Nr. 76
„PfSlzer Bote" Heidelberg — Freitag, den 31. März 1933
Seite 8
Gta-i und LLmsevmrg
Mr keim Zeitung liest, schadet sich selbst!
Heidelberg, dm 31. März 1933.
Noch nie war das Halten einer Zeitung so
notwendig wie jetzt, wo auf allen Gebieten täg-
lich sich Neues gestaltet. Jeder Berufsstand wird
von den Neuerungen getroffen, jeder mutz sich
umstellen, mutz die Gesetze und Verordnungen
kennen, will er sich nicht selbst schädigen.
Das gilt für den Bauern wie für den Arbei-
ter, für den Beamten wie für den Angestellten,
für den Industriellen wie für den Handwerker
und Kleingewerbetreibenden. Die Zeitung ver-
bindet ihn mit der neuen Zeit, aus ihr erfährt
er, was für seinen Stand geschieht, wie sich das
neue Gesicht Deutschlands gestaltet.
Deshalb gilt mehr denn je der Grundsatz: Die
katholische Tagespreise gehört in jede katholi-
sche Familie. Auch der Landwirt, der gewohnt
war, auf 1. April seine Zeitung über de» Som-
mer abzubestellen, weil die Feldarbeit ihm keine
Zeit läßt zum Lesen, wird sich dieses Jahr über-
legen müssen, ob er nicht doch auch im Sommer
orientiert sein will über das, was für ihn, um
ihn und — vom Ausland her — auch gegen ihn
geschieht. Er könnte diese vermeintliche Erspar-
nis sehr teuer bezahlen müssen.
Keine Zeitung lesen heitzt heute gleichgültig
sein in einer Zeit, die zu den erlebensreichsten
u. schicksalsschwersten der deutschen Geschichte ge-
hört, heitzt abgeschnitten sein von dem, was in
der Welt vorgeht, heitzt freiwillig blind und taub
sein in einer Zeit, wo man doppelt scharf sehen,
hellhöriger denn je sein mutz.
Deswegen — im eigenen Interesse und l us
Treue zur katholischen Tagespresse — auch im
Sommer bleibt täglicher Gast und Freund der
„Pfälzer Bote".
Amtlich tsird mitsetrilt
Das Verhalten beim Abfingen des
Deutschlandliedes und des Horst-Wessel-Liedes
Da in Schulen Wer das Verhalten beim Ab-
singen des Deutschlandsliedes zum Teil immer
noch Unklarheit herrscht, hat Staatskommissar
Dr. Wacker folgendes ungeordnet: Beim gemein-
samen Gesang des Deutschlandliedes ist es Pflicht
aller Anwesenden, sich eines geziemenden, der
Würde des Augenblicks entsprechenden Verhal-
tens zu befleißigen. Alle Anwesenden erheben
sich unverzüglich ^on den Plätzen biZ zum
Schlüsse der letzten Strophe. Unterhaltungen
uno dergleichen haben unter allen Umständen
zu unterbleiben, ebenso sind laute Gespräche un-
mittelbar nach Beendigung des Liedes tunlichst
zu vermeiden. Die Schüler sämtlicher Lehr-
anstalten sind im Deutschunterricht über die Be-
deutung des Deutschlandliedes sowie über den
Dichter und den Komponisten zu belehren.
Diese Anordnung gilt auch sinngemäß für das
Horst-Wessel-Lied.
Schlutzseier an höheren Lehranstalten
Der Minister des Kultus und Unterrichts hat
in einem Erlaß an die höheren Lehranstalten
verfügt, daß als Thema für die Rede des Abi-
turienten, sofern eine solche üblich :,st, die Be-
deutung der nationalen Erhebung zu wählen
ist. Für diesen Fall soll im Anschluß an die
Worte des Abiturienten in würdiger We.se das
Horst-Wessel-Lied gesungen werden. Sofern eine
Ansprache eines Abituri.enten nicht üblich ist,
werden die Anstaltsleiter ersucht, in ihrer Rede
auch die Ereignisse der letzten Wochen zu wür-
digen. Den Wjchluß der Feier soll das Deutsch-
landlied sein.
