1800-1810
Die Gründung des Museums im Louvre 1793 (ab 1803 Musee Napoleon) motivierte
die Publikation diverser druckgrafischer Sammelwerke, die den Bestand reprodu-
zierten, etwa das prächtige Musee franpais (vgL Kat. 4) oder die kleinformatigeren
und günstigeren Ausgaben der Galerie du musee Napoleon (Paris 1803-1815) und
des Manuel du Museum franpais (Paris 1802-1808; vgL Knels 2019, S. 243). Einer der
produktivsten Herausgeber war jedoch Charles-Paul Landon; die Annales du Musee
markieren dabei den Auftakt für seine ehrgeizigen Publikationsunternehmungen im
ersten Viertel des 19. Jahrhunderts (vgL Kat. 3 u. Kat. 6). Die Popularisierung der Pa-
riser Kunstschätze war für Landon durchaus handlungsleitend, dies belegt die forcierte
Breitenwirksamkeit der Annales du Musee-. Der nüchterne, für alle Landon-Editionen
so charakteristische Umrisslinienstich ermöglichte die schnelle, kostengünstige Re-
produktion der Kunstwerke (meist nach bereits bestehendem grafischen Material)
und beförderte die Annales schlussendlich zu einem auch international rezipierten
Kulturorgan. Die hier vorgestellte, sogenannte premier collection vermittelt einen
nach Gattungen geordneten Überblick über die damals in Paris befindlichen Kunst-
werke: So finden sich darin nicht nur antike Skulpturen und Gemälde alter Meister
aus den ehemaligen royalen Sammlungen, sondern auch aktuelle Arbeiten zeitge-
nössischer Künstler. Ab 1808 verschob sich dann in der deuxieme collection (auch
,Salon-Serie' genannt) der Schwerpunkt hin zu einer ausschließlichen Konzentration
auf die Salon-Ausstellungen (vgl. ebd., S. 248). Im Zeitraum von 1800 bis 1835 er-
schienen in den beiden collections insgesamt 65 Bände.
Im vorliegenden Zusammenhang besonders bemerkenswert sind fünf, von Charles
Normand und Eleonore Lingee gestochene Frontispizien, die einerseits auf kanoni-
sche Künstlerköpfe der griechischen Antike und der italienischen Renaissance
(Taf. la) verweisen, aber auch ganz patriotisch die französischen Protagonisten des
16. und 17. Jahrhunderts fokussieren (Taf. lb).
HL
Literatur
Eva Knels: Der Salon und die Pariser Kunstszene unter Napoleon I. Kunstpolitik, Künstlerische
Strategien, Internationale Resonanzen, Hildesheim u.a. 2019. - Dies.: Die Pariser Kunstszene
im Taschenbuchformat. Zeitgenössische französische Kunst in den Annales du Musee 1800-
1814, in: Isabelle Jansen, Friederike Kitschen (Hg.) und Gitta Ho (Mitarb.): Dialog und Diffe-
renzen. 1798-1870. Deutsch-französische Kunstbeziehungen. Les relations artistique franco-
allemandes, Berlin/München 2010, S. 241-255. - George D. McKee: Charles Paul Landon’s
Advocacy of Modern French Art 1800-1825. The Annales du Musee, in: Ders. und Susan A.
Stein (Hg.): Album Amicorum Kenneth C. Lindsay. Essays on Art and Literature, Binghamton
1990, S. 203-233. - Ornella Scognamiglio: Les „Annales du Musee et de l’ecole moderne des be-
aux-arts" de Charles-Paul Landon dans les annees napoleoniennes, in: II capitale culturale 20
(2019), S. 245-270: http://dx.doi.org/10.13138/2039-2362/2127 [zuletzt: 25.6.2020],
172
Die Gründung des Museums im Louvre 1793 (ab 1803 Musee Napoleon) motivierte
die Publikation diverser druckgrafischer Sammelwerke, die den Bestand reprodu-
zierten, etwa das prächtige Musee franpais (vgL Kat. 4) oder die kleinformatigeren
und günstigeren Ausgaben der Galerie du musee Napoleon (Paris 1803-1815) und
des Manuel du Museum franpais (Paris 1802-1808; vgL Knels 2019, S. 243). Einer der
produktivsten Herausgeber war jedoch Charles-Paul Landon; die Annales du Musee
markieren dabei den Auftakt für seine ehrgeizigen Publikationsunternehmungen im
ersten Viertel des 19. Jahrhunderts (vgL Kat. 3 u. Kat. 6). Die Popularisierung der Pa-
riser Kunstschätze war für Landon durchaus handlungsleitend, dies belegt die forcierte
Breitenwirksamkeit der Annales du Musee-. Der nüchterne, für alle Landon-Editionen
so charakteristische Umrisslinienstich ermöglichte die schnelle, kostengünstige Re-
produktion der Kunstwerke (meist nach bereits bestehendem grafischen Material)
und beförderte die Annales schlussendlich zu einem auch international rezipierten
Kulturorgan. Die hier vorgestellte, sogenannte premier collection vermittelt einen
nach Gattungen geordneten Überblick über die damals in Paris befindlichen Kunst-
werke: So finden sich darin nicht nur antike Skulpturen und Gemälde alter Meister
aus den ehemaligen royalen Sammlungen, sondern auch aktuelle Arbeiten zeitge-
nössischer Künstler. Ab 1808 verschob sich dann in der deuxieme collection (auch
,Salon-Serie' genannt) der Schwerpunkt hin zu einer ausschließlichen Konzentration
auf die Salon-Ausstellungen (vgl. ebd., S. 248). Im Zeitraum von 1800 bis 1835 er-
schienen in den beiden collections insgesamt 65 Bände.
Im vorliegenden Zusammenhang besonders bemerkenswert sind fünf, von Charles
Normand und Eleonore Lingee gestochene Frontispizien, die einerseits auf kanoni-
sche Künstlerköpfe der griechischen Antike und der italienischen Renaissance
(Taf. la) verweisen, aber auch ganz patriotisch die französischen Protagonisten des
16. und 17. Jahrhunderts fokussieren (Taf. lb).
HL
Literatur
Eva Knels: Der Salon und die Pariser Kunstszene unter Napoleon I. Kunstpolitik, Künstlerische
Strategien, Internationale Resonanzen, Hildesheim u.a. 2019. - Dies.: Die Pariser Kunstszene
im Taschenbuchformat. Zeitgenössische französische Kunst in den Annales du Musee 1800-
1814, in: Isabelle Jansen, Friederike Kitschen (Hg.) und Gitta Ho (Mitarb.): Dialog und Diffe-
renzen. 1798-1870. Deutsch-französische Kunstbeziehungen. Les relations artistique franco-
allemandes, Berlin/München 2010, S. 241-255. - George D. McKee: Charles Paul Landon’s
Advocacy of Modern French Art 1800-1825. The Annales du Musee, in: Ders. und Susan A.
Stein (Hg.): Album Amicorum Kenneth C. Lindsay. Essays on Art and Literature, Binghamton
1990, S. 203-233. - Ornella Scognamiglio: Les „Annales du Musee et de l’ecole moderne des be-
aux-arts" de Charles-Paul Landon dans les annees napoleoniennes, in: II capitale culturale 20
(2019), S. 245-270: http://dx.doi.org/10.13138/2039-2362/2127 [zuletzt: 25.6.2020],
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