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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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https://doi.org/10.11588/diglit.44152#0727

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Sampags mit. Urterbaltungsbeilage, Preis viexteljahelich
ME 1.20 ohue Trägerlobn m. Bokanfiglag. Sefeklungen
_Ed ven Voftanfalten . bei der Erpebition — *



für Stadt







KnzeigerBlatt für bie Amtsbezitle Heidelberg,
Labenburg, Weinheim, Sowekingen, PHMippsburg,
MWiekloch, Bruchſat, Breiten, NeXargemünd, Mosbad
Werbag, Buchen Waldürn,Z.-Bı, _ ‘&h., Wertkheimae,



















Gerontmwortlidher Nebaktenr :




t. ı |. . Qulins Yeder in Heidelberg.








— —



A w R Wa Mr OLE



Beſtellungen
auf den Pfälzer Boten werden fortwährend bei
ſämmtlichen Poſtanſtalten, bei unſeren Trägerinnen
ſowie in unſerer Expedition Heidelberg, Zwinger-
tratze 7, entgegengenommen.

Verlag, des „Pfälzqre_l}?te.“

* (ntwurf 3u cinem fatholifdi-foztalen
rogramm. ”

Die unchriſtlichen Anſchauungen des Liberal-
is mus von der ſchrankenloſen Freiheit und von dem
unbeſchränkten Eigentbumsrechte des Menſchen haben
in die geſellſchaftlichen und wirthſchaftlichen Verhält-
niſſe der Gegenwart große Verwirrung gebracht. Die
Verwirklichung dieſer Grundſätze in der Geſetzgebung






tern und zur Verkennung der Würde und der Rechte
der Arbeit, überantwortete die Arbeit auf Gnade und
Unguade dem Capital, zerſtörte zum großen Theil den
ſeßhaften Mittelſtand, bewirkte die Anhäufung des
irdiſchen Beſitzthums in wenigen Händen und die
Verarmung der großen Maſſe, machte den arbeitenden
Staͤnden die Erreichung der irdiſchen Wohlfahrt faſt
zur Unmöglichkeit. ;

Die kaiholiſchen Sozialpolitiker ſehen hierin einen
ungeſunden, unhaltbaren und zum Ruin der Gez
ſelljchaft führenden Zuſtand, der dringend Abhülfe
erheiſcht.

Sie verwerfen die Anſchaunngen und Grundſaͤtze
* Liberalismus, welche dieſen Umſtand herbeigeführt

aben.

Sie verwerfen auch die Beſtrebungen der Sozial-
demokratie alle Produktiansmittel dem privaten
Beſitz zu eutziehen und der Geſellſchaft zu übextragen,


auf eigenen Erwerb widerſpricht, den Nenſchen ent-

und wirthſchaftliche Lebeu nach den Gxund ſätzen
des Chriftent hums eingerichtet wird, wenn ſolche
in den Eucykliken des ruhmreich regierenden
Papſtes über die chriſtliche Staats-⸗Verfaſſ-
ung und über die Lage der Arbeiter nieder-
gelegt ſind.

Sie erachten es als eine der wichtigſten Aufgaben
einer wohlgeordneten bürgerlichen Geſellſchaft, die
materielen Intereſſen Aller in der Weiſe zu fördern,
daß dem in der Natur des Menſchen begründeten
Sireben nach Freiheit und Selbſtändigkeit
Rechuung getraͤgen wird. Zu dem Zwecke erſtreben
fie eine gleidmäßigere Bertheihung der
irdifjhHen.Güter bei privatem Ermwerh und Beſitz
auf der Grundlage eines die breiteſten Schichten des
Volles umfafjenden Mittelftandes. Als des
beſe Mittel zur Herſtellung und Erhaltung eines
lebensfahigen Mittelſtandes betrachten ſie die flaͤndiſche
Organijation der einzelnen Berufe zum Schutze und
zur Förderung der gemeinſamen und gegenſeitigen
Zutereſſen.

