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Pfälzer Bote für Stadt und Land (28) — 1893

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* 5
2 S̃xrius Feder in Heidelberg.







— ——













*Vihſt Ftraukteich und Kußland

DOulon beſuchenden ruſſiſchen Seeleute intereſſirten,
IOloß die liberate deutfiche Breife al8 Ur-
Yeber direkt auf den Bupft, den fie als den Dritten
m Bunde mit Ruſſen und Franzoſen
Dezeichnete, Wir deutichen KMatholifen Konuten in einer
joldhen Bezeichnung nichts andıres erdlicken, als eine

erleumduxg, ausgeſtreut, um dem Papſte eines au-
Ahängen, um iOn als eine Berfönlichleit darzuſtellen,
Wweldhe nicht nach allgemeinen, für die allgemeine
Kirche in Beiracht kommenden Geſichtoͤpunkten, ſondern
Nach politiſchen Sympathieen bezw. Antipathieen ihr

erhalten gegenüber den einzelnen Völkern einrichtet.
agegen iſt im Intereſſe der Wahrheit, der Kircheu.
des Bapfithums Eujpunch erhobin worden.

Yun fommt Hetr Pıou, der frühere Abgeordnete
Und Fuͤhter det datholiſch conſtitutionellen Partei in
‚Örankreich und veröffentlicht in dem Parifer „Figaro”
Anen Artikel, worin ver Papſt

Cheber der ruſſiſch franzöſiſchen Annäherung hinge-
it merden foll.. Das 1jt natürlih Waljer auf die

ühle unjerer. Cuhiurkämpfer, die ſchon lange das

Derhaupt der Irıholıfhen Kirche zu einem Mitaliede
de8 „Auti? Dreibunds? zu ftempeln. ſuchten. „Der
Bapft fjagte er, ıft Der erfte und bhauptjächlichfte
Foͤrde
Ünigung. ... Man wird ſicherlich eines Tages
1 geheimen Verhandlungen zwiſchen Alexander Ml.
MD Qeo XI erfahren“. Pion hat mit Ddiefen

üßen der franzöſiſchen Regierung darthun wollen,
MaS fie eigentlich am Bapfte habe und wie undank-

Ar fieihm fei, aber er hat dem Papſt einen ſchlech-
n Dienft eiwieſen, indem er ihn als die Seele einer

wegung hinſtellt, die, wenn man ſie am unſchuldig-
fen nimmt — als „Friedensbürgſchaft? — doch
— war. Abet jo unjhuldig kannn man eben






dieſe Bewegung nicht nehmen. Frautkreich braucht
jetzt mit den ruſſiſchen Bündaiß feine ſeiner Hoff-


deſſen Vorſitzender unter begeiſtertem Beifall.

Hoffnungen faſſen ſich zuſammen in die Worte:

Piou beginut ſeinen Beweis, daß der Papſt der

dem Hinweis auf den Trinkſpruch des Cardinals
Lavigerie. welcher das von den geſchickten Spielern
des Dreibundes aufgeſtellte Schachbrett umgewarfen

habe. Lavigerie ſprach damels im Namen Ddes
' Bapftes“, Cardinal Rampolla und Leo XIII. hätten
das ſpäter ſelbſt beſtätigt.! Der Dreibund habe als-
bald Anſtrengungen gemacht, den Papſt einzuſchüchtern.
aber das „Patronat des Papſtes über Frankreich“
beſtand nun ein Mal und haͤtte an ſich ſſchon den
Werth eines Bündniſſes, es machte auf den Zaren
den tiefſten Eindruck und beſtimwte ihn, das bisher
gegen die Republik Ferrys und Freheinets aus Ge-
wiſſensgründen gehegte Mißtrauen ab,ulegen. Aber
es fanden nach Pious Annahme auch direkte ge:
heime Verhandlungen zwiſchen de m Va-
tikan und Betersburg ftatt. Aufangs 1891
beſtaͤtizte Les XIII. durch Reden und Schreiben die
Auffaſſung Lavigeries; im Aaguſt 1891 berief der
Zar unſere Flotte nach Kronſtadt Es mar Leo XIII.
gelungen, die Gefahren einer dreifachen Coalition
von Frankreich abzuwenden! Die Achſe unſerer aus-
wärtigen Politik beruht jetzt in Petersburg und im
Vatikan.“ ;

