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Pfeil, Johann Gottlob Benjamin
Die Geschichte des Grafen von P. — Leipzig, 1757 [VD18 14314797]

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https://doi.org/10.11588/diglit.27262#0234
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L2O

Thaler jährlicher Einkünfte, das Misvergnügen,
einen sehr unangenehmen Ehegatten zu umarmen,
bezahlen zu lassen. Die Frau Wells war spöt-
tisch und schalkhaft, so oft sie sich von ihrer ewi-
gen Melancholie auf einen Mgenblick los machte.
Der Antrag ihres Liebhabers und seine eigne Per-
son waren mehr als zu geschickt, sie dieser Me-
lancholie zu entreißen. Sie versicherte den ehr-
baren Herr Meerdyck, daß sie ihm jederzeit mit
der strengsten Sorgfalt die Liebe einer Tochter ge-
gen ihren Vater erweisen würde, wenn es ihr
auch gleich nicht möglich wäre, ihm die Liebe ei-
ner Frau gegen ihren Mann zuzugestehen. Herr
Meerdyck wußte aus seiner kaufmännischen Erfah-
rung, daß noch manches Schiff endlich in den Ha-
fen einlaufe, wenn es gleich zuvor einige Stürme
ausstehen müßte. Seine Jahre hatten ihn fer-
ner weit weiser und verständiger gemacht als eine
hitzige Jugend, über welche die Spötterey die
meiste Gewalt hak. Er ließ also seine Hoffnung
noch nicht sinken, glücklich zu werden. Die Stand-
haftigkeit, mit welcher die Frau Wells den An-
griff von 20OOOO Thaler Vermögen aushielt,
ließ mich hoffen, daß sie nur für die Zärtlichkeit
und Liebe allein überwindlich seyn würde. Die
Schwierigkeiten, welche die meinige zu überstei-
gen fand, verdoppelten nur meinen Muth. Ich
war kein Neuling mehr in der Liebe. Die Frau
Wells that nach und nach spröde, sie floh mich,
sie schien meine Klagen mit Ungeduld anzuhören,
und dennoch hörte sie dieselbigen aus. Es war
also
 
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