Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfälzer Bote für Stadt und Land (68) — 1933 (Januar bis März)

DOI Kapitel:
Nr. 1-25 (2. - 31. Januar)
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.68777#0246
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Nr. SS

,vjälz « r votHeidelberg — Samstag, de« 88. Jmwar 1VSS

Politik der Kontinente und Staaten, digse aber
-durch Völker und Parlamente. Und der Schlüs-
sel heißt: Vernunft, Weitblick und Sinn für die
neue Zeit, die ander« Taten verlangt als die
letzte Epoche.

die
Erb-
ium Kriege miteinander treiben möch«
sollten sich in gemeinsamer Freude vereint

Am 26. Januar 1776 wurde
Koblenz, damals Hauptstadt des Kurfürstentums
Trier, «geboren. Als ehrsamer Bürger Sahn —
sein Vater war Kaufmann — trat er ins Leben;
als einer unserer gewaltigsten Publizisten und
Streiter für Deutschlands gerechte Sach« schloß
er in -der Frühe des 29. Januar 1848, am Vor-
abend emex anfbrechenden neuen Epoche, in
München seine Augen. An einem Januar-
nachmittag trugen ihn -seine begeisterten Schüler
auf Wen -Schultern zu Grabe. — Die Mün-
chener Allgemeine Zeitung die nicht Görres'
bester Freund war, schrieb an diesem Tag: „Vox
seinem Grabs verschwindet jede Spaltung, und
ganz Deutschland legt dem Manne, der bis zum
letzten Atemzuge, mochte ihm das Glück -lächeln
oder den Rücken kehren, sich die selbständigste
Gesinnung -gewahrt, ans dm Sarg den wohlver-
dienten Ehrenkranz, der nur den Tapfersten dex
Tapfern zuteil wird."
Bei den verschiedensten Anlässen wird heute
der Geist der deutschen B-sfrei-ungskrieg-e, zitiert.
Jener Geist, der imstande war, nach jahrelan-
ger Unterdrückung deutscher Kultur und deut-
schen Wesens, die französische Fremdherrschaft
abzu-s-chütteln und den Wiederaufbau Deutsch-
lands einzulmten. Wir wissen, daß es einige , ,
große Männer waren, die sich an die Spitze der der Gegenwart w-i-öderzngeben.

den geheimen Mächten Militarismus und Rü-
gen zu Kriegen zu treiben. Und wer die "Kinder
aus diesem armen Viertel still und beglückt da-
sitzen sah, mußte sich unwillkürlich fragen, wel-
cher Grund und welcher Nutzen diese jemals für
einen Krieg begeistern könnte. Dem Dank des
Vorsitzenden wollten die Kinder den ihrigen hin-
zufügen, und so werden denn unsere Freunde
in Samtes nicht nur ein Lichtbild (denn so etwas
muß festgehalten werden) der rührenden Feier
erhalten, sondern vor allem Berichte über diese
Friedensfeier von denen, die sie reinen und
freudigen Herzens empfunden haben.
Auch in Berlin-Weißensee, Schönlanker
Straße, ist zu Weihnachten eine franzö-
sische Kantine eröffnet worden, in der
täglich 50 Kinder von deutschen Erwerbslosen
gespeist werden. Sie ist eingerichtet von der
deutsch-französischen Abteilung
der „e u ropäischen Nothilf e", deren
Leitgedanke ist: „Alles was die Völker einigt
befestigt den Frieden."

KM-BomsM Miirzt
Paris, 28. Jan. Die Regierung Paul-
Voncour ist heute früh in der Kammer mit
390 gegen 193 Stimmen bei Beratung des
Regierungsantrages, diedirektenSteuern
um 5 Prozent zu erhöhen, gestürzt worden.
Paris, 27. Jan. Dis Kammer setzte heute
die allgemeine Aussprache über die Finanzie-
rungsmaßnahmen fort. Der Hauptteil der Sit-
zung war ausgefüllt mit einer großangelegten
Rede des Sozialistenführers Leon BIum der
den Gegensatz zwischen einem mathematischen
Budgetausgleich, -wie ihn die Regierung Vor-
schläge, und einem leitenden Budgetgedanken,
wie ihn die Sozialisten aufstellen, herausarbei-
tete. Aber der Schluß seiner Rede war eine hef-
tige Kampfansage an die Opposition, die auf den
Zusammenbruch der gegenwärtigen Mehrheit
warte, weil sie den Augenblick der Revanche
naheglaube. Deshalb habe die Opposition die
Panikstimmung in der Öffentlichkeit geschaf-
fen. Leon Blüm erntete lebhaften Beifall bei
seinen Fraktionskollegen und a.uch bei den Ra-
dikalen.
Die Ausarbeitung der amerikanischen
Antwortnote an England.