*
Das Tragen von Abzeichen innerhalb der
Schule. Das Tragen von Abzeichen der hinter
der Regierung stehenden nationalen Verbände
und Parteien innerhalb der Schule ist gestattet.
Auch gegen das Tragen von Abzeichen kirch-
lich! Vereinigungen und Verbände der christ-
lichen Bekenntnisse ist nichts einzuwenden.
Wandschmuck in den Schulen. In den Schul-
und Amtsräumen können Bilder des Reichs-
kanzlers Adolf Hitler in geschmackvoller Aus-
führung angebracht werden.
Lehrer- und Schülerbüchereien. Der Staats-
kommissar ersucht, im Rahmen der vorhandenen
Mittel in die Lehrerbüchereien und in die
Schülerbüchereien der Oberklassen nationale
Literatur und insbesondere das Werk des
Reichskanzlers Adolf Hitler „Mein Kampf" ein-
zureihen.
Schülerpreise. Bei der Beschaffung von
Schülerpreisen ersucht der Staatskommissar, im
Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel
nationale Literatur zu bevorzugen und insbe-
sondere für Schüler der Oberklassen das Buch
des Reichskanzler Adolf Hitler „Mein Kampf"
zu berücksichtigen.
Die Abwehr der Greuelhetze.
Leiter des Aktionskomitees des Gaues Baden
ist — wie mitgeteilt wird — der stellvertretende
Gaupropagandaleiter van Raay. Ihm stehen
zur Seite Stadtrat Mannschott für den Kampf-
bund des gewerblichen Mittelstandes, Rechts-
anwalt und Kommissar im Justizministerium
Rupp (M.d.R.) für den Nationalozialistischen
Juristenbund und Dr. Theo Packheiser für den
Nationalsozialistischen Aerztebund. Dieses Ak-
tionskomitee gibt die Anweisungen für die
Durchführung der Boykottbewsgung an die
Kreisleitung und die Ortsgruppen.
Jede andere Aktion örtlicher Stellen, die nicht
auf Anweisung des Aktionskomitees erfolgt, ist
untersagt. Parteigenossen, die trotzdem örtliche
Aktionen durchführen, werden wegen Disziplin-
losigkeit aus der Partei entfernt. In einem
Aufruf des Gaupropagandaleiters Kramer
heißt es:
„Parteigenossen, die selbst oder deren Fami-
lienangehörige in boykottierten Geschäften
kaufen oder boykottierte Personen in Anspruch
nehmen, werden ebenfalls wegen Disziplinlosig-
keit aus der Partei entfernt. Älle Parteigenossen
haben sich dafür einzusetzen, daß jegliche Terror-
akte unterbleiben. Es darf keinem Juden auch
nur ein Haar gekrümmt werden. Besonders
wird noch darauf aufmerksam gemacht, daß
Niederlassungen ausländischer Unternehmungen
(z. B. Woolworth) nicht in Boykott zu erklären
sind."
Die Hochschulen betreffend.
Zufolge Erlasses des Staatskommissars in
Karlsruhe vom 27. März 1933 Nr. X. 6407 ist
auf Grund der Verordnung des Herrn Reichs-
präsidenten zum Schutze von Volk und Staat
vom 28. Februar 1933 mit sofortiger Wirkung
die Zugehörigkeit zu kommunistischen, marxi-
stischen und pazifistischen Organisationen an
den Hochschulen verboten.
An der hiesigen Universität sind dies
die nachstehenden studentischen Vereine: 1.
Hochschulgruppe der kommunistischen Partei
Deutschlands (H. d. K. P. DZ, 2. Rote Stu-
dentengruppe der Universität, 3. Sozialistische
Studentenschaft, 4. Sozialistischer Studenten-
verband, 5. Hochschulgruppe der Freien Tur-
nerschaft. — Die Anschlagsbretter sind ver-
ordnungsgemäß entfernt worden.
Schließung der Naturfreundehäuser.
