Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Pfeil, Johann Gottlob Benjamin
Die Geschichte des Grafen von P. — Leipzig, 1757 [VD18 14314797]

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.27262#0185
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
er mit der größten Zärtlichkeit liebte, war nieder-
trächtig genug, sich dieser unglücklichen Person
zum Gemahl auszudringen. Man zwang sie, ihm
ihre Hand zu geben, und Worden mußte ein Zeu-
ge dieser für ihn so schmerzlichen Vermählung
seyn. Es war nicht genug, daß er allein litt.
Er mußte auch noch diejenige leiden sehen, die er
mehr als sich selbst liebte. Er wollte diese für
ihn so traurige Gegenden Verlusten. Lucie be-
schwor ihn, durch seine Entfernung nicht vollends
ihren Tod zu beschleunigen. Seine Gegenwart
nutzte ihr indessen nichts weiter, als daß sie ihre
Liebe gegen meinen Freund zu vermehren diente.
Alle ihre Tage waren ein Raub des Grams und
der Betrübniß. Sie warf Worden nicht selten
mit einiger Grausamkeit vor, daß er der Urheber
ihrer Leiden wäre. Er bemühte sich vergeblich,
sie von ihrer Schwachheit zu heilen. Seine Vor-
stellungen vermehrten ihre Schmerzen und ihre
Vorwürfe. Sie beantwortete alle Liebkosungen
ihres Gemahls, der sie wirklich liebte, mit Ver-
achtung , und dieser haßte dafür seinen Bruder,
weil er ihn als die Ursache derselben ansah. End-
lich befreyte der Tod sie und Worden von Schmer-
zen, denen sie sich überließ. Sie starb in den
Armen ihres ersten Liebhabers, mit den für ihn
wirklich empfindlichen Worten: Ich verzeihe Ih-
nen meinen Tod. Ihr Gemahl vergaß über ih-
ren Verlust, was er der Pflicht und Vernunft
schuldig war. Er suchte sich an seinem Bruder
zu rächen, der ihm eine so liebe Gemahlin ohne
 
Annotationen