Die katholiſchen Sozialpolitiker erblicken daher
des Ziel ihrer ſozialen Reformbeſtrebungen in der
Organtfatibn der Geſellſchaft mach Be-
rufzſtänden auf chriſtlicher SGrundiage
und zwar in einer den geſellſchaftlichen u. wirthſchaft-
lichen Verhältniſſen der Gegenwart angepaßten Form
mit durch Staatsverfaſſung garantirten Rechten der
Selbſtverwaltung, ſywie der Vertretung ihrer Intereſſen
bei der ſtaatlichen Geſetzgebung.

Um die allmälige Erreichung dieſes Zieles zu er-
möglichen und zu erleichtern, ſtellen die katholiſchen
Sozialpolitifer an den Staat die Forderung, alle auf
die berufsgenoffenfhaftliche Organiſation hinzielenden
Beſtrebungen, welche fußen auf den Grundſätzen der
chriſilichen Gerechtigkeit und Liebe, zu ſchützen
und zu fördern. Sie verlangen ſodann insbe-
ſondere:

1. Für die Großin duſtrie:

Die Leiſtung von Gaͤrantien für neu in's Leben
zu rufende großinduſtrielle Unternehmungen hinſicht-
lich der Fähigkeit und Unbeſcholtenheit der Leitung,

Behandlung der Arbeiter; eine den ProduktionSver»-


almälige Beſeitigung der Fabrikarbeit für Vverheiras
thete Frauen; Einſchräukung der Fabrikarbeit für
unverheiratheie weibliche Perſouen auf die ihrem Ge-
ſchlechte und Berufe entſprechenden Vorrichtungen;
Beſeitigung der gewerblichen Kinderarbeit in fremdem
Dienſtẽ! Regeluug und Ueberwachung der Hausindu-
ſtrie im Dienſte des Großunternehmerthums ; Ein-
führung von Arbeiterausſchüſſen mit geſetzlich garan-
lirlen Rechten. Vereinigungsfreiheit der Arbeiter
zum Schuße und zur Förderung wirthſchaftlicher In-
lereſſen. Förderung von genoſſenſchaftlichen Organi-
jationen, welche Arbeitgeber und Arbeiter umfaſſen
und Jedem ſeine Rechte garantixen. Feſtſetzung einer
Grenze, über die hinaus nicht die einzelnen privaten
Unternehmungen der verſchiedenen Induſtriezweige die
Zaͤhl ihrer Arbeiter mehren dürfen.
2. Für das Handwerk:

Förderung des Tunungsweſens für das


tenen Produltionsweiſe in erſprießlicher Weiſe noch
handwerksmäßig betrieben werden kann, durch ‚gefeß-
liche Privilegien hinſichtlich des einzuführenden Be-
fähigungsnachweiſes, hinſichtlich der Lehrlinge, der
Sejellen und der Herſtellung und des Abſatzes klein-
gewerblicher Waarenerzeugniſſe Regelung der Gefang-
niß⸗ und Militärarbeiten, Einſchränkung des Zwiſchen-
handels zum Schutze des Haͤndwerkerſtandes. Ge-
ſetzliche Abgrenzung von Haudwerk und Großinduſtrie
durch Feſtfetzung einer Marimalzahl von Gehülfen für
den handwerks maͤßigen Betrieb.
3, Für die Landwirthſchaft.

Genoſſenſchaftliche Organiſation des Bauernſtandes
durch die Geſetzgebung; Einführung eines Agrarrechtes
mit dem Rentenprinzip für die Verſchuldung von
Grund und Boden, ſblidariſcher Haftung der Genoſſen-
ſchaft für die Grundſchulden und der Befugniß der
Ausgabe unkündbarer, amortiſirbarer und nach der
Höhe der Grundrente verzinsliher Werthpapiere;
ein den bäuerlichen Verhältniſſen entſprechendes Erb-
recht Feſtſetzung einer Verſchuldungsgrenze für den



hiuſichtlich des zur Fortführung erforderlichen Capi-



würdigt und das friedliche und gedeihliche Zuſammen-
leben unmöglich macht.