Wie die Pressestelle beim komm. S-taatsmini-
sterium mitteilt, sind sämtliche Häuser des
Touristenvereins „Die Naturfreunde" zu fchlie-
ßen. Es wird nichts dagegen eingewendet, wenn
dP Hauswarte während der Schließung die
Häuser zur Bewachung bewohnen. Die Frage
der teilweisen Freigabe der Häuser als Jugend-
herbergen für Inhaber von JugenÄherbergs-
ausweisen wird noch geprüft.
EMmg des MinötttauWwAs
M sjfrne Wch in Mannheim
ünt.Heidelberg
Die Sonderkammer für die Landwirtschaft
hat in iner Aussprache mit den Vertretern der
Milchwirtschaft und der Verbraucherschaft Ver-
anlassung genommen, darauf hinzuweisen, daß
im Hinblick auf die nicht zu verkennende Not-
lage weiter Verbraucherkreise eine Senkung des
Kleinverkaufspreises für offene Milch um einen
Rpf. je Liter in Mannheim und Heidelberg
nicht zu umgehen ist. Er billigt die in dieser
Hinsicht gemachten Vorschläge, die die Milch-
erzeugerpreise unberührt lassen.
Die Handelsspanne müsse der Notlage der
Erzeuger und Verbraucher angemessen ange-
paßt werden. Es gehe nicht an, daß manche
Händler einen größeren Verdienst haben als
der Erzeuger. Gegen solche Händler, die sich
nicht in die Ordnung fügen, müsse mit aller
19.
des Forum Romanum geschehen, die gar nicht
wiederzuerkennen ist Aber ganz besonders auch
die Vatikanstadt ist wie von neuem geboren.
Sind in Rom Altertümer freigelegt worden, von
deren Existenz man kaum noch etwas ahnte, so
ist die Vatikanstadt aus ihrem Dornröschenschlaf
herausgeholt und ansprechend modernisiert wor-
den. Die Pilger werden vor allem den wuchti-
gen, stilschönen Eingang zu den vatikanischen
Museen hinter der Piazza Risorgimento und die
neue Pinakothek bewundern. Hier hat sich neuer
Geist formvollendet in den klassischen Baustil
der vatikanischen Paläste eingefügt. Aber auch
der neue Bahnhof, an dem der Papst das ita-
Die Heilige Pforte in der Peterskirche in
Rom, die aus Anlaß des Heiligen Jahres
geöffnet wird.
Am 1. April beginnt das Heilige Jahr, zu dem große Feierlichkeiten
Papst Pius XI., der das Heilige Jahr am
1. April mit einem feierlichen Pontifikalamt
eröffnen wird.
, in Rom vorgesehen sind. Hunderttausende von gläubigen Katho-
liken werden ihre Schritte zur Ewigen Stadtlenken, um als Pilger den Segen des Heiligen Vaters zu empfangen.
RiMfunkKertrasimg aus der Vatikanstadt
Am Samstag, den 1. April 1933, 10.30 bis
11.45 Uhr übertragen alle deutschen
Sender die Feier der
Oeffnung der heiligen Pforte durch
Papst Pius XI.
zum Beginn des Heiligen Jahres zur
Jahrhundertfeier des Todes Christi.
lienische Königshaus und andere Fürstlichkeiten
am 1. April empfängt, wird mit anderen Neu-
schöpfungen die Bewunderung der fremden Be-
sucher erregen.
Die außerordentliche Rei'svverbilliqung, die
auch für Einzelreisende noch 50 v. H. beträgt,
wird sicher noch manche Deutsche zum Rombe-
such veranlassen. Außerdem besteht für die Zeit
bis zum 21. April ja auch die Möglichkeit, sich
die 70 v. tz. Fahrtverbilligung aus Anlaß der
faschistischen Jubiläumsausstellung nutzbar zu
machen. Diese Ermäßigung wird womöglich
noch um einige Wochen verlängert werden.
Programm:
1. Prozession unter dem Gesang des „Vsiü
eieaior Spiritus" (Komm, Heiliger Geist)
von der Sixtinischen Kapelle bis zum Vor-
raum.
