Pantheon.
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Venus in sich erhält,*) oder vielmehr, wie es mir scheint,
weil es durch sein rundes Gewölbe Aehnlichkeit mit dem
Himmel zeigt." Die durch keinen alten Schriftsteller be-
glaubigte Annahme, dass es allen Göttern geweiht war und
die Bildsäulen aller derselben in sich enthielt, gründet sich
höchst wahrscheinlich auf eine im frühen Mittelalter auf-
gekommene Sage,**) von der man nachmals den Namen Pan-
theon herleiten wollte. Ganz grundlos ist die noch später ent-
standene Meinung, dass dieses Gebäude ein Tempel der Cybele
gewesen. ***)
Wir finden während der Zeit des heidnischen Roms
mehrere Unfälle und dadurch veranlasste Ausbesserungen des
Pantheons erwähnt. Nach Dio Cassius würden bereits im
Jahr 732, und demnach drei Jahre nach seiner Vollendung,
einige Bildsäulen desselben vom Blitze getroffen, unter denen
sich die des August befand, deren Hand dadurch die Lanze
entfiel. Auch nennt es jener Schriftsteller unter den Ge-
bäuden, welche von der grossen Feuersbrunst unter dem Titus
ergriffen wurden. Dem Eusebius und Cassiodor zufolge
wurde es von den bei diesem Brande erlittenen Beschädigungen
*) Hirt hat aus dieser Stelle des Dio gefolgert, dass die ge-
dachten Bildsäulen des Mars und der Venus als Signa Panthea
erschienen, weil ihnen die Attribute mehrerer Gottheiten ge-
geben worden waren. Hingegen bemerkt Sachse (Gesch. und
Beschr. der alten Stadt Rom S- 868), dass hier keinesweges (wie
es auch nach den Worten des Dio scheinen sollte) von Götter-
symbolen, sondern von Bildnissen mehrerer Götter, die an
jenen beiden Bildsäulen angebracht waren, die Rede sei.
Der vorerwähnten Bildsäule der Venus diente die in zwei
Theile zerschnittene kostbare Perle der Cleopatra zum Ohren-
gehänge. Eine andere von gleicher Grösse hatte diese Königin
in Essig aufgelöst bei einer Abendmahlzeit genossen, um den
Antonius an Verschwendung zu übertreffen.
**) Nach Paulus Diaconus sollte auf Befehl des Kaisers Phokas
dieser Tempel in eine Kirche der heil. Jungfrau und aller
Märtyrer umgeschaffen werden, damit da, wo man nicht alle
Götter, sondern alle bösen Geister verehrte, das Gedächtniss
aller Heiligen gefeiert werde.
***) wir finden unter den fabelhaften Nachrichten der bekannten
Mirabilien Roms, dass Bonifacius IV dieses Gebäude der heil.
Jungfrau und allen Märtyrern an demselben Tage weihete, an
welchem es der Cybele geheiligt worden war. Die dabei der
Cybele gegebene Benennung der Mutter aller Götter lässt ver-
muthen, dass man wegen des Namens Pantheon hier einen
ehemaligen Tempel dieser Göttin zu erkennen glaubte.
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Venus in sich erhält,*) oder vielmehr, wie es mir scheint,
weil es durch sein rundes Gewölbe Aehnlichkeit mit dem
Himmel zeigt." Die durch keinen alten Schriftsteller be-
glaubigte Annahme, dass es allen Göttern geweiht war und
die Bildsäulen aller derselben in sich enthielt, gründet sich
höchst wahrscheinlich auf eine im frühen Mittelalter auf-
gekommene Sage,**) von der man nachmals den Namen Pan-
theon herleiten wollte. Ganz grundlos ist die noch später ent-
standene Meinung, dass dieses Gebäude ein Tempel der Cybele
gewesen. ***)
Wir finden während der Zeit des heidnischen Roms
mehrere Unfälle und dadurch veranlasste Ausbesserungen des
Pantheons erwähnt. Nach Dio Cassius würden bereits im
Jahr 732, und demnach drei Jahre nach seiner Vollendung,
einige Bildsäulen desselben vom Blitze getroffen, unter denen
sich die des August befand, deren Hand dadurch die Lanze
entfiel. Auch nennt es jener Schriftsteller unter den Ge-
bäuden, welche von der grossen Feuersbrunst unter dem Titus
ergriffen wurden. Dem Eusebius und Cassiodor zufolge
wurde es von den bei diesem Brande erlittenen Beschädigungen
*) Hirt hat aus dieser Stelle des Dio gefolgert, dass die ge-
dachten Bildsäulen des Mars und der Venus als Signa Panthea
erschienen, weil ihnen die Attribute mehrerer Gottheiten ge-
geben worden waren. Hingegen bemerkt Sachse (Gesch. und
Beschr. der alten Stadt Rom S- 868), dass hier keinesweges (wie
es auch nach den Worten des Dio scheinen sollte) von Götter-
symbolen, sondern von Bildnissen mehrerer Götter, die an
jenen beiden Bildsäulen angebracht waren, die Rede sei.
Der vorerwähnten Bildsäule der Venus diente die in zwei
Theile zerschnittene kostbare Perle der Cleopatra zum Ohren-
gehänge. Eine andere von gleicher Grösse hatte diese Königin
in Essig aufgelöst bei einer Abendmahlzeit genossen, um den
Antonius an Verschwendung zu übertreffen.
**) Nach Paulus Diaconus sollte auf Befehl des Kaisers Phokas
dieser Tempel in eine Kirche der heil. Jungfrau und aller
Märtyrer umgeschaffen werden, damit da, wo man nicht alle
Götter, sondern alle bösen Geister verehrte, das Gedächtniss
aller Heiligen gefeiert werde.
***) wir finden unter den fabelhaften Nachrichten der bekannten
Mirabilien Roms, dass Bonifacius IV dieses Gebäude der heil.
Jungfrau und allen Märtyrern an demselben Tage weihete, an
welchem es der Cybele geheiligt worden war. Die dabei der
Cybele gegebene Benennung der Mutter aller Götter lässt ver-
muthen, dass man wegen des Namens Pantheon hier einen
ehemaligen Tempel dieser Göttin zu erkennen glaubte.