Wir haben oben daran erinnert, daß man das
franzöſiſch ruſſiſche Bündniß in Frankreich als Bürge
ſchaft für Frankreichs Hoffnungeen anfehe, woraus
für uns eine ſehr einfache Folgerung zu ziehen iſt,
und zwar keine ſolche, welche mit der Behauptung
ſich deckte: „Jetzt erſt iſt der europäiſche Frieden
gefiGeri. “ .

Bei den franzoͤſiſchen Wahlen haben die unkirch-
lichen Elemente wieder geftegt und in Rußland dau-
ert die Verfolgung der kalholiſchen Kirche in der
alten Weiſe fort. Sollten nicht die traurigen kirch
lichen Zuſtände in Rußland mehr Stoff zum Mei-
nungsaustauſch zwiſchen Rom und Petersburg gege-
ben haben, als die Kronſtädter und Toulonet Dinge
dieſer Welt? Herr Piou bezeugt keine neuen That-
ſachen, ſondern er tiſcht Vermuthungen auf, um für
ſeine Partei in Frankreich etwas herauszuſchlagen.
Der Mißerfolg der katholiſch conſtitutionellen Partei



bei den Wahlen ſoll dadurch mözlichſt welt gemach
verden, daß man den Papſt als den wirkfamſten
Parteigänger der franzoͤſiſchen auswärtigen Politit
binſtellt und ſich ſeibſt als die päpſtliche Barter auf-
ſpielt. Dieſe Taltit mag wohl franzöfiſch ſeiu,
aber katho liſchiſt jie nicht. Mögen auch manche
Franzoſen durch ſolche Mittel für die Kirche etwas
wärmer geftimmt werden als bisher, die Mittel wer-
den darum nicht lauterer und — Frankreich iſt noch
lauge nicht die katholiſche Kirche. ie Bemühungen,
den Papſt zum franzöfiſchen National.
Ratrioten herabzudrücen, werden nicht
gelingen, er wird wie bizZher es ablehnen, in irgend
welche politiſche Gruppirungen ſich einzulaſſen.

Der Oſſervatore Rom ang deſchaͤftigt ſich in ſeiner Nr.
262 mit dem Pionſſchen Aufſaͤtz, ſlellt zwaͤr leider
die Einzelheiten, auf die wir hingewiejen, nicht klar, ſagt
aber doch karz uud bündig! „Der Papſt ſtellt i
mit ſeiner Politik nicht auf die Seite des einen Voͤl!!
kes, um ſich mit dieſem zum Schaden eines anderen
w Derbünden, noch auch vereinigt er nach überlegtem
Plan einige Völker zu einer Gruppe, um ſie anderen
Gruppen entgegen zu ſetzen. Auf den Paͤpſt haben
die vorähergehenden Veranlaſſungen der Voͤlkerbünd-
niſſe keinen Einfluß“.