den pazifistischen Vereinen „Friedensbund deut-
scher Katholiken" und „Deutsche Friedensgesell-
schaft" zur Verteilung überwies. Es war der
Wunsch der Spender/ daß arme Kinder ohne
Rücksicht auf Religion oder politische Zuge-
hörigkeit der Eltern möglichst unter Betei-
ligung von Friedensfreunden be-
dacht werden sollten. Die beiden Organisationen
bereiteten nun den Kindern des ärmsten Vier-
tels ein kleines Fest. Die Rektoren der katholi-
schen und evangelischen Schule hatten die rich-
tige Wahl getroffen, der katholische Psarrer
stellte freudig sein Vereinshaus zur Verfügung,
der Kirchenchor erfreute die Kleinen mit Chor-
liedern, die Ordensschwestern boten mit ihren
Schützlingen -entzückende Reigen, und an weiß-
gedeckten Tischen vor dem strahlenden Christ-
baum -saßen die Auserwählten, denen von guter
. Hand Kaffee und Kuchen gestiftet war. Studien-
direktor Dr. Nauen, Friedensbund, erklärte
den Kindern und deren Eltern Herkunft und
Sinn der Gabe, Kinder zweier Länder,
Hetzer immer wieder unter der Parole ,
feind" z: " ' ."
len, sollt
fühlen. Wenn die Völker in einen Wettbewerb
des Wohltuns-träten, dann wäre es in Zukunft
„ ÄünKindustvie-nicht -mechr möglich, Regierun-
Washington, 87. Jan. -NaatSsÄMHc GNnksom . -
erklärte, daß noch keine Antwort an Gr-PßbM
tann-ien abgefand-t worden söi. Gerüchten zu-
folge soll Stimfon die Antwort, die bereits von
den „beiden Präsidenten", nämlich Raossv-Ä-
und Hoover, gebilligt worden feien, ausgsarbei-
>tel Haden.
Amnzolrn WchenAn -MW Km-er
Die beste Friedensarbeit ist immer noch die
Tat. Den schönen Worten der Politiker in
Genf glauben wir schon nicht mehr, aber wenn
in -einer kleinen Stadt Frankreichs ein Kinder-
hilfsverein beschließt, von 1200 mühselig ge-
sammelten Franken die Hälfte armen deutschen
Kindern zuzuwenden, dann läßt uns das auf-
horchen. Der Vorsitzende des „com-itö de secours
L l'ensanece malheureuse" in Saintes (Cha-
rente inferieure) ließ die Summe mit einem
Schreiben an den Oberbürgermeister und Ma-
gistrat von Recklinghausen gehen, der
das Geschenk dankbar annahm und es den bei-

1. Eine Erklärung der europäischen Mächte,
daß sie für die Austragung von Konflikten auf
jengliche Gewaltanwendung verzichten wollen:
2. Abschluß von Pakten über gegenseitige
Hilfeleistung zwischen den europäischen konti-
nentalen Mächten;
3. Ersetzung des Teiles V des Versailler Ver-
trages durch die allgemeine Abrü-
st ungskonvent-ion;
4. Gleiche Dauer der Konvention mit den
gleichen Revisionsmöglichkeiten für alle Signa-
natarstaaten;
5. Verwirklichung des Prinzips der Gleich-
berechtigung in Etappen und Bereinheit-

