Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Platner, Ernst Zacharias; Bunsen, Christian Karl Josias von; Roestell, Friedrich Wilhelm; Niebuhr, Barthold Georg; Hoffmann, Friedrich; Gerhard, Eduard; Sarti, Emiliano
Beschreibung der Stadt Rom (Band 3. Die sieben Hügel, der Pincio, das Marsfeld und Trastevere, Dritte Abtheilung): Das Marsfeld, die Tiberinsel, Trastevere und der Janiculus, oder der Beschreibung zehntes und elftes Buch — Stuttgart und Tübingen: in der J. G. Cotta'schen Buchhandlung, 1842

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.71136#0187
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext
Palast Colonna.

167

Die Entführung der Europa in lebensgrossen Figuren
von Albano; ein Gemälde von guter Farbe. Der Kopf der
Europa ist unbedeutend. Anmuth hingegen erscheint in den
vier Amoren, welche den dieselbe entführenden Stier um-
geben.
Der heil. Hieronymus betend in der Wüste: bei ihm
der Löwe, sein gewöhnliches Attribut: im Hintergründe ein
Crucifix; ein schönes Gemälde, angeblich von Perugino. Es
scheint zwar dem Zeitalter dieses Künstlers, aber nicht seinem
eigenthümlichen Charakter, und dem seiner Schule zu ent-
sprechen. Die Farbe ist durch Kraft und Klarheit, und der
Kopf des Hieronymus durch Ausdruck der Seele ausgezeich-
net, obgleich er nicht dem Charakter entspricht, den man den
Vorstellungen dieses Heiligen zu geben pflegt.
Ein Bauer, welcher Bohnen isst; ein flüchtig behandeltes,
und wenig erfreuliches Bild, welches dem Annibale Caracci,
wir zweifeln ob mit völliger Sicherheit, zugeschrieben wird.
Bildniss eines langbärtigen Mannes in halber Figur, mit
einem Buche in der Linken, in schwarzer mit Pelzwerk auf-
geschlagener Kleidung, und einer schwarzen Mütze auf dem
Haupte; ein vornehmlicli durch ungemeine Schönheit und
Klarheit der Farbe höchst ausgezeichnetes Werk eines Malers
der altdeutschen oder niederländischen Schule. Dem Holbein,
dem es hier zugeschrieben wird, entspricht es nicht in Hin-
sicht der diesem Künstler eigenthümlichen Strenge und an
Härte gränzenden Bestimmtheit der Zeichnung und Model-
lirung. Die Meinung, dass der hier vorgestellte Mann —
dessen Bildung vielmehr einen Deutschen als einen Italiäner
vermuthen lassen sollte — aus der Familie Colonna sei, mag
vielleicht nur die Säule veranlasst haben, die, nebst dem
Colosseum, im Hintergründe erscheint. *)
Ein sehr schönes Bildniss von Paul Veronese; ein stehen-

*) Bei Litta (delle Familie celebri d'ltalia) wird dieses Gemälde
für das Bildniss des im Jahre 1425 verstorbenen Lorenzo Ono-
frio Colonna, Bruders des Papstes Martin V, und dabei für
ein Werk von Holbein erklärt, der erst im Jahr 1498 geboren
wurde. Auch das Bildniss der genannten Person kann es aus
dem Grunde nicht sein, weil es eine weit spätere Zeit der
Kunst zeigt.
 
Annotationen