Gegenwart nur für möglich, wenn das geſellſchaftliche


Cölner Eorreſpondenz für Die geiſtlichen Präſides fathol.
Vereinigungen der arbeitenden Stände.

tals, hinſichtlich der geſundheitlichen Verhältniſſe des
Srlis ſowie der berechtigten Intereſſen der ummwoh-
nenden Bevölkerung, Verbollkommnung der Arbeiter-
ſchutzgeſetze zum Zwecke einer gewerblichen Ausbildung
einer gerechlen Entlohnurg, einer geſicherten, ſtufen-
weiſe aufſteigenden Stellung und einer würdigen

ländlichen Grundbeſitz Feſtſetzung einer Maximal-
grenze für den Erwerb an Grund und Boden. Er-
ſchwerung der Bodenſpelulatign, welche auf Güter-
zertrümmerung hinausgeht. Förderung zweckentſpre-
chender Anſtalten zur Gewährung von nothwendigen
Barlehen. Zeitgemäße Abaͤnderung der Geſindeord-
nungen und der unbeſchränkten Freizügigkeit.










8



* Treuer Liebe Sohn.
Roman von Roſen.
Nachdruck verb.)

. 1909o! nicht fo eilig, liehes Kind,“ rief der Maranis.
„SchH jagte nicht, Daß Empfehlungen Durchans erforderlich
jeien. SOr Geficht iit die befte Empfehlung und ich be-
anlige mich mit dieſer! Betrachten Sie ſich von dieſer
Stund’ an zu meinem Haule gehörig. I freute mich, ein
JugenDdliches Geficht um mich zu hHaben. Wann können Sie
— Sitele anireten 4Y4Y —

„Sogleich, Herr Marquis. Mein Gepäck iſt ſchon im

agen ”

_ MWieder f floa ein Ausdruck der Beluftigung über die
Büge des Marquis, Giraldas Einfachheit und Gradheit
gefiel ihm.

„Wig“, fagte er, fich an jeinen Kammerdiener wen-
dend, „bringen Sie das Gepäck des Fräuleins herauf und
entlaſlen Sie den Kuticher.”

Der Diener verſchwand, um den Auftrag ſeines Ge-
bieters auszuführen . H }

— .< Doffe, Sie merden e$ {fidh hier heimi{d machen,
liebes Rind“, bemerkte der Marquis gütig. „Fran Bump
mwird für alle Ihre Bedürfniffe Sorge tragen. Wig i
nein Kranfenwärter, aber er 1jt ein (hwerfälliger Elephant
mit dem ich nicht ylaudern kaͤnn wie mit ohnen Sie


aber im Nebrigen eine angenehme und leichte Stelle hHaben.


in Ihnen meine Enfelin zu fjehen. Sie baben merkwür-
Ddigerweije ein Trewor’iches Geficht.“ .

— .„Das bemerkte ich ſchon im erften Angenblid”, jagte
die Haushälterin. „Sehen Sie nur, quädiger Herr, mie
ähnlihH die Augen.“ :

Der Marquiz runzelte die Stirn ſo zornig, daß ſie
nicht wagte, ihren Sag zu vollenden. Offenbar war die
Nehnlichfeit ihm jelbit aufgefalen. \ .

Geben Sie der jungen Dame ein gutes Zimmer,
ämu Bump“, gebot er, „UnDd lajjen Sie e {
‚Sit mein Neife, Lord Yrmond, ſchon da?


„Nein anädiger Herr.!

„Er fehrt ſchon in zwei Stunden nach London zurüd,”
rief ‚Dder. Marquiz mit bitterem Lachen. „
Berril gibt hHeute einen Ball, bei dem er nicht feblen will.
Das Sfien muß aljo zeitig aufgetragen werden. Fränlein
Mrevalo mwirdes mahr]cheinlich vorziehen, auf iYrem Zimmer
zu ſeiſen. Nach Tiſch geleiten Sie die junge Dame wieder
zu mir.“ |
Die Haushälterin, FIrau Bump,. verneigte fid Her
4 verließ, von Fräulein Giralda verfolgt, nun das
Himmer.

