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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#1107

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raulworllicher Redatteur:
Julius Jeder in Heidelberg.



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« 20 Snr



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kraßze 7, entgegengenommen.






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er heutigen Nummer liegt ur 48 der woͤchenbei-
age bei.
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77 llehet die deulſche Keichsſchuln,

die nun wieder, Dank der nationalliberalen Weisheit.
und Bewilligungspolitik um viele Millionen ſich erhöht,
wird offiziös mitgetheilt, daß dem Reichstag ein
AuleihHegejeß über eine neue Anleihe von 146

ilfionen Mark vorgelegt werden ſell zur
Deckung der Koſten des jüngijten Militär-
SGefjfeses, welches ja bekanntlich ſchon vom 1. Okt.
D, 88, ab durchgeführt wird. Nachdem die Mehrheit
des Reichstags es mit ihrer ſtaatsmäaniſchn Weisheit
fürfvereinbar erachtet hat, die gewaltigen Mehrausgaben
der neuen Militärvorlage zu bewilligen, ohüe um die
Deckun gsmittel jihH zu bekümmern, bleibt
natürlich gar nichts anderes übrig, als dieſe Deckungs-
mittel aus Anleihen zu entnehmen, und zwar ſo
lange, bis neue Deckungsmittel in genügender Höhe
geſchaͤffen ſind! Dieſe Auleihen werden die gewaltige
Laſt der für unproduktive Zwecke aufgenbmmenen
Leichsſchulden weiter vermehren und in demſelben
Maße die Zinſenlaſt. Die Kapitalſchuld des
Deutſchen Reiches betrug am 1. Oktober 1892 bereits
Lheblich mehr als? Milliarden, nämlich 2123
Millionen Maͤrk, für welche eine jährliche Zins-




wendig war An demſelben Tage waren noch An-
Eihecredite offen in Hoͤhe von 110 Millionen Maͤtk.
Die neue Anieihe ſoll 146 Millionen Mk. betragen.
Soͤhald dieſelbe bewilligt und nebſt den noch offenen
Anleihecrediten realiſirt ſein wird, wird alſo die
Schuldenlaſt des Deutfchen Reiches
2379 Mill. Mark betr agen.“ Mit der neuen

die einmaligen wie die dauernden Ausgaben gedeckt




werden, welche das neue Militärgeſetz verurſacht.


ausgeſetzt, daß ſie zu Stande fomme, ſchon amı 1,
Oetober 1895 durchgeführt ſein und vollen Ertrag
liefern werde, ſo wird immer noch für 189495 noch»
mals eine neue Anleihe von mindeſtens 50 Millionen
Daun wird allo, ehe Ddie zu
ſchaffenden Steuern wirkſam werden, die Schulden-
laſt des Deutſchen Reiches 2429 Millio
nen Mark betragen. Dieſe Summe wird zum
weitaus größten Theile für unproduktive
Zweſcke, vor allem für Heer und Marine, ausge-
geben, ſo daß ihr kein Gegenwerth als Aetivum
gegenüberſteht, wie etwa in Preußen die Eiſenbahnen
Nur verhältnißzmaͤßig

Elſaß-
Lothriugen, für Reichsinſtitute, die kieine Gebühren-
erträge bringen ujm. Auch ein Theil der für den
Nordoftjeekanal verausgabten Summe iſt hierin zu
rechnen. Zieht man die Beträge ab, ſo bleiben
immer noch wmindeſtens 2300 Mıllionen . Mark, wleche
für unproductive Zwecke aufgewandt ſind. In dieſer
Lage, ſollte man meinen, müßte für das deutſche
Reich alle Veranlaſſung gegeben ſein, auch bei Er-
öffnung neuer Steuerquellen einzig und allein an
ſeine eigenen Bedürfniſſe zu Denken und die
Einzelſtaaten für die Befriedigung i hrer Bedürfniſſe
unnachſichtlich auf ihre eigenen Steuerquellen zu ver-
weiſen.
tion für die „MReichHs${teuerreform“ wurde zur Be-
gründung derſelben avch auf die Nothwendigkeit hin
gewiefen, endlich mit der Shuldentilgung im
Reich zu beginnen. In dem nun im Wortlaut ver-
öffentlichten Geſetzentwurf iſt dieſe Schuldentilgung
ſchon ſehr in den Hintergrund getreten. Werden
aus den zu ſchaffenden neuen Steuern jährlich 40
Millionen an die Einzelſtaaten abgegeben, ſo muß ſie


nicht geradezu einzugeſtehen.
Hoffentlich denkt aber der vorige Woche zuſammen-


Schuldentilgung endlich zu beginnen, etwas anderes
als der Vater der „Reichsſteuer reform“



* Vom Stantsihulmonopol.