2. Der Heilige Vater geht vom Thron zur Hei-
ligen Tür und klopft dreimal
'1. Klopfen Vorspruch: „Xperite vaisii por-
1 las .fnstitiae" (Oeffnet mir die Tore der
k Gerechtigkeit)
k Rückspruch: „InZiessns in SLS eonkiiskor
f ckomino"
f (Wenn ich hineingegangen bin, will ich
" den Herrn preisen)
2. Klopfen Vorspruch: „Intioiko in äoinnrn
tnain cinmins"
(Ich will eintreten in dein Haus, o Herr)
Rllckspruch: „Xäorabo aä tsrnplnrn sane-
tnin Innin in tirnors tno"
(Ich will anbetend in deinem heiligen
Tempel in Ehrfurcht niederknien)
i 3. Klopfen Vorspruch: „Xpsriie misii pvr-
! ins qnoniam notnscnin ckens"
(Oeffnet mir die Pforten; denn der Herr
ist mit uns).
Rückspruch: „Oni ksoit viitntein in
Israel"
(Der Kraft verlieh seinem Volke Israel).
3. Oeffnung und Weihe der Schwelle
4. Glockengeläut von St. Peter
5. Der Heilige Vater singt das Meßgebei
„Xetiones nostras"
(Nimm auf o Gott unsere flehentlichen Bit-
ten)
6. Der Chor singt "Inftilate ckso" (Lobsingt
dem Herrn)
7. Der Heilige Vater singt das Meßgebet
„Dens pni per inoysern'
8. Lobgesang „kanZs linZna Zloriosi lau-
isain cwriaininis"
(Preis o Zunge den Ruhm des glorreichen
Kampfes)
9. Der Heilige Vater tritt in die Kirche ei«
10. Gesang der Motette „^.vs vsrnin corpns
natuln" (Wahrer Leib sei uns gegrüßt, ven
Maria uns gebar)
11. Zeigen der größeren Passionsreliquie«.
fast etwas kühl, wenn auch bisher sonnig und
recht srühkingsmäßig. Aber da erfahrungsgemäß
der April einige regnerische und besonders
abends kältere Tage bringt, tun deutsche Pilger
gut, sich darauf mit ihrer Kleidung einzurichten.
Im übrigen lacht hier immer sehr bald wieder
die heitere Sonne Italiens, so daß niemand zu
fürchten braucht, Rom nur von der weniger
freundlichen Seite kennen zu lernen. Gerade
der April ist, wenn man mit dem Wetter eini-
germaßen Glück hat, für Italien dis schönste Zeit
zu Reisen. Die Blütenpracht, die in diesen Wo-
chen sich hier entfaltet, ist für jeden Deutschen
an sich schon ein Erlebnis.
Wer Rom von früher her kennt, wird über-
rascht sein, welch außerordentliche Veränderun-
gen in seinem Stadtbilds vor sich gegangen sind,
wie man mit dem Blick auf die vielen niederge-
lsgten alten Stadtteile sagen muß: sehr zu sei-
nem Vorteil. Am meisten ist wohl in der Nähe
Rom am Vorabend des Keilißen Jahres
Von unserem römischen Mitarbeiter:
Rom steht ganz im Zeichen des beginnenden
Heiligen Jahres. Die feierliche Ueberprüfung
der Heiligen Pforte des Peterdomes hat soeben
stattgefunden, und alles wartet nun auf den
großen Augenblick am 1. April, da sie sich unter
den Hammerschlägen des Papstes öffnen wird.
Der Anfang zeichnet zu einem vollen und fast
überwältigenden Erfolg, dies trotz der Krisen-
zeiten in allen Ländern. Ein ungeheurer Zu-
strom an Fremden steht zu erwarten und Hai
zum Teil schon seinen Einzug gehalten. Für
Anfang April sind etwa 70 000 Pilger gemel-
det, die zum Teil in Ostia und Frascati unter-
gebracht werden müssen, weil selbst Rom mit sei-
nen vielen Untevkunftsmöglichkeiten einem sol-
chen Zustrom nicht gewachsen ist. Es wird aber
auf alle Fälle für gute Quartiere und geeignete
und rasche Verbindung mit den römischen Zen-
tren Sorge getragen.