* Die tiſte Lefung det kleinen Handelsverträge

hat am Donnerſtag Dden erwarteten ſcharfen guͤ—
jammenf{toß der Rechten mit der NRegierung
richtig herbeigeführt, obſchon es ſich weder um die
Prinzipienfrage der VBertragspolitik noch um den ruſſt-
ſchen Bertrag hHandelte. Der Abg. Dr. Lieber be-
merkte treffend in feiner Rede, es ſei kein erfreuliches
Schauſpiel gegenüber dem Auslande, daß man im
deutſchen Reichstage ſich die Haare zerraufe, und dieſe
Rückſicht ſei einer der Gründe, die das Centrum zur
Verweiſung der Verträge au eine Kommiſſion bewojen
hätten Ob der Zweck erreicht werden kann, iſt frei-
lich ſehr zweifelhaft Die Erregung auf der agrariſchen
Rechten iſt ſo ſtark, daß man ſchwerlich irgendeine
Gelegenheit, alto. auch nicht die zweite und dritte
Leſung der VBerträge, unbenutzt laſſen wird, um öffent-
lich Sturm zu laufen gegen die ganze neue Vertrags-
politik Deutſchlands und gegen die Perſon des Reichs-
kanzlers insbeſondere.

Staatsſekretär Irhr. v. Marſchall ſuchte die
Erregung auf die andauernde und lebhafte Agita-
tion von Seiten des „Bundes der Landwirthe“ und
ſeiner „konſervativen Genoſſen? zurückzuführen. Ge-







1 Ireuer Siebe Sohu-

Roman von U. Rofen.
(Nachdruck verb.)
Ihr Herren von der Polizei“, rief der Marquis und
orte Fangen wie ein Feldgeſchrei! „ih Mage dieſen
nen Neffen des vor 18 Jahren an mir verübten Raubes
"d _ des verfuchten Mordes an und fordere Sie auf, ihn
X verhaften !“

Die Polizeibeamten näherten ſich, um dem Befehle zu
gehörchen

Kadyy Beatrice ſtreckte ihre Hände aus, um ſie abzu-
ehren

„Nicht doch, Beatriee,“ hat ihr Satte, in dieſer Stunde
5 Döchiten Noth mehr an fie, al3 an fich felbit denkend,
8 wird Ales für ung noch gut werden Geliebte. Viel-
be‘d’f iſt es befjer, daß unjere beſtändige Anaſt, unjere
Drb"raene und geheimnikvole Eriſtenz und unjere mühe-
e Wachjamfkeit ende. La mich ruhig ziehen, Theure.
* eingebildeten Schreckniſſe find ſchlimmer als die Wirk-
Üfeit. Schone Dich und unjere Kinder.”

it.
eatrice blickte verzweifelt um fich. Ihrumherirrendes
—44 — zuletzt auf dem Kalten, ſtrengen Geſicht des
*
%e - Bater“, rief Beatrice leidenſchoftlich Du hörft, was
N Mit Gottfried beginnen wollen. VBater, jeit fiebenzehn
bin ich Lottfrieds Gattin. Dieſe vier ſind auch
unp c Kinder, Deine Enkel, Vater. Sprih Du für uns
ſie Ich werde fterben wenn Sie ihn mir ent-

%O{{@rofwapa, rette Du doch meinen Papa“, ſchluchzte

Br Die füße Stimme des geängftigten Knaben ſchnitt dem
üfen ins Herz. A -
S n‘-?remor," rief er mit Thränen in den Augen, „imb
G Nicht ſhon weit genug gegangen? Alles wohl über-
fege‘ war Gottfried Trewoͤr doͤch nur ein Anabe, als er

unſelige That geplant hatte. Um meiner Toͤchter,




hjerer alten Freundjchaft millen, um meiner un

%cbruibigen Enkel willen, ſtehen Sie doch ab von der Ver-
olgung.“
Nicht wenn ein Engel ſich für ihn ins Mittel leate,“
höhnte Lord Trewor.
Biralda warf ſich dann dem alten Manne zu den

en

„Onfel”, Nehte ſie, „um meinetwillen ziehe Deine
Anklage zurüd.“

Der Marquis ſchwaukte einen Augenblick aber Ormond
wiederholte ihm flüſternd die Lügen, die er ihm von Giralda
erzählt hatte und der irregeleitete Greis verhärtete ſein
Herz gegen ſie ; — —

