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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 18.1901

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Nr. 1 (1. Januar 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63190#0022
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' Iertlct)vrfterr lrnd KL'rcl;evsct)cru.
(Litt Mlcrrrrrlieirner- MünzerrbrrcH.*) Dor AltertumSverein Mannheim Hot seinen
Milgiieaern abermals- eine werivolle Gabe beschecri ein Buch mit kor genauen Beschreibung und
Erklärung der in den Schaukästen deS Bereinc- ansgestellten Münzen und Medaillen Badens und
der Pfalz, wie von Geprägen anderer Herkunft, denen Reziehnngen zur Landes und Ortsgeschichte
pikommen. Das Buch, das den l. Band einer neuen Folge von Katalogen bildet, ist versagt
vom Vorsitzenden des AltertnmSvereins, Major Seubert, der auch ans seine Kosten den Druck
besorgen ließ und sich somit als der wirkliche Geber erweist.
Der Verfasser hat mit ersichtlichem Fleiß ein Handbuch geschaffen, daS in wissenschaftlicher
Hinsicht voll entsprechend und überdies ganz besonders geeignet ist, allgemein daS Verständnis
dafür zn wecken, welche Bedeutung dem planmäßigen Sammel» von Münzen und Medaillen zu-
kommt- denn diese ehernen Zeichen ihrer Zeil, die nicht wie geschriebene Urkunden und bedruckte
Blätter vermodern und so einem verhältnismäßig frühen Untergang zn verfallen pflegen, — diese
in der Regel von Meistern deö Stempelschnittcs hervorgebrachten Werke aus einem unvergäng
lichen Stoff sagen uns durch Persönlichkeiten und Trachten, durch Allegorien wie durch Bilder
aus der Geschichte, nicht minder durch Wappen und Zierrate, Inschriften und Chronvgrannne bei
richtigem Beschauen oft mehr, als wir bei Durchmusterung einer ganzen Bibliothek zu erkunden ver
möchten. Die Münzen nud Medaillen geben uns Antwort, ob es sich nun um eine Frage des
Stils, des Zeitgeschmackes, der Heraldik, der Dunasten-, der Landes- und Ortsgeschichte oder auch
um bestimmte Einzelvorgänge handelt, die der Geschichtsschreiber unbeachtet lassen muß, um nicht
über der Fülle seines Stosses die Darstellung der größeren Vorgänge zu schmälern. Dank also
der Neigung unserer Vorfahren für Gelegenheits-Prägungen gingen oft auch Ereignisse rein orts-
geschichtlicher Natur ihrer Verewigung doch nicht verlustig und berichten uns- jetzt in kunstverklürter
Sprache vom Denken und Fühlen der Menschen vergangener Zeiten. Ucberdies verkünden diese
geprägten oder gegossenen Metallstückchen durch sich selbst den jeweiligen Stand der Technik in
Behandlung der Metalle, in der Kunst des Stempelschneidens, des Prägens-, des Feingusses und
der Ziselierung- sie erzählen uns vom Kindesnlter der nationalen Kunst, von deren Aufblühen
zur Zeit der Gotik und der Renaissance, von den Berschnörkelungen des Barock und des Rokoko,
vom Verfall und der Verflachung zur Zeit des- ZopfeS, von der flüchtigen Wiedererweckung der
Antike zur Zeit des Empire und von den auf diesen Kunststil folgenden Jahrzehnten vollständiger
Verödung des Geschmacks- sie bezeugen uns aber auch die Ausbreitung einer geläuterten Kunst
anschauung in den Tagen von heute. Selbst die Kuliurzuslände in Perioden des Aufschwünge-
wie des Niedergangs, Kriegs- und Friedensjahre, Hungersnot und Ueberslnß erfahren ihre deuiliche
Bestätigung durch die Art, wie in den verschiedenen Zeitabschnitten Münzen und Medaillen ans-
gebracht wurden.
Der Mannheimer Altertumsverein hat in zwölf Kästen eine beträchtliche Anzahl von Geprägen
ausgel'egt, die uns solche Betrachtungen nnznstellen gestatten- aber sie zeigen sich dem Beschauer
durch die Glnsdecken der Kästen hindurch nur von einer Seite, während die andere ihm verborgen
bleibt. Die Allgemeinheit hat sich also mit dem Anblick der obere» Seite der ausgestellten Münzen
und Medaillen genügen zu lassen, und da kommt nun den Besuchern der Sammlungen Major
Seuberts- Buch trefflich zu statten- denn jede Münze ist darin mit großer Genauigkeit beschrieben,
und ivo nölig — erläutert, namentlich wird die Bedeutung der Wappen samt deren einzelnen
Feldern und Zierraten mit gewandter Feder kurz und treffend erklärt. Hat man sich die Münze
im Kasten von oben betrachtet, so liefert einem jetzt von der Darstellung und der Schrift auf der
anderen Seite der Text dieses Numismatikern und Laien gleich dienlichen Handbuches wenigstens-
eine Schilderung- die Wiedergabe der Schrift und die Erläuterung des Münzbildes wird selbst
hinsichtlich der offen liegenden Oberseite eines Gepräges angenehm empfunden werden. Zudem zeigen
uns sechs tadellose, in Lichtdruck ausgeführtc Tafeln am Schluß des Buches eine Anzahl gewählter
Stücke der Sammlung in Abbildungen von beiden Seiten. Eine besondere Hervorhebung verdienen
auch die im Vorwort'gebotenen geschichtlichen und genealogischen Skizzen über das- Pfalz-wittels-
bachische und das zährtnger Fürstenhaus.
Die beschriebenen Münzen und Medaillen selbst reichen von der Zeit des Pfalzgrafen
Konrad von Hohenstaufen (1155—1195) bis ins 19. Jahrhundert. Man begegnet da vielen her
vorragenden Seltenheiten, die natürlich nicht alle auf den Tafeln Platz finden konnten - der z. B.
nicht nbgebildetc Thaler Friedrichs V. von 1620 mit dem stehenden Fürsten in voller Rüstung als
König von Böhmen (Kasten III Nr. 24) dürfte nur in wenigen, ganz bevorzugten Kabinetten an
zutreffeu sein, denn er ist von außerordentlicher Seltenheit. Nicht viel weniger ist dies der Fall
mitldem Dukaten desselben Fürsten von l612 lTafel II Nr. 10), und ähnlich verhält es sich mit
den schönen Gedenkthalern Kari Ludwigs, ferner mit den meist silbernen Portrait Medaillen der
Reitaissancezett, die in Feinguß hergestcllt und durch Künstlerhnnd nachziseliert sind- fünf von diesen
wurden unter die Abbildungen eingereiht, nämlich je eine von Otto Heinrich, Ludwig VI.,
Friedrich IV., Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg und schließlich von Dorothea, der dänischen
Seubert. Verzeichnis der in der Sammlung des Mannheimer AlterlumSveretnS besindlichen pfälzischen und
badischen Münzen und Medaillen. Oltad, Slt S. mit 6 Lichtdrucktafein. Mannheim igoo, im Setdnverlag des Altertums«
verein«.
 
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