RiWK-javaniM
KrlegsgeWr
London, 27. Jan. Im japanischen Ober«
Haus kam Krisgsminister Araki u. a. auf die
Kriegsgefahr zwischen Japan und
Rußland zu sprechen, was erhebliches Aus«
sehen erregte. Er begründete eingehend die Not-
wendigkeit für den Ausbau der japani-
schen Flugwaffe, die der russischen gleich-
kommen müsse. Hierbei wies Araki aus eine Er-
klärung Stalins hin, daß der erste russische Fünf-
jahresplan durch notwendig gewordene Kriegs-
vorbereitungen gestört worden sei. Das bedeute
entweder, daß Rußland einen japanischen An-
griff erwartet, oder daß cs Japan angreisen
wolle. Was China angehs, so müßten die Strei-
tigkeiten früher oder später geregelt werden.
Wenn Chma Truppen nach Dschehol entsende,
müsse Japan entscheidende Schritte tun. Japan
würde sich dann vielleicht zu einer „neuen Po-
litik" genötigt sehen.
Moskau, 27. Jan. Der Röde des japanischen
Kri-egsministers Araki wird -im Moskau groß«
politische Bedeutung beigemefsen.
Man glaubt nicht, -daß -die Erklärung ArakiS
ein« Entgleisung, sondern -vielmehr einen Politi-
schen Vorstoß darstellt, mit dem Ziel, die Sow-
fetregierung zur Aenderung ihrer Politik im
Fernen Osten zu veranlassen.
NMMMjMrmg gegen -le wetHe
NMMerung in GsrtuMW-Angrla
Lissabon, 27. Jan. „Dia-rio d« Lisbona" be-
richtet, -daß in der Hauptstadt von Portugie-
sisch-Angela, Lo-anda, nach dem geheimnisvollen
Verschwinden verschiedener Weißen die Polizei
eine Bonde von 50 Negern dingfest gemacht,
habe, die beabsichtigte, die gesamte weiße Bevöl-
kerung -auszurotten. Im Augenblick der Ver-
haftung waren die Mitglieder dieser Band« da-
bei, Gifte v-orz-ubeveiten, die in die Quelle,
aus denen Loanda und seine Umgebung mit
Wasser gespeist werden, gestreut werden fällten.
Eine Mrmms
Die geistlichen Führer der kdthoHche«
Arbeiterbewegung Westdeutschland sand-
ten an den Reichspräsidenten folgendes
Telegramm:
Herrn Reichspräsidenten von Hindenburg,
Berlin.
Die unterzeichneten geistlichen Führer der ka-
tholischen Arbeiterbewegung Westdeutschlands se-
hen mit großer Besorgnis wachsende Beunruhi-
gung in der Arbeiterschaft angesichts der Forde-
rung bestimmter Kreise, einen Staatsnotstand
zu konstruieren und wichtige Teile der Verfas-
sung außer Kraft setzen zu lassen.
Die Unterzeichneten haben das Vertrauen, daß
Ew, Exzellenz sich auch jetzt wiederum als un-
entwegten Hüter der verfassungmäßigen Rechts-
grundlage unseres Staatswesens erweisen und
unverantwortliche Anschläge verhindern werden.
Msgr. Dr. Müller (Köln), Generalsekretär
Gickler (Köln), Dr. Konermann (Mün-
ster), Domvikar Marx (Paderborn).
NreatlmgM -er ZMmnMMon
Berlin, 27. Jan. Di« Zentvumsfraktion dsÄ
Reichstags trat heute vormittag wiederum zu-
-saimmen und behandelte in der Hauptsache di«
Berichte ihrer Vertreter im Sozialpolitischen
Ausschuß. Nachmittags versammelte sich die
Fraktion noch einmal, um den Bericht ihres
Vorsitzenden, Dr. Perlitius, über den Ver-
lauf der Beratungen des AÄtsstenvats entgsge-n-
znn-chmen. Eins Politische Debatte fand jedoch
nicht -statt; auch wurden feine Beschlüsse gefaßt.
Für Dienstag vormittag 10 Uhr -ist Äne neu«
Frak-tionssitzung des Zentrums anbe-
ran-mt worden.
Die europäische Konferenz der Flugsunksach-
verständigen.
Berlin, 27. Jan. Die europäische Konferenz
der Flu-gf-unksachverstänldigen wurde heute, in
sters durch den Staatssekretär des Re-ichsver-
k-öh-rs-min-rsteriums Königs begrüßt. Er begrüßte
die Anregung, im Anschluß an die 34. inter-
nationale Luftfahr-tkouferenz eine europäische
Flugfunkkonfer-enz ab-zuhMen.
Zum Vorsitzenden der von etwa 30 Staaten
beschickten Versammlung wurde auf Vorschlag
von deutscher Seite der Chef des englischen
Flugfunkdienstes, Warrington-Morris, -gewähst-
Voruntersuchung wegen der Tötung eines
SA.-Mannes.
Berlin, 27. Jan. Der Unt-ersuchungsricht-el
hat di« Voruntersuchung wegen -der Tötung d«
SA-Mannes Erich Sagasscr gegen sieben
sonen eröffnet, di« der Kommunistischen Parte:
ongehöven oder ihr ncchest-chcn. Alls stöben Ajst
-geschuldigten befinden sich in Un-tersuchungshast-
Tagung des Reichsverbandes des Deutschen
Handwerks.
Berlin, 27. Jan. Der Reichs-verband des
Deutschen Handwerks veranstaltete -heute vor-
mittag eine öffentliche Kundgebung, zu der u. u.
Re-ichswirt-schaf-tsminister Prof. Dr. Warmbold,
der Rerchskomm-issar für Arbe^sbescha-f-fung, Dr
Gereke, Reichskommissar für das Handwerk und
Kleingewerbe, Ministerialrat Dr. Hoppe, sowie
verschiedene Reichstags- und Landlagsabgeovd-
nete erschienen waren.

