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Verein Historisches Museum der Pfalz [Hrsg.]; Historischer Verein der Pfalz [Hrsg.]
Pfälzisches Museum: Monatsschrift d. Historischen Vereins der Pfalz und des Vereins Historisches Museum der Pfalz — 18.1901

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Nr. 4 (1. April 1901)
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https://doi.org/10.11588/diglit.63190#0076
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beneben dem kopielichen Befehl, bei der Meisenheimer Almosenpflegerei wohl in
Verwahrung zu legen und die jährlich fallenden 15 fl. richtig einzubringen, sondern
auch mit allem Fleiß daran zu sein, daß solche des Jahres treulich und dergestalt
unter die hausarmen Leut ausgespendet werden, allermaßen, wie sie von obhoch-
gedachter ihrer Mutter gn. hochseligen Gedächtnis einzig und christlich gestiftet
worden. Solches ist also unser gnädigster Will und Befehl und wir seind euch
in Gnaden ivohl gewogen.
Datum Zweibrücken, den letzten Februarii Anno 1635.
Johannes, Pfalzgraf."
Unfern Amtleuten, Pfarrern und Inspektoren,
auch Schultheißen zu Meisenheim, und lieben
Getreuen samt und sonders."
WerirHtigrrrrg: Im vorstehenden Aufsatz muß es S. 41, Zeile 18 v. o. (Pf. Mus. Nr. 3)
heißen- „Schwester", statt Tochter- Sibylle von Kleve, die Gemahlin des Kurfürsten Johann
Friedrich von Sachsen, war die Schwester des Herzogs Wilhelm des Reichen. Ferner war in
Fußnote 's S. 42 zu setzen: K 22 statt L 2.

Merkwürdige Redensart.
Bon C. Kleeberger, Ludwigshafen a. Rh.
^Wn Nr. 12 des Pfalz. Museums 1900 fragt Herr Schneider in Neckar-Steinach an,
stM welches wohl der eigentliche und ursprüngliche Sinn des merkwürdigen Mahn-
rufes sei: „Sei still, sonst schlägt dir der Herr Pfarrer einen Nagel
in den Kopf!"
Eine ähnliche Redensart aus meinem Geburtsorte Fischbach bei Hoch-
speyer und die Umstäude, unter denen sie angewendet wird, dürften uns auf
die richtige Spur bringen.
Im Hochsommer, wenn wir Kinder am Feldrain neben dem reifenden Ge-
treide saßen, bemerkten mir häufig ein kleines Tierchen von 2—3 mm Größe und
von prächtig purpurroter Farbe, das wie ein frisches Blntströpfchen über die
Scholle kribbelte. Herrgottstiercheu heißt es im Vvlksmund, Mombickium
kolossrievum, eine Erdmilbe. Nebenbei sei angefügt, daß mau anderwärts, nach
meiner Erfahrung meist nur in Büchern und durch diese, auch das Marienkäferchen
oder den Siebenpunkt Herrgottskäfercheu oder Herrgottskälbchen nennt. Bei uns
hieß dieses aber Hansbübchen.
Wenn nun Kinder das Herrgottstierchen quälen oder gar töten wollten,
dann riefen die größeren Spielgeuosfen: „Der liebe Gott schlägt dir einen
Nagel in den Kopf!" Die Drohung reichte aus, deu kleinen Tierquäler
von seinem Vorhaben abznbringen, und das Tierchen freute sich nach wie vor
seines Lebens.
Wie ist aber der Zusammenhang zwischen der Redensart und ihrer Anwendung?
Da muß nun zunächst die andere Frage nach dem Herrgottstierchen beantwortet
werden. Ich deutete schon an, daß es wie ein lebender Blutstropfen auf der Erde
hinwandelt. Was liegt näher, als anzunehmen: Es ist ein Blutstropfen von
Golgatha, verursacht durch die Nägel am Kreuzesstamme. Gibt es doch eine Menge
von Legenden, die au den blutigen Tod des Heilands anknüpfen. Ich nenne
nur folgende, dem Volksmunde sehr bekannte Pflanzen: Blutströpfchen, die fünf
Wunden Jesu, die Passionsblume, der Weiderich sauf dessen Blättern sich häufig
rote Flecken finden, die oft als Blutstropfen Jesu bezeichnet werdend und die
Frühlingsschlüsselblume. Wer uun ein Herrgottstierchen tötet, den muß von dem
Schöpfer aller Kreaturen die Strafe des Nagels treffen.
 
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