„Nur die Macht der Kirche allein“ — ſagt J. F.
Böhmer, ein ebenſo feuriger Paͤtriot, als großer
Mann der Wiſſenſchaft — „kann in den un&
drohenden Stürmen Recht und Freiheit ſichern. Alle


trelen, dabei aber immer von Freiheit und Fortſchritt
faſeln, verdienen nichts Beſſeres, als daß die eiſerne
Hand einer Militär Herrſchaft die von ihnen zerbro-
chenen Stücke des Hirtenſtabes in Geſtalt einer Knute
über ihren Rücken ſchwinge! Und ſo wirdis kommen
Mö;e nur dann die freigeborene Kirche hüben und
drüben ſolche Hüter finden, die ſich nicht mit der
Despotie verbinden und ihr Henkersdienſte leiſten,
ſondern die auf göttliche Verheißung vertrauend furcht-
los, wie in beſſeren Zeiten der Gewalt entgegenireten,
und wenn die Noth dazu drängen ſollte, eher auch
die letzten Bande löſen, durch die ſie noch mit dem
Militaͤr⸗ und Beanitenſtaat verbunden ſind. Der
Staat braucht die Kirche, und die Zeit wird ſchon
kommen, wo er bettelnd ſich um ihre Hilfe bemühen
wird, dagegen kann die Kirche die Hülfe des Staates
entbehren, wie er dermalen iſt und ın ſeinem Abſolu-
tiemus, der auch die letzten der Kirche noch übrig

gebliebenen Rechte abſorbiren muß, noth-
wendig ſich entwickeln wird. Wir gehen den Tagen
eines neuen Cäſarismus entgegen, Gottlob, daß

wenigſtens die alte Kirche noch niemals ſich vor dem
Cäſarismus gebeugt und in ihrem Widerſtand gegen
ihn immer geſiegt hat. — Man thut gut, ſich die
merkwürdigen Ausſprüche des Frankfurter Geſchichts-
forſchers, welcher erklärt, ſeine kirchliche Ueberzeugung
heute
gegenwärtig zu halten, während man die Anſtrengung
beobachtet, mit welcher die Gewalthaber jegliche VBer»
bindung mit der Kirche zu lockern und aufzuheben ſich
bemühen. Zu dem Programm, nach welchem der
moderne Liberalismus verfährt, um der Kirche den
Todesſtoß zu verſetzen, gehört nicht nur überhaupt
das Rezept „Tremumg von Kirche und Staat“, ſon-
dern auch das Staatoͤſchulmonopol und der Staats-


Mit verbiſſener Wuth verfolgt der Liheraltsmus
die Tendenz, die Schule zu entchriſtlichen und ſie auf
den Standpunkt der Religionsloſigkeit herabzudrücken.
Nur auf dieſem Wege glaͤubt er ſeine Grundſätze im
Volksbewußtſein zur Herrſchaft bringen zu koͤnnen.
So lange indeß die Unterrichts Freiheit gewahrt bleibt,







* Freuer Fiebe Lohn.
Roman von Roſen.

aͤchdruck dverb.)
— „ werde ſeinen Zorn zur Raſerei aufſtacheln und
feinen‘ uͤnſfch nach Racdhe ſehr Entflammen, daß er
Üottiried mit eigenen ‚Händen zu erwürgen trachten
Wird. Ach Goͤttfried Beatrice, ®iralda, ich werde meine
ache noch an Euch

eene zu ſetzen.

53. Kapitel.
Endlich gefunden.

Schloß Berril war wie ein Koftbarer, von Blumen-
Bärten und Parkanlagen umrahmter Edelſtein In dem
©chölz, das jein weit auggedehntes Gebiet umfaßte, tum-
Melten ſich Hirſche und Kehe ohne Schen. Die breite
Rajenfläche vor Ddem tHurmgefhmückten, fejtungsartig
üucf(ragetttben Gebäude ſchimmerte wie ſmaraͤgdfarbener

mmet. .

n dem Morgen, welchen Beatricc zu dem geheimen
Stelldichein für ıhre Jamilie beitimmt Hatte, Inftwandelte
der Marqui3 von Trewor allein, mit kummervollem Geſicht

le Hände auf dem Rücken und mit tieftraurigem Blick
Quf der Schloßterraffe, die eine’entzücende Auslicht in die

erne gewährte. Er dachte an Giralda, die ſeinen Pfad
hur gefrenzt und feine Liebe nur gewonnen hatte,
4 Flötzlich zu verſchwinden, wie fie gelommen



Haſtige Schritte näherten ſich ihm und ſich umwendend
eannte er Ormond. ;

Der alte Mann war betroffen über die Verwüſtung,
Welche die Iegten Tuge in dem Geſicht des Neffen zurüc-
Selafjen Hatten.