Die Witterung ist für römische Verhältnisse
„PfSlzer Bote" Heidelberg — Freitag, den 31. März 1933
Seite 8
Gta-i und LLmsevmrg
Mr keim Zeitung liest, schadet sich selbst!
Heidelberg, dm 31. März 1933.
Noch nie war das Halten einer Zeitung so
notwendig wie jetzt, wo auf allen Gebieten täg-
lich sich Neues gestaltet. Jeder Berufsstand wird
von den Neuerungen getroffen, jeder mutz sich
umstellen, mutz die Gesetze und Verordnungen
kennen, will er sich nicht selbst schädigen.
Das gilt für den Bauern wie für den Arbei-
ter, für den Beamten wie für den Angestellten,
für den Industriellen wie für den Handwerker
und Kleingewerbetreibenden. Die Zeitung ver-
bindet ihn mit der neuen Zeit, aus ihr erfährt
er, was für seinen Stand geschieht, wie sich das
neue Gesicht Deutschlands gestaltet.
Deshalb gilt mehr denn je der Grundsatz: Die
katholische Tagespreise gehört in jede katholi-
sche Familie. Auch der Landwirt, der gewohnt
war, auf 1. April seine Zeitung über de» Som-
mer abzubestellen, weil die Feldarbeit ihm keine
Zeit läßt zum Lesen, wird sich dieses Jahr über-
legen müssen, ob er nicht doch auch im Sommer
orientiert sein will über das, was für ihn, um
ihn und — vom Ausland her — auch gegen ihn
geschieht. Er könnte diese vermeintliche Erspar-
nis sehr teuer bezahlen müssen.
Keine Zeitung lesen heitzt heute gleichgültig
sein in einer Zeit, die zu den erlebensreichsten
u. schicksalsschwersten der deutschen Geschichte ge-
hört, heitzt abgeschnitten sein von dem, was in
der Welt vorgeht, heitzt freiwillig blind und taub
sein in einer Zeit, wo man doppelt scharf sehen,
hellhöriger denn je sein mutz.
Deswegen — im eigenen Interesse und l us
Treue zur katholischen Tagespresse — auch im
Sommer bleibt täglicher Gast und Freund der
„Pfälzer Bote".
Amtlich tsird mitsetrilt
Das Verhalten beim Abfingen des
Deutschlandliedes und des Horst-Wessel-Liedes
Da in Schulen Wer das Verhalten beim Ab-
singen des Deutschlandsliedes zum Teil immer
noch Unklarheit herrscht, hat Staatskommissar
Dr. Wacker folgendes ungeordnet: Beim gemein-
samen Gesang des Deutschlandliedes ist es Pflicht
aller Anwesenden, sich eines geziemenden, der
Würde des Augenblicks entsprechenden Verhal-
tens zu befleißigen. Alle Anwesenden erheben
sich unverzüglich ^on den Plätzen biZ zum
Schlüsse der letzten Strophe. Unterhaltungen
uno dergleichen haben unter allen Umständen
zu unterbleiben, ebenso sind laute Gespräche un-
mittelbar nach Beendigung des Liedes tunlichst
zu vermeiden. Die Schüler sämtlicher Lehr-
anstalten sind im Deutschunterricht über die Be-
deutung des Deutschlandliedes sowie über den
Dichter und den Komponisten zu belehren.
Diese Anordnung gilt auch sinngemäß für das
Horst-Wessel-Lied.
Schlutzseier an höheren Lehranstalten
Der Minister des Kultus und Unterrichts hat
in einem Erlaß an die höheren Lehranstalten
verfügt, daß als Thema für die Rede des Abi-
turienten, sofern eine solche üblich :,st, die Be-
deutung der nationalen Erhebung zu wählen
ist. Für diesen Fall soll im Anschluß an die
Worte des Abiturienten in würdiger We.se das
Horst-Wessel-Lied gesungen werden. Sofern eine
Ansprache eines Abituri.enten nicht üblich ist,
werden die Anstaltsleiter ersucht, in ihrer Rede
auch die Ereignisse der letzten Wochen zu wür-
digen. Den Wjchluß der Feier soll das Deutsch-
landlied sein.
