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Pfeil, Johann Gottlob Benjamin
Die Geschichte des Grafen von P. — Leipzig, 1757 [VD18 14314797]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27262#0114
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IOO

keit, mit der ich an allen Ihren Leiden Theil neh.
me. Lassen sie sich die Thränen Ihres unglückli-
chen , und vielleicht sterbenden Freundes bewegen,
der Religion und ihm Ihr Herz wieder zu schenken.
Ich bin selbst Schuld an meinem Unglück. Mei-
ne Reden waren vielleicht hitziger, als sie hatten
seyn sollen. Ich weis, Sie vergessen mir diese
kleine Schwachheit. Sie lieben mich doch noch?,,
Diese Liebe, diese Zärtlichkeit, die er mich sehen
ließ, war mir die empfindlichste Rache, die er
ausüben konnte. Was sür Bewegungen fühlte
nicht mein beschämtes Herz! Zu der Zeit, da es
noch zweifelhaft war, ob ihm nicht mein Verbre-
chen das Leben kosten würde, war meine Glückse-
ligkeit der einzige Gegenstand seiner Wünsche.
Wie gütig nahm er nicht die Schuld von demje-
nigen Unglück über sich, das ich allein angestiftet
hatte. Wie zärtlich fragte er mich nicht, ob ich
ihn liebte? ich, den er hassen, den er verabscheuen
sollte. Ich verbarg ihm die Regungen nicht, wel-
che seine Liebe in mir erweckt hatte. Ich schwor
ihm in der stärksten Hitze der Dankbarkeit undLtt-
be, die ich für ihn empfand, die strengste Beob-
achtung der Tugend. Ja ich that noch mehr. Ich
versprach ihm so gar, Fanchon zu vergessen , ob
ich gleich noch die Versichrung hinzu setzte, daß
sie tugendhaft wäre, und ein besseres Schicksal ver-
diene. War ich wohl fähig, dieses Versprechen
zu halten? In der Größe der Leidenschaft, von
der ich voll war, kam mir indessen die schwerste
Tugend, die mir bey der Ausübung gar unmög-
lich
 
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