Von dem Stutzer früherer Zeit war nichts mehr zu
bemerfen.

Er ſah wild und unheimlich aus, Auf Ormonds
finiter zujammengezogener Stien bruͤtete rachſüchtige
Wuth Sein Haar fiel ihm wirr bis auf die Brauen herab
4 in ſeinen Augen brannte eine verzehrende grünliche

amme. :

N iſt Dir, Eduard?“ fragte dann der Marquis
erftaunt. }

„ 300 war in Belten,“ erwiderte Ormond mit hohler
Stimme, „und da ich dort Hörte, Du weileft hier, folgte
ich Dir, die Nachricht zu Überbringen, daß ich Giralda
gefunden hHabe.” :

Der Marquig erzitterte [reudig. * —

„Wo iſt ſie?rief der Marquis „Haft Du ſie mitge-
bracht?“

Nein Onfkel, ſie iſt in Geſellſchaſt Sord Grosvenors
und weigerte ſich entſchieden, mich zu bealeiten, beauftragte
nich aber, Dir zu Jagen, daß ſie Dir niemals vergeben
fönne. Die Schmach, bet Nacht aus dem Haufje getrieben
worden zu ſein wie eine Dirne,
Sie habe Dich immer geliebt wie
eine Tochter, daß dieſe Liebe in Haß umſchlus, ſei Deine
@%)%Ib. Mit ihrem Vater möchteſt Du thın, was Dir
gefiele.“

Lord Trewors Geſicht erglühte.

Giralda ſchickte mir wirklich dieſe Botichaft ?” fragte
der Marquis, Lord Ormond mit durchbohrendem Blicke be-
trachtend

„Sa, und mehr noch“, erwiderte der Böſewicht, dem
Lugẽ des Onkels furchtlos begegnend. „Sie hat meine
Liebe verhöhnt und mich ſpottend zurücgewiejen und in
dem Hochmuth, mit welchem ihre Berbindung mit Lord
Groshenor ſie erfüllt, bietet Sie mir und Dir die aroͤßte
%ertac%tung und Trotz. Sie iſt die echte Tochier ihres

aters


raͤgte der Maranis.
Ganz energiſch!


„Und Du biſt überzeugt, daß Sie nur Haß für mich
empfindet ?“
_ „Sollitändig überzeugt,“ lachte Lord Ormond. „Sie
ſyrach mit einer rückhaͤltloſen Aufrichtigkeit mit mir,
welche durchaus nicht zu bezweifeln ijt. Du kannſt Giralda
ja wiederfehen, wenn Du willit, Oukel! Du kannſt um
ein hischen Liebe bei ihr betteln, fie wird ſehr bald hier

ſein.“
„Um wieder zu mir zurückzukehren, Eduard?“ fragte
der Marquis:

Ach. welch ein thörrichter Gedanke Nein, ſie kommt
hHeimlich mit Lord Grosvenor bierber um ihre Eltern zu
begrüßen. Ibr Vater verhirgt ſich in der Nähe. Haſt Du
nicht Lujt, Deinem meuchelmörderiſchen Neffen in das
heuchleriſche Antlitz zu jchauen, Onkel? Halt Du nicht
4 wie er Deiner Schwäche und Thorheit

ottet ?

Der Marguis ballte ſeine Hände. Auf ſeinen Wangen
alühten rothe Flecken, ſeine Augen hingen wie gebannt an
Ormond, aber er ſprach nicht.

Lord Ormonds Stimme wurde immer wilder und ge-
häſſiger.

‚ „Onfel“, aiſchte ex, „möchtelt Du das Antlitz desjenigen
wieder fehen, der dich vor achtzehn Jahren zu mitter
Läcbtlicher Stunde im Schlaf zu ermorden trachtete?
Noöchteſt Du wieder in die blauen Augen des Knaben
jehen, den Du wie einen Sohn gelieht und der Dir mit
einem Dolchitoß zu veraelten ſtrebte? Woͤchteſt du Hören
wie er ſeine Tochter über den Zuſtand Deiner Gefundheit
befragt, um zu berechnen, wann er mit Beftimmtheit auf
%et{n?l}) Tod zählen könne? Möchteſt Du Gottfried ſehen

nfel 9

Alle die boſen Leidenſchaften, die des alten Mannes
Bruft erfjchwerten, wurden von dem Hohn Ormonde zu
wilden Flammen aufgeftachelt. Giralda und ſeine Liebe
für ſie waren vergefjen Haß und Rache nahmen von
jeinem ganzen Weſen Beſitz und verſcheuchten alle ſanfteren
Gefühle

Fortſetzun tolgt.)


 
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