*
Das Tragen von Abzeichen innerhalb der
Schule. Das Tragen von Abzeichen der hinter
der Regierung stehenden nationalen Verbände
und Parteien innerhalb der Schule ist gestattet.
Auch gegen das Tragen von Abzeichen kirch-
lich! Vereinigungen und Verbände der christ-
lichen Bekenntnisse ist nichts einzuwenden.
Wandschmuck in den Schulen. In den Schul-
und Amtsräumen können Bilder des Reichs-
kanzlers Adolf Hitler in geschmackvoller Aus-
führung angebracht werden.
Lehrer- und Schülerbüchereien. Der Staats-
kommissar ersucht, im Rahmen der vorhandenen
Mittel in die Lehrerbüchereien und in die
Schülerbüchereien der Oberklassen nationale
Literatur und insbesondere das Werk des
Reichskanzlers Adolf Hitler „Mein Kampf" ein-
zureihen.
Schülerpreise. Bei der Beschaffung von
Schülerpreisen ersucht der Staatskommissar, im
Rahmen der zur Verfügung stehenden Mittel
nationale Literatur zu bevorzugen und insbe-
sondere für Schüler der Oberklassen das Buch
des Reichskanzler Adolf Hitler „Mein Kampf"
zu berücksichtigen.
Die Abwehr der Greuelhetze.
Leiter des Aktionskomitees des Gaues Baden
ist — wie mitgeteilt wird — der stellvertretende
Gaupropagandaleiter van Raay. Ihm stehen
zur Seite Stadtrat Mannschott für den Kampf-
bund des gewerblichen Mittelstandes, Rechts-
anwalt und Kommissar im Justizministerium
Rupp (M.d.R.) für den Nationalozialistischen
Juristenbund und Dr. Theo Packheiser für den
Nationalsozialistischen Aerztebund. Dieses Ak-
tionskomitee gibt die Anweisungen für die
Durchführung der Boykottbewsgung an die
Kreisleitung und die Ortsgruppen.
Jede andere Aktion örtlicher Stellen, die nicht
auf Anweisung des Aktionskomitees erfolgt, ist
untersagt. Parteigenossen, die trotzdem örtliche
Aktionen durchführen, werden wegen Disziplin-
losigkeit aus der Partei entfernt. In einem
Aufruf des Gaupropagandaleiters Kramer
heißt es:
„Parteigenossen, die selbst oder deren Fami-
lienangehörige in boykottierten Geschäften
kaufen oder boykottierte Personen in Anspruch
nehmen, werden ebenfalls wegen Disziplinlosig-
keit aus der Partei entfernt. Älle Parteigenossen
haben sich dafür einzusetzen, daß jegliche Terror-
akte unterbleiben. Es darf keinem Juden auch
nur ein Haar gekrümmt werden. Besonders
wird noch darauf aufmerksam gemacht, daß
Niederlassungen ausländischer Unternehmungen
(z. B. Woolworth) nicht in Boykott zu erklären
sind."
Die Hochschulen betreffend.
Zufolge Erlasses des Staatskommissars in
Karlsruhe vom 27. März 1933 Nr. X. 6407 ist
auf Grund der Verordnung des Herrn Reichs-
präsidenten zum Schutze von Volk und Staat
vom 28. Februar 1933 mit sofortiger Wirkung
die Zugehörigkeit zu kommunistischen, marxi-
stischen und pazifistischen Organisationen an
den Hochschulen verboten.
An der hiesigen Universität sind dies
die nachstehenden studentischen Vereine: 1.
Hochschulgruppe der kommunistischen Partei
Deutschlands (H. d. K. P. DZ, 2. Rote Stu-
dentengruppe der Universität, 3. Sozialistische
Studentenschaft, 4. Sozialistischer Studenten-
verband, 5. Hochschulgruppe der Freien Tur-
nerschaft. — Die Anschlagsbretter sind ver-
ordnungsgemäß entfernt worden.
Schließung der Naturfreundehäuser.
