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Zuglöchern zu versehen, die dann erst an dem überdeckenden Gewölbe, auf Stein-
wurfsweite von einander entfernt, angebracht worden seien.
Die Fabel beruht auf der bekannten Thatsache, daß der Ausstuß einer Flüssigkeit
aus einem geschlossenen Behälter durch eine in dessen Wandung angebrachte Öffnung
nur dann erfolgt, wenn von oben her, also z. B. durch das geöffnete obere Spundloch
eines Fasfes, Luft einströmen kann. Allein dann müßte ja das Wasser der Leitung
von der Sohle der Rinne bis zum Gewölbscheitel gereicht haben, während doch
sicher noch ein freier Raum im Kanal vorhanden war, an dem ja schon zu etwaigen
Ausbesserungen Zugänge angebracht sein mußten. Das angebliche Vergessen der Luft-
schächte sollte daher nur den Ueberfluß von Wasser andeuten, sowie den Hernietischen
Abschluß vor Verunreinigung durch Regen u. s. w. Hieraus geht aber wieder
hervor, daß nicht das Abspülen der Straßen, sondern die Zuleitung frischen Trink-
wassers der Hauptzweck war.
Im 17. Jahrhundert, zur Zeit Brvwers, waren noch bedeutende Reste des
oberhalb des Dorfes Waldrach seinen Anfang nehmenden, durch die dortigen Thäler
über Bogengänge fortgeleiteten Wasserlaufes vorhaudeu. Brower sagt iu der
?ropara8L6V6 seiner sinnst, llü-ovar., das Gewölbe für das Gerinne sei so hoch und
breit, daß zwei Menschen darin aufrecht nebeneinander gehen könnten. Die inneren
Wände waren glatt wie Marmor, was durch Quednvws Untersuchungen der allein
noch vorhandenen, unter der Erde fortlaufenden gemauerten Teile ums Jahr 1820
bestätigt wird. Dieser großartige Tunnel ist danach zwischen 3—4 Fuß breit und
voni Boden bis zum Schlußstein des Gewölbes über 5 Fuß hoch. Die Seiten-
mauern bestehen aus Bruchsteinen von Schiefer, das l Fuß starke, halbkreisförmige
Gewölbe aus keilförmig behauenen Kalksteinen und das ganze Mauerwerk war in
Mörtel von außerordentlicher Härte gelegt, dessen äußere Fläche wie abgeschliffen
oder poliert scheint. Auch die Sohle der Rinne ist mit dem festesten Zement ver-
putzt und geglättet. So lief dieser Kanal (rivus), dessen Ausgangspunkt mit
Brunnenstube (eaput aquaa) an den Quellen bei Osburg zu suchen ist, (zur Ge-
winnung gesunden Trinkwassers) längs des rechten Ruwerufers an Casel bei Pfalzel
vorbei, einem Ort, der unter dem romanischen Namen Oagslla schon 973 genannt
wird (Beyer, Urk. B. No. 241). Vielleicht stand hier nicht svivohl das Haus (oasa)
eines römischen Aufsehers oder Brunneumeisters (6U8tollarin8), als ein ea8tellum
im Sinn von Wasserschloß, d. h. Sammelraum, wie denn wirklich gegenüber beim
Hof Grünhaus, auf dem linken Ruwerufer Reste eines römischen Bauwerkes, sowie
Ueberbleibsel von Pfeilern gefunden wurden. Hier scheint nämlich die Wasserleitung
auf einem Viadukt über die Ruwer geführt worden zu sein, daun am Abhang des
Grünenbergs hin, teilweise wieder auf massiven Bogenstellungen, wovon aber nichts
mehr übrig ist, über Kürenz in die Gegend des Amphitheaters. Hier scheint sich
ein verschlossenes Reservoir (Meina, Iaeu8) befunden zu haben, wo sich das Wasser
in verschiedene Arme teilte, deren einer zu den Thermen im Süden der Stadt ging,
ein Arm, den Kurfürst Philipp Christoph im 17. Jahrh. öffnen ließ. In der Stadt
herum liefen Blei- und Thonröhren, wie gemauerte und gewölbte unterirdische
Kanäle zur Versorgung mit Trinkwasser n. s. w. Das Gefälle in diesem meilen-
langen, behufs Reinhaltung des darin laufenden Trinkwaffers und Abhaltung des
Regens zugewölbten Gang war indessen von der Ruwer her sehr gering, indem
es nach Quednow nur 5 Zoll auf 100 Nuten betrug. Aus diesem Gruud schon,
ist anzunehmen, daß das Wasser zur Vermehrung der Schnelligkeit höher oben im
Gebirg gefaßt war. Der Mangel dicht schließender Thonrohre bleibt die Ursache,
warum die Römer hier wie bei andern Leitungen kostspielige Aquädukte über Thäler
angelegt haben, statt hydrostatischen Druck durch unterirdische kommunizierende
Röhren anzuwenden, worin sich das Wasser von selbst wieder so hoch erhebt, als es
vorher gefallen war. (Fortsetzung folgt.)