„Das Maͤdchen hat Gottfrieds Augen“, murmelte Dder
Marauis, allein zurücgeblieben. 45 ſind unjuldige
alücliche Augen. Sine merkwürdige Nehnlichkeit. Sch hoffe
Die Kleine hHat nicht auch feine verrätherijche Natur. Umn-
jhuldige Uugen und ein verrätheriſches Herz ſind nicht
immer beiſammen!

Er ſeufzte ſchwer und bedeckte ſein Geſicht mit beiden
Händen.

12 Kapitel.
Auf gefährlichem Boden.

Die Haushälterin führte Giralda in ein hHohes weites
Bimmer, Durch deffen breite Fenſter der Sonnenſchein her-
einitrömte. —

Die Wände waren mit Bildern alter Meilter ge-
FOmüct, Die Einrihtung war einfach, aber gediegen und
beqauem - Sn einem Alkoven ſtand ein hohes, mit ſchyeren
Seidenvorhängen verhängtes Himmelbett mit Wweißen,
jpigenumfäumten. Rifjen, in einer Ecie ein zierlicher Un-
fleidefijch, Deifen Spiegel voͤn einer Wolfe rojenfarbiger
Seide und zartgemuufterten weißen Spigen umrahmt war
Ein türfifihes Sopha- und weichgepoliterte Seſel Inden
zum Ausruhen ein. Die Hellen Zarben des Ddiden Über
den ganzen Fußboden gebreiteten LeppichS verliehen dem
Gemach einen tranlichen, anheimelnden Zon. ©
Welch ein jMönes Zimmer!“ rief Giralda, ſich dem






Fenſter nähernd und auf den Parl hinabihauend, wo der
zuheloje Märzwind die Zweige der Bäume wie die Wellen
der {turmgepeitidhten See hin und her bewente.

Der- Haushälterin - müdes Geſicht leuchtete freudig

„Ich freue, mich daß eS Ihnen gefällt,” fagte fe.
„Ich fürchte der gnädige Herr wird unzufrieden fein,
wenn er erfährt, welches Zimmer ich Ihnen angewieſen
hHabe, aber Lord Srmönd Hat das blaue und ſein Diener
bag anftoßende Zimmer, und die anderen vorhandenen
Raume find nur jehr mangelhHaft eingerichtet. DiefeS HZim-
mer hat der Herr Marquis ſchon ſeit beinahe 18 Faͤhren
nicht betreten.” \ {

„Viebt e& Herr Marquis nicht?“ fragte ©iralda er-
ſtaunt

Frau Bump zögerte.

in Eiwaz in der Erſcheinung des Mädchens lud ſie
zum Vertrauen ein: ;

- „Das — dazZ war des jungen Herrn, das war Goͤtt-
friedz ‚Bimmer.“

®iralda ſchauderte

„®ottiried Irewor!” wiederholte fie. „Der Wirth
zum „®oldenen Hirich“ erzählte mir die traurige Geſchichte
„Der Reffe verfuchte ſeinen Onkel zu berauben und zu er-
mordem ” . © .

Daͤs Geſicht der Haushälterin erglühte und ihre Augen
{prühten Sammen. „Ich, liehes Fräulein, weiß, Ddaß er
jeinem Onfel nichts zu Seide tHım wollte, Ueber den Er-
eignifjen der Nacht ſchweht ein Geheimniß, deſſen Löſung
auch Gotifried Trewors Namen von jedem Flecken reinigen
muß, Er war Dder edelite und Dbeite der Meenjhen, er
DHatte ein gütiges Wort und ein freundliches Lächeln für
SFedermann. Die Anaben des Dorfes vergötterten ihn
und liefen feinerı Bferd mit Iubelvufen nach, diedkädchen
errötheten, wenn jeine blauen Augen ſie {treiften, unDd die
— Holten ſich in allenm ihren Kümmernijjen ath

et ihm.“

auf

Zortſetzung foigt.)











































































 
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