ZwlWn Gems' Abmtß- und »MW
«n« >» .dM'Ich-n.M-mern -US kr ZV"«« Z
es galt, Löb und Tadel zu spenden oder gar
Auswüchse in Heer, Verwaltung und Kri-egfüh-
sehen -stand die schaffend« Li-Sbe.
Die Kenntnisse über Görres sind noch nicht so
Allgemeingut d«x deutschen Nation geworden,
wie es dieser deutsche Charakter verd-ient. Bei
seinem 150. Geburtstage (1926) und bei der
Usberführnng seiner Büste in die Walhalla
(1931) wurde der Name Görres' zum ersten Mal
im weiten Kreis unserer Tageszeitungen ge-
nannt. Karl Hoeber sagt m der Görr-esfest-
schrif-t, daß wir weniger -den revolutionären, den
romantischen, -den patriotischen oder den katho-
lischen Görres kennen müßten, -als mehr den
Görres. Das war und ist bei der -falschen
Görvesaufsafsung der Fehler: Görres wird zu
sehr im Zusammenhang mit Einzelfragen ge-
sehen. S«in« unergründliche Naturhaftigk-ei-t
hat -diesen ewig Suchenden durch viele Wand-
lungen geführt. Diesen immer ganz zu folgen,
fällt schwer. Es will manchem nicht einleuchten,
daß der Verfasser eines Spottgedichtes über den
Papst später zum Verteidiger der Kirche wird,
daß der VevgöÄerer der französischen Revolu-
tion zum besten Deutschen werden kann. Di«
meisten sehen und kennen Görres als -den „Re-
volutionär" öder den „Romantiker" oder den
„Patrioten" oder -den „Katholiken"; sie kennen
zu wenig den -deutschen Görres Als
dieser nur lebte er; so verstanden ist er uns nie
versiegender, ewig stärkender Quell. L I,.

halte hat es gemacht: 1. Es soll zwar «in Ge- bedeutungsvoll sein. Und vorherrschend find
dankenaustausch gepflogen, aber vor Zusammen- Überall letzten Endes wirtschaftliche Fragen,
tritt der Vo-lkswirtschaftÄonfevenz sollen keine Denn Weltwirtschaft wird bestimmt durch di«
Entscheidungen getroffen werden und 2. möchte
man so wichtig« Fragen wie z. B. Rückkehr
zur Goldwährung Nicht unter finan-
ziellem Druck beraten.
Di« kommenden Wochen und Monade werden
also innen- wie wöltpolit-isch interessant und