Wie die Pressestelle beim komm. S-taatsmini-
sterium mitteilt, sind sämtliche Häuser des
Touristenvereins „Die Naturfreunde" zu fchlie-
ßen. Es wird nichts dagegen eingewendet, wenn
dP Hauswarte während der Schließung die
Häuser zur Bewachung bewohnen. Die Frage
der teilweisen Freigabe der Häuser als Jugend-
herbergen für Inhaber von JugenÄherbergs-
ausweisen wird noch geprüft.
EMmg des MinötttauWwAs
M sjfrne Wch in Mannheim
ünt.Heidelberg
Die Sonderkammer für die Landwirtschaft
hat in iner Aussprache mit den Vertretern der
Milchwirtschaft und der Verbraucherschaft Ver-
anlassung genommen, darauf hinzuweisen, daß
im Hinblick auf die nicht zu verkennende Not-
lage weiter Verbraucherkreise eine Senkung des
Kleinverkaufspreises für offene Milch um einen
Rpf. je Liter in Mannheim und Heidelberg
nicht zu umgehen ist. Er billigt die in dieser
Hinsicht gemachten Vorschläge, die die Milch-
erzeugerpreise unberührt lassen.
Die Handelsspanne müsse der Notlage der
Erzeuger und Verbraucher angemessen ange-
paßt werden. Es gehe nicht an, daß manche
Händler einen größeren Verdienst haben als
der Erzeuger. Gegen solche Händler, die sich
nicht in die Ordnung fügen, müsse mit aller
19.
des Forum Romanum geschehen, die gar nicht
wiederzuerkennen ist Aber ganz besonders auch
die Vatikanstadt ist wie von neuem geboren.
Sind in Rom Altertümer freigelegt worden, von
deren Existenz man kaum noch etwas ahnte, so
ist die Vatikanstadt aus ihrem Dornröschenschlaf
herausgeholt und ansprechend modernisiert wor-
den. Die Pilger werden vor allem den wuchti-
gen, stilschönen Eingang zu den vatikanischen
Museen hinter der Piazza Risorgimento und die
neue Pinakothek bewundern. Hier hat sich neuer
Geist formvollendet in den klassischen Baustil
der vatikanischen Paläste eingefügt. Aber auch
der neue Bahnhof, an dem der Papst das ita-
Die Heilige Pforte in der Peterskirche in
Rom, die aus Anlaß des Heiligen Jahres
geöffnet wird.
Am 1. April beginnt das Heilige Jahr, zu dem große Feierlichkeiten
Papst Pius XI., der das Heilige Jahr am
1. April mit einem feierlichen Pontifikalamt
eröffnen wird.
, in Rom vorgesehen sind. Hunderttausende von gläubigen Katho-
liken werden ihre Schritte zur Ewigen Stadtlenken, um als Pilger den Segen des Heiligen Vaters zu empfangen.
RiMfunkKertrasimg aus der Vatikanstadt
Am Samstag, den 1. April 1933, 10.30 bis
11.45 Uhr übertragen alle deutschen
Sender die Feier der
Oeffnung der heiligen Pforte durch
Papst Pius XI.
zum Beginn des Heiligen Jahres zur
Jahrhundertfeier des Todes Christi.
lienische Königshaus und andere Fürstlichkeiten
am 1. April empfängt, wird mit anderen Neu-
schöpfungen die Bewunderung der fremden Be-
sucher erregen.
Die außerordentliche Rei'svverbilliqung, die
auch für Einzelreisende noch 50 v. H. beträgt,
wird sicher noch manche Deutsche zum Rombe-
such veranlassen. Außerdem besteht für die Zeit
bis zum 21. April ja auch die Möglichkeit, sich
die 70 v. tz. Fahrtverbilligung aus Anlaß der
faschistischen Jubiläumsausstellung nutzbar zu
machen. Diese Ermäßigung wird womöglich
noch um einige Wochen verlängert werden.
Programm:
1. Prozession unter dem Gesang des „Vsiü
eieaior Spiritus" (Komm, Heiliger Geist)
von der Sixtinischen Kapelle bis zum Vor-
raum.
