194
MM MM
seine Verzweiflung nicht noch durch unsre Verach-
tung zu vermehren. Wir blieben also da. Er
sagte, daß er nicht eher ruhig seyn könnte, bis er
mir ein Geständniß seiner Laster gethan hätte.
Meine Freunde sahen, wie viel mich dieses Ge-
ständniß kosten würde. Sie wollten ihn davon
abhalten, aber er verlangte durchaus, gehört zu
seyn.
Fanchon und ich, fieng er an, sind die nieder-
trächtigsten Creaturen, welche jemals die mensch-
liche Natur durch ihre Lasterthaten verunehrt ha-
ben. Fanchon ist eigentlich Olhmpia von C., ei-
ne Italienerin. Ihre Mutter, eine gebohrne
Französin, gewöhnte sie von Jugend auf zu den
französischen Sitten. Es fiel ihr also nicht schwer
die Rolle eines Frauenzimmers von dieser Nation
zu spielen. Mein Vater war der Marchese von S.
Er bestimmte mich zu dem Malthcserorden, so wie
Olympia von ihren Aeltern zchn Kloster verdammt
war. Mein Vater war arm. Der ihrige aber
besaß bey einer sehr zahlreichen Familie auch einen
sehr ansehnlichen Reichthum. Ich sah Olympien
in dem Kloster, wo man sie aufzog. Ich sah sie
oft daselbst, und ich hatte das Vergnügen wahrzu-
nehmen, daß meine Blicke durch die ihrigen be-
lohnt wurden. Die Heiligkeit des Orts, und die
damit verknüpften Schwierigkeiten hielten mich
nicht ab , ein Geständniß meiner Liebe zu wagen.
Ich ward erhört. Nur der künftige Zustand, zu
dem wir beyde bestimmt waren, und die verschie-
denen Glücksumstände unsrer Aeltern widersetzten
sich
MM MM
seine Verzweiflung nicht noch durch unsre Verach-
tung zu vermehren. Wir blieben also da. Er
sagte, daß er nicht eher ruhig seyn könnte, bis er
mir ein Geständniß seiner Laster gethan hätte.
Meine Freunde sahen, wie viel mich dieses Ge-
ständniß kosten würde. Sie wollten ihn davon
abhalten, aber er verlangte durchaus, gehört zu
seyn.
Fanchon und ich, fieng er an, sind die nieder-
trächtigsten Creaturen, welche jemals die mensch-
liche Natur durch ihre Lasterthaten verunehrt ha-
ben. Fanchon ist eigentlich Olhmpia von C., ei-
ne Italienerin. Ihre Mutter, eine gebohrne
Französin, gewöhnte sie von Jugend auf zu den
französischen Sitten. Es fiel ihr also nicht schwer
die Rolle eines Frauenzimmers von dieser Nation
zu spielen. Mein Vater war der Marchese von S.
Er bestimmte mich zu dem Malthcserorden, so wie
Olympia von ihren Aeltern zchn Kloster verdammt
war. Mein Vater war arm. Der ihrige aber
besaß bey einer sehr zahlreichen Familie auch einen
sehr ansehnlichen Reichthum. Ich sah Olympien
in dem Kloster, wo man sie aufzog. Ich sah sie
oft daselbst, und ich hatte das Vergnügen wahrzu-
nehmen, daß meine Blicke durch die ihrigen be-
lohnt wurden. Die Heiligkeit des Orts, und die
damit verknüpften Schwierigkeiten hielten mich
nicht ab , ein Geständniß meiner Liebe zu wagen.
Ich ward erhört. Nur der künftige Zustand, zu
dem wir beyde bestimmt waren, und die verschie-
denen Glücksumstände unsrer Aeltern widersetzten
sich