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Pfeil, Johann Gottlob Benjamin
Die Geschichte des Grafen von P. — Leipzig, 1757 [VD18 14314797]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27262#0139
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MAh d r2z
Ermordung meiner Feinde, und dem Ruhm, ihr
Blut zu vergießen, dürstete. War ich deswegen
weniger ein Mörder, wenn ich meinen Feind vor-
wärts, als wenn ich ihn hinterwärts tödtete?
Was für Stärke haben die Vorurtheile über un-
fern Verstand! Von zwey Dingen, die einander an
Häßlichkeit gleich sind, kann derselbe das eine für
schön halten, bloß weil er sich dazu gewöhnt hat,
zu glauben, daß es schön sey. Wäre der Meu-
chelmord damals unter die Pflichten der Ehre ge-
rechnet worden, so würde ich es ohnfehlbar für ei-
nen Ruhm gehalten haben, den Mylord R. oder
Worden recht unvermuthet vom Pferde zu schies-
sen. Ich begab mich in Begleitung eines einzi-
gen Bedienten nach dem bestimmten Ort. Ich
fand den Mylord R. und Worden bereits daselbst.
Keiner empsieng mich mit der Mine eines Fein-
des, obgleich der Lord etwas verdrüölich aussah.
Worden lief mir mit offnen Armen und der freund-
schaftlichen Mine, die ihm so eigen war, entge-
gen. Glauben Sie nicht, mein lieber P., redete
er mich an, daß wir hierher gekommen sind,
Blut zu vergießen. Ich und mein Freund ver-
zeihen Ihnen. Gönnen Sie uns nur einige Au-
genblicke, Sie aus ihrem unglücklichen Jrrthum
zu reißen. Sie werden das Unrecht bereuen - -
Keine Worte, Verleumder, unterbrach ich ihn.
Stirb, oder vertheidige dich. Er hatte kaum
noch Zeit genug, den Degen zu ziehen, und einen
Stoß aufzufangen, der ihn versichern konnte, daß
ich ihn nicht schonen würde. Ich merkte, daß er
mich
 
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