Rr. I4ü
,Psälzer Bote" Heidelberg — Dienstag, den 27. Juni 1S3S
Giadl und LLmgedung
X Gedenkfeier für Geh. Rat Prof. Dr. Maz
Wolf, lieber die eindrucksvolle Gedenkstunde, die
gestern abend die Universität zu Ehren des be-
rühmten Forschers und Gelehrten in der alten
Aula stattfand, werden wir wegen Stoffandrang
Heidelberg, den 27. Juni 1933.
Aushebung
des WrteisekretarialS
Durch die politische Entwicklung und die nun-
mehr abgeschlossene Neubildung der politischen
Vertretungen in Reich, Ländern und Gemein-
den, ist die Aufrechterhaltung des bisher neben-
amtlich geführten Parteisekretariats für die Be-
zirke Heidelberg, Sinsheim und Wiesloch nicht
mehr notwendig. Das Parteisekretariat in Hei-
delberg wurde daher aufgehoben.
Ueber die übrigen Aenderungen in der Zcn-
trumspartei berichten wir nach deren Abschluß.
Zn Schutzhaft
Seit Samstag ist Kaufmann Albert Deitz-
ler in Schutzhaft. Anlaß dazu gaben Vorfälle
beim DJK.-iFest in Dossenheim, die, wie von
nationalsozialistischer Seite berichtet wird, die
Erregung der SA.-Leute hervorriefen, so daß
Deißler im Interesse seiner Sicherheit in
Schutzhaft genommen werden mußte.
Jm Zusammenhang mit den Ausführungen
der „Volksgemeinschaft" und einer deutlichen
Warnung an die „schwarze Brut" mit dem
Hinweis auf den Kurort Kislau möchten auch
wir an dieser Stelle alle in ihrem eigenen In-
teresse warnen, durch Wort oder Tat sich in
Gegensatz zu der Regierung zu stellen. Wer die
Zeichen der Zeit noch immer nicht versteht und
immer noch in alten Formen u. Vorstellungen
befangen ist, sollte jetzt wenigstens ernstlich um-
lernen. Er erweist sonst weder sich einen Dienst
noch dem katholischen Volksteil, der — es sei
trotz aller immer wieder gesagt — treu zur
Regierung steht. Wir verwahren uns dagegen,
daß für Einzelausschreitungen das katholische
Volk als „schwarze Brut" oder mit ähnlichen
Liebenswürdigkeiten bezeichnet wird.
Die Stadl Met um Luftschutz
Die Stadtverwaltung hat an die Reichs-
regierung folgendes Telegramm gerichtet: Die
Tatsache,' daß ausländische Flugzeuge Mer
deutschen Städte Flugblätter abwerfen und
unerkannt entkommen konnten, hat in der Be-
völkerung starke Beunruhigung hervorgerufen.
Namens'der am Grenzgebiet des Deutschen
Reiches gelegenen Stadt Heidelberg spreche ich
die Bitte aus, sofort ausreichende Schutzmaß-
nahmen zu treffen.
Dre Oberbürgermeister:
I. V. Wetzel.
Flaggen aus Halbmast
Der Oberbürgermeister hat angeordnet, daß
sämtliche städtischen Dienststellen znm Zeichen
der Trauer am Jahrestag des Versailler Ge-
waltdAtates Halbmast geflaggt werden. Die
Bürgerschaft wird gebeten, zum Zeichen des ein-
mütigen Protestes gegen den Versailler Schand-
vertrag auch ihrerseits an den Häusern die Fah-
nen auf Hcklbmast zu setzen.
Prottstkundgrbung -er NSDAP.
> Die NSVO veranstaltete gestern abend in
der Stadthalle eine große Protestkundgebung
gegen die unwürdige Behandlung der deut-
chen Arbeitervertreter in Genf. Vorher sand
Kn großer Umzug der Nationalsozialistischen
Betriebszellenorganisationen durch die Stra-
ßen unserer Stadt hatt.
wohl auch der „Schwarzen" D. Red.) wieder
aufgebaut werden könne.