Zuglöchern zu versehen, die dann erst an dem überdeckenden Gewölbe, auf Stein-
wurfsweite von einander entfernt, angebracht worden seien.
Die Fabel beruht auf der bekannten Thatsache, daß der Ausstuß einer Flüssigkeit
aus einem geschlossenen Behälter durch eine in dessen Wandung angebrachte Öffnung
nur dann erfolgt, wenn von oben her, also z. B. durch das geöffnete obere Spundloch
eines Fasfes, Luft einströmen kann. Allein dann müßte ja das Wasser der Leitung
von der Sohle der Rinne bis zum Gewölbscheitel gereicht haben, während doch
sicher noch ein freier Raum im Kanal vorhanden war, an dem ja schon zu etwaigen
Ausbesserungen Zugänge angebracht sein mußten. Das angebliche Vergessen der Luft-
schächte sollte daher nur den Ueberfluß von Wasser andeuten, sowie den Hernietischen
Abschluß vor Verunreinigung durch Regen u. s. w. Hieraus geht aber wieder
hervor, daß nicht das Abspülen der Straßen, sondern die Zuleitung frischen Trink-
wassers der Hauptzweck war.
Im 17. Jahrhundert, zur Zeit Brvwers, waren noch bedeutende Reste des
oberhalb des Dorfes Waldrach seinen Anfang nehmenden, durch die dortigen Thäler
über Bogengänge fortgeleiteten Wasserlaufes vorhaudeu. Brower sagt iu der
?ropara8L6V6 seiner sinnst, llü-ovar., das Gewölbe für das Gerinne sei so hoch und
breit, daß zwei Menschen darin aufrecht nebeneinander gehen könnten. Die inneren
Wände waren glatt wie Marmor, was durch Quednvws Untersuchungen der allein
noch vorhandenen, unter der Erde fortlaufenden gemauerten Teile ums Jahr 1820
bestätigt wird. Dieser großartige Tunnel ist danach zwischen 3—4 Fuß breit und
voni Boden bis zum Schlußstein des Gewölbes über 5 Fuß hoch. Die Seiten-
mauern bestehen aus Bruchsteinen von Schiefer, das l Fuß starke, halbkreisförmige
Gewölbe aus keilförmig behauenen Kalksteinen und das ganze Mauerwerk war in
Mörtel von außerordentlicher Härte gelegt, dessen äußere Fläche wie abgeschliffen
oder poliert scheint. Auch die Sohle der Rinne ist mit dem festesten Zement ver-
putzt und geglättet. So lief dieser Kanal (rivus), dessen Ausgangspunkt mit
Brunnenstube (eaput aquaa) an den Quellen bei Osburg zu suchen ist, (zur Ge-
winnung gesunden Trinkwassers) längs des rechten Ruwerufers an Casel bei Pfalzel
vorbei, einem Ort, der unter dem romanischen Namen Oagslla schon 973 genannt
wird (Beyer, Urk. B. No. 241). Vielleicht stand hier nicht svivohl das Haus (oasa)
eines römischen Aufsehers oder Brunneumeisters (6U8tollarin8), als ein ea8tellum
im Sinn von Wasserschloß, d. h. Sammelraum, wie denn wirklich gegenüber beim
Hof Grünhaus, auf dem linken Ruwerufer Reste eines römischen Bauwerkes, sowie
Ueberbleibsel von Pfeilern gefunden wurden. Hier scheint nämlich die Wasserleitung
auf einem Viadukt über die Ruwer geführt worden zu sein, daun am Abhang des
Grünenbergs hin, teilweise wieder auf massiven Bogenstellungen, wovon aber nichts
mehr übrig ist, über Kürenz in die Gegend des Amphitheaters. Hier scheint sich
ein verschlossenes Reservoir (Meina, Iaeu8) befunden zu haben, wo sich das Wasser
in verschiedene Arme teilte, deren einer zu den Thermen im Süden der Stadt ging,
ein Arm, den Kurfürst Philipp Christoph im 17. Jahrh. öffnen ließ. In der Stadt
herum liefen Blei- und Thonröhren, wie gemauerte und gewölbte unterirdische
Kanäle zur Versorgung mit Trinkwasser n. s. w. Das Gefälle in diesem meilen-
langen, behufs Reinhaltung des darin laufenden Trinkwaffers und Abhaltung des
Regens zugewölbten Gang war indessen von der Ruwer her sehr gering, indem
es nach Quednow nur 5 Zoll auf 100 Nuten betrug. Aus diesem Gruud schon,
ist anzunehmen, daß das Wasser zur Vermehrung der Schnelligkeit höher oben im
Gebirg gefaßt war. Der Mangel dicht schließender Thonrohre bleibt die Ursache,
warum die Römer hier wie bei andern Leitungen kostspielige Aquädukte über Thäler
angelegt haben, statt hydrostatischen Druck durch unterirdische kommunizierende
Röhren anzuwenden, worin sich das Wasser von selbst wieder so hoch erhebt, als es
vorher gefallen war. (Fortsetzung folgt.)