Du koͤnnteſt Durch Deine Bitten eben ſo leicht einen
Felſen rühren, wie mich, rief er. Meine Herren, thun
Sie ihre Schuldigkeit. Ich verlange nur Gerechtigkeit,
nicht3 als SGerechtigkeit.” *

* herbeigerufenen Poliziſten näherten ſich

Eine herzzerreißende Scene folgte, Beatrieens und
ihrer Kinder Zammeraeſchrei, Lord Grosvenors und des
Grafen Berril Einſchreiten, ihr Ringen und Flehen war
vergebens. ; (

Plötzlich wurden draußen im Garten dröhnende Schritte
vernehmbar, zwei Berfonen drängten ſich rückſichtlos in
den Salon. Fhrem Erſcheinen folgte allgemeines Schweigen

athemlofje Stille. }
waren Grethe Wilms und

Die Nenangekommenen
Georg Negun D

Das Fieber, das die Reiſe des Kranken unterbrochen,
wur durch die geſchickte Behandlung des zu Rathe gez0-
genen Arztes heſeitigt worden, und Ddie beiden Vexlohten
hHatten am nächtten Morgen ihren Weg fortſetzen dürfen.
Im Schloſſe erfuhren fie, daß Beatriee ſich in ihrem Pa-
villon auf der bewaldeten AnhHöhe befände und daß Lord
Trewor ihr wahrſcheinlich Geſellſchaft ſeiſte Im ihrem
Eifer, die bedeutſane Unterredung ſobald als möglich be-
endiat zu baben und in der Furcht, jeder Berzug koͤnne
Gefahr bringen, hatte Margarethe {ih Ddie Unterjtügung
zweier Diener erbeten, die Negun in das Sommerhäuschen
trugen

ihrem

Orwond erkannte den Kranken ſofort. Sein Geſicht
wurde aſchfarben.

Der feltjame Ausdruck in den Zügen ſeines ehemaligen
Verbündeten war für ihn verſtändiich genug. Tiefe Reue
und der Kunſch das begangene Unrecht wieder gut zu
machen, |prac) aus den Augen des koͤrberlich und geiftig
gebrochenen Mannes

Zitternd wich Ormond zuxück, um unbemerkt zu ent-
Ichlüpfen, aber Neguns Augẽ bewachte ihn und ſein Finger
deutete auf ihn: ‘

„Haltet ihn,“ xief Georg Negun, „Haltet Lord
Ormond feit. Ich habe ein Geſtändniß UÜber ein Ver-
hrechen abzulegen, in das er mit verwickelt iſt, meine
Herren.”

Auf ein Zeichen des Marquis legte einer der Bolizei-
beamten ſeine Hand ſchwer auf den ſchuldbewußzten Edei-
mann. ;
„Ich beiße Georg Negun“, erkärte der Kranke, „und
jtand bis vor Kurzent unter den angenommenen Naͤmen
Berkins im Dienite Ormonds.” . . .

Ein allgemeines Erſtaunen gab ſich nach diejec Mit-
theilung kund.

Den meiſten der Anweſenden waren die angegebenen
Namen befannt. )

Ver achtzehn Sahren“, fuhr Negun, auf die Arme
jeiner Bealeiter geftüßt, fort, „war ich Kammerdiener der
beiden Neffen des Herrn Marquis von Trewor Und dieſes
iſt Hexr Gottfried Trewor?“ wendete er ſich fragend an
den Gefangenen. „Verzeihen Sie mix, gnädiger Herr, D
verzeihen Sie mir. IO babe mich ſchwer an Ihnen ver-
ſündist Schon vor Jahrenm hätte ich Sie vom Verdacht
befreien können, der Ihr Lebensglück zerſtörte aber Or-
mond erkaufte mein Schweigen und verantaßte mich nach
Auſtralien auszuwandeyn, um mich aus dem Wege zu
räumen, GSie |ind unſchuldig, gnädiger Herr und ich kann
e3 beweijen.”

(Fortiekung folgt.)


























































 
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