Kommissar Hormuth verlas hierauf
zwei Telegramme an Dr. Ley, den Führer der
deutschen und an Fritz Plattner, den Führer
der slldwestdeutschen Arbeitsfront, in der die
Treue und Gefolgschaft von 4000 Heidelberger
Arbeitern zum Ausdruck gebracht wird. Ein
dreifaches Sieg-Heil auf Adolf Hitler und
Reichspräsident von Hindenburg und das
Horst-Wessel-Lied beschlossen die gewaltige
Kundgebung.
X Beschlagnahme von Broschüren. Die
Pressestelle beim Staatsminiisterium teilt mit:
Die Broschüren „Ehristenkrenz oder Haken-
kreuz?, Tatsachen und Bilder aus der national-
sozialistischen Geistesbewegung" von Wilhelm
Gevdomann und Heinrich Winfried, Katholische
Tat-Verlag, Köln 1931, Druck: Kölner Görres-
haus AG. Köln und „Ist Hitler ein Christ?"
von Ingbert Naab O. Mm. Cap. München
werden auf Grund des 8 1 der Verordnung zum
Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar
1933 für das Land Baden beschlagnahmt und
eingszagen. Die meistere Verbreitung der Bro-
schüren ist verboten und strafbar.
X Vortrag des Amtes für Arbeitsdienst
der Studentenschaft. Das Amt für Arbeits-
dienst der Heidelberger Studentenschaft ver-
anstaltet am Mittwoch, den 28. Juni, abends
20.30 Uhr in der Aula der Neuen Uni-
versität eine Arbeitsdienstkund-
gebung. Es spricht der Leiter des Amtes
für Arbeitsdienst der Deutschen Studenten-
schaft, Herr Andreas F e i ck e r t-Berlin
über „Die sozialistische Erziehung der Studen-
tenschaft durch Arbeitsdienst und Wehrdienst.
X Ein Ausbildungsplatz für Flugsport in Hei-
dlberg. Wie die „Volksgemeinschaft" mitteilt, ha-
ben Verhandlungen zwischen Bürgermeister Wetzel
und dem Leiter der Heidelberger Ortsgruppe, Zi-
gan, stattgefunden mit dem Ergebnis, daß sich Bür-
germeister Wetzel um die Errichtung eines Flug-
platzes bemühen wird. Er hat bereits ein Gelände
in einem Umfange von 1000/600 Meter ausfindig
gemacht, das sich für die Zwecke der Uebungsfliege«
rei sehr gut eignet. Der Platz wird in erster Linie
als Uebungs- und Ausbildungsplatz für Segelfie-
ger in Frage kommen.
X Verhaftet. Der frühere Vorstand des Buch-
druckerverbandes, Adolf Rausch, und der ehe-
malige Stadtrat Kilger wurden am Samstag
verhaftet.
morgen berichten.
X Anläßlich der am 7. Juli stattfindenden
Kundgebung auf dem Schloßhof haben außer
dem Leiter der butschen Außenpolitik und
Führer des Kampfbundes für Deutsche Kultur,
Dr. A. Rosenberg, der die Festansprache
halten wird, nach der Reichsstatthaltre Robert
Wagner, der Schirmhrer der Kundgebung,
Kultusminister Dr. Wacker, Innenminister
Pflaumer, und der Landesleiter des
KfDK., Dr. Kieth, ihren Besuch zugesagt.
X Verbot dnes Tragens von Seitenwaffen.
Die Pressestelle im Staatsministerium teilt
mit: In der letzten Zeit wurde wiederholt be-
obachtet, daß von Angehörigen von Wehrver-
bänden, insbesondere von solchen des Stahl-
helms, Seitenwaffen getragen werden. Es
wird darauf hingewiesen, daß das Tragen von
Seitenwaffen verboten ist. Die Polizeibehör-
den sind angewiesen, gegen alle Zuwiderhand-
lungen einzuschreiten.