TetteS _—
test, der dausendmal berechtigte Protest gegen
den grotesken Wahnsinn, die schreiende Unge-
rechtigkeit unserer sozialen Zustände. Der wäre
kein Sozialist, der diesen Haß und -diesen Protest
mcht mitemp-fände."
Merkt man aus dieser Sympathieevkläruuz
>der SPD. für die KPD. den Erfolg von 7 Mo-
naten autoritärer Regierung? Den Erfolg der
Papenschen „nationalen Konzentration"? Unter
Brüning war dies anders. Di« SPD. war Re-
gierungspartei, eine Kluft trennt« sie von der
revolutionären KPD. Was wir llöi feinem Sturz
vorhersagten, ist sehr rasch emg-etvoffen: D l e
rote Front ist -geschlo s sen, e ine Kluft
trennt heute die SPD. vom Bürgertum. Wirk-
lich — «in verheerender Erfolg der Brüning-
Würzer.
So ist >Kie Situation in Deutschland -drei Tage
vor der entscheidenden Rei-chstagssitzung. Ein«
Situation, die in jedem anderen Volk Revolu-
tion und Bürgerkrieg bedeutete. Wer noch ist
Ruhe in Deutschland. Nur unter der Oberfläche
kocht und brodelt cs- Wehe, wenn man nicht in
letzter -Stunde die Gefahr merkt, wenn nicht end-
lich die Losung in Deutschland heißt: Verfas-
sungstreue, Wahrheit und uner-
bittliche Gerechtigkeit.
Eigenartig mag es auf -den ersten Blick schei-
nen, daß die Börse enre widerstandsfähige Ten-
denz zeigt, daß sich schon Auswirkungen der Ar-
beitsbefchafung bemerkbar machen. Aber die
Stetigkeit der Börse Hot ihren Grund
darin, daß man in Wirtschaftskreisen nicht mit
-einer Auflösuna des Reichstags, höchstens imt
seiner Vertagung rechnet. Denn Auflösung be-
deutete auch wirtschaftliche Unruhe Wobei aller-
dings nicht vergessen werden darf, daß eine
lange Vertagung des Reichstags — vielleicht auf
Monate Hinaus — eine ebenso starke Unsicherheit
bedeu-te-t, die weitgehende Difposition-en -der
Wirtschaft unmöglich machte. Deshalb ist -auch
wirtschaftliches Gebot der Stunde: Klarheit
und politische Bernunfi.
Mit erfreulicher Deutlichkeit, ohne die sonst
übliche militärische Begleitmusik, hat dieses Mal
lldeichskanzler von Schleicher m der Völ-ker-
lbundszM-fchrift unsere Forderung auf Ab-
rüstung definiert; Abrüstung -der andern —
gleiches Recht für Sieger und Be-
sieg te. Es -wird hier auf der kommend-en
Abrüstungskonferenz scharfe Ause-in-anderf-etzun-
-gsn mit Frankreich geben, das von feiner „Sb
cherheitsoffenstve" nicht abgehen will. Es ist
Hier nicht der Ort, all die Probleme und Fragen
anz-uschneiden, die mit d«r Abrüstung zufam-
meichängen. Aber schließlich können wir auch
das Wort „Sicherheit" gebrauchen, denn wenn
fortgesetzt auf der -anderen Seite van Angriff g<
redet wird, wer garantiert uns, daß wir nicht
-angegriffen werden? Mit diesen veralteten
Praktiken, diesem ewigen Mißtrauen kommen
wir nicht weiter. Die fraiHö-sischen Militaristen
' und Nationalisten müssen endlich auch u-mden-
k«n. Das Volk in Frankreich will keinen Krieg.
Und wir müssen uns immer wieder davor hüten,
das ^friedliebende Volk mit den na-tionMstischen
Hetzern und -der Kriegsindustrie -in Frankreich
zu verwechseln. Dauernder Fried« kann nur
geschaffen werden, wenn endlich für alle Staa-
ten Gleichberechtigung und Sicherheit geschaf-
fen wird, wenn an die Stelle des Mißtrauens
und des überspann-ken Nationalismus Vertrauen
und internationale Zusammenarbeit für Völker-
fried-en und Wirtschaftsaufrüstung tritt. Auch
hier heißt die Parol« in Genf: Klarheit
«n -d en -tschlossene Tat.
Unterdessen ist auch das Schuldens: no-
blem wieder in Fluß gekommen. Roosevelt
hat an England und die übrigen Schuldnerstaa-
t-en außer Frankreich eine Einladung ü-bersand-t,
worin für Anfang März in Washington sine
Besprechung über die Kriegsschulden und Welt-
wirtschafts-fragen in Aussicht genommen ist.
Ganz vorbehaltlos hat England dies« freundliche
GiUladung nicht angenommen. Zwei V-ovbe-

