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Pfeil, Johann Gottlob Benjamin
Die Geschichte des Grafen von P. — Leipzig, 1757 [VD18 14314797]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27262#0216
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den, und sie deswegen getödtet hätte. Ab mir
gleich die Unrichtigkeit des einen Theils der Er-
zählung bekannt war, so zweifelte ich doch nicht,
daß Fanchon todt wäre. Ihr Verlust stürzte mich
in eine Art von Unsinnigkeit. Ihre Untreue, ihre
Ausschweifungen in den Wollüsten und alle ihre
übrigen Häßlichkeiten waren nicht stark genug,
meine schändlichen Fesseln zu zerbrechen., Ich be-
fand mich noch überdieß in dem kläglichsten Zu-
stand, ohne Geld, von Jedermann verlassen,
von meinem Gewissen gequält, und aller Hoff-
nung eines bessern Lebens beraubt. Ich verließ
Paris. Ich ward genöthiget, mein elendes Le-
ben durch Allmosen zu unterhalten. Die Gerech-
tigkeit des Himmels suchte mich nunmehr mit al-
len Züchtigungen heim. Ich sah alte meine
Schandthaten, und meine Vernunft erlag unter
meiner Verzweissung. Der klägliche Zustand, in
dem ich mich erblicke, lehrt mich, was ich gewor-
den bin. Und dennoch was sind meine Strafen
gegen mein Verbrechen? Und ach! was sind die
gegenwärtigen gegen die, die ich noch zu fürchten
Habs? Beten Sie für mich, meine Herren, da
ich für mich selbst nicht beten kann. Doch ach!
Sie würden für einen Unwürdigen, Sie würden
unerhört beten. Grausame Vorsehung! Warum
hast du mich lassen gebohren werden? Warum
hast du mich nicht über der Ausübung des ersten
meiner Laster getödtet? .Ich hasse, ich verabscheue
mich, ich hasse dich selbst. Die Hitze, mit der
er sprach, ließ uns einen neuen Anfall von seiner
 
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