X Das Städt. Orchester konzertiert heute
albend 8.30 Uhr im Stadtgarten. Am Don-
nerstag, den 29. Juni, Monds 8.30 Uhr, findet
das 6. Serenadon-Konzert im Schloßhof statt.
Es 'werden nur Werke von Mozart gespielt, Se-
renade Nr. 9 D-Dur, Divertimenzo Nr. 12 für
6 Bläser und konzertantes Quartett für Oboe,
Klarinette, Fagott und Horn mit Orchester.
Gegen Lügen und Verleumdungen
München, 26. Juni. Der „Völkische Beobach-
ter" veröffentlicht folgende Erklärung Adolf
Hitlers:
„In München wird zur Zeit durch Kreise der
Bayerischen Bokkspartei 'im Verein mit Marxi-
sten das Gerücht verbreitet, ich hätte anläßlich
meines 'letzten Aufenthaltes fnvKasino des Brau-
nen Hauses ein Sektgelage vovgsfunden und es
dann unwr schärfster Brandmarkung der daran
beteiligten -nationälsozivliftdschen Minister auf-
gehoben. — Diese Behauptung ist selbstverständ-
lich von A bis Z erfunden und erlagen und wird
von den Kreisen dieser Korrnptionsparteien nur
in die Welt gesetzt, um die Aufmerksamkeit von
ihrer eigenen früheren skandalösen Tätigkeit
wegzuzie'hen.
Es ist Pflicht jedes Nationalsozialisten, die
Verbreiter dieser und ähnlicher Verleumdungen
sofort feftzunehmen und den Behörden zu über-
geben."
Friedelsheim, 26. Juni. Oekonomierat
Beck, dessen Sohn, der Gutsbesitzer Schreyer
Nach dem Einzug in die Stadthalle begrüßte
Kommissar Hormuth die Versammlung
und den anwesenden Bürgermeister Wetzel.
Hierauf sprach der Nationalsoz. Stängle,
Karlsruhe, über die Vorgänge in Genf, bei
denen bekanntlich die deutsche Delegation
unter Protest die Sitzungen verlassen hatte.
Bei den Beratungen über die Vierzigstun-
denwoche hattei die Franzosen den Antrag
gestellt, daß der deutschen Abordnung kein
Recht auf Mandate zuerkannt werden sollte.
Außerdem seien persönliche Verleumdungen
über Dr. Ley ausgestreut worden.
Angesichts dieser Angriffe gab es für die
deutsche Delegation keine andere Wahl mehr,
als die Koffer zu packen und abzureisen.
Die Wut der Amsterdamer Internationale
sei angesichts des 2. Mai groß und nun würde
sie Genf als ihre letzte Stellung benützen, um
das neue Deutschland zu isolieren. Mit
einem feurigen Appell an die Arbeitskame-
raden der deutschen Not und Nacht schloß der
Redner seine spannenden Ausführungen.
Nach dem Deutschlandlied sprach Bürger-
meister Wetzel. In längeren Ausführun-
gen und dem üblichen Hieb auf „die Schwar-
zen" schilderte er die deutsche Notzeit, die Ent-
wicklung der Arbeiterbewegung und gab dann
noch einen Einblick in die wirtschaftliche Lage
der Stadt Heidelberg, die sehr skeptisch be-
trachtet werden müsse und nur durch die Hilfe
und Arbeit aller Stände und Bürger (doch
Merseburgs loov-AnWeier
Trommler und Pfeifer in dem trachtenreichen Festzug, der sich durch die jubilierende
Stadt bewegte.
Die erste Fahrt des Schulschiffs ..Gorch Fock-
Das Segelschiff beim Passieren der Prinz-Heinrich-Brücke Mer dem Kaiser-Wilhelm-Kanal.