2. Der Heilige Vater geht vom Thron zur Hei-
ligen Tür und klopft dreimal
'1. Klopfen Vorspruch: „Xperite vaisii por-
1 las .fnstitiae" (Oeffnet mir die Tore der
k Gerechtigkeit)
k Rückspruch: „InZiessns in SLS eonkiiskor
f ckomino"
f (Wenn ich hineingegangen bin, will ich
" den Herrn preisen)
2. Klopfen Vorspruch: „Intioiko in äoinnrn
tnain cinmins"
(Ich will eintreten in dein Haus, o Herr)
Rllckspruch: „Xäorabo aä tsrnplnrn sane-
tnin Innin in tirnors tno"
(Ich will anbetend in deinem heiligen
Tempel in Ehrfurcht niederknien)
i 3. Klopfen Vorspruch: „Xpsriie misii pvr-
! ins qnoniam notnscnin ckens"
(Oeffnet mir die Pforten; denn der Herr
ist mit uns).
Rückspruch: „Oni ksoit viitntein in
Israel"
(Der Kraft verlieh seinem Volke Israel).
3. Oeffnung und Weihe der Schwelle
4. Glockengeläut von St. Peter
5. Der Heilige Vater singt das Meßgebei
„Xetiones nostras"
(Nimm auf o Gott unsere flehentlichen Bit-
ten)
6. Der Chor singt "Inftilate ckso" (Lobsingt
dem Herrn)
7. Der Heilige Vater singt das Meßgebet
„Dens pni per inoysern'
8. Lobgesang „kanZs linZna Zloriosi lau-
isain cwriaininis"
(Preis o Zunge den Ruhm des glorreichen
Kampfes)
9. Der Heilige Vater tritt in die Kirche ei«
10. Gesang der Motette „^.vs vsrnin corpns
natuln" (Wahrer Leib sei uns gegrüßt, ven
Maria uns gebar)
11. Zeigen der größeren Passionsreliquie«.
fast etwas kühl, wenn auch bisher sonnig und
recht srühkingsmäßig. Aber da erfahrungsgemäß
der April einige regnerische und besonders
abends kältere Tage bringt, tun deutsche Pilger
gut, sich darauf mit ihrer Kleidung einzurichten.
Im übrigen lacht hier immer sehr bald wieder
die heitere Sonne Italiens, so daß niemand zu
fürchten braucht, Rom nur von der weniger
freundlichen Seite kennen zu lernen. Gerade
der April ist, wenn man mit dem Wetter eini-
germaßen Glück hat, für Italien dis schönste Zeit
zu Reisen. Die Blütenpracht, die in diesen Wo-
chen sich hier entfaltet, ist für jeden Deutschen
an sich schon ein Erlebnis.
Wer Rom von früher her kennt, wird über-
rascht sein, welch außerordentliche Veränderun-
gen in seinem Stadtbilds vor sich gegangen sind,
wie man mit dem Blick auf die vielen niederge-
lsgten alten Stadtteile sagen muß: sehr zu sei-
nem Vorteil. Am meisten ist wohl in der Nähe
Rom am Vorabend des Keilißen Jahres
Von unserem römischen Mitarbeiter:
Rom steht ganz im Zeichen des beginnenden
Heiligen Jahres. Die feierliche Ueberprüfung
der Heiligen Pforte des Peterdomes hat soeben
stattgefunden, und alles wartet nun auf den
großen Augenblick am 1. April, da sie sich unter
den Hammerschlägen des Papstes öffnen wird.
Der Anfang zeichnet zu einem vollen und fast
überwältigenden Erfolg, dies trotz der Krisen-
zeiten in allen Ländern. Ein ungeheurer Zu-
strom an Fremden steht zu erwarten und Hai
zum Teil schon seinen Einzug gehalten. Für
Anfang April sind etwa 70 000 Pilger gemel-
det, die zum Teil in Ostia und Frascati unter-
gebracht werden müssen, weil selbst Rom mit sei-
nen vielen Untevkunftsmöglichkeiten einem sol-
chen Zustrom nicht gewachsen ist. Es wird aber
auf alle Fälle für gute Quartiere und geeignete
und rasche Verbindung mit den römischen Zen-
tren Sorge getragen.
Die Witterung ist für römische Verhältnisse