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Pfeil, Johann Gottlob Benjamin
Die Geschichte des Grafen von P. — Leipzig, 1757 [VD18 14314797]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27262#0150
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-Z6 MM d MM
Geschenk abkaufen. Sie tadelte sich bisweilen
selbst wegen ihrer Neigung zu DenErgötzlichkeiten.
Sie klagte mich aber auch allemal zugleich mit
an, daß ich ihr Lehrmeister gewesen wäre. Wie
sehr war nicht diese Aufführung von ihrer ehema-
ligen unterschieden? Und dennoch liebte ich sie
heftiger, als jemals. Ich verstieß alle meine
Kostbarkeiten, meine Kleidungen, und was ich
sonst übrig hatte, meine Gemahlin durch Schau-
spiele, Spahierfahrten und andre kleine Ergötz-
lichkeiten zn zerstreuen, und sie von den traurigen
Betrachtungen über unsre elenden Umstände abzu-
ziehen. Diese letzte Zuflucht ward mir gar bald
verboten. Was für Ursachen zur Verzweiflung
für einen Menschen von meinem Stand und Er-
ziehung! Ein einziges Kleid, das ich auf dem
Leibe trug, und zween oder drey Louis d'or waren
mein ganzes Vermögen. Alle Ausflüchte, mich
von der schmählichsten Armuth zu retten, waren
mir abgefchnitten. Lauter finstre Gedanken be-
mächtigten sich meiner Seele. Meine Vernunft
verlohr sich in einem Nebel von Schrecken und
Angst wegen des Zukünftigen. Ich beschuldigte
Gott und Menschen einer Grausamkeit gegen mich,
und gleichwohl war ichs allein, der an meinem
Unglück Schuld war. Ich lief wie ein Unsinni-
ger nach dem Ufer der Seinö, dem mühseligsten
Leben von der Welt ein Ende zu machen. Die
Vorsehung, welche bisweilen selbst die Laster zu
Werkzeugen für das Glück ihrer Geschöpfe macht,
erbarmte sich über mich. Ich mußte bey einem
Hause
 
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