napoleoni-schen Zeil gerecht geworden. Das
Werk eines Freiherrn vom Stein wurde in
seiner umfassenden Gestalt erst in jüngster Zeit
voll erkannt; das beispiMofe Löben und Wirken
des großen rheinischen „Demagogen", unseres
deutschen Görres, wird erst in den letzten Jahren
stärker hevausgestellt, in unseren hastenden All-
tag hineingeträgen und so der Gegenwart -Wie-
de/ näh« gebracht.
Wir sehen, daß auch da, wo Uöb-erli-ef-erun-g
und Geschichte eine Lücke lassen, die Stunde
kommt, in d«r ein'Volk erkennt, was es den
Trägern seiner Vergangenheit schuldet. Görres
ist Träger deutscher. Vergangenheit. Mit sei-
nem Leben ist deutsches Schicksal verbunden.
Den Helden der Befreiungskämpfe, die auf blu-
tigem Schlachtfeld sich einsetzten, sang man im-
mer schon das hohe Lied der Tapferkeit und -des
Erfolges. Weithin aber vergaß man die trei-
bende, wie ruhende, die stets anfeuernde Per-
sönlichkeit in jenen Tagen der -einmütigen Er-
hebung Deutschlands: den Geisteshülden Jos-ff
Görres. Es mußten wieder Zeiten der Er-
niedrigung kommen, um diese einm-älige Erschei-
nung, diesen Kometen a-m Deutschen Sternen-
himmel, der Vergessenheit zu entreißen, um ihn
d«r Gegenwart wisderzug-eben. Die Fovschnngs-
gsdemütigten deutschen Volksmassen stellten und ergebnisse über Görres mehren sich erfreulich.
Deutschland zum Siege über den Korsen führten. Eine eindringliche LsbeNsdarstelluna fehlt Wahl
noch, doch die Anerkennung seiner Größe ist un-
bestritten. In Görres, den Napoleon „la
eingniöins puissaiic-e" (dir Dufte Großmacht)

Ihr« Namen blieben in dem nachfolgenden
Deutschland wach; in -dem Militärstaa-t der Vor-
kriegszeit b-ska-men sie -heldenhaften Klang nnd _. , ._ , „ . .
Inhalt, und mit Recht leben sie auch hente fort genannt hat, der mit Brentano und Stein, mit
Äs Symbole -der Einigkeit, der Kraft und der Blücher, Gnsifenau und Scharnhorst sehr eng
Vtzfreiun-g. Doch war die Vergangenheit nicht befreundet war, kann unserem Geschlecht ein

Murr eaMchrr MMmasvlan
Genf, 27. Jan. Die englische Detega- Plan bekannt, daß der politische Teil fünf Vor-
tion auf der Abrüstungskonferenz hat heute schlüge enthält:
ein Memorandum mit neuen Vorschlägen
an die Delegationen Amerikas, Italiens,
Deutschlands, Frankreich und Japan gelangen
lassen. Wie verlautet, soll eine Iyordination
der Gedanken des Hooverplanes, des fränzösi-
sischen Planes, der Fünfmächteerklärung über
die Gleichberechtigung und des eng-
lischen Abrüstungsplanes voraeschlagen werden.
Nach englischem Wunsch soll die Abrüstungs-
konferenz nach Abschluß der bevorstehenden all-
gemeinen Aussprache über den französischen
Plan auf der Grundlage dieser neuen Vor-
schläge in die praktischen Arbeiten eintreten.
An Einzelheiten wird über den englischen lichun-g der Heeressystemej
 
Annotationen