Seite 8
und Lehrer Wagner wurden in Schutzhaft ge-
nommen, da sich vor deren Wohnungen er»,
regte Menschenansammlungen einfanden. Die
beiden Beck und Schreyer wurden tätlich an-
gegriffen und erlitten leichte Verletzungen.
Oggersheim, 26. Juni. Postmeister Stadt-
rat H. Hämmerle, Eewerberat Schreinermei-
ster Karl Baumann, Bezirksbaurat Baumann
und der Dreher David Kraus, sämtlich Mit-
glieder des Zentrums, wurden am Montag
früh in Schutzhaft genommen.
Königsbach, 26. Juni. Wegen seiner anti-
nationalsozialistischen Haltung wurde Pfarrer
Martin in Schutzhaft eingeliefert.
Schifferstadt, 26. Juni. Im Verlauf einer
Demonstration gegen die hohen Veamtenge-
hälter wurde Gemeindesekretär Schlosser und
der ehemalige Bürgermeister Jsselhard in
Schutzhaft genommen. Acht weitere Perso-
nen wurden im Laufe des Samstagnachmit-
tags dem Amtsgerichtsgefängnis Speyer über-
stellt, 7 Inhaftierte wurden später wieder
freigelassen. Aus dem Eemeindedienst ent-
lassen wurde Franz Schuster, ihre Aemter
haben sämtliche Gemeinderäte, die am Wasser-
leitungsbau beteiligt waren, zurllckgeben
müssen.
Anschlag auf ein Pfarrhaus
Annweiler, 26. Juni. Nachts wurden Fen-
sterläden und Fensterscheiben des Pfarrhau-
ses von unbekannten Tätern zertrümmert.
Da der katholische Stadtpfarrer Baumgärtner
keinerlei Feinde hat, findet man die Tat un-
verständlich. Zur Sicherheit wurde ein Dop-
pelposten vor das Pfarrhaus gestellt.
DJK-Ortsgruppe aufgelöst
Nanzweiler, 26. Juni. Die hiesige DJK-
Ortsgruppe ist von der Gendarmerie Nieder-
miesau aufgelöst, das Vermögen beschlagnahmt
worden.
Verboten
Neuleiningen, 26. Juni. Das Bezirksamt
Frankenthal hat in Neuleiningen die katho-
lische Jungschar, den katholischen Jungmäx-
nerverein, den Katholischen Jungmädchenbund
aufgelöst und verboten, und zwar wegen
Gefährdung der öffentlichen Ordnung und
Sicherheit.
Newyork. Die Postverwaltung hat verfügt, daß
auf Postsendungen die Anbringung von Siegel-
marken, die zum Boykott deutscher Waren auffor-
dern, unzulässig ist.
Tokio. Die Konferenz der Delegierten des
Mandfchustaates und Sowjetrußlands über den
Verkauf der Ostchinaibnhn hat am Sonntag be-
gonnen. Die Vertreter Japans wohnen den Ver-
handlungen lböi.
Neuer Flug rund um die Welt.
Der Australier Charles Ulm startete, wie gemel-
det, in Melbourne mit zwei Begleitern zu einem
Flug rund um die Welt.
Prof. Frobenius,
der bedeutende Ethnologe und Afrikaforscher,
wurde vor 60 Jahren, am 29. Juni 1873 in
Berlin geboren. Pros. Frobenius hat viele
Forschungsreisen nach Afrika unternommen,
bei denen ihm die Auffindung einer Fülle
hochbedeutsamer Fakten aus der kulturge-
schichtlichen Frühzeit gelang. Frobenius be-
gründete durch seine Forschungen die umfas-
sende Kulturkreislehre. Für ihn ist jede Kul-
tur etwas Organisches mit Lebensaltern, wie
sie der Mensch, das Tier und die Pflanze auf-
weist.
