſen. Die Oppoſition wollte und will die zwei-
jährige Dienſtzeit, aber nicht um einen Preis, der das
Volk noch mehr belaſtet. Wenn deshalb die Fraͤnk-
furter, Herren behaupten, die Oppoſitton habe die







Die feinskichen BYrüser.

Roman von G. v. Nemagen.

Gachdruck verb.)

; „UÜber Jeitdem er die Kräuter des Dottors — ich kann
SEr Dem michtanubigen Namen nicht behalten, er KMinat {o
a gu‚euhc[) Heidnijh — Dder drüben in Neuſtädtel woͤhne,
Yaucht haͤhe ſeien ſie wie weggeblajen ; jobald er wieder
Mal in’8 Bohmijde komme, wolle er mir etliche Backete
Mifbringen.” ;
N „Verfehrt Ihr auch drüben?“
da J0l e8 5a bunt hergehen !“
er 4 AUS Dätte eı auf dieje Frage nur gewartet, ſo leate
v f alsbafd in’8 Beug und erzählte mir -alles haarklein

125

fragte ich ſo nebenbei;


— daß die Leute Mund und Augen auffperren {ollen.
4 Werde Schlöffer und Kirchen dem Erdboden gleichmachen
* Die aufgehäuften Schäße und Laändereien unter ſich
8 Schloß Hohenau wäre ein fetter Biffey und
mflncber Urme möchte ſich daran fatt effen: wäre er Thor-
mc er wißte jchon, was er thHäte. Nun mußte ich auch,
qr"@ der Kerl wollte, und bedeutete ihm, ich wäre in Ehren
AA geworden. und würde auch als ehrlicher Mann iterben.
und L iOte er große Augen, itetkte Die Flaichen wieder ein
m‘ébr‚f‚rpflte davon; ich aber haͤb' feitdem keine ruhige Stunde

* Haht Ihr denn dem Graͤfen nicht eldung davon
—8 frahgte Stephan, welcdher der Erzählung des
5 erwaͤrts wit Spannuns gelaujcht hHatte. „Sofort! Der
4 at'mich in jeiner wilden Weijle ausgelacht und' einen
4 e&n Narren und Ceſpenſterſeher gefcholten. Nachträglich
* hat er an ‚Ddie Dienerſchaft und an die Leute im Hofe
5 — — ihneneinſchärfen laſſen, ſich bei dem erften

4 Seräufh mit Schwert und Lanze acküftet


© gewärttg zu fein.“
— S find ganz wunderliche Geſchichten, Klaus! Seht
© am Ehnde .nicht wirklich Dinge, die nicht da jind !“
„AWartet noch etliche Tage und Ihr Könut'es vielleicht








erleben ! e3 dauert nicht mehr lange — e8 liegt mir auf


eS Dauert nicht mehr lange. Geſtern Abend — ih löſche
jetzt ſchon um 10 Uhr mein Lämpchen aus und ſetze mich
danız im Finſtern vor das Lugfenſter und halte MNusihau!
his Dder neue Tag auffteigt — geltern Abend trieben ſich
etliche Geſellen wohl eine Stunde lang um das Schloß
herum und machten gerade den Thore gegenüber allerler
Unfug und Speltafel als wollten ſis probiren, wie feft
mein Schlaf jei. Ich ſah und hörte Alles; da ich aber
feine beſondere Befehle vom Grafen bahe und das Schloß
nicht unnütz in Alarm bringen wollte, jo verhielt ich mich
rubhig. Ich denke nın jo, Stephan: Wenn wir auch für
Dden, der jeßt im Schloſſe hauſt und herrſcht, Nichts übrig
hHaben, Fein Fünkchen Liebe und Achtung, nicht ein arın-
ſeliges Zröpfdhen Blut — {o gehört das Schloß und waͤs
e an Schäßen birgt, doch dem Graͤfen Waldemar und


Nachfommen, und wenn ich efmaS Dazır beitragen könnte,
denen ihr Eigenthum zu erhalten, ich ließe mir gerne meine
cgft)eu‘y;t‘nochen zu Brei zujammenfOlagen. Und wie dentt
SOr

Ich denke wie Ihr, Klaus! Ich bleibe, wo die Gefahr
am Naͤchſten iſt/ antwortete der Biqueur; aher für den
Ihr wißt wohl, wen ich meine — für den rühre ich nicht
den fleinen, Finger!

Wer thäte es wohl, er hat die Strafe des Himmels
ve;im_thrft,i und wer ihn ſchützen wollte, denträfe fie zugleich
mit ihm!“

Die,beiden Alten hielten gemeinſchaftlich die Nachtwache;
aber wie ſcharf ſie auch ausſpähten und horchten, e3 ließ
ſich nichts VBerdächtiges ſehen noch Hören. UAUm nächften
Sonntag-ging der Vigueur in’s Dorf hinab; der Pfarrer
hatte ihn. in fjeiner. langen Krankheit beſucht und ihın {o
{reundlich Troſt gejpendet — ab und zu auch etwas zur
leiblichen Srauidung und Stärfung — Ddaß es ihn.trieb,
Ddem zuten Herrn ſeinen Dank abzujtatten. Er wurde
herzlich willfommen geheißen, und als er mit ſchlichten,
aber warmen Worten gelagt, wes ihn hinaͤbgeführt kanı
das Geſpräch wie von ſelbſt anf die früheren, {m5nen Sahre

und von ihnen zurück auf die traurige ©egenwart; dabei
erzählte er denn auch von den Befürchtungen des Thor-

warts.

Es laufen ſchon lauge bedenkliche Gerüchte herum,”
erflärte der Pfarrer, „und der alte Klaus iſt nicht der
Einzige, an den die Verſuchung herangetreten ijt. ID
hHabe auch ſchon vor längerex Friſt den Grafen Wenzel auf
die drohende Gefahr aufmerkfam gemacht und ihn dringend
gebeten, zur rechten Zeit flr Wowehr zu forgen; e& haͤtten
jich gar viele waͤckere Männer und Burfchen zufammenge-
funden uınd warteten nur noch auf einen kundigen Führer
unid auf Waffen Aber er wies mein Anſuchen, ſich an die
Spitze der Dorfwehr zuſtellen, ſtolz und verächtlich zurück ;
er molle mit den gemeinen Manne nichts zu fchaͤffen
haben und ſein Schloß würde er ſelbſt zu Vertheidigen
wiſſen So iſt denn die Sache wieder eingejAlafen, gebe
der liebe Gott, daß er ſeinen Entſchluß von damals nicht
bereuen muß.“

Herr Pfarrer,“ entgegnete Stephan, „Graf Wenzel
ijt den göttlidhen Gerichte verfallen und davor rettet ihn
kein Menich !” 2

Welch ein Wort Stephan! Ziemt es dem Diener,
ſolchẽz von ſeinem Herrn zu jagen ?“

tein Herr iſt Graf Waldemar — ihm diene ich in
Treue und Ehrexbietiakeit!“

„Aber er hat ſeinen Bruder zum Herrn an ſeiner
Statt eingeſetzt, und was Ihr jenem ſchuldet! dürft Ihr
auch dieſem nicht verweigern! Eure Saͤche iit e8 nicht, zu
urtheilen und zu wählen,jondern zır dienen !“

Ich muß den Tadel hinnehnien, Herr Bjarrer , aber
e3 mwird die Zeit Lommen, da Sie anderS über mich denken


verfündige ich nich damit, ſo wird mir Goͤtt verzeihen,
der die Herzen und Nieren der Menſchen durchforſcht und


(Hortiebung folgt)
























































 
Annotationen