Einleitung
1. Die álteste Form des Leo. Die Bamberger Handschrift
Es ist eine wichtige Entdeckung Adolf Ausfelds! gewesen,
daD keine der im einzelnen und oft auch in der ganzen Kompo-
sition voneinander abweichenden Bearbeitungen der roman-
haften Erzàhlung vom Leben Alexanders des Groben, welche
in den vielbenützten Straüburger und Utrechter Drucken oder
in den zahlreichen Handschriften vorliegen, dem ursprünglichen
Werk, wie es der Archipresbyter Leo im 10. Jahrhundert auf
Grund einer griechischen Handschrift gab, so nahestand, wie die
sachlich überaus trockene und knappe, sprachlich im Vergleich
zu jenen anderen Rezensionen überaus bedenkliche Fassung,
die eine Bamberger Handschrift bietet. Diese Handschrift,
cod. Bamb. E. III. 14, war zuerst durch Jàck,? dann durch
G. Waitz? genauer beschrieben worden; die in ihr enthaltene
Historia galt seitdem als eine barbarische Umarbeitung und zum
Teil sinnlose Verstümmelung der bekannten Alexandergeschichte,
wie dies von Waitz ausgesprochen worden war.
Der Nachweis Ausfelds, der das umgekehrte Verhaltnis
herstellte, ist so einfach wie einleuchtend und ist jetzt auch
allgemein als richtig anerkannt. Schon die Tatsache, daß Ba
zusammen mit noch einer Münchner Hs. einen auffallenden
Prolog, der àuferst wichtige Angaben über die Entstehung
von Leos Übersetzung enthàlt, der Darstellung vorausschickt,
wührend er in allen übrigen Hss. und Drucken fehlt, hátte,
worauf Ausfeld noch nicht einmal hingewiesen hat, zu einer
Prüfung der Ansicht von Waitz auffordern müssen. Denn diese
Angaben sind, wie wir noch (S. 5ff.) sehen werden, so detailliert
und historisch kontrollierbar, daB sie einer guten Quelle nahe-
Stehen müssen. Zudem stammt, wie auch Waitz nicht entging,
! Adolf Ausfeld, Über die Quellen zu Rudolfs von Ems
Alexander, Progr. Donaueschingen 1883.
* Jàáck, Archiv der Gesellsch. für àltere deutsche Geschichts-
kunde VI (1834) S. 44—50.
* G. Waitz, ebenda IX (1847) S. 673—703. — Eine von D.
Volkmann gefertigte Abschritt der Handschrift benützte K.
Kinzel für seine Ausgabe von Lamprechts Alexander (18851.
Pfister, Alexanderroman. 1
1. Die álteste Form des Leo. Die Bamberger Handschrift
Es ist eine wichtige Entdeckung Adolf Ausfelds! gewesen,
daD keine der im einzelnen und oft auch in der ganzen Kompo-
sition voneinander abweichenden Bearbeitungen der roman-
haften Erzàhlung vom Leben Alexanders des Groben, welche
in den vielbenützten Straüburger und Utrechter Drucken oder
in den zahlreichen Handschriften vorliegen, dem ursprünglichen
Werk, wie es der Archipresbyter Leo im 10. Jahrhundert auf
Grund einer griechischen Handschrift gab, so nahestand, wie die
sachlich überaus trockene und knappe, sprachlich im Vergleich
zu jenen anderen Rezensionen überaus bedenkliche Fassung,
die eine Bamberger Handschrift bietet. Diese Handschrift,
cod. Bamb. E. III. 14, war zuerst durch Jàck,? dann durch
G. Waitz? genauer beschrieben worden; die in ihr enthaltene
Historia galt seitdem als eine barbarische Umarbeitung und zum
Teil sinnlose Verstümmelung der bekannten Alexandergeschichte,
wie dies von Waitz ausgesprochen worden war.
Der Nachweis Ausfelds, der das umgekehrte Verhaltnis
herstellte, ist so einfach wie einleuchtend und ist jetzt auch
allgemein als richtig anerkannt. Schon die Tatsache, daß Ba
zusammen mit noch einer Münchner Hs. einen auffallenden
Prolog, der àuferst wichtige Angaben über die Entstehung
von Leos Übersetzung enthàlt, der Darstellung vorausschickt,
wührend er in allen übrigen Hss. und Drucken fehlt, hátte,
worauf Ausfeld noch nicht einmal hingewiesen hat, zu einer
Prüfung der Ansicht von Waitz auffordern müssen. Denn diese
Angaben sind, wie wir noch (S. 5ff.) sehen werden, so detailliert
und historisch kontrollierbar, daB sie einer guten Quelle nahe-
Stehen müssen. Zudem stammt, wie auch Waitz nicht entging,
! Adolf Ausfeld, Über die Quellen zu Rudolfs von Ems
Alexander, Progr. Donaueschingen 1883.
* Jàáck, Archiv der Gesellsch. für àltere deutsche Geschichts-
kunde VI (1834) S. 44—50.
* G. Waitz, ebenda IX (1847) S. 673—703. — Eine von D.
Volkmann gefertigte Abschritt der Handschrift benützte K.
Kinzel für seine Ausgabe von Lamprechts Alexander (18851.
Pfister, Alexanderroman. 1