,Psälzer Bote" Heidelberg — Dienstag, den 27. Juni 1S3S
Giadl und LLmgedung
X Gedenkfeier für Geh. Rat Prof. Dr. Maz
Wolf, lieber die eindrucksvolle Gedenkstunde, die
gestern abend die Universität zu Ehren des be-
rühmten Forschers und Gelehrten in der alten
Aula stattfand, werden wir wegen Stoffandrang
Heidelberg, den 27. Juni 1933.
Aushebung
des WrteisekretarialS
Durch die politische Entwicklung und die nun-
mehr abgeschlossene Neubildung der politischen
Vertretungen in Reich, Ländern und Gemein-
den, ist die Aufrechterhaltung des bisher neben-
amtlich geführten Parteisekretariats für die Be-
zirke Heidelberg, Sinsheim und Wiesloch nicht
mehr notwendig. Das Parteisekretariat in Hei-
delberg wurde daher aufgehoben.
Ueber die übrigen Aenderungen in der Zcn-
trumspartei berichten wir nach deren Abschluß.
Zn Schutzhaft
Seit Samstag ist Kaufmann Albert Deitz-
ler in Schutzhaft. Anlaß dazu gaben Vorfälle
beim DJK.-iFest in Dossenheim, die, wie von
nationalsozialistischer Seite berichtet wird, die
Erregung der SA.-Leute hervorriefen, so daß
Deißler im Interesse seiner Sicherheit in
Schutzhaft genommen werden mußte.
Jm Zusammenhang mit den Ausführungen
der „Volksgemeinschaft" und einer deutlichen
Warnung an die „schwarze Brut" mit dem
Hinweis auf den Kurort Kislau möchten auch
wir an dieser Stelle alle in ihrem eigenen In-
teresse warnen, durch Wort oder Tat sich in
Gegensatz zu der Regierung zu stellen. Wer die
Zeichen der Zeit noch immer nicht versteht und
immer noch in alten Formen u. Vorstellungen
befangen ist, sollte jetzt wenigstens ernstlich um-
lernen. Er erweist sonst weder sich einen Dienst
noch dem katholischen Volksteil, der — es sei
trotz aller immer wieder gesagt — treu zur
Regierung steht. Wir verwahren uns dagegen,
daß für Einzelausschreitungen das katholische
Volk als „schwarze Brut" oder mit ähnlichen
Liebenswürdigkeiten bezeichnet wird.
Die Stadl Met um Luftschutz
Die Stadtverwaltung hat an die Reichs-
regierung folgendes Telegramm gerichtet: Die
Tatsache,' daß ausländische Flugzeuge Mer
deutschen Städte Flugblätter abwerfen und
unerkannt entkommen konnten, hat in der Be-
völkerung starke Beunruhigung hervorgerufen.
Namens'der am Grenzgebiet des Deutschen
Reiches gelegenen Stadt Heidelberg spreche ich
die Bitte aus, sofort ausreichende Schutzmaß-
nahmen zu treffen.
Dre Oberbürgermeister:
I. V. Wetzel.
Flaggen aus Halbmast
Der Oberbürgermeister hat angeordnet, daß
sämtliche städtischen Dienststellen znm Zeichen
der Trauer am Jahrestag des Versailler Ge-
waltdAtates Halbmast geflaggt werden. Die
Bürgerschaft wird gebeten, zum Zeichen des ein-
mütigen Protestes gegen den Versailler Schand-
vertrag auch ihrerseits an den Häusern die Fah-
nen auf Hcklbmast zu setzen.
Prottstkundgrbung -er NSDAP.
> Die NSVO veranstaltete gestern abend in
der Stadthalle eine große Protestkundgebung
gegen die unwürdige Behandlung der deut-
chen Arbeitervertreter in Genf. Vorher sand
Kn großer Umzug der Nationalsozialistischen
Betriebszellenorganisationen durch die Stra-
ßen unserer Stadt hatt.
wohl auch der „Schwarzen" D. Red.) wieder
aufgebaut werden könne.
Kommissar Hormuth verlas hierauf
zwei Telegramme an Dr. Ley, den Führer der
deutschen und an Fritz Plattner, den Führer
der slldwestdeutschen Arbeitsfront, in der die
Treue und Gefolgschaft von 4000 Heidelberger
Arbeitern zum Ausdruck gebracht wird. Ein
dreifaches Sieg-Heil auf Adolf Hitler und
Reichspräsident von Hindenburg und das
Horst-Wessel-Lied beschlossen die gewaltige
Kundgebung.
X Beschlagnahme von Broschüren. Die
Pressestelle beim Staatsminiisterium teilt mit:
Die Broschüren „Ehristenkrenz oder Haken-
kreuz?, Tatsachen und Bilder aus der national-
sozialistischen Geistesbewegung" von Wilhelm
Gevdomann und Heinrich Winfried, Katholische
Tat-Verlag, Köln 1931, Druck: Kölner Görres-
haus AG. Köln und „Ist Hitler ein Christ?"
von Ingbert Naab O. Mm. Cap. München
werden auf Grund des 8 1 der Verordnung zum
Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar
1933 für das Land Baden beschlagnahmt und
eingszagen. Die meistere Verbreitung der Bro-
schüren ist verboten und strafbar.
X Vortrag des Amtes für Arbeitsdienst
der Studentenschaft. Das Amt für Arbeits-
dienst der Heidelberger Studentenschaft ver-
anstaltet am Mittwoch, den 28. Juni, abends
20.30 Uhr in der Aula der Neuen Uni-
versität eine Arbeitsdienstkund-
gebung. Es spricht der Leiter des Amtes
für Arbeitsdienst der Deutschen Studenten-
schaft, Herr Andreas F e i ck e r t-Berlin
über „Die sozialistische Erziehung der Studen-
tenschaft durch Arbeitsdienst und Wehrdienst.
X Ein Ausbildungsplatz für Flugsport in Hei-
dlberg. Wie die „Volksgemeinschaft" mitteilt, ha-
ben Verhandlungen zwischen Bürgermeister Wetzel
und dem Leiter der Heidelberger Ortsgruppe, Zi-
gan, stattgefunden mit dem Ergebnis, daß sich Bür-
germeister Wetzel um die Errichtung eines Flug-
platzes bemühen wird. Er hat bereits ein Gelände
in einem Umfange von 1000/600 Meter ausfindig
gemacht, das sich für die Zwecke der Uebungsfliege«
rei sehr gut eignet. Der Platz wird in erster Linie
als Uebungs- und Ausbildungsplatz für Segelfie-
ger in Frage kommen.
X Verhaftet. Der frühere Vorstand des Buch-
druckerverbandes, Adolf Rausch, und der ehe-
malige Stadtrat Kilger wurden am Samstag
verhaftet.
morgen berichten.
X Anläßlich der am 7. Juli stattfindenden
Kundgebung auf dem Schloßhof haben außer
dem Leiter der butschen Außenpolitik und
Führer des Kampfbundes für Deutsche Kultur,
Dr. A. Rosenberg, der die Festansprache
halten wird, nach der Reichsstatthaltre Robert
Wagner, der Schirmhrer der Kundgebung,
Kultusminister Dr. Wacker, Innenminister
Pflaumer, und der Landesleiter des
KfDK., Dr. Kieth, ihren Besuch zugesagt.
X Verbot dnes Tragens von Seitenwaffen.
Die Pressestelle im Staatsministerium teilt
mit: In der letzten Zeit wurde wiederholt be-
obachtet, daß von Angehörigen von Wehrver-
bänden, insbesondere von solchen des Stahl-
helms, Seitenwaffen getragen werden. Es
wird darauf hingewiesen, daß das Tragen von
Seitenwaffen verboten ist. Die Polizeibehör-
den sind angewiesen, gegen alle Zuwiderhand-
lungen einzuschreiten.
X Das Städt. Orchester konzertiert heute
albend 8.30 Uhr im Stadtgarten. Am Don-
nerstag, den 29. Juni, Monds 8.30 Uhr, findet
das 6. Serenadon-Konzert im Schloßhof statt.
Es 'werden nur Werke von Mozart gespielt, Se-
renade Nr. 9 D-Dur, Divertimenzo Nr. 12 für
6 Bläser und konzertantes Quartett für Oboe,
Klarinette, Fagott und Horn mit Orchester.
Gegen Lügen und Verleumdungen
München, 26. Juni. Der „Völkische Beobach-
ter" veröffentlicht folgende Erklärung Adolf
Hitlers:
„In München wird zur Zeit durch Kreise der
Bayerischen Bokkspartei 'im Verein mit Marxi-
sten das Gerücht verbreitet, ich hätte anläßlich
meines 'letzten Aufenthaltes fnvKasino des Brau-
nen Hauses ein Sektgelage vovgsfunden und es
dann unwr schärfster Brandmarkung der daran
beteiligten -nationälsozivliftdschen Minister auf-
gehoben. — Diese Behauptung ist selbstverständ-
lich von A bis Z erfunden und erlagen und wird
von den Kreisen dieser Korrnptionsparteien nur
in die Welt gesetzt, um die Aufmerksamkeit von
ihrer eigenen früheren skandalösen Tätigkeit
wegzuzie'hen.
Es ist Pflicht jedes Nationalsozialisten, die
Verbreiter dieser und ähnlicher Verleumdungen
sofort feftzunehmen und den Behörden zu über-
geben."
Friedelsheim, 26. Juni. Oekonomierat
Beck, dessen Sohn, der Gutsbesitzer Schreyer
Nach dem Einzug in die Stadthalle begrüßte
Kommissar Hormuth die Versammlung
und den anwesenden Bürgermeister Wetzel.
Hierauf sprach der Nationalsoz. Stängle,
Karlsruhe, über die Vorgänge in Genf, bei
denen bekanntlich die deutsche Delegation
unter Protest die Sitzungen verlassen hatte.
Bei den Beratungen über die Vierzigstun-
denwoche hattei die Franzosen den Antrag
gestellt, daß der deutschen Abordnung kein
Recht auf Mandate zuerkannt werden sollte.
Außerdem seien persönliche Verleumdungen
über Dr. Ley ausgestreut worden.
Angesichts dieser Angriffe gab es für die
deutsche Delegation keine andere Wahl mehr,
als die Koffer zu packen und abzureisen.
Die Wut der Amsterdamer Internationale
sei angesichts des 2. Mai groß und nun würde
sie Genf als ihre letzte Stellung benützen, um
das neue Deutschland zu isolieren. Mit
einem feurigen Appell an die Arbeitskame-
raden der deutschen Not und Nacht schloß der
Redner seine spannenden Ausführungen.
Nach dem Deutschlandlied sprach Bürger-
meister Wetzel. In längeren Ausführun-
gen und dem üblichen Hieb auf „die Schwar-
zen" schilderte er die deutsche Notzeit, die Ent-
wicklung der Arbeiterbewegung und gab dann
noch einen Einblick in die wirtschaftliche Lage
der Stadt Heidelberg, die sehr skeptisch be-
trachtet werden müsse und nur durch die Hilfe
und Arbeit aller Stände und Bürger (doch
Merseburgs loov-AnWeier
Trommler und Pfeifer in dem trachtenreichen Festzug, der sich durch die jubilierende
Stadt bewegte.
Die erste Fahrt des Schulschiffs ..Gorch Fock-
Das Segelschiff beim Passieren der Prinz-Heinrich-Brücke Mer dem Kaiser-Wilhelm-Kanal.
Seite 8
und Lehrer Wagner wurden in Schutzhaft ge-
nommen, da sich vor deren Wohnungen er»,
regte Menschenansammlungen einfanden. Die
beiden Beck und Schreyer wurden tätlich an-
gegriffen und erlitten leichte Verletzungen.
Oggersheim, 26. Juni. Postmeister Stadt-
rat H. Hämmerle, Eewerberat Schreinermei-
ster Karl Baumann, Bezirksbaurat Baumann
und der Dreher David Kraus, sämtlich Mit-
glieder des Zentrums, wurden am Montag
früh in Schutzhaft genommen.
Königsbach, 26. Juni. Wegen seiner anti-
nationalsozialistischen Haltung wurde Pfarrer
Martin in Schutzhaft eingeliefert.
Schifferstadt, 26. Juni. Im Verlauf einer
Demonstration gegen die hohen Veamtenge-
hälter wurde Gemeindesekretär Schlosser und
der ehemalige Bürgermeister Jsselhard in
Schutzhaft genommen. Acht weitere Perso-
nen wurden im Laufe des Samstagnachmit-
tags dem Amtsgerichtsgefängnis Speyer über-
stellt, 7 Inhaftierte wurden später wieder
freigelassen. Aus dem Eemeindedienst ent-
lassen wurde Franz Schuster, ihre Aemter
haben sämtliche Gemeinderäte, die am Wasser-
leitungsbau beteiligt waren, zurllckgeben
müssen.
Anschlag auf ein Pfarrhaus
Annweiler, 26. Juni. Nachts wurden Fen-
sterläden und Fensterscheiben des Pfarrhau-
ses von unbekannten Tätern zertrümmert.
Da der katholische Stadtpfarrer Baumgärtner
keinerlei Feinde hat, findet man die Tat un-
verständlich. Zur Sicherheit wurde ein Dop-
pelposten vor das Pfarrhaus gestellt.
DJK-Ortsgruppe aufgelöst
Nanzweiler, 26. Juni. Die hiesige DJK-
Ortsgruppe ist von der Gendarmerie Nieder-
miesau aufgelöst, das Vermögen beschlagnahmt
worden.
Verboten
Neuleiningen, 26. Juni. Das Bezirksamt
Frankenthal hat in Neuleiningen die katho-
lische Jungschar, den katholischen Jungmäx-
nerverein, den Katholischen Jungmädchenbund
aufgelöst und verboten, und zwar wegen
Gefährdung der öffentlichen Ordnung und
Sicherheit.
Newyork. Die Postverwaltung hat verfügt, daß
auf Postsendungen die Anbringung von Siegel-
marken, die zum Boykott deutscher Waren auffor-
dern, unzulässig ist.
Tokio. Die Konferenz der Delegierten des
Mandfchustaates und Sowjetrußlands über den
Verkauf der Ostchinaibnhn hat am Sonntag be-
gonnen. Die Vertreter Japans wohnen den Ver-
handlungen lböi.
Neuer Flug rund um die Welt.
Der Australier Charles Ulm startete, wie gemel-
det, in Melbourne mit zwei Begleitern zu einem
Flug rund um die Welt.
Prof. Frobenius,
der bedeutende Ethnologe und Afrikaforscher,
wurde vor 60 Jahren, am 29. Juni 1873 in
Berlin geboren. Pros. Frobenius hat viele
Forschungsreisen nach Afrika unternommen,
bei denen ihm die Auffindung einer Fülle
hochbedeutsamer Fakten aus der kulturge-
schichtlichen Frühzeit gelang. Frobenius be-
gründete durch seine Forschungen die umfas-
sende Kulturkreislehre. Für ihn ist jede Kul-
tur etwas Organisches mit Lebensaltern, wie
sie der Mensch, das Tier